Tracken des Rades nach Diebstahl via GPS, Airtag etc?

galina

aktives Mitglied
Was ist eigentlich mit GPS-Sendern bzw. Tracking? Wenn sich Klauen schon nicht verhindern lässt, wäre es doch schön, wenn man die Polizei zeitnah auf die richtige Spur setzen könnte. Gab es nicht neulich eine Studie aus den Niederlanden, für die mehrere Räder mit Sendern ausgestattet wurden, um deren "Zugverhalten" nach dem Diebstahl zu analysieren.
 
Gab es, die meisten kamen nicht weit und blieben in Amsterdam. Inwieweit sich das übertragen lässt ist aber vollkommen unklar. Ich trenne das Thema mal in einen eigenen Thread ab, weil das sind ja zwei verschiedene und unabhängige Dinge:

- Schloss verhindert das Klauen
- Tracking hilft Dir das Rad wiederzufinden, wenn es geklaut ist

Beides natürlich nur im Idealfall.
 
Im Prinzip gibt es meines Wissens aktuell im Wesentlichen zwei Möglichkeiten: GPS und Airtags.

GPS ist universell, hilft Dir aber erst mal wenig, weil GPS ja ein reiner Empfänger ist. Du brauchst also zusätzlich noch einen Sender, der Dir die via GPS ermittelte Position sagt und da fangen die Probleme an: Das geht realitstischerweise nur über Mobilfunk, Du brauchst also eine Simkarte mit laufendem Vertrag in irgendeiner Form und eine Art rudimentäres Handy. Und sowohl das wie auch das GPS brauchen Strom.
Ich hatte vor ~15 Jahren so ein kleines Kästchen, das das gemacht hat, zigarettenschachtelgross und mit einem Nokia-Handyakku. War bezahlbar (AFAIR um die 70 Euro) und lief mit einer Prepaid-Karte, also keine laufenden Kosten. Konfiguration und Steuerung sowie Positionsermittlung lief damals via SMS. Etwas unkomfortabel, aber ging. Problem allerdings: Der Akku hielt nur ein paar Stunden und das ist nicht der Burner. Den Namen es Geräts habe ich vergessen, aber sowas gibt es immer noch, mittlerweile geringfügig billiger und etwas komfortabler in diversen Darreichungsformen.
An einem Rad habe ich sowas in schick und moderner in Form des iLockit GPS: Ein Ringschloss, das einen GPS-Empfänger und einen Mobilfunksender enthält. Das läuft über Edge, braucht also kaum Daten und auch kaum Strom und da ich das damals über Kickstarter erstanden habe gibt es im Gegensatz zu der Version, die man heute im Shop kaufen kann auch keine laufenden Kosten. Der Akku hält tatsächlich sehr lange (das ganze Schloss ist elektronisch und wird via Bluetooth gesteuert, Akku hält monatelang), Tracking habe ich noch nicht gebraucht. Problem: Zwar kann ich kostenlos Europaweit tracken, allerdings ist EDGE (2G) ein Auslaufmodell und in der Schweiz mittlerweile glaube ich sogar schon abgeschaltet (oder kurz davor) und auch in anderen Ländern ist das Ende absehbar.

Es gab diverse Anbieter für sowas ohne Schloss drumrum, viele sind inzwischen Pleite gegangen. Einige sind dem Mobilfunkdilemma entgangen durch Nahfunk - die Idee war, dass andere gleiche Geräte die Position weitermelden. Das funktioniert aber nur, wenn sehr viele davon unterwegs sind und daran ist es dann u.a. gescheitert. Meist hängst Du bei solchen Dingern an der Infrastruktur der Anbieter - wenn die den Dienst einstellen war es das. Das ist z.B. dem Dienst "Fahrradjäger" passiert, die mit dem "Insect" eine solche Community-basierte Lösung hatten.
2015 ging's los: FahrradJäger
Dezember 2018 kam die Insolvenz: Fahrradjäger haben die Jagd eingestellt
Die ehemalige Homepage bewirbt mittlerweile ihrgendwelche Fahrradsicherheitslösungen und hat ein Impressum auf den Seychellen... Impressum • Fahrradjäger

Am billigsten und einfachsten ist mittlerweile, irgendwo am Rad einen Apple AirTag zu verbauen. Der verbindet sich per Bluetooth LE mit allen iPhones in der Nähe und da es davon recht viele gibt kriegt man offenbar recht brauchbar die Position raus. Batterie hält mW ungefähr ein Jahr und ist mW nicht austauschbar. Es gibt diverse Möglichkeiten, das Ding zu verstecken am Rad und auch solche Sachen wie Klingeln mit Airtag-Fach etc.. Bromptonspezifisch gibt es auch Verstecke, die möchte ich aber nicht öffentlich beschreiben.... :p

Nachteil ist: Wo es keine iPhones gibt gibt es auch kein Tracking. In einer abgelegenen Lagerhalle oder Scheune sieht es also schlecht aus. In einer Großstadt wiederum ganz gut.
GPS wiederum kann man genau wie Handys mit Jammern stören, was Profidiebe wohl auch häufiger machen, wenn sie das Ding in den Transporter wuchten - die wissen ja auch um die Möglichkeiten. Und Du hast eben das Stromproblem.
Bei Verdacht werden die Diebe auch nach solchen Geräten suchen - typische Verstecke dürften ihnen mittlerweile bekannt sein.

Wenn Du dann doch ein Signal kriegst hast Du ein neues Problem: Wie kommst Du an das Rad? Oft genug stehst Du vor einem verschlossenen Grundstück im Gewerbegebiet oder vor einem Wohnblock - wo das Rad dann genau ist weisst Du nicht und den ganzen Wohnblock durchsuchen kannst Du auch nicht. Airtag ist da etwas besser als GPS btw.. Ohne Polizei geht da eh nichts und auch mit Polizei kann das mühsam werden. Gab in den letzten Jahren diverse Fernsehreportagen, wo Reporter sich ein Rad haben klauen lassen und dann auf Schnitzeljagd gingen.
 
@berlinonaut: Danke für die ausführliche Antwort, also ziemlich kompliziert und das mit dem Jammern ist ein Problem. Reicht denn einmal Jammern um das Ding dauerhaft zu stören? Mir wäre noch das Hundetracking eingefallen, das ist wohl recht präzise (mit SIM), aber halt, wie ich finde, recht teuer (8-13 Euro/Monat).
 
@berlinonaut: Danke für die ausführliche Antwort, also ziemlich kompliziert
Kompliziert eigentlich nicht. Aber schwieriger als z.B. ein Hanuta zu essen. :p Man muss sich halt überlegen, welches Problem man konkret eigentlich lösen will, ob das realistisch und lohnenswert ist und was man dafür tun kann und zu zahlen bereit ist.
und das mit dem Jammern ist ein Problem. Reicht denn einmal Jammern um das Ding dauerhaft zu stören?
Nee, die Jammer sind Störsender. Sobald der Jammer aus ist funkt es wieder. Effekte auf die Hardware hat das nicht, stört nur die Funkwellen.
Mir wäre noch das Hundetracking eingefallen, das ist wohl recht präzise (mit SIM), aber halt, wie ich finde, recht teuer (8-13 Euro/Monat).
Das ist im Prinzip genau das gleiche wie ein GPS-Tracker für's Rad, mit genau den gleichen technischen Vor- und Nachteilen. Da Haustierbesitzer aber oft spendabel sind, wenn es um ihr Tier geht, sind die Dinger mE teurer als sie sein müssten. Könntest Du aber auch an's Rad hängen, das merken weder Tracker noch Anbieter, wenn da statt dem Pudel ein Brommi dranhängt.
 
......

Am billigsten und einfachsten ist mittlerweile, irgendwo am Rad einen Apple AirTag zu verbauen. Der verbindet sich per Bluetooth LE mit allen iPhones in der Nähe und da es davon recht viele gibt kriegt man offenbar recht brauchbar die Position raus. Batterie hält mW ungefähr ein Jahr und ist mW nicht austauschbar.

......

kurze Ergänzung, weil ich so einen AirTag seit ein paar Wochen im Einsatz habe - die Batterie ist austauschbar! Ist ein wenig Fummelkram den Tag zu öffnen, aber wenn man den Dreh erstmal raus hat, geht es gut. Muss man nämlich auch machen, wenn man den Tag mal auf Werkseinstellung zurücksetzen muss.

Grüße
Silke
 
AirTag zu verbauen. Der verbindet sich per Bluetooth LE mit allen iPhones in der Nähe
Als ich gerade suchte, ob man die Dinger auch ohne Apfel-Gerät nutzen kann, fand ich den Hinweis, dass Apfel-Nutzer einen Hinweis aufs Telefon bekommen, wenn ein unbekannter Tag gefunden wurde, und dann permanent weiter genervt werden, wenn das Ding nicht weggeht. Hintergrund ist, dass man so einen Airtag ja auch jemand in die Tasche werfen und ihn/sie somit tracken kann. Falls nun der Dieb eines getaggten Rades auch ein iPhone nutzt, dürfte er demzufolge relativ schnell bemerken, dass da was sein dürfte, oder?
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist sicherlich so. Apple weißt ja auch explizit darauf hin, dass der AirTag nicht für solche Einsätze gedacht ist. Er soll ja ein Hilfsmittel für die Schusseligkeiten im Alltag sein. Also die Funktion ersetzen, die mein iPhone hat, wenn ich mal wieder vergessen habe, wo ich es liegengeblieben ist. Dann kann ich es über die Apple Watch suchen. Schlüssel, Geldbeutel, Brotbeutel (besonders dramatisch bei Verlust) haben diese Funktion naturgemäß nicht, man kann sie ihnen aber über den AirTag geben.

Ich nutze das Ding am Schlüsselbund.
 
Der Air Tag funktioniert über das "find my Mac" Netzwerk, das ursprünglich dazu entwickelt wurde, gestohlene Macs, iPads und IPhones aufzuspüren. Fremde iPhones, auf denen "Find my Mac" aktiviert ist (und das dürften fast alle sein) melden nach Kontakt das Ding an die zentrale Datenbank, die es wiederum dem Besitzer meldet. Auf dem fremden Telefon selbst wird aber nichts angezeigt. D.h. der Dieb kriegt davon nichts mit.
Gegen das Stalking hat Apple den Air-Tags ein Tonsignal verpasst, dass losgeht, wenn danach gesucht wird. Beim Einsatz als Tracker muss man das deaktiveren, d.h. nicht vorgesehene Manipulation an der Hardware. Das scheint nicht allzu kompliziert zu sein.

Ist aber alles angelesen - ich habe keine Erfahrung mit den Dingern.
 
Das "wo ist?" Netzwerk von Apple ist btw. seit zwei Jahren auch für Drittanbieter offen - entsprechend gibt es auch Angebote von solchen, die etwas anders und billiger sind als die Airtags. Wie gut die sind: keine Ahnung.

Just bin ich über ein (bzw. zwei) OpenSource-Projekt gestolpert, mit dem sich der geneigte Bastler solche Devices selbst herstellen kann:



In der Doku dazu findet sich auch eine Grafik, die leichtgewichtig erläutert, wie das Netzwerk funktioniert (und warum nicht der Dieb alarmiert wird):

1678726634996.png

Die Grafik kommt eigentlich aus diesem pdf, das im Detail untersucht und erklärt, wie das Apple-System funktioniert:

 
Auf dem fremden Telefon selbst wird aber nichts angezeigt. D.h. der Dieb kriegt davon nichts mit.
Ich weiß nicht genau, ob es auch Thema in einem der letzten Links hier war, aber jedenfalls der Hinweis: Das stimmt so nicht, der Dieb bekommt durchaus eine Meldung auf seinem iPhone.

Wenn ein AirTag, das von seinem Besitzer getrennt ist, sich im Laufe der Zeit mit dir bewegt oder wenn dein iPhone aktiv ist und ein AirTag, das längere Zeit von seinem Besitzer getrennt ist, einen Ton ausgibt, um anzuzeigen, dass es bewegt wird, wird diese Benachrichtigung angezeigt: "Ein AirTag bewegt sich mit dir".
(Im obigen Link ist auch ein Bild, welches so eine Meldung auf dem iPhone zeigt.)

Der Nutzen bei Diebstahl ist also begrenzt. Trotzdem habe ich zurzeit an meinem Brompton ein AirTag dran (mit deaktiviertem Ton).
 
Mir hat ein AIRTAG am Brompton letztes Jahr in Berlin nicht nur mein Brompton, sondern auch mein VW-Bus gerettet. Als ich morgens aus dem Hotel kam, wir hatten den Bulli schon am Vorabend gepackt und direkt vorm Hotel abgestellt, war der Wagen weg. Da mein Brompton drin war schaute ich ins Apple App und fand den Wagen oder das Brompton nur 500m weiter in einem Hinterhof geparkt. Das Brompton war noch im Bus.

Der Bulli war schon mit neuer. Nummernschildern versehen und das Zündschloss war ausgetauscht. Offenbar haben wir die Weiterfahrt durch unser Auftauchen verhindert. Die Polizei konnte zwar nur noch die Fingerabdrücke nehmen, aber den Dieb nicht erwischen.
 
Gerade im TV, Sendung "Marktcheck" SWR Di. 23.05.23, 20:15 Uhr ab ungefähr 20:48 Uhr oder Min. 33, Beitrag zu "Tracker"😃
 
Zurück
Oben