Van Moof weiterhin in der Krise

Ärgerlich für die Kunden, die ihre reparaturbedürftigen Räder zur Zeit nicht vom Service zurück erhalten oder eventuell künftig keinen Service mehr für ihre (nicht unwesentlich mit proprietären Teilen aufgebauten) Räder erhalten. Nicht zu reden von der starken Einbindung in Online- und "Smart"-Funktionen, die eventuell künftig nicht mehr unterstützt werden.
 
Zunächst mal sind sie ja noch nicht pleite. Kritisch ist es bei van Moof ja schon ein paar Tage länger. Und der aktuelle Zahlungsblocker dient dazu Zeit zu gewinnen, um den Laden wieder auszurichten. Ob's funktioniert ist ungewiss. Als Hinweis für Besitzer stand im heutigen Artikel bei Golem:

Die Mitglieder der Vanmoofing-Facebook-Gruppe empfehlen, Schutzmaßnahmen zu ergreifen, etwa ihre Bluetooth-Verschlüsselungsschlüssel zu exportieren. "Wenn VanMoof nicht mehr in der Lage ist, seine Serverkosten zu decken, könnten diese Schlüssel für immer verloren gehen und zahllose Fahrräder als elektronischer Abfall ohne Rückgabemöglichkeit zurückbleiben", heißt es in einem Posting. Dies sei mit dem Vanmoof Encryption Key Exporter möglich.

Ich habe den Hype um van Moof eh nie verstanden: relativ schwer, ziemlich basale Motor- und Antriebstechnik, unpraktisch dank fest verbautem Akku, für das Gebotene ziemlich teuer. Dazu komplett verdongelt und nicht funktionierende bzw. ständig zickende oder defekte "Komfortfunktionen", die sich nur per Handy nutzen lassen und ohne die das Rad nicht nur nicht fährt sondern sich nicht mal aufschliessen lässt. Ich kenne jemanden, der so ein Ding hatte - das war mehr Zeit beim Service als es gefahren ist wegen ständiger Fehler und Defekte an der Elektronik.
Das Design kann man schick finden - mein Fall ist es nicht. Sieht aus wie ein Waffenrad vom Militär - aber nun, Geschmäcker sind verschieden.
 
aus dem verlinkten Artikel:
Tatsächlich schaffte es Vanmoof mit seinen auch in der Designsprache innovativen E-Bikes nie in die schwarzen Zahlen und machte mit jedem Fahrrad Verlust.
und
Fachleute bemängelten in der Vergangenheit immer wieder die Qualität der verbauten Technik, die besonders anfällig für Reparaturen sei. Allein im Jahr 2021 hatte Vanmoof acht Millionen Euro für Reparaturen oder Ersatz während der Garantiezeit zurückstellen müssen.
und vermutlich sind die Pedelecs so, dass man da mit handelsüblichem Werkzeug und Ersatzteilen kaum etwas machen kann.
 
und vermutlich sind die Pedelecs so, dass man da mit handelsüblichem Werkzeug und Ersatzteilen kaum etwas machen kann.
Die Schaltungen sind mw stinknormale Sturmey Archer (zweigang Automatik, Dreigang Nabe, evtl. auch Fünfgang-Nabe - bei letzterem bin ich nicht sicher), gerne mit Zahnriemen, wenn ich mich recht erinnere. Die Motoren sind recht primitive Vorderradmotoren mit ebenso primitiver Steuerung und kleinem Akku. Scheibenbremsen sind auch Standard und irgendwas nicht Berühmtes. Das ist alles ziemlich low end. Das ist auch soweit hinreichend robust von der Basis her. Aber da alles furchtbar integriert ist und man eben irgendwelchen eigentwickelten Bluetoothtand verbaut hat für Steuerung, Wegfahrsperre etc. und das maximal unzugänglich im Rahmen ist der ganze Mist halt schäbig zu warten, zu 100% abhängig vom Hersteller und fürchterlich fragil. Wie gesagt: Ich verstehe nicht, wieso man sich für das Geld so was antut. Für weniger Geld gibt es deutlich bessere Räder. Erst jüngst hat van Moof etwas günstigere Modelle auf den Markt gebracht, aber für die gilt eigentlich immer noch das gleiche was den Mitbewerb angeht.
Mein Eindruck ist: Die Dinger verkaufen sich über das Design und teilweise das Fancynessversprechen was die Bluetoothgeschichten angeht an Leute, die nicht sonderlich Fahrrad- bzw. technikaffin sind. Ich mag mich aber täuschen.
 
