Vermutlich hat fast jeder Bromptonaut eine Regenstrategie entwickelt, die zu den eigenen Bedürfnissen passt. Manche fahren sogar nur bei Sonnenschein


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Selbst habe ich da ein mehrstufiges Konzept je nach Zweck der Bromptonnutzung und Jahreszeit. Die klassische Kombi aus Regenjacke und Regenhose kommt dabei so gut wie nicht mehr vor (nur noch im Ausnahmefall), u.a. weil ich das heitere auf einem Bein rumhüpfen beim An- und Ausziehen der Regenhose ebenso leid war wie das Schwitzen unter der Regenbekleidung.
Eine recht dicke robuste Nylonregenhose nutze ich gelegentlich nach wie vor bei grosser Kälte und Schneefall, weniger gegen Nass sondern als windabweisenden Layer und zusätzliche Isolation. Ansonsten wie folgt:
1. Im Sommer, wenn es auf kurze Tour geht mit eventuellem, aber nicht sicherem Regen: dünne Membran-Regenjacke mit Belüftungsreissverschlüssen unterm Arm plus
Rainlegs.

Reicht bei den Temperaturen dicke aus und die Jacke eignet sich auch, wenn es abends etwas frischer wird. In meinem Fall eine Rad-Regenjacke von Vaude mit abnehmbarer Kapuze, aber Marke und Modell sind da eigentlich egal. Die Rainlegs sind ziemlich fantastisch und sehr viel leistungsfähiger, als man auf Anhieb vermuten würde.
2. Auf längerer Tour oder wenn die Regenwahrscheinlichkeit hinreichend hoch ist: Wie Till nehme ich da den
neongelben Carradice-Poncho Proroute.

Gut belüftet, schnell an- und ausgezogen, sehr guter Wetterschutz, extrem angenehm zu nutzen und kleines Packmass und günstig noch dazu Ist dann in einer der hinteren Blasebalgtaschen der Fronttasche.
3. Im Alltag auf kurzen Strecken, wenn Regen möglich ist, aber kein Wolkenbruch: normale Brompton/Barbour-Wachsjacke (aus der ersten Brompton-Barbour-Kollektion) plus schnelltrocknende Hose von Vulpine (
Rain Trousers). Das sind robuste und dennoch elegante Chinos für Radfahrer aus schnelltrocknendem synthetischen Material.

Jacke wie Hose sind gesellschaftsgeeignet, sehr praktisch und sehr bequem und ziehe ich sowieso im Alltag an. Ob's regnet oder nicht macht also genau keinen Extraaufwand. Eventuell ergänzt durch Mitnahme der Rainlegs - die haben ein minimales Packmass und sind da eine gute Ergänzung. Oder eben der Poncho auf Verdacht in der Tasche dabei - Standard ab Spätsommer. Die Lösung sorgt nur dafür, dass er später (und oft gar nicht) zum Einsatz kommen muss.
4. Wenn es übel heftigst wolkenbricht oder im Winter bei längeren Fahrten durch Schneegestöber:
Duxback Wachsponcho von Carradice.
Gegenüber dem Nylonmodell hat der den Vorteil, sehr viel dicker und schwerer zu sein, d.h. er klebt nicht auf der Haut bei massivem, längerem Regen, hält trotz Belüftung von unten ein bisschen warm bzw. isoliert und fühlt sich an wie das Bekleidungsäquivalent zu einer warmen Tasse Tee im Ohrensessel. Ausserdem ist er noch weniger flatteranfällig. Nachteil sind Gewicht und Packmass, ausserdem ist der Preis etwas höher und leider ist reflektieren bzw. den Radler sichtbar machen nicht gerade seine starke Seite.

Dafür ist er was zum Vererben und man kann wahrscheinlich auch drin wohnen.
Für richtiges Schweinewetter habe ich ausserdem Nylonüberschuhe und wollte mir immer mal die "extended Version" mit eingebauter (Halb-)Gamasche (Spats nennt die der Engländer) zulegen - die Praxis hat gezeigt, dass der Bedarf dafür bei mir aber gering ist und deswegen habe ich das bisher nicht getan.
Ab davon haben die Ponchos den Vorteil, dass man beliebig viele Lagen Kleidung darunter tragen kann - passt immer. Die normale Regenjacke wird da schnell zur Presswurst und als Ganzjahres-Allwetterradler bin ich ein grosser Freund des Zwiebelprinzips: Jahreszeitabhängig kann vom blossen T-Shirt bis zu mehreren Lagen Shirt, Pullover, Fleece, Daune, Jacken übereinander so allerlei in beliebiger Kombination drunter sein. Gestern waren es in Berlin -10 Grad, da waren es am Oberkörper insgesamt 5 Lagen auf dem Weg in's Büro. Den Poncho hat es mangels Niederschlag nicht gebraucht, wäre aber kein Problem gewesen. Die Regenjacke hätte da niemals drübergepasst.
Die Regenponchos haben durchaus einen leichten "Segel im Wind"-Effekt, auf dem Brompton ist mir das aber egal und der Komfort dieser Lösung ist ausserdem so viel höher als der anderer Lösungen, dass ich eventuelle gefühlte Geschwindigkeitsnachteile gerne in Kauf nehme.