Vor über 40 Jahren startete Brompton mit genau einem Modell. Heute ist daraus eine kleine Produktfamilie geworden, die immerhin so groß ist, dass ein Neueinsteiger zunächst verwirrt ist, wo die Unterschiede liegen und was für ihn oder sie passt. Dieser Artikel dient dazu, in kompakter Form diese Verwirrung aufzulösen, denn eigentlich ist das gar nicht so schwierig...

2023 gibt es vier Produktlinien bei Brompton: A-Line, C-Line, P-Line und T-Line. Die unterscheiden sich in Eigenschaften und Preis und damit auch in der Zielgruppe. Von C-Line und P-Line gibt es auch elektrische Varianten, für die gilt das gleiche.

Allen Bromptons ist gemeinsam:
- sie lassen sich allesamt auf die gleiche Art falten und sind gefaltet alle gleich kompakt
- sie haben alle die gleiche Radgrösse von 16"/ETRO 349
- sie haben alle die Befestigungsmöglichkeit für Gepäcktaschen am Steuerkopf. Die Taschen sind sehr empfehlenswert und ihr Nutzwert wird von Neuligen meist massiv unterschätzt. Sie sind über alle Modelllinien austauschbar, einzig die Electric-Varianten haben eine eigene, proprietäre Taschenlinie, die nicht mit denen normaler Bromptons kompatibel ist.

Es gibt drei unterschiedliche Lenkerhöhen - nicht alle werden jedoch bei allen Modellen angeboten:
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Wo liegen nun die Unterschiede und für wen sind die einzelnen Modelle gemacht? Im Folgenden findet ihr eine kurze Charakterisierung der jeweiligen Modellreihe und ganz unten eine Tabelle, in der die Daten der verschiedenen Modelle nebeneinander aufgelistet sind zur einfachen Vergleichbarkeit.

A-Line​

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Die A-Line ist das "no-frills" Einsteigermodell, Ziel ist es, einen möglichst niedrigen Einstiegspreis zu haben. Das A-Line gibt es derzeit nur im Direktvertrieb von Brompton selbst, nicht über die Händler (eine Probefahrt ist also nicht möglich), und es hat eine Standardausstattung, die nicht konfigurierbar ist: Immer Dreigang Nabenenschaltung, die Farbe ist immer: Weisser Hauptrahmen mit schwarzer Gabel und schwarzem Hinterbau, es hat immer die mittlere Lenkerhöhe und es hat weder Schutzbleche noch Gepäckträger noch Licht. All das kann man nachrüsten, wenn man möchte, dann wird aber der Preis von derzeit 1.100€ schnell Makulatur.
Technisch hat das A-Line etwas einfachere Komponenten als der Rest der Bromptonfamilie, es bewegt sich ungefähr auf dem Stand, auf dem die normalen Bromptons 2012 waren. Zusätzlich ist es featureseitig abgespeckt: Neben einem einfacheren Sattel und einer einfachen Sattelklemme statt des hochwertigen Brompton Pentaclip fehlt dem A-Line leider das Faltpedal auf der linken Seite - ein teure Nachrüstkomponente und ein blöder Ort zum Sparen, was der Neuling an größerem Stauraumbedarf und blauen Flecken am Schienbein beim Tragen alsbald merkt.
Der Trägerblock für das Brompton-Gepäcksystem glänzt ebenfalls durch Abwesenheit (bei den anderen Modellen ist er Serie), natürlich ist er nachrüstbar, dann sind die nächsten 25€ weg.

Geeignet ist das A-Line für Leute, die keine großen Steigungen bewältigen müssen, auf eher kurzen Strecken unterwegs sind (beides aufgrund der limitierten Schaltung) und das bei gutem Wetter (aufgrund der fehlenden Schutzbleche) und im Hellen (wegen des fehlenden Lichts). So, wie es vom Werk kommt ein prima Rad für Segler und Camper, für Alltagsnutzung als Pendlerrad würde man in Deutschland wohl mindestens Schutzbleche nachrüsten wollen (ca. 80-90€) und vielleicht ein paar Akkulampen anbauen oder mitnehmen. Ein robustes, aber ziemliches basisches Nutzrad, sozusagen ein Sparbrötchen - aber billiger kommt man nicht zu einem neuen Brompton.

