Wer von euch hat Erfahrungen mit einer Rohloff im Brompton? Abgesehen von den hohen Kosten der Schaltung plus Hinterbau, wie ist das Fahrgefühl und allgemeine Handling. Das Faltmaß wird wohl geringfügig breiter ausfallen und ist das erhöhte Gewicht beim Tragen deutlich bemerkbar?
Die Frage ist, welches Problem Du lösen willst, ob die Rohloff dafür ein angemessenes und geeignetes Mittel ist und welche Alternativen vorhanden sind.
An sich ist die Rohloff im Brommi nicht anders als in anderen Rädern: eine exzellente, ultrarobuste, fein abgestimmte Schaltung mit grosser Bandbreite und gleichmässigen nahezu idealen Gangsprüngen. Im Vergleich zu anderen Nabenschaltungen mit mehr als drei Gängen läuft sie leichter, nachdem sie eingelaufen ist (sprich nach ca. 5000km). Der Gewichtszuwachs beträgt gegenüber einem 6-Gang Brompton grob 1kg. Durch das Schalten mit nur einem Griff und die Möglichkeit zum Schalten im Stand ist sie im Handling deutlich angenehmer als die Alternativen wie z.B. die von
@gebronaut in's Spiel gebrachte Lösung per Doppelkettenblatt, die BWR oder eine Lösung per Schlumpf.
Billiger ist die Alfine 11, auch die braucht allerdings 135mm Hinterbau, ist lange nicht so Robust, hat etwas weniger Spreizung, einen nervigen Gangsprung von 1 auf 2 und ich finde sie vom Fahren immer etwas "Treten in ein Gummiband".
Eine reine Kettenschaltung läuft, wenn gut gepflegt, etwas leichter als die Rohloff, allerdings ist das am Brommi keine Alternative, wenn man auf vergleichbare Spreizung rauswill.
Die komplette Bandbreite der Rohloff nach unten braucht man am Brommi eher selten, wenn man nicht sehr häufig in deutlich bergigem Geläuf unterwegs ist. Von daher ist es eine ziemlich luxuriöse Lösung. Aber eine mittlerweile sehr einfach zu verbauende, mit den Cooper-Hinterbauten sozusagen schon Baukasteneinfach.
Da man Rohloffs gut gebraucht kaufen kann ist auch der Preis kein so fürchterlich dramatisches Element und gebrauchte Naben haben den Vorteil, dass sie schon eingelaufen sind.

Beachten sollte man beim Gebrauchtauf neben dem in
#3 erwähnten daß es vor knapp 10 Jahren die Umstellung von Schraubritzel auf Steckritzel gab. Schraubritzel gibt es nur noch in Restbeständen, das am Brommi nötige 13er wohl gar nicht. Die Umrüstung auf Steckritzel kostet ca. 40 Euro und natürlich muss man das alte Schraubritzel erst mal abkriegen - für den einmaligen Bedarf den relativ teuren Abzieher zu kaufen lohnt nicht unbedingt. Auch wurde der Schaltgriff geändert, ebenfalls vor grob 10 Jahren - Gummis für den alten Griff gibt es nicht mehr, bei verschlissenem oder defektem Gummi muss also ein neuer Griff her, kostet ca. 80 Euro.
Die sonstigen Änderungen findest Du in den
FAQ bei Rohloff unter "technische Änderungen der laufenden Serie", fürchterlich relevant sind die nicht. Ich habe mehrere Rohloffs aller Alterklassen in Betrieb und die geben sich nichts.
Durch die geänderte Kettenlinie müsste ein Perfektionist ein etwas breiteres Tretlager verbauen, kann man machen, muss man aber nicht.
Im Alltag ist sie extrem angenehm, das höhere Gewicht merkt man natürlich beim Tragen. Das Faltmass nimmt in der Breite minimal zu, ist aber kein Problem. Bei den Cooper Hinterbauten kann man die Kurbel in gefaltetem Zustand nicht mehr durchdrehen und muss daher vor dem Falten auf die Kurbelstellung achten - eine Frage der Gewohnheit.
Hinterbau geht via Ben Cooper/Kinetics als "Plug and Play", für mehr Geld via Eerder Metal oder Steve Parry oder ohne relevante Kosten, dafür mit Nervenkitzel und etwas Risiko via Aufweitung des existierenden Hinterbaus, was schon recht sportlich ist, aber von diversen Leuten schon erfolgreich gemacht wurde. Im Zweifel kann man auch bei
@Juliane nachfragen ob sie die Operation incl. Transplantation übernimmt. Sie weitet ja regelmässig für ihren "Standardumbau" auf Nexus 8, da aber nicht ganz so weit. Hat aber meines Wissens auch schon dickere Kandidaten eingebaut.
Mit den Custom Hinterbauten ergibt sich (im Gegensatz zur reinen Aufweitung) die Möglichkeit für Scheibenbremse, das ist angenehm im Alltag, weil Felgenverschleiss kein Thema mehr ist und es am Hinterrad deutlich weniger dreckig ist. Die Scheibenbremsaufnahme kann man nachrüsten, das kostet aber (derzeit mW ~200€), daher beim Gebrauchtkauf am besten gleich mit Scheibenbremsaufnahme kaufen.
Ich bin so ziemlich jede mögliche Schaltung im Brommi schon gefahren und habe zwei Favoriten:
- die Zweigang im Titanbrompton wegen Reduziertheit und Gewichtsersparnis
- die Rohloff im Tourenbrommi wegen Universalität und "immer den passenden Gang"
Innerstädtisch nehme ich hier in Berlin meist das Zweigang, schlicht weil es in meinem Setup 3kg leichter ist als der Rohloff Tourenbomber und für den alltäglichen städtischen Einsatz voll ausreichend ist. Das liegt aber nicht nur an der Schaltung sondern auch an Titan, kein Gepäckträger, kein Ledersattel, leichtere Reifen etc. und die Wahl mit daran, weil ich oben in einem Altbau ohne Fahrstuhl wohne und das Rad also viele Etagen hoch und runter tragen muss bei jedem Einsatz. Das geht auch mit dem Rohloff-Brommi problemlos, den Gewichtsunterschied merkt man aber schon.
Das Rohloff-Brommi wiederum ist der Nobrainer - kann alles, macht alles, ob Alltag, Touren, Berge oder Anhänger.
"Brauchen" braucht man gewiss keine Rohloff im Brommi. Sie ist aber angenehm und macht das Rad sehr komfortabel und universell, also noch etwas mehr, als es ohnehin schon ist.