Strida

BSA

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Liebe Strida fans,

Informationen über diesen Exoten sind in deutscher Sprache kaum zu finden, ich möchte versuchen dies etwas zu verbessern und ein paar brauchbare Tips zusammen zu tragen.

Vorab ein link zu einer deutschsprachigen Seite mit interessantem Inhalt, z. B. eine Anleitung zur Überholung des im Strida EVO verwendeten Sturmey Archer KS 3 Getriebes:
Strida Schaltung warten - zu Hause
***Vielen Dank und liebe Grüße an Stephan!***

Dann gleich eine Bemerkung zum Strida Handbuch (deutsche Version) welches man hier herunterladen kann:
https://www.strida.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Faltrad_Strida_DE_01_web.pdf

Im Gegensatz zur englischen Version (weiter unten verlinkt) wurden einige Vorgänge (z. B. die Einstellung der Riemenspannung) zur Gänze in die Verantwortung der Händler verschoben. Zumindest ein grober Fehler wurde aber leider trotzdem in die deutsche Anleitung übernommen; das ist derjenige der unvollständigen Angabe der korrekten Riemenspannung mit 2,9 – 3,8 kg auf Seite 46 oben. Für eine richtige Angabe sind nun mal zwingend zwei Größen erforderlich.

Da die englische Version darüber hinaus auch Fehler bei den Drehmomentangaben aufweist (z. B. 34 - 38 Nm für die M8 Schrauben der Festigkeitsklasse 8,8 am hinteren Gelenk!!) muß vor der Verwendung dieser gewarnt werden:
STRiDA Owner's manual_English.pdf

Eine seltsame Sache ist das mit Ersatzteilen und Zubehör in deutschen Landen; mir wurde schon mehrfach glaubwürdig berichtet daß Ersatzteile schwer zu beschaffen seien(??).
Auf der anderen Seite weiß ich aber daß das deutsche Zentrallager MSA Germany wirklich hervorragend bestückt ist; jeder einzelne Strida Teil ist normalerweise in ausreichenden Stückzahlen lagernd und sofort bestellbar. Die betreffenden Webseiten (Lagerlisten) sind jedoch für die Öffentlichkeit nicht einsehbar – aber jeder offizielle Strida Händler hat Zugang.
(Woher will der Ösi das wissen? Na ganz einfach; der hat einen Freund bei den Händlern. :) )
Ich glaube man kommt dem Rätsel näher wenn man sich die, äußerst umfangreiche, Händlerliste mal genauer ansieht – die wenigsten Adressen haben einen direkten Bezug zu Fahrrädern, möchte man meinen. Könnte es sein dass, z. B. Autohäuser, weniger Interesse daran haben für einen Strida Kunden mal eine Tasche oder ein Ersatzteil zu bestellen? Hat damit jemand Erfahrung?

Die Achillesferse des Strida ist jedenfalls das hintere Gelenk, das steht für mich nach über 12 Jahren Erfahrung, als leidenschaftlicher Mechaniker, eindeutig fest. Der Hersteller Ming cycle baut hier einen gravierenden Fehler ein der von der ursprünglichen Konstruktion abweicht; Ming cycle versucht eine Tellerfeder (Teil Nr. 363 bzw. 367) zum Teil weit außerhalb ihrer Spezifikation zu betreiben, das kann sogar gut gehen - aber in vielen Fällen eben auch nicht.

Herr Mark Sanders, der Konstrukteur des Strida, hat natürlich von diesen Dingen erfahren. Nur leider wird von Taiwan keinerlei westlicher Rat beherzigt; Ming cycle drückte das vor Jahren schon ziemlich blumig, aber doch relativ deutlich aus. Die sinngemäße Übersetzung lautet in etwa:
„Lieber Mark, Strida ist Deine Tochter und wir ehren Dich.
Aber nun hat Deine Tochter geheiratet und ihr Gemahl (= Ming) wird in Zukunft gut für sie sorgen.“


Übrigens sind alle Bedienungsanleitungen älterer Strida Versionen (vor 5.0) über Mark Sanders‘ issuu Seiten leicht auffindbar:
mark77a Publisher Publications - Issuu
(Natürlich in englischer Sprache; falls Übersetzungen benötigt werden bitte einfach hier melden.)

Abschließend noch ein paar Worte zu der vielfach gehörten Frage bezüglich der Nachrüstbarkeit von Getriebeschaltungen:
Das Modell EVO kann, aufgrund des Tretlagerdurchmessers von 95 mm, nur mit dem zugehörigen KS 3 Getriebe betrieben werden, eine Alternative gibt es nicht.
Bei single speed Modellen mit Tretlagerdurchmesser 60 mm wie LT oder SX gibt es – theoretisch – drei Möglichkeiten:
  • Schlumpf speed drive, 2 Gang: Da das seinerzeit von Florian Schlumpf vertriebene Schlumpf – Strida kit heutzutage von haberstock mobility nicht mehr erzeugt wird bliebe nur die Möglichkeit einen Schlumpf speed drive zu kaufen und die restlichen Teile (Exzenter, Riemenscheibe und Riemen) anderswo zu erwerben – wegen der extrem hohen Kosten schließe ich diese Lösung in der Praxis aus.
  • ATS speed drive, 2 Gang: Erhältlich bei bikegang
  • Efneo GTRO, 3 Gang
Vans04i.jpg

Vans01i.jpg

Vorne: Strida EVO mit Van’s 16“ x 2,3“ Bereifung
Hinten: Strida efneo mit ETRTO 349 mm Laufrädern

Herzliche Grüße,

Christian
 
Zuletzt bearbeitet:
Hui, die Reifen beim silbernen sind ja mal abgefahren! :D Vielleicht würde sich auch ein generischer Überblicks-/EInführungspost über das Strida lohnen - das ist ja ein recht spezielles Faltrad, das einerseits eine sehr lange Geschichte hat, andererseits weder sehr bekannt noch sehr verbreitet ist und auf viele erst mal sehr seltsam wirkt.
Auch spannend wäre was über die Unterschiede zwischen den Modellgenerationen zu erfahren und ob es sich zum Beispiel lohnt, ein günstiges der ersten Generation zu kaufen oder ob man davon lieber die Finger lassen sollte. Der Gebrauchtmarkt ist ja durchaus vorhanden und man wird schon für unter 200€ fündig für ein sehr frühes Modell: Fahrräder & Zubehör | eBay Kleinanzeigen
Das aktuelle Lineup geht bei 700€ los für das Einsteigermodell, man kann aber tatsächlich auch 3.300€ Listenpreis für die Carbonversion ausgeben. :oops:
Webseite des Herstellers: STRiDA – Folding Bike
Webseite des deutschen Importeurs: STRiDA Deutschland // Falträder \\ Unfold Your Life - Strida
Katalog: https://www.strida.de/fileadmin/user_upload/Downloads/2019_STRiDA_Prospekt.pdf
Preisliste: https://www.strida.de/fileadmin/user_upload/Downloads/2021_STRIDA_Preisliste.pdf
 
Vielen Dank für Deine Antwort!

Natürlich ist die Sache mit den Reifen nicht so ganz einfach; das Hinterrad mußte um einige Millimeter nach links, also außermittig, zentriert werden um nicht am Rahmen zu streifen. Interessanterweise hat das keinerlei Einfluß auf den Geradeauslauf (sofern der am Strida überhaupt vorhanden ist), das Strida zieht nun nicht in eine Richtung. Die Originalfelgen wären auch zu schmal für die fetten Van’s, hier sind selbstverständlich breite BMX Felgen verbaut.

Ja stimmt, das erste Strida wurde bereits 1985 vorgestellt, ein grober Abriss seiner Geschichte findet sich hier:
STRiDA Brand Story – STRiDA

Wer mehr wissen will sollte Mark Sanders‘ Seiten genauer unter die Lupe nehmen 😉

Hier noch ein altes Dokument zu den ersten Modellen:
https://stridacanada.ca/wp-content/uploads/2019/04/History_of_Strida.png

Ich persönlich würde vom Kauf älterer Modelle als Version 5 dringend abraten, es sei denn man rechnet von vorne herein damit gleich mehrere defekte Modelle des gleichen Typs zu erwerben um dann – hoffentlich – ein gutes daraus zu machen. Viele Ersatzteile älterer Modelle sind nun mal nicht mehr erhältlich, z. B. die Laufräder, der alte Verschlussmechanismus, die Plastik Halterungen für das Tretlager und die Plastik Abdeckung im oberen Bereich des Steuerrohrs. Zum Teil hat Mark Sanders 3 D Druckvorlagen erstellt, diese sind hier zu finden:
Mark Sanders | GrabCAD

Alle der älteren Versionen verfügen über eine unübliche Gemeinsamkeit; der Freilauf sitzt vorne im Riemenrad – und nicht hinten im Ritzel. Die Ritzel sind mit dem Hinterrad vernietet, Austausch ist nicht vorgesehen.

Die Unterschiede zwischen den Modellen sind nicht allzu groß und leicht zu erklären.

Das Modell EVO unterscheidet sich von allen anderen durch das Unterrohr; das Exzentergehäuse ist um 35 mm im Durchmesser größer um das Getriebe aufnehmen zu können (damit ist auch klar dass das Getriebe nicht geeignet ist um damit andere Versionen nachzurüsten).

Modell LT ist billiger weil hier Plastiklaufräder und ein Exzenter aus Plastik verwendet werden.

Modell 5 besitzt einen Exzenter aus Aluminium und 16“ Laufräder.

18“ Laufräder sind ein eindeutiger Hinweis auf Modell SX, auch dieses wird mit Aluminiumexzenter ausgeliefert.

Zum Carbon Spitzenmodell C1 habe ich nur eine Bemerkung; es ist nicht möglich dieses mit einer Gangschaltung auszustatten (weil der Riemen durch das Unterrohr laufen müßte). 😑

Der Plastikexzenter ist m. E. nicht als Nachteil zu sehen (ja gut, ab und zu zerbröselt mal einer, aber das ist eher selten) die Plastikräder neigen aber zur Verformung. Für zarte Personen durchaus geeignet…aber ich denke dass der durchschnittliche Mitteleuropäer damit einfach zuviel Energie verschwendet.

Auch die originalen 16“ Laufräder sollte man mit Vorsicht genießen wenn man sich gewichtsmäßig im obersten Bereich befindet (max. 100 kg), diese haben schmälere Naben als 18“ Laufräder und außerdem nur 24 (anstatt 36) Speichen pro Laufrad. Ich glaube schon dass man etwas über das Limit gehen kann ohne mit wiederkehrenden Speichenbrüchen belästigt zu werden – man nehme 18“ Naben und verbinde diese mit 16“ (36H) BMX Felgen, fertig.
 
Mein Eindruck ist, das Strida ist für Kurzstrecken mit schnellem Wechsel vom ÖPNV zur Straße geeignet.
Kann es das? Braucht man da besonders geringes Gewicht oder eine Schaltung?
Jan
 
Servus Jan,

das ist genau DER perfekte Einsatzzweck für das Strida – aaaber:

Es kommt eben sehr stark darauf an wo genau Du aus dem ÖPNV aussteigst mit dem Ding.

Nehmen wir z. B. Wien (dessen Straßennetz ich sehr gut kenne); in den südöstlichen Randbezirken wird man mit einem Singlespeed locker überall hinkommen, da ist es flach. In den Nordwesten, am anderen Ufer der Donau geht es aber gute 300 m aufwärts und dann macht das schnell keinen Spaß mehr ohne Gangschaltung. Ich denke das wird auch der Grund sein warum man das Strida hier sehr, sehr selten sieht, ich glaube kaum dass hier mehr als ein paar Stück pro Jahr verkauft werden.

Ich empfinde das zusätzliche Gewicht einer Gangschaltung nicht besonders störend; dies aber in erster Linie weil die Konstruktion zum Rollen, bzw. Schieben geradezu einlädt – und diese Aufgabe auch sehr gut erfüllt (ohne zusätzliche Räder, Rollen etc.). Nur Eines – Ziehen (statt Schieben) funktioniert nicht, die Fuhre kippt dann um.

Ganz ehrlich gesagt; das oben gezeigte EVO ist bleischwer, Alu – Riemenscheibe, breiter Lenker, die Monsterschlappen etc., ich meine es hat an die 17 kg…fällt aber niemand auf, weil es nicht getragen wird…😇
 
Ja stimmt, das erste Strida wurde bereits 1985 vorgestellt, ein grober Abriss seiner Geschichte findet sich hier:
STRiDA Brand Story – STRiDA

Spannend! Da ist ja wirklich viel passiert! Was ich nicht wußte und überraschend finde sind die frühen Produktionsmengen: Die Produktion startete 1986 in Glasgow, vorgestellt wurde das Strida erst 1987. Bis zum Umzug der Produktion nach Nottingham 1988 wurden schon 3000 Räder produziert. In Nottingham wurden in nur gut zwei Jahren 17.000 Räder produziert, dann wanderte die Produktion nach Portugal. Bis 1992 waren insgesamt 25.000 Stridas produziert wurden - in nur fünf Jahren.
Brompton brauchte dafür acht Jahre ab MK2-Einführung 1988.

Die Zahlen stammen aus dem englischen Wikipedia-Eintrag: Strida - Wikipedia

Ich persönlich würde vom Kauf älterer Modelle als Version 5 dringend abraten,
Ah, gut zu wissen. Dann ist alles vor 2007 sozusagen raus. Jetzt ist nur noch die Frage: Wie kann man die unterscheiden optisch?

Ich stelle gerade fest, dass ich über das Strida echt wenig weiss. Die Seite des kanadischen Importeurs ist auch interessant - war mir schon mal über den Weg gelaufen, hatte ich aber vergessen: Home - Strida Canada West
Dort verlinkt findet sich auch ein Vergleich zwischen Brompton und Strida von jemand, die beide besitzt: Brompton vs Strida – Comparing 2 Iconic Folding Bikes – Bromptoning
 
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Reaktionen: TIL
@BSA Moin Christian, ein Fan des Strida bin ich nicht, aber durchaus von Mark Sanders. Ich hatte für kurze Zeit ein älteres Modell und habe es flott weitergegeben.
Mit Fa. Ming-Cycles habe auch ich schlechte Erfahrungen bezüglich schlampiger Fertigung, konnte eines der ersten Modelle des IF swivel head in 70cc gebraucht kaufen. Die Konstruktion ist gut und das Rad funktioniert, jedoch war die Qualität unterirdisch. Erst als Pacific cycles die Produktion übernommen hatte, war das Produkt um Welten besser. Das Pacific reach war auch ein großer Wurf, ich fahre das City-Modell und bin noch immer begeistert. Mit dem Strida wurde ich nicht warm.
 
berlinonaut schrieb:
Dann ist alles vor 2007 sozusagen raus. Jetzt ist nur noch die Frage: Wie kann man die unterscheiden optisch?

Das ist auch relativ einfach:

Von weitem; ist der Vorbau 100% horizontal?

Ja -> Finger weg.

Nein, der Vorbau steigt leicht an -> näher rangehen; hat es eine Trommelbremse?

Ja -> laßt es lieber (die Trommelbremseinheiten sind garantiert nirgendwo mehr zu finden.)

Nein -> verlinkt/postet bitte gute Bilder um ganz sicher zu gehen, es gibt unzählige Fakes, diese werden schon lange als SLO’s bezeichnet (strida like objects) und deren Qualität ist unbeschreiblich schlecht. :sick:

@TIL Servus Til,

freut mich dass Du Mark Sanders auch magst, ich konnte ihn während der Eurobike 2017 kennen lernen und wir sind seitdem auch immer wieder in sehr nettem Mailkontakt. Ich finde es bemerkenswert und außergewöhnlich dass er immer noch für ein Produkt Support leistet an dem er seit Jahrzehnten keinerlei Rechte mehr besitzt und keinen Cent verdient.

Ich verstehe das gut; vielen Leuten liegt das Strida einfach nicht und ich würde jedermann wärmstens empfehlen unbedingt eine Probefahrt vor dem Kauf zu machen.

Auch könnte ich mir gut vorstellen dass das Strida aus anderen Gründen für Dich eher nicht geeignet ist – obwohl ich Dich nicht kenne habe ich den fürchterlichen Verdacht dass Du einer von denen bist die:
  • Richtig viel fahren.
  • Und das sogar bei Regen!
Stimmt das?
Naja, dafür ist das Strida leider nicht besonders brauchbar; im Regen sammelt der Riemen das Straßenschmutz/Wasser Gemisch ein und transportiert es auf die Aluminiumzähne des Freilaufs (Laufleistungen von unter 2000 km wurden schon berichtet).
 
@BSA Dank Dir für Deine Einschätzung. Ich fahre manchmal längere Strecken und die auch durchaus bei Regenwetter. Mir paßt auch die Geometrie des Strida nicht. Mark Sanders finde ich sympathisch und seine Konstruktionen spannend. Leider wird das Pacific IF Urban nicht mehr hergestellt, da könnte ich noch schwach werden..
 
Dort verlinkt findet sich auch ein Vergleich zwischen Brompton und Strida von jemand, die beide besitzt: Brompton vs Strida – Comparing 2 Iconic Folding Bikes – Bromptoning
Sehr schön! ..und gut recherchierter Bericht. Bestätigt meine Erfahrungen im Winterbetrieb des Brompton. Deswegen bleibt bei Schnee und gepökelten Straßen/Radwegen bei mir das Brommie im Stall. ..und ich bevorzuge statt dessen ein Bernds mit Riemenantrieb (oder ein Fold it mit Trommelbremsen integriert in SA 5-gang).
 
@TIL Ein IF Mode konnte ich hier in Wien für kurze Zeit fahren – und kam damit gar nicht zurecht. Und das IF Move interessiert mich schon lange, konnte aber nie eines in die Finger kriegen.

Am IF Move gibt es nämlich, abgesehen von der einseitigen Radaufhängung, noch ein Detail das m. E. sehr außergewöhnlich ist – ganz so wie beim Strida!
Die Bremsscheibe sitzt rechts, unter dem Ritzel, daher kann ein herkömmliche Bremszange nicht verwendet werden. Oder doch?
Strida verwendet eine gespiegelte Bremszange, die hintere ist ein (nicht ganz exaktes) Spiegelbild der vorderen (oder umgekehrt.)
Strida Bremszangen.jpg
Beim IF Move wird eine Standardzange (für Montage links) mittels Adapter sozusagen umgedreht.
So, und genau jetzt wird es spannend – logischerweise wird die Zange ja nun entgegengesetzt zu ihrer normalen Laufrichtung betrieben.
Kann man das einfach so machen? – Diese Frage stellte ich vor Jahren an Shimano – die Antwort war Nein! :unsure:

Apropos Bremsen; die seilzugbetätigten Scheibenbremsen des Strida sind m. E. hervorragend. Punkt.
Natürlich wollte ich aber trotzdem wissen ob ein Umbau auf hydraulische Bremsen möglich ist – und, eh logisch wegen der gespiegelten Zange, stieß auf genau eine Bremse mit der das, unter erheblichem finanziellen Aufwand, möglich sein müßte – Tektro Auriga Twin system splitten und mit zweitem Bremshebel versehen, fertig. Und um rund 300 € leichter.

@berlinonaut Ja so ist er, unter dem Nickname Human Amp schrieb er seinerzeit auch auf stridaforum.com und bikeforums.net :)
 
@berlinonaut
Besten Dank für die Information, das macht das Produkt jedoch nicht besser 😬.
Ich wundere mich, daß sich das Strida so lange halten konnte.
Der asiatische Markt ist wohl speziell, dort wird es anscheinend gekauft.
 
@berlinonaut

Stimmt, zu diesem Anlass wurde das Sondermodell S30X vorgestellt:
Strida S30X
(Das ist aber schon ein paar Jährchen her.)
Was ist daran besonders, die Carbon Laufräder?
Ich meine die sind es weniger, aber der orange Riemen ist jedenfalls sonderbar - er wird von Magneten angezogen. :oops:

@TIL

Naja sooo schlimm ist es auch nicht...ich gebe zu dass es (zumindest einen) gravierenden Fehler enthält (darauf komme ich gerne umfassend zurück).
Aber größtenteils ist die Qualität in Ordnung, Probleme sind m. E. in erster Linie darauf zurück zu führen dass die Durchschnittsgewichte von Europäern und Asiaten sehr unterschiedlich sind.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ming cycle’s Kardinalfehler am hinteren Gelenk des Strida

Der Fehler kann in einem einzigen, einleitenden Satz zusammen gefaßt werden:
Der Überstand des Achsstumpfes (Länge X lt. Skizze) ist an allen Strida Rädern unterschiedlich lang!
axleheight_01.jpg

Für den Betrag der Kraft an der Tellerfeder (Vorspannung) ist ausschließlich diese Länge X maßgeblich.

Ming cycle verwendet aber an allen Rädern die gleiche Tellerfeder!

Ich hoffe dies erklärt, aus rein logischer Sicht, dass die Konstruktion an manchen Rädern funktioniert (= jene, bei denen die Vorspannung zufällig paßt) aber an anderen eben nicht (= meist jene bei denen der Achsstumpf zu kurz ist).

Um die Sache technisch besser zu verstehen werden jetzt erst mal Zahlen benötigt, (alle in weiterer Folge aufgezählten Daten sind die von Originalteilen – sollten also leicht am eigenen Strida nachgeprüft werden können).

Die Materialstärke der Tellerfeder (Strida Teil Nr. 363 bzw. 367) beträgt 1,7 mm.

Die Länge des überstehenden Achsstumpfes beträgt zwischen 0,8 und 2,2 mm, wobei viele Strida Längen unter der Materialstärke der Tellerfeder aufweisen!

Das sollte nun wirklich ins Auge springen, eine derart starke Tellerfeder über deren Materialstärke hinaus zusammen pressen zu wollen – das ist nicht Vorspannung, das nennt man Kaltschmieden!

(Die Erstmontage funktioniert m. M. nach überhaupt nur deswegen weil sofort einerseits die scharfe Kante der Feder tief in den Rahmen eingedrückt wird und sich andererseits die, relativ weiche, Beilagscheibe 364 verformt. Meiner Erfahrung nach muß das lästige knarrende Geräusch an der Kante der Tellerfeder entstehen – diese frißt sich wiederholt im Aluminium fest und bricht dann wieder los. Besonders unter Last verwindet sich das Unterrohr eben mehr – und genau da tritt das Geräusch verstärkt auf.)

Ich lasse es an dieser Stelle aus genauer auf die „richtige“ Vorspannung der Tellerfeder einzugehen, komme weiter unten jedoch detailliert darauf zurück.

Über die Ursachen des Fehlers darf gerätselt werden, vorstellbar wären z. B. Unterschiede in der Dicke der Lackschichten; an dieser Stelle des Rahmens käme eine Differenz ja gleich verdreifacht zum Tragen.

Im Folgenden eine kurze Übersicht der Lösungen für das Problem:

Rear hinge kit
(Urversion): Mit einer dünnen, gelaserten Edelstahlscheibe und einer leicht modifizierten Tellerfeder sowie Never – Seez (= Mittel gegen Festfressen) wurde oft eine deutliche Verbesserung erzielt, an stark beschädigten Rahmen war das aber eher hoffnungslos. Ich muß auch sagen dass diese Lösung technisch eigentlich nicht richtig ist – damals verstanden wir die Fehlerursache noch nicht vollständig.
Strida Canada rhk.jpg

TriLock System: Entwickelt von Mark Sanders höchstpersönlich und zweifellos die eleganteste Lösung; mit einer CNC gefertigten Aluminiummutter auf einem zentralen Gewindestift kann die Federvorspannung nun eingestellt werden. Unter der Tellerfeder sitzt eine IGUS Anlaufscheibe – kein Rahmenverschleiß mehr. Weiterer Vorteil; weder Schraubensicherung noch Schmierstoff sind erforderlich. igus® – Hochleistungspolymere für Bewegung
Rear Joint TriLock.jpg
TriLock_18.jpg
TriLock_16.jpg

Rhk 2020/21 by BSA: Meine Lösung ist aufwendiger aber durch die Feingewinde leichter einzustellen. Auf Kunststoff vertraue ich nur für die Abdeckung (Kydex, nicht abgebildet) und ich fange den Verschleiß mit Edelstahl- bzw. Messingscheiben ab, kann auch tiefe Schadstellen im Rahmen überbrücken. Eine CNC Maschine ist zur Herstellung nicht nötig, lediglich Drehbank, Feingewinde Bohrer und Schneideisen werden gebraucht.
Rhkv2xx_21.jpg
Rhkv2xx_24.jpg

