Radtage Stilfser Joch und Albula 2019

Tipsi

Stammgast
Ort
Muttenz
Radtage Stilfser Joch und Albula
31. August / 01. September 2019

Es handelt sich hier um den Wadenschau-Bericht (oder um einen Forschungsbericht, wie lange der Proband braucht, um Informationen zu verarbeiten), welcher schon im alten Forum zu lesen war. Er wurde aber teilweise den neuen Möglichkeiten von diesem Forum angepasst und stellenweise ergänzt.


Links/Verweise
Sämtliche Links/Verweise hüpfen auf die Karte der Webseite map.schweizmobil.ch, auf Swisstopo (map.geo.admin.ch), zum Verein Freipass (www.freipass.ch) oder auf Bromptonauten.cc.


Mein Brommie mit Anhänger
P-Lenker, 12 Gänge (46er Kettenblatt, Mountain Drive, SRAM 13er/15er Ritzel, Schutzbleche, Gepäckträger, SON Nabendynamo, Schwalbe Marathon, Anhänger Radical Cyclone III


Vorgeschichte
Am Montag, 26. August 2019 hüpfte ich auf die Seite Freipass.ch, da ich wissen wollte, ob die Anlässe vom letzten Jahr über den Klausen- sowie Pragelpass wieder stattfinden werden. Und ja, die Klausenpassüberquerung habe ich gefunden. Aber was entdeckte ich noch? Am 31. August würde der Radtag auf das Stilfser Joch/Stelvio durchgeführt. Und nicht nur der, sondern einen Tag später wird auch der Albulapass gesperrt, so dass nur Veloleute auf dieser Strasse fahren würden. Ich las nochmals den Bericht vom Forumsmitglied "valkoinen" über sein Erlebnis vom „Stilfserjoch Radtag 2015“ im damaligen Bromptonauten.de Forum. Danach beschloss ich, diesen Pass auch einmal von Prad aus in einem Stück zu bezwingen. Meine Velofahrkollegin und ich waren auch im 2015 bereits auf dem Stilfser Joch, allerdings fuhren wir von Sta. Maria nach Plattatschas (1700m ü.M.), übernachteten dort im Hotel und fuhren am nächsten Tag (ich mit Anhänger) über den Umbrailpass aufs Joch. Aber ich hatte auch bedenken, da meine Kondition dieses Jahr massiv abgenommen hat. Trotz dem vielen schönen Wetter habe ich mich zu wenig bewegt.

Auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit fand ich das Hotel auf dem Ofenpass. Es liegt mehr oder weniger zentral zwischen den beiden Pässen und so konnte ich einen grossen Teil des Gebäcks wenigstens auf der Fahrt zum Stilfser Joch im Hotel lassen. Ausserdem dachte ich mir, dass ich bei der Übernachtung auf gut 2150 Meter über Meer mich ein wenig an die Höhe gewöhnen kann.

36767199se.jpg


Am Mittwoch bekam ich dann von meinem Chef auf der Arbeit grünes Licht, dass ich am Freitag bereits um 12.00 Uhr die Arbeitsstelle verlassen darf. Somit buchte ich zwei Nächte im Hotel auf dem Ofenpass und kaufte mir zwei Tageskarten und packte meine sieben Sachen.



Anreise zum Ofenpass

Na ja, von Muttenz nach Landquart erfolgte die Reise in den üblichen klimatisierten Wagen der SBB. Das war sehr angenehm, denn draussen war es sehr sehr sehr warm. In Landquart hingegen durfte ich in einen Zug der Rhätischen Bahn RhB umsteigen. Ich schaute den Zug an und dachte: Mist, der besteht nur aus altem Rollmaterial ohne Klimaanlagen; und das bei dieser Wärme. Als ich mein im Überwurf* verstautes Brompton, den Anhänger, dessen abgenommenen Räder und die Brompton-Tasche vis-à-vis der aufgehängten Velos platziert hatte, gab es wie in meinen jungen Jahren nur noch eins für mich: Sonnenbrille aufsetzen, Fenster runterlassen, den Kopf rausstrecken und die Landschaft, die Berge sowie den Fahrtwind geniessen.

In Zernez stieg ich in ein Postautobus um. Der Fahrer empfahl mir, das Gebäck im Laderaum zu verstauen. Ich hingegen wusste es besser, nahm es in den Bus und stellte alles auf die Stehplattform bei der Türe. Ich hätte auf den Busfahrer hören sollen, denn auf der kurvenreichen Strecke war ich eher damit beschäftigt, die Gebäckstücke zu halten, als die Aussicht zu geniessen. Nach ca. 5 Stunden Gesamtreisezeit bezog ich mein Zimmer im Hotel auf dem Ofenpass.

* Wichtiger Reisetipp mit dem Brompton im ÖV in der Schweiz: Es fährt nur gratis mit, wenn es zusammengeklappt UND verhüllt ist. Steht es unverhüllt da, riskiert man eine Gebühr (Busse) von Fr. 100.- plus den Preis für ein Velobillett.

* Neu: Nun muss das Brompton nur noch gefaltet werden. Die Verhüllung/das Einpacken kann entfallen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Radtag Stilfser Joch
Um 7.00 Uhr nahm ich gemütlich das Morgenessen ein, kontrollierte anschliessend den Inhalt der Bromptontasche und schaute nochmals den Wetterbericht an. Grundsätzlich sonnig, aber am späteren Nachmittag könnte es Regen mit Gewitter geben. Naja, für etwas hat mal jemand Regenschütze erfunden.

Um 8.20 Uhr begann ich den Ofenpass zu verlassen und durch das Val Müstair zu flitzen. Ab Sta. Maria traf ich die ersten Rennvelofahrer an, die mich in den flächeren Stellen überholten. Ab Glurns allerdings vermehrten die sich massiv. Aber viele benutzten die Radroute (wo die auch immer genau war) und einige andere wie mich die Verbindungsstrasse. Vor Prad beim Ortsschild schoss ich noch ein Photo.

36767304li.jpg


Um 9.50 Uhr kam ich in Prad (911m ü.M.) an und sah viele Nester von VelofahrerInnen und die Strasse Richtung Stilfser Joch war voll von Stahl-. Alu-, Carbon- (statt Kondition) und anderen Rössern.

36767326pz.jpg


Und von da an wurde mir bewusst, wie untrainiert ich gegenüber den anderen war: Sie überholten mich reihenweise. Egal ob mit Elektro- oder reinem Biomotor (Muskelkraft), immer und immer wieder rollten sie ein wenig schneller an mir vorbei. Klar, wenn alle diejenigen ihr Elektrovelo gegen eines ohne Elektromotor eintauschen würden, hätte auch ich mehrere Leute überholen können (oder auch nicht, da sie nur mit Unterstützung an einem solchen Anlass teilnehmen würden/können). Darum hier einmal die Daten zu diesem Aufstieg:

Länge: 25.3km
Starthöhe Prad: 911m ü.M.
Zielhöhe Pass: 2757m ü.M.
Höhenunterschied: 1846hm

Die Strasse war erst ab Ende Travoi gesperrt. So kam es ab und zu vor, dass ausserhalb von Prad ein Auto vorbei fuhr. Mein erstes Ziel, nach 500hm die erste Pause einzulegen, hatte ich bereits nicht erreicht. Nach ca. 350hm in Beidewasser bei der Abzweigung nach Stilfs rollte ich ab der Strasse und schob die erste Verpflegung in mich hinein. Irgendwie musste dies Ansteckend wirken, denn plötzlich fuhren auch mehrere andere Leute zur Seite und pausierten.

Strecke seit Start: 6.5km
Teilstrecke: 6.5km
Höhe: 1260 m ü.M.
Höhenmeter: 349Hm
Geschwindigkeit Ø: 8.34km/h
Steigung Ø: 5% Max: 8%
Steigrate Ø: 7.5Hm/min
Trittfrequenz Ø: 76U/min
Herzfrequenz Ø: 149 Schläge/min
Reine Fahrzeit: 46min 30sec
Pausendauer: 7min 25sec

Leider waren Gespräche nicht ganz so einfach, da viele Leute soviel Deutsch sprachen wie ich Italienisch oder Englisch. Auf jedenfall rollte ich weiter und betrachtete wieder die vielen Velomodelle, die mich überholten. Ich staunte, wie viele darunter waren, die eigentlich ins Gelände gehörten. Einige von ihnen hatten ihre Pneus auch genau so aufgepumpt: Mit ganz wenig Druck. Auch die Gangschaltungen fanden mein Interesse. Ich sah auf der ganzen Fahrt komischerweise keine einzige Rohloff und es fielen mir auch keine anderen Nabenschaltungen auf (dies überraschte mich allerdings nicht. Ausserdem habe ich natürlich auch nicht alle 11'000 Velos gesehen).

Dafür gab es Kettenschaltungen wie Sand am Meer zu bewundern. Mit einem, doppel oder dreifach Kettenblatt vorne und mit fein abgestuften Ritzel bei den Rennmodellen bis Rolltreppenschritte bei den Geländevelos. Dementsprechend hörte ich auch auf der ganzen Strecke oft das gefürchtete Knacksen beim Schalten. Ich dachte nicht, dass die Leute nicht richtig Schalten konnten. Es lag eher daran, dass die Konzentration nachlässt, wenn man mal im Trott ist. Selbst bei mir kam es zwei Mal zu diesem hässlichen Geräusch. Boah, waren diese Studiengänge anstrengend. Da brauchte ich wieder kurz vor Aussertrafoi eine Pause. die ich diesmal alleine verbrachte:

Strecke seit Start: 9.5km
Teilstrecke: 3.1km
Höhe: 1460 m ü.M.
Höhenmeter: 200Hm
Geschwindigkeit Ø: 7.49km/h
Steigung Ø: 6% Max: 9%
Steigrate Ø: 8.1Hm/min
Trittfrequenz Ø: 78U/min
Herzfrequenz Ø: 156 Schläge/min
Reine Fahrzeit: 24min 45sec
Pausendauer: 5min 20sec

So, weiter ging die Fahrt. Ich achtete mich natürlich nicht nur auf die verschiedenen Velos, die mich weiterhin hordenweise überholten, auch nicht nur auf die Unterschenkel der FahrerInnen, die oft muskulöser waren als meine, nein, sondern ich schaute auch auf die Landschaft. Grüne Wälder, schöne Wiesen, toller Bach und hohe Berge säumten meine Aussicht. Um all diese Eindrücke gut zu verarbeiten, legte ich bei der Strassensperre oberