Ritzel wenden bei 2/6-Gang-SA-Getriebe

Ralf

Mitglied
Ich habe heute und erstmals hier in meinem Lieblingsforum etwas Technisches zu präsentieren!

Nachdem die Rohloff-Lehre Kettenverschleiß schon etwas über Limit anzeigte, habe ich wacker eine neue Kette (SRAM PC830) montiert und beim Test auf dem Montageständer lief alles einwandfrei. So soll es sein, dachte ich, schließlich sollte ja ein Ritzelsatz mit zwei Ketten bei rechtzeitigem Tausch fahrbar sein. Der Fahrtest belehrte mich eines Besseren, auf beiden Ritzeln sprang die Kette. Daraufhin wollte ich die Ritzel wenden, geht aber NICHT, weil
  1. das 13er Ritzel hat einen Bund,
  2. beide Ritzel sind auf der Verzahnung des Antreibers NICHT DREHBAR wegen
  3. der vorhandenen Steighilfen.
Nach einigem Messen, Recherchieren nach Neuteilen (gar nicht so einfach in Berlin zu beschaffen) und Gesuche in meinen Grabbelkisten, habe ich heute folgendes zusammengebastelt:
  • Demontage und Entfall der Plastik-Anlaufscheibe,
  • Montage des gewendeten 16er Ritzels durch gerinfügiges Abfeilen lediglich einer Kante. (Eine kleine Eisen- oder Schlüsselfeile ist dafür gut geeignet.)
  • Nun eine 3,2 mm dicke Distanzscheibe (aus irgendeiner meiner alten Kassetten, vermute 9-fach edit: Shimano 6- oder 7-fach) aufstecken und
  • gewendetes Aufstecken des 13er Ritzels, wie das 16er befeilt und
  • zum Schluss Sprengring montieren.
  • Die ursprünglich montierte Stahl-Distanzscheibe wird wie die Plastik-Anlaufscheibe nicht mehr gebraucht.
Spiel oder Gewackel der Zahnräder durch übermäßiges Axialspiel war nicht feststellbar - also alles zusammengebaut und eine Probefahrt gemacht.

Fazit: Kein Überspringen mehr - das war zu erwarten. Keine Einstellung der Schaltanschläge oder des Schaltzugs erforderlich - das hat mich gewundert! Der Schaltvorgang erschien mir auf der zugegeben nur zwei Kilometer kurzen Probefahrt wie gewohnt flüssig und alles lief leise ohne Schleifgeräusche. Insofern nach den ersten Eindrücken ein voller Erfolg, aber ich werde das weiter beobachten - wer weiß was noch kommt.

Im Forum habe ich zu diesem Thema nichts gefunden, hat jemand von euch damit Erfahrungen bzw. wohlmöglich ein "NO GO"? Ich will nämlich demnächst mit der Konfiguration durch Dänemark reisen (also nur moderates Drehmoment am Hinterrädchen!😉).

Die beiden Fotos zeigen (neben Grunewaldstaub) deutlich den jetzt außenliegenden Bund des kleinen Ritzels und die Platzverhältnisse für Kette und Ritzel. Der schwarze Distanzring ist auch zu erkennen.

Ich freue mich über eure Kommentare und Vorschläge!
Ralf
 

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Hallo
Sorry, aber warum machst du/ man das? Um deren Benutzungsdauer zu verlängern? Scheint ja geklappt zu haben. Wo ist da die Logik dahinter? Irgendwo im allerhintersten Kopf glaub' ich da auch mal was von gehört zu haben
Interessierte Grüsse
 
Die Ritzel verschleissen in Zugrichtung der Kette, also nach vorne hin. Wenn sie vorne schon hinnig sind sind sie hinten noch so gut wie neu. Durch Wenden kann man also im Prinzip die Standzeit verdoppeln. Bei Rohloff-Ritzeln ist das z.B. sogar explizit vorgesehen.
Bei Ritzeln mit Steighilfen oder gekröpften Ritzeln wird das allerdings nix. Der Shimano Antreiber am Brommi verhindert durch seine ungleichmässige Zahnung eigentlich ein wenden und die Ritzel, wie im Startposting beschrieben, ebenfalls.
 
Hi!
Ganz simpel im Sinn der Nachhaltigkeit - bei den Rohloff-Getriebenaben bspw. wird vom Haus aus empfohlen, das Ritzel zu wenden, wenn verschlissen. Es fährt sich dann wie neu, da auf dieser Zahnflanke kein Verschleiß aufgetreten ist. Daraus ergibt sich doppelte Nutzungsdauer bzw. halbierte Kosten (bei 2/6-Gang ca. 16.- und Treibhausgase ohnehin).
...ich sehe gerade - berlinonaut hat geschrieben!