Spacer Methode: Natürlich kann man auch mit einem angepaßten Zwischenring den Achsstummel „verlängern“ um so die gewünschte Vorspannung zu erreichen. Eine zusätzliche „Panzer“scheibe läßt sich ebenfalls leicht einberechnen. Allerdings ist die Einstellung ausschließlich über den Zwischenring möglich, ich meine das ist für einen normalen Kunden zu langwierig. Abgesehen davon; man muß dem Kunden jedenfalls mehrere Distanzringe senden bzw. im Laden müßte man unzählige bereit halten.
Rhkv2xx_01.jpg

Ein paar Anmerkungen über die gezeigten Teile:

  • Mark Sanders Vorschlag ist frei verfügbar (inkl. STEP file für CNC Fertigung) und kann daher (relativ) leicht reproduziert werden.
  • Die TriLock Muttern oben wurden von einem professionellen CNC Betrieb in Österreich angefertigt; es entstand eine Kleinstserie von 12 Stück. (Edit: Mittlerweile auch eine zweite, minimal veränderte, Serie von 100 Stück.)
  • Alle anderen Teile sind entweder modifizierte Normteile oder selbst gefertigt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Schadenbilder am Rahmen:

Alle oben vorgestellten Lösungen werden funktionieren – aber ich meine auch dass unter bestimmten Umständen wahrscheinlich mehr Aufwand nötig ist. Rahmenrohre wie dieses benötigen m. E. dazu noch weitere Maßnahmen, nämlich das Auffüllen der Vertiefung. (Derzeit suche ich nach dafür geeigneten Methoden.)
rearjointissue_01.jpg

Bei diesen beiden Unterrohren wird kaum Nacharbeit erforderlich sein:
rearjointissue_02.jpg
cnrepk 03.jpg

Zum Vergleich ein Originalrohr ohne Lackierung:
insert01.jpg

Vorspannung der Tellerfeder:

Ein Wert für die tatsächlich erforderliche Vorspannung an der Feder konnte leider nicht zweifelsfrei ermittelt werden. Auch Rückfrage bei Mark Sanders sowie Gespräche mit zwei unabhängigen Ingenieuren erbrachten kein schlüssiges Ergebnis.

Ein aufschlußreiches Detail findet sich diesbezüglich aber in der Bedienungsanleitung für das Strida MK1, auf Seite 45, Absatz 22, heißt es: „ Put back the spring washers as shown…“ und „Adjust the thickness if necessary to…“.

Das heißt die von Marks Sanders ursprünglich vorgesehene Möglichkeit zur Einstellung der Federvorspannung mittels mehrerer, unterschiedlich dicker Federn wird von Ming cycle nicht umgesetzt, Ming cycle verbaut seit Jahren nur eine einzige Tellerfeder!

Da die Materialzusammensetzung der Originalfeder unbekannt ist konnten bei der Verwendung eines Berechnungsprogrammes für Tellerfedern nur die Maße berücksichtigt werden.

Quelle: Disc Spring Calculator Tool - Mubea Disc Springs

Ausgehend von der Grundeinstellung 50 CrV 4 wurde dann die Kraft an der Feder berechnet. Die (unbelastete) Höhe der Originalfeder beträgt 3,0 mm und die Materialstärke 1,7 mm – daraus ergibt sich der maximal mögliche Federweg von 1,3 mm. Das erkennt das Programm selbsttätig und deswegen wird auch die Kurve an diesem Punkt abgebrochen wie unten zu sehen:
mubea_Strida_disc_01.jpg

Ich glaube dass die richtige Vorspannung irgendwo in dem unten grün hervor gehobenen Bereich liegen muß, das bedeutet die Feder sollte tatsächlich nur um wenige Zehntel mm vorgespannt werden – einige tausend Newton sollten doch völlig ausreichen (?).
mubea_Strida_disc_02.jpg

Natürlich kann man das Berechnungsprogramm anweisen auch unübliche (bzw. sinnlose) Federwege darzustellen. Dies wurde mit den oben erwähnten Daten der Achsstümpfe versucht; Ergebnis siehe unten:

mubea_Strida_disc_03.jpg
Ich glaube nicht dass Kräfte von 10000 bis 25000 N erwünscht sind.

(Die angegebenen Achsstumpflängen stammen von Strida Besitzern aus Kanada, Spanien, Holland, Finnland und Österreich.)

Mit besten Grüßen (auch an MSA) 🥸
 
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