Nicht optimal ist es für Leute, die regelmässig weite Touren fahren wollen und auch der Plan, mit dem billigen Einstiegsmodell loszulegen und es Stück für Stück hochzurüsten auf den Stand eines C-Line ist kein Guter: Auch wenn Hauptrahmen, Gabel und Hinterbau identisch zum C-Line sind sind viele Ausstattungsdetails anders, billiger oder "Sackgassen" und müssten teuer ersetzt werden - statt dem Kauf eines A-Line wäre es hier ratsam, direkt eine Linie höher einzusteigen.
Als Alternative zu einem Gebrauchtkauf ist das A-Line nur sehr bedingt geeignet: Ein gutes gebrauchtes Brompton kostet ab 1000€, ist also ungefähr in der Preisliga des A-Line. Allerdings ist es selbst in den absoluten Basisversionen erheblich besser ausgestattet. Faltpdeal (60€), Schutzbleche (80-90€), Gepäckträger (130€), Nabendynamobeleuchtung (210€) bringen das A-Line in Blitzgeswindigkeit sehr viel höher als ein sehr gutes junges Gebrauchtrad und auf Augenhöhe mit einem C-Line. Das dann immer noch eine eingeschränkte, nicht upgradfähige Schaltung hat, eingeschränkte Lenkerwahl, alten Vorbau, alte Bremshebel etc.. In der Regel dürfte ein gutes Gebrauchtrad ab 2010 oder ab 2013 die bessere und ökonomischere Wahl sein.

C-Line​

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Die C-Line ist das Volumenmodell von Brompton, die aktuelle Entwicklungsstufe des klassischen Brompton und für nahezu alle Anwendungszwecke geeignet. Es wird über das Händlernetz von Brompton vertrieben und die Ausstattung kann entsprechend den eigenen Bedürfnissen konfiguriert werden. Der Rahmen ist aus Stahl und in einer jährlich wechselnden Anzahl (meist um die acht) verschiedener Farben erhältlich, die auch kombiniert werden können. Das C-Line kommt immer mit Schutzblechen, die Ausstattungs-Variablen sind:

• Farbe
• Lenker: niedrig ("low"), mittelhoch ("medium") oder hoch ("high")
• Sattelstütze: kurz (bis ca. 178cm Körpergrösse), lang (bis gut 180cm Körpergrösse)oder (gegen Aufpreis, ca. 70€) teleskopisch (für alle ab ca, 184cm)
• Schaltung: Zweigang Kettenschaltung ("Urban") oder Sechsgang Naben-Kettenschaltung ("Explore", +200€)
• Übersetzung: Normal, verkürzt oder verlängert
• Licht: kein Licht, Akkulicht (+ca. 100€) oder Nabendynamo (+ ca. 200€)
• Gepäckträger: mit oder ohne Gepäckträger (+ca. 105€)

Ausserdem gibt es noch die Wahl zwischen verschiedenen Sätteln und verschiedenen Reifen. Preislich kostet das C-Line 2023 je nach Ausstattung zwischen ca. 1500€ und gut 2000€; wer sich für eine der aufpreispflichtigen Premiumfarben (wie z.B. das flame laquer oben im Bild) entscheidet muss noch ein bisschen was drauflegen. Das Gewicht liegt je nach Ausstattung zwischen ca. 10,25 und knapp13 kg.

Für wen ist es geeignet? Eigentlich für fast jeden. Vom Cityflitzer bis zum Tourenmodell lässt sich hier je nach Bedarf und Geschmack und Körpergrösse das Passende zusammenstellen. Die gängigste Variante in Deutschland ist heute das Sechsgangmodell mit Dynamolicht, wahlweise mit oder ohne Gepäckträger. Pauschal zu empfehlen ist beim Sechsgangmodell die optionale verkürzte Übersetzung. Das Zweigangmodell spart gegenüber der Sechsgangvariante nicht nur 200€ sondern auch knapp 1kg Gewicht ein - das ist nicht zu unterschätzen und die Version zeigt sich im Alltagsbetrieb sehr spritzig und deutlich universeller, als man aufgrund der wenigen Gänge vermuten sollte - sozusagen ein "Geheimtipp", den man unbedingt Probe fahren sollte, wenn das Haupteinsatzgebiet nicht gerade Mittelgebirge sind.

P-Line​

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Beim P-Line sind Gabel und Hinterbau aus Titan, Hauptrahmen und Lenksäule identisch zu den normalen Bromptons und aus Stahl. Entsprechend ist das P-Line als Sport- bzw. Leichtbaumodell positioniert; das geringere Gewicht von rund 9,9kg ist das Hauptunterscheidungsmerkmal und Hauptvermarktungsmerkmal. Ab dem Modelljahr 2024 hat man die Wahl zwischen den gleichen Farben wie beim C-Line, bis dato war die Farbwahl limitierter. Limitiert ist wiederum die Schaltungswahl: Das P-Line kommt immer mit einer Viergang-Kettenschaltung, deren Entfaltungsbereich ungefähr knapp dem einer Dreigang-Nabe entspricht. Vermutlich wird irgendwann in 2024 eine Variante mit einer 12-Gang Naben-Kettenschaltungskombi erscheinen, Details sind dazu noch nicht bekannt. Der Hinterbau unterscheidet sich vom C-Line so dass weder dessen Schaltungen am P-Line montiert werden können noch die des P-Line am C-Line. Neben vielen Gleichteilen zum C-Line wie z.B. dem Kurbelsatz gibt es auch eine Reihe von Unterschieden, die dem Leichtbau, dem Komfort oder einem edleren Look dienlich sind.

Die Variablen beim P-Line sind:
• Farbe
• Lenker in niedrig, mittelhoch oder hoch
• Sattelstütze: kurz (bis ca. 178cm Körpergrösse), lang (bis gut 180cm Körpergrösse)oder (gegen Aufpreis) teleskopisch (für alle ab ca, 184cm)
• optional verlängerte Übersetzung
• optional Minigepäckträger ("Roller Rack")
• optional Akkubeleuchtung

Das P-Line kommt immer mit Schutzblechen, optional kann ein kleiner Gepäckträger, der eher als Rollhilfe beim gefalteten Rad gedacht ist, montiert werden.
Ab Werk gibt es das P-Line nicht mit Nabendynamo, er kann jedoch nachgerüstet werden. Da auch das P-Line über das Händlernetzwerk von Brompton vertrieben wird kann eine eventuelle Nachrüstung komfortabel beim ausliefernden Händler beauftragt werden.

Preislich liegt das P-Line 2023 bei ca. 2750€ und damit sehr deutlich über dem Preis eines gut ausgestatteten C-Line Modells. Das niedrigere Gewicht macht das rad sehr attraktiv, jedoch muss dies sowie die teilweise im Detail hochwertigere Ausstattung teuer bezahlt werden. Der Vorbau und der Hinterbau aus Titan sorgen, so behaupten manche, für ein spürbar komfortableres Fahrverhalten als bei den reinen Stahlbromptons. Ob's stimmt ist unklar: Messungen gibt es nicht; ob es wirklich relevante Unterschiede gibt oder doch eher der Besitzerstolz die Wahrnehmung foppt ist daher unklar...
Rein vom Gewicht her ist ein 2-Gang-C-Line nur 250 Gramm schwerer als ein P-Line laut den Werksangaben. Die Schaltung ist noch etwas limitierter, aber für viele dürfte das in der Praxis irrelevant sein. So käme man alternativ für rund 1200-1300€ weniger als das P-Line zu einem Brompton, das dem P-Line in nicht viel nachsteht...

Für wen ist das P-Line geeignet? Für die, die das Rad häufig tragen müssen, in der Lage sind dafür fühlbar mehr Geld auszugeben und mit der derzeit etwas limitierten Schaltung klarzukommen. Oder für die, die sich an der stimmigen Konzeption mit Leichtbau und etwas mehr dezenter Eleganz ohne Protz zu erfreuen wissen. Als Tourenrad für lange Touren mit Gepäck eignet sich das P-Line aktuell eher nur für sportliche Fahrer, auch ist die Berggängigkeit ab Werk im Vergleich zum C-Line deutlich limitierter.

T-Line​

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Das T-Line ist das Premiummodell von Brompton und wurde komplett neu entwickelt. Optisch sieht es für den Laien sehr ähnlich zu den anderen Bromptons aus, es ist jedoch eine gänzlich andere und von Grund auf neue Konstruktion: Rahmen, Hinterbau und Lenksäule sind aus Titan, Gabel und Lenker aus Carbon, die Sattelstütze aus eine Kombination von Carbon und Edelstahl und auch sonst wurde um jedes Gramm gefeilscht und die teilweise etwas altertümlichen Elemente des Brompton radikal neu konzipiert - es gibt nahezu keine Gleichteile zum klassischen Brompton. Die Faltgelenke sind neu konstruiert und steifer als bei den Stahlrahmenmodellen, der Steuersatz ist erstmals kein klassischer Gewindesteuersatz und an jeder Ecke finden sich Leichtbauteile. Den Titanhinterbau und die Viergangschaltung hat das T-Line mit dem P-Line gemeinsam, das war es aber auch schon. Das T-Line ist derzeit nur über Brompton direkt erhältlich und wird nach dem Losprinzip vergeben. Ab 2024 soll es auch über ausgewählte lokale Händler vertrieben werden.
Erhältlich ist es in zwei Ausstattungsvarianten:

• "One": Singlespeed, keine Schutzbleche, 7,45kg, 4750€
• "Urban": Viergang-Kettenschaltung, Schutzbleche, 7,95kg, 5025€

Das T-Line gibt es nur in den Lenkerhöhen "low" und "medium", "high ist nicht erhältlich. Farben zur Auswahl gibt es nicht: Das T-Line hat immer das grau des Titan als Farbe, die Carbongabel ist immer schwarz. Das T-Line ist als Technologieträger das derzeit technisch fortschrittlichste Brompton mit dem niedrigsten Gewicht, positioniert als sportliches Edelmodell am obersten Ende der Modellpalette. Das lässt sich Brompton durchaus fürstlich bezahlen. Vom Fahren her unterscheidet es sich kaum von den anderen Modellen, beim Tragen macht es einen sehr deutlichen Unterschied. Die 2kg Unterschied zum P-Line und bis zu 5kg Unterschied zu einem voll ausgestatteten C-Line sind sehr deutlich zu bemerken.
Die gewichtsreduzierte Sattelstütze aus Carbon mit einer Edelstahlhülle gibt es nicht als Teleskopversion - spätestens wer grösser als 185 ist dem werden die Serienstützen zu kurz sein. Die normalen stählernen Bromptonsattelstützen passen in's T-Line, alledings ergibt das eine deutliche Gewichtspönale.

Für wen ist das T-Line geeignet? Für nicht sehr große Bromptonauten mit etwas dickerem Geldbeutel, die das modernste und leichteste kaufbare Brompton wollen. Im Gegensatz zu P-Line und C-Line ist derzeit kein Leasing möglich, solange das Rad nicht auch über Händler vertrieben wird. Der Kaufpreis muss also auf einmal aufgebracht werden. Vom Einsatzgebiet her gilt durch die Schaltung das gleiche wie beim P-Line, nur noch etwas verschärft: Das T-Line kommt ab Werk mit dem 50er Kettenblatt, ein 54er (und damit eine verlängerte Übersetzung) ist nicht verfügbar. Die Übersetzung ist nach oben raus also limitiert, nach unten hin fehlt es wiederum etwas an Bergtauglichkeit. Es ist also weniger ein Tourenrad als eher ein Stadtrad und hier durch das geringe Gewicht deutlich im Vorteil. Das gilt noch mehr für die Singlespeedversion: Reduce to the max. Das und das Gefühl das für den Moment fortschrittlichste verfügbare Brompton zu fahren muss einem Käufer den hohen Preis wert sein. Sicherlich gibt es auch Leute, die es sich an die Wand hängen werden - als Sammlerstück eignet es sich aber eigentlich nicht - dazu werden zu viele gebaut und auf Wertsteigerung zu spekulieren wird ziemlich sicher nach hinten losgehen.


Electric C-Line​

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Von den beiden Modellen mit Elektrounterstützung im Programm von Brompton ist das Electric C-Line äquivalent zur Bioversion des C-Line das Volumenmodell im Programm. Die Unterschiede zum Electric P-Line sind überraschend gering, so gering, daß Brompton seit 2023 mit erscheinen des P-Line Electric die Zweigang-Variante des Electric C-Line aus dem Programm genommen hat - sie hätte sonst wohl gedroht die Verkäufe des Electric P-Line zu kanibalisieren. Aktuell gibt es also das C-Line-Electric ausschliesslich mit der Sechsgang-Schaltung zu erwerben. Für die motorunterstützte Variante hat Brompton Gabel, Hauptrahmen und Vorbau verstärkt - optisch wird das nur jemandem mit einem Auge für Details bei genauem Hinsehen auffallen. Der Motor sitzt im Vorderrad und hat die gesetzeskonformen 250 Watt der Pedelecklasse. Je nach Leistungseinstellung der Unterstützung verspricht Brompton zwischen 30 und 70km Reichweite aus dem Akku mit 312Wh - die Praxis zeigt, daß das realistisch ist. Der Gewichtszuwachs gegenüber der Bio-Version beträgt rund 6 kg, so daß das komplette Paket ca. 16,5kg wiegt. Für ein Pedelec ist das Leicht, für ein Faltrad, das regelmässig getragen wird schwer. Diesem Problem begegnet Brompton dadurch, dass der Akku abnehmbar in der Fronttasche sitzt und getrennt vom Rad getragen werden kann - so verringert sich das Gewicht des zu tragenden Rades um ca. 3kg. Die verbleibenden 13,5kg lassen sich ganz brauchbar tragen, auch wenn der Gewichtszuwachs gegenüber dem Biorad deutlich spürbar ist.
Der Vorderradmotor ist heutzutage eher unüblich bei einem Rad der gehobenen Preisklasse, macht seine Sache jedoch sehr gut. Das liegt auch an der Steuerung über einen Drehmomentsensor anstatt des sonst oft verwendeten Kandenzsensors (den z.B. auch nahezu alle Nachrüstkits zur Bromptonmotorisierung verwenden). Auf ein Display am Lenker verzichtet Brompton - am Akku wird die Leistung in einer von drei Stufen vorgewählt und ggf. das Licht eingeschaltet, fertig. Mehr zu bedienen gibt es nicht. Eine Anzeige von Geschwindigkeit und km-Leistung geht nur über die optionale, kostenlose App fürs Smartphone, benötigen tut man das nicht. Eine Wahl zwischen unterschiedlichen Akkugrössen gibt es nicht und auch sonst sind die Auswahlmöglichkeiten bei der elektrischen Variante des C-Line eingeschränkter als bei der Bio-Variante: Es gibt eine wachsende Farbpalette (am Anfang gab es nur schwarz oder weiss), die Länge der Sattelstütze kann ausgesucht werden und beim Lenker gibt es mittel oder hoch (nicht aber die niedrige Lenkervariante), das war's. Licht ist immer an Bord, Schutzbleche ebenso, einen Gepäckträger kann der Händler nachrüsten, Werkstausstattung ist er nicht, auch nicht optional. Dagegen einen anzubauen spricht nichts - dass das nicht ab Werk konfigurierbar ist dürfte, genau wie der vergleichsweise kleine Akku, dem Ziel der Gewichtsersparnis geschuldet sein.
Ein Schandfleck des Brompton Electric ist der lausige Frontscheinwerfer, der sich leider (im Gegensatz zu dem an den Biorädern) nicht ohne Garantieverlust austauschen lässt. Die kümmerlichen 40Lux der Lampe sind schon seit vielen Jahren nicht mehr zeitgemäß, erst recht nicht an einem Rad in der Preisklasse.

Das Electric C-Line kostet Liste 2023 ca. 3500€ und damit rund 1650€ mehr als die vergleichbar ausgestattete Biovariante. Auch hier muss für manche Sonderfarben noch ein bisschen draufgelegt werden, fast jeder wird zusätzlich zur serienmässigen kleinen Akkutasche noch eine etwas grössere alternative Front-Tasche erwerben, die dann neben einem Platz für den Akku auch die Mitnahme von Gepäck ermöglicht. Optional gibt es ein Schnelladegerät, dass mit 4 Ampere statt der serienmässigen 2 Ampere lädt und so die Ladedauer von normalerweise ~5h für eine Volladung von 0% auf 100% deutlich verkürzt.

Für wen ist das C-Line Electric geeignet? Für jeden, der ein elektrifiziertes Brompton fahren möchte oder ein elektrifiziertes Faltrad. Kernzielgruppe sind Berufspendler, die motorunterstützt vielleicht weitere Strecken per Rad fahren als ohne oder weniger verschwitzt und dennoch zügig ankommen wollen. Hierfür ist auch die Kapazität des Akku ausgelegt. Wer täglich 40km pendelt und das mit der mittleren statt der niedrigen Unterstützungsstufe machen möchte kommt an die Grenzen der Akkukpapzität und muss wahrscheinlich auf der Arbeit zwischenladen. Neben dieser Kernzielgruppe eignet sich das Electric auch für Radtouren - hier kann man getrost auf der untersten Stufe der Unterstützung fahren und erzielt entsprechend deutlich mehr Reichweite, noch erleichtert durch die gleichmässigere Fahrweise mit weniger Ampelbedingter Beschleunigungen aus dem Stand. Das C-Line Electric ist ein universelles Nutzrad, das ein angenehmer Begleiter im Alltag ist und durch die Sechsgangschaltung auch für hügligeres Gelände geeignet ist.

Electric P-Line​

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Wie die Bio-Variante ist auch das Electric P-Line oberhalb des C-Line positioniert und glänzt durch etwas edlere Ausstattung und weniger Gewicht sowie durch Titanteile. Bei der elektrischen Variante ist allerdings weniger Titan im Spiel als bei der Biovariante: Nur der Hinterbau ist aus Titan, die Gabel ist, wie beim Electric C-Line aus Stahl, da sie die Kräfte des Motors aushalten muss. Als einzige Schaltung wird derzeit die Viergang-Kettenschaltung angeboten. Die spart gegenüber der Sechsgang-Naben-Ketten-Kombi im C-Line deutlich Gewicht. Ab davon sind Electric C-Line und Electric P-Line nahezu baugleich: Motor, Akku, Gabel, Rahmen, Vorbauten und Lenker sind baugleich - der einzige relevante Unterschied ist der Hinterbau und die daran verbaute Schaltung. Beides zusammen führt zu rund 1kg weniger Gewicht als beim Electric C-Line: ca. 15,6kg stehen auf dem Zähler, wenig überraschend auch beim P-Line 6kg mehr als bei der Bioversion.
Das Handling von Akku, Taschen und Unterstützung ist identisch zum Electric C-Line (auch wenn sich das Electric P-Line durch das etwas geringere Gewicht geringfügig leichter trägt) und auch in der Reichweite geben sich die beiden in der Praxis nichts. Doch das Fahrgefühl unterscheidet sich deutlicher, als man vermuten sollte: Mit der Viergang-Kettenschaltung führlt sich das Electric-P-Line direkter und sportlicher an als das C-Line, ist mehr Sport- und Spassgerät als Nutzrad. Den Nutzen hat es natürlich trotzdem, auch wenn es am Berg deutlich früher verhungert als das Electric C-Line. Das ist auch der Tatsache geschuldet, das die elektrische Variante des P-Line vom Werk mit der verlängerten Übersetzung ausgeliefert wird - statt eines Kettenblatts mit 50 Zähnen bei der Bio-Variante hat es eines mit 54 Zähnen. Das bleibt nicht ohne Folgen: So können auch Menschen mit niedrigerer Kadenz die Abriegelgrenze des Motors von 25 km/h erreichen, am Berg ist dafür schneller Schluss als man sich wünschen würde, denn der kürzeste Gang ab Werk hat immer noch üppige 4m Entfaltung. Das kleinere Kettenblatt lässt sich problemlos montieren, dann ist es untenrum immer noch nicht besonders bergtauglich, dafür fehlt es unter Umständen obenrum.
Optional lässt sich auch hier das "roller rack" für das normale P-Line montieren, serienmässig gibt es das nicht. Auch hier beschränken sich die Lenkervarianten auf Medium und High (kein low), Schutzbleche und Licht sind immer dabei. Auch am P-Line gilt allerdings:
Ein Schandfleck des Brompton Electric ist der lausige Frontscheinwerfer, der sich leider (im Gegensatz zu dem an den Biorädern) nicht ohne Garantieverlust austauschen lässt. Die kümmerlichen 40Lux der Lampe sind schon seit vielen Jahren nicht mehr zeitgemäß, erst recht nicht an einem Rad in der Preisklasse.

4200€ möchte Brompton für den Spass sehen, 700€ Aufpreis gegenüber dem Electric C-Line für immerhin 1kg weniger Gewicht (und eine limitiertere Schaltung, die aber mehr Spass macht). Auch beim Electric P-Line ist für 2024 mit hoher Wahrscheinlichkeit eine 12-Gangschaltung als Kombination der Viergang-Kettenschaltung mit einer Dreigang-Nabe zu erwarten, Details und Erscheinungsdatum unbekannt. Das würde das Einsatzgebiet dann sehr deutlich Richtung Tourentauglichkeit erweitern.

Für wen ist das Electric P-Line geeignet? Für Fahrer, die tendenziell etwas fitter als der Durchschnitt sind und zügig, aber unverschwitzt auf der Arbeit ankommen möchten, nicht auf dem Berg wohnen und ihr Rad ab und zu mal tragen müssen. Oder die schlicht Freude an der etwas höherwertigen Ausführung und dem geringeren Gewicht des P-Line haben. Ausserdem für Tourenfahrer, die nicht zu bergiges Terrain bereisen.


Die Modelle in der tabellarischen Übersicht​


A-LineC-Line UrbanC-Line ExploreP-LineT-Line OneT-Line UrbanElectric C-LineElectric P-Line
Preis1100€1500-1900€ca. 1700-2000€2700€4750€5025€3500€4200€
Gewicht11,5kg10.25-12kg11-12,75kg9,7kg7,45kg7,95kg16,6kg15,6kg
RahmenmaterialStahl, gelötetStahl, gelötetStahl, gelötetStahl, gelötet, Gabel und Hinterbau Titan
Titan, geschweisst, Gabel Carbon
Titan, geschweisst, Gabel Carbon
Stahl, gelötetStahl, gelötet, Hinterbau Titan
Schaltung
3-Gang Nabe
(Brompton Standard Range)
2-Gang Kette6-Gang
(3-Gang Nabe Brompton Wide Range plus 2-Gang Kette)
4-Gang KetteSinglespeed4-Gang Kette6-Gang
(3-Gang Nabe Brompton Wide Range plus 2-Gang Kette)
4-Gang Kette
Spreizung177%133%302%163%100%163%302%163%
Entfaltung3,38m-6m4,49m-6m2,65m-8,02m
(verkürzt: 2,33m-7,05m)
3,69m-6,05m5,54m3,69-6,05m2,65m-8,02m
(verkürzt: 2,33m-7,05m)
3,99m-6,53m
LenkerhöhenMediumLow, Medium, HighLow, Medium, HighLow, Medium, HighLow, MediumLow, MediumMedium, HighMedium, High
Licht--, Akku oder Nabendynamo-, Akku oder Nabendynamo- oder Akku--über Motorakkuüber Motorakku
Schutzblechenein (Nachrüstung ca. 90€)jajajaneinjajaja
Gepäckträgernein (Nachrüstung ca. 150€)optionaloptionaloptionalnachrüstbarnachrüstbarnachrüstbaroptional
FrontgepäckStandard Brompton mit Trägerblock (nachrüstbar, ca. 25€)Standard Brompton, Trägerblock SerieStandard Brompton, Trägerblock SerieStandard Brompton, Trägerblock SerieStandard Brompton mit Trägerblock (nachrüstbar, ca. 25€)Standard Brompton, Trägerblock SerieBrompton Electric, Trägerblock und kleine Akkutasche SerieBrompton Electric, Trägerblock und kleine Akkutasche Serie
SattelstützeStahl, langStahl, lang (optional kurz oder Teleskop)Stahl, lang (optional kurz oder Teleskop)Stahl, lang (optional kurz oder Teleskop)Carbon/Edelstahl, kurz oder lang (keine Teleskopoption, Teleskopstütze vom C-Line passt)Carbon/Edelstahl, kurz oder lang (keine Teleskopoption, Teleskopstütze vom C-Line passt)Stahl, lang (optional kurz oder Teleskop)Stahl, lang (optional kurz oder Teleskop)
Pedalefeste PedaleFaltpedal links, festes Pedal rechtsFaltpedal links, festes Pedal rechtsFaltpedal links, festes Pedal rechts (ab 2024 Steckpedale)SteckpedaleSteckpedaleFaltpedal links, festes Pedal rechtsFaltpedal links, festes Pedal rechts (ab 2024 Steckpedale)
Motor------250W Vorderradmotor250W Vorderradmotor
Akku------312Wh312Wh
Reichweite des Akkus------30-70km30-70km
SetuersatzGewinde, StahlGewinde, StahlGewinde, StahlGewinde, AluminiumintegriertintegriertGewinde, StahlGewinde, Aluminium
TretlagerVierkant, BSA68mm, 119mm AchsbreiteVierkant, BSA68mm, 119mm AchsbreiteVierkant, BSA68mm, 119mm AchsbreiteVierkant, BSA68mm, 119mm AchsbreiteBB30, FSA Mega EvoBB30, FSA Mega EvoVierkant mit Drehmomentsensor, BSA68mm, 119mm AchsbreiteVierkant mit Drehmomentsensor, BSA68mm, 119mm Achsbreite
Tretkurbeln170mm Länge, Brompton Aluminium Spidercrank Silber, 130mm Lochkreis170mm Länge, Brompton Aluminium Spidercrank schwarz, 130mm Lochkreis170mm Länge, Brompton Aluminium Spidercrank schwarz, 130mm Lochkreis170mm Länge, Brompton Aluminium Spidercrank schwarz, 130mm LochkreisCarbon BB30, integrierte Kettenblatt-aufnahmeCarbon BB30,
integrierte Kettenblatt-aufnahme
170mm Länge, Brompton Aluminium Spidercrank schwarz, 130mm Lochkreis170mm Länge, Brompton Aluminium Spidercrank schwarz, 130mm Lochkreis
Kettenblatt44 Zähne54 Zähne (optional 44t oder 50t)50 Zähne (optional 44t oder 54t)50 Zähne (optional 44t oder 54t)50 Zähne50 Zähne50 Zähne (optional 44t oder 54t)54 Zähne (optional 44t oder 50t)
Ritzel13t12t/16t13t/16t11,13,15,18t12t11,13,15,18t13/16t11,13,15,18t
BereifungSchwalbe Marathon RacerSchwalbe Marathon RacerSchwalbe Marathon RacerContinental Contact UrbanSchwalbe One mit Tublito SchläuchenSchwalbe One mit Tublito SchläuchenSchwalbe Marathon RacerContinental Contact Urban
Größter Vorteilgünstiger Einstiegspreisleichter, schneller und überasschend universeller Spassmacher, GeheimtippJack of all trades - universelles Rad für alle Gelegenheiten von Pendeln bis Tourennoch Leichter als das C-Line Urban und nicht ganz so reduziertDas leichteste Brompton, reduce to the maxalltagstauglicher Technologieträger, sehr leichtuniverselles Pedelec für alle Gelegenheiten - man liegt nie falsch damitleichtes Pedelec mit sportlichem Charakter
Größter Nachteilrudimentäre Ausstattung, bei Nachrüstung preislich schnell unattraktiv gegenüber C-Lineeingeschränkte BergtauglichkeitGewicht in Vollausstattung, Bedienung der Schaltung etwas gewöhnungs-bedürftigPreis und eingeschränkte Bergtauglichkeitsehr teures SchönwetterradPreis, eingeschränkte Bergtauglichkeitfür sehr weite Touren etwas kleiner Akku,
Bedienung der Schaltung etwas gewöhnungs-bedürftig
eingeschränkte Bergtauglichkeit, für sehr weite Touren etwas kleiner Akku
ModellA-LineC-Line UrbanC-Line ExploreP-LineT-Line OneT-Line UrbanElectric C-LineElectric P-Line

Sondermodelle​


Regelmässig bringt Brompton Sondermodelle in begrenzter Stückzahl auf den Markt. Diese Special Editions unterscheiden sich technisch nicht von den jeweiligen Basismodellen, sie haben lediglich eine besondere Lackierung und meist eine besondere, vom Serienstandard abweichende Aussattung. Oft sind das Sonderserien von Taschen, die mit Kooperationspartnern erstellt werden. Bei der sonstigen Ausstattung können z.B. Lenkergriffe, Sattel, Bereifung o.ä. anders sein.

Die Sondermodelle sind ausserordentlich beliebt und mittlerweile oft Spekulationsobjekte. Schon kurz nach Erscheinen werden neue, ungefahrene Modelle weit über dem Kaufpreis auf den einschlägigen Plattformen offeriert (aber wohl selten für diese spekulativen Preise verkauft). Ausstattungsbereinigt sind die Special Editions nicht teurer als die normalen Serienmodelle, auch wenn oft das Gegenteil behauptet wird.

Als eine Spielart der Sondermodellmanie hat Brompton im Jahr 2023 begonnen, sogenannte "seasonal colors" auf den Markt zu bringen: Rahmenfarben, die nur für einige Monate erhältlich sind. 2023 waren das Bumblebee Yellow, Matcha Green und Esmerald Laquer (das oben beim Electric P-Line zu sehen ist).

Wer sich in ein Sondermodell verliebt sollte nicht lange zögern - meist sind sie schnell ausverkauft und wieder kommt das Modell nicht. It's now or never. Ähnlich, aber nicht ganz so drastisch sieht es bei den Seasonal Colors aus: Die sind besser verfügbar, aber eben auch irgendwann weg.


Liefersituation​


Nach der chaotischen Lieferlage während der Corona-Pandemie hat sich die Lage mittlerweile etwas gebessert, was nicht heisst, dass sie problemlos ist. Trotz einer Jahresproduktion von mittlerweile über 100.000 Rädern verlangt der Markt offenbar nach mehr Bromptons, als der Hersteller zu produzieren imstande ist. Das führt dazu, dass bestimmte Konfigurationen phasenweise kaum erhältlich sind und insbesondere kleinere Händler beklagen, dass sie nur kleine Kontingene an Rädern bekommen können und das zu bestimmten Zeitpunkten und nicht unbedingt, wenn sie sie bräuchten oder die Varianten, die sie gerne hätten.
Gleichzeitig haben einige große Händler sich offenbar auf Vorrat eingedeckt und sitzen teilweise auf der Ware. Eine Wunschkonfiguration zu bestellen und sie nach wenigen Wochen abzuholen, wie es früher üblich war, ist im Moment eine unsichere Wette. Andererseits stehen bei vielen Händlern kaufbereite Modelle zur sofortigen Mitnahme bereit, nur vielleicht nicht die Wunschfarbe, sondern eine, die beim Publikum des Händlers nicht ganz so gut ankam. Insbesondere bei den Brompton Electric Modellen scheinen viele Händler nicht im geplanten Umfang verkaufen zu können, so dass diese vielerorts verfügbar sind und teilweise auch zu deutlich reduzierten Preisen. Teilweise handelt es sich auch um ältere Modelle - technische Unterschiede gibt es kaum, die Räder haben die volle Garantie und so lässt sich quer durch die Modellpalette mit Ausnahme von A-Line und T-Line oft der eine oder andere Euro sparen.
 
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