Hhm, ich seh da irgendwie Parallelen zu BKTech AG in der Schweiz, welche nach dem sehr zuverlässigen Elektrovelo Flyer (wird heute Flyer Classic genannt) den Flyer F auf den Markt brachte.

Ich zitiere mal aus der Geschichte vom Flyer: "Darauf folgte die innovative FLYER F-Serie – ein FLYER E-Bike mit sportlichem Design und innovativer Technik."

Nur wird in der Geschichte von Flyer leider verschwiegen, dass wegen dem Flyer F die Firma BKTech AG hops ging. Mein damaliger Flyer-Händler berichtete von ca. 50% der von ihm verkauften F-Serie, welche nicht richtig funktionierte und zurück zum Hersteller gingen. Aber hauptsache sprotliches Design und innovative Technik, die leider bei diesem Modell versagte. Anschliessend wurden die Aktivitäten von BikeTech AG übernommen.

Und van Moof? "... in der Designsprache innovativen E-Bikes..." :oops:

Griessli
Tipsi
 
Zunächst mal sind sie ja noch nicht pleite. Kritisch ist es bei van Moof ja schon ein paar Tage länger. Und der aktuelle Zahlungsblocker dient dazu Zeit zu gewinnen, um den Laden wieder auszurichten. Ob's funktioniert ist ungewiss.

Das sind typische gerichtliche Maßnahmen, um die Insolvenzmasse vorläufig zu sichern. Ob die Firma unter Begleitung der gerichtlich bestellten Sachwalter auf einen grünen Zweig kommt ist tatsächlich ungewiss, und würde realistischerweise rettende Geldgeber oder Aufkäufer erfordern. Ob sich da jemand rantraut?
 
Hier ein weiterer Artikel, der die Situation knapp und präzise zusammenfasst:

Dutch e-bike brand VanMoof has been declared bankrupt.

The company said in a statement that a judge at the Amsterdam District Court had declared Dutch entities VanMoof Global Holding BV, VanMoof BV and Van Moof Global Support BV bankrupt on Tuesday, July 17.

Administrators are now in the process of assessing the situation and the possibility of a restart.

This includes exploring a sales process for the assets and activities of VanMoof to a third party so the company can continue operations.

Legal entities outside the Netherlands are not currently involved in the insolvency proceedings. The brand’s intention is to keep these entities running as usual

The decision on VanMoof’s bankruptcy came sooner than expected as only last week the brand filed for Chapter 11 status to protect it from creditors.

This led to the court ordering a two-month cooling down period to allow administrators to assess the situation in order to find a solution so that VanMoof could continue its activities.

Despite this, the administrators have seen no other option than to declare the brand bankrupt.

The company has confirmed its e-bikes will remain functional and rideable as it aims to keep the VanMoof app and servers online, with hopes of securing the ongoing services for the future.

As unforeseen circumstances could arise, owners are advised to create a backup unlock code so they can unlock the bike through the buttons on the handlebar.

Outgoing deliveries of replacement e-bikes, accessories and parts have been stopped, and the brand’s stores will remain closed.

All repaired and unrepaired bikes that are owned by riders, and currently located in one of the VanMoof repair stores in the Netherlands, can be picked up by the riders.

The administrators are currently assessing the best way to organise these collections

Anyone seeking a refund of a prepayment made for a new e-bike will be able to file a claim in the bankruptcy proceeding.

A support document with FAQs and information has been issued to keep people updated on the situation.

Quelle: VanMoof declared bankrupt, administrators consider selling assets - micromobilitybiz
 
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