Warum kann das Brompton so langsam fahren?

Elvis

Mitglied
Hallo zusammen,
wenn ich in der Fußgängerzone unterwegs bin, wundert es mich immer wieder, warum ich ohne großes Lenken hinter gemütlich schlenderten Menschen hinterher fahren kann. (ohne dabei umzukippen)

Kann mir jemand dieses Phänomen mal schlüssig erklären?
(Chorioliskraft, Kontinentaldrift etc...?)

Am besten auf dem Vorschul-Level ;-)

LG E
 
Eine – zumindest teilweise – Erklärung könnte sein, dass der Schwerpunkt des Gesamtsystems tiefer liegt als bei einem z.B. 28" Rad; erkennbar u.a. daran, dass der minimale Pedal-Bodenabstand beim Brommi geringer ist.
Meine zweite Vermutung: Bei gleichem Gesamtgewicht ist das Reifenabdruck-Oval breiter. Man ist also auf einem breiteren "Seil" unterwegs. Soviel ich weiß, hat man bei Mountainbikes den gleichen Effekt. Und die setzen zusätzlich ebenfalls auf niedrigen Schwerpunkt.
Aber trotz allem nicht vergessen: Primär ist es die Bewegung(senergie), die einen in der Spur hält (wie im richtigen Leben).
 
Das hängt nach meinem Raten auch mit der Geometrie zusammen. Extrem nervöse Lenkung, deshalb kann es auch auf sehr kurzem Weg wieder auf den richtigen Weg gebracht werden. Die natürlichen Schlangenlinien des schwankenden Radfahrenden sind sehr kurz. Bevor man umkippt hat sich das Brommie schon wieder aufgerichtet.

schnelles Googeln liefert z. B. das hier. Kann ja mal jemand lesen und hier zusammenfassen.
System Identification of the Brompton Bicycle
https://core.ac.uk/download/pdf/76353283.pdf
 
Das hat auch nichts mit dem Schwerpunkt zu tun, der beim Brommi kaum anders ist als bei anderen Rädern und sowieso bei jedem Rad wesentlich vom Gewicht des Menschen bestimmt wird, der drauf sitzt. Auch glaube ich (ohne es nachgemessen zu haben) nicht, dass der Nachlauf beim Brommi geringer ist als z.B. beim Rennrad.
Falls es diesen Effekt tatsächlich geben sollte, wäre er m.E. eher darauf zurückzuführen, dass die Brommi-Laufräder sich pro zurückgelegter Strecke häufiger drehen als große Laufräder und deshalb durch ihre Rotation stärker stabilisiert werden als diese. Bei höheren Geschwindigkeiten wird der Unterschied nicht spürbar, bei sehr geringen schon.
Das heißt nicht, dass man mit größeren Rädern nicht ebenfalls sehr langsam fahren oder auch einfach stehen bleiben kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dann gebe ich mein Spekulatius auch noch mit dazu: Das, was bei hohen Geschwindigkeiten eher ein Problem ist, punktet bei niedrigen. Die Lenkung, die aufgrund der geringen Masse sehr leichtgängig ist, ist für die schnellen Korrekturen beim Langsamfahren von Vorteil. Größere Räder haben da einfach mehr Trägheit, gegen die man anlenken muss.
 
Danke @brommix
Ne Master-Arbeit über das Brompton!!!!

Ganz klar, die Umdrehungs-Rate ist genau wie ich VERMUTET hab
Ψ = ˙ wysin(φ) + wzcos(φ)🤓
...hätt ich das bloß vorher GEWUSST!

Und das braucht man nur noch in das lineare Fahrrad-Modell einsetzen
[M]¨q + v[C1] ˙q + g([K0] + v 2 [K2])q = [f]🤪

Nee im Ernst, ich beweg auch den Lenker nur ganz wenig - wundert mich immer wieder, wieviel andere Leute da rumrudern...
 
Massenträgheit. Viele behaupten ja am Anfang, das Brompton würde wegen der kleinen Räder so"nervös" fahren (wird bei Liegerädern genauso behauptet). der Grund ist aber, dass die meisten Menschen die Hände nicht wirklich still halten können. Reiter wissen ein Lied davon zu singen. Ein großes Rad (26 od.28") reagiert aber wegen seiner Trägheit kaum auf dieses "gewackel", kleine Laufräder dagegen schon. Sobald Mensch gelernt hat, die Hände ruhig zu halten (und dem Pferd nicht dauernd im Maul rumzuppelt), fährt auch das Rad ruhiger.

Juliane
 
@Juliane: Dann passt es doch. Verglichen mit einem großen Rad fährt es aufgrund der kleinen Räder unruhig mangels träger Masse. Geht mir ja auch so, dass ich es beim Wechsel vom 26er mit 50er Reifen für einen Moment sehr nervös finde, aber das ist halt ein Regelkreis, den man da im Kopf hat, der sich erstmal wieder auf andere Parameter einstellen muss. Das hat nicht grundsätzlich was mit nicht ruhighalten können zu tun, sondern eben mit Gewöhnung an trägere Räder.
 
@Juliane: Dann passt es doch. Verglichen mit einem großen Rad fährt es aufgrund der kleinen Räder unruhig mangels träger Masse. Geht mir ja auch so, dass ich es beim Wechsel vom 26er mit 50er Reifen für einen Moment sehr nervös finde, aber das ist halt ein Regelkreis, den man da im Kopf hat, der sich erstmal wieder auf andere Parameter einstellen muss. Das hat nicht grundsätzlich was mit nicht ruhighalten können zu tun, sondern eben mit Gewöhnung an trägere Räder.
Diesen Effekt habe ich auch bemerkt, wenn ich mit dem großen Reiserad drei Wochen mit Lowridergepäck gefahren bin und dann erstmals wieder ohne solches. Ein Gezappel!
Gleiches, nachdem ich einen Tag mit einem beladenen Bullitt gefahren und dann wieder auf ein Normalrad umgestiegen bin.
 
Drehimpulserhaltung hilft beim Radfahren, da geht nach meiner Erinnerung die Winkelgeschwindigkeit linear ein (bei kleinen Rädern groß), aber auch das Trägheitsmomenr und damit auch da geht die Größe des Rades, Abstand der Masse (Felge/Reifen) zur Drehachse quadratisch(!) ein.
Der Nachlauf ist sicher noch ein Punkt.
Jan
 
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