Richtig! Gekröpfte Ritzel (wie auch das orig. 13er beim Brompton) haben gewendet eine veränderte Kettenlinie, da müsste, wenn möglich, anders ausdistanziert werden mit Unterlegscheiben. (Das geht bei manchen alten SA-3-Gang-Naben.)
Wie oben geschrieben erscheint die 6-Gang völlig unempfindlich ggü. der (gerinfügigen) Änderung der Ritzelposition, noch nicht einmal der Umwerfer war neu zu justieren nach dem Umbau, obwohl sich beide Ritzel nach Umbau etwa 1 mm weiter innen befinden.

Zu den Steighilfen: Die wirken positiv besonders beim Schalten unter Last bzw. beschleunigen den Schaltvorgang etwas - das ist zumindest für mich beim Klappi völlig irrelevant, rechtzeitig schalten kannick!:cool:
Die beschriebene Feilerei ist nmM laiensicher ausführbar mit lediglich ein paar Feilenstrichen.

Im Übrigen: Ich habe mir Gedanken über den Sinn der Plastikscheibe gemacht, die scheint mit im Wesentlichen ein Dreckabweiser zu sein und hat weiter keinen technischen Wert. Weiß jemand mehr?
 
Im Übrigen: Ich habe mir Gedanken über den Sinn der Plastikscheibe gemacht, die scheint mit im Wesentlichen ein Dreckabweiser zu sein und hat weiter keinen technischen Wert. Weiß jemand mehr?
Offiziell läuft sowas unter "Kettenschutzring" und soll verhindern, dass die Kette in die Speichen gerät und dort Unheil anrichtet. Ist sozusagen ein Sicherheitsfeature und findet sich seit Urzeiten an Rennrädern, MTBs und sonstigen kettengeschalteten Rädern der unteren bis mittleren Preisklasse. Früher auch gerne aus Blech und extraschwer. Heutzutage ist das etwas unüblich geworden - im Zeitalter gerasteter Inex-Schalthebel ist ein "überschalten" und damit die "Gefahr", vor der der Kettenschutzring schützen soll, wohl in der Praxis auch nur noch im Ausnahmefall relevant.
Ich halte es sogar für vorstellbar, dass sowas mal vorgeschrieben war in irgendeiner lustigen Norm und nur für "Wettbewerbs- bzw. reine Sporträder" ausser Kraft gesetzt - keine Ahnung. Vielleicht war es auch nur Massenhysterie.
 
Ich habe gerade nachgesehen - sollte die Kette nach innen fallen, würde sie die Speichen nicht berühren. Da ist viel Platz und diese Art Umwerfer erscheint mir auch nicht kritisch mit Blick auf Ablaufen der Kette nach innen oder außen! Für die Weightwheenies: Zudem wird für umme Gewicht eingespart! 20230718_125253.jpg
 
Coole Sache (y) - danke für Deinen Beitrag.
Das Wenden der Ritzel kenne ich von Uniglide-Kränzen - die halten damit seehr viel länger als das neumod'sche Hyperglide Gelumps. Und da wir ja alle ohne Zug auf der Kette schalten, braucht die Steighilfen nur der, der das nicht kann - indexiertes Schalten ohne Last geht bei UG-Kassetten genauso flüssig.
Da das bei mir sicher auch irgendwann ansteht, aber noch eine Frage an @Ralf:
Die Distanzscheibe ist vermutlich ein Spacer einer zerlegten Kassette - bei 9-fach wäre die nur 2,56 mm dick (Shimano). Hast Du die 3,2 mm gemessen? Könnte aus einer 7-fach Kassette kommen? Ich nehme an, die Dicke ist ja wichtig, damit der Sprengring stramm sitzt und das Ritzelpaket zusammendrückt.
 
Hmm...ja, da hast du recht, das werde ich korrigieren!
Laut Ritzelabstände (Tabelle) – Fahrradmonteur
dürfte die Scheibe aus einer Shimano 7- oder 6-fach-Kassette sein. Letztgenannte habe ich noch an meinem Renner aus den 80ern montiert, daher stammt höchstwahrscheinlich das verbaute Teil. Es geht natürlich so ziemlich jede Scheibe entsprechender Dicke, solange sie auf den Antreiber passt. Die Verzahnung ist nur für die Ritzel wichtig. Ich habe schnell noch eine Skizze mit Maßen gemacht, siehe hier:
20230718_141831.jpg
Auf ein paar hundertstel Millimeter kommt es sicherlich nicht an.

Ich hoffe das hilft weiter!
 
Der Ordnung halber hier meine Erfahrungen nach ca. 300 km größtenteils auf Reisen mit Gepäck und rauf und runter (Jütland DK!), also viel Schalterei: Die gewendeten Ritzel verhalten sich völlig unauffällig und die Steighilfen vermisse ich überhaupt nicht. Schaltverzögerungen erscheinen mir irrelevant. Konkret bemerke ich kaum einen Unterschied zu vorher, vielleicht dauert das Schalten jetzt maximal eine Viertel-Kurbelumdrehung. Wie es vorher war, weiß ich nicht, da ich nicht darauf geachtet habe.

Meine Empfehlung: wacker wenden!

Noch etwas: Das müsste doch eigentlich auch mit den Sachs-Ritzeln klappen.
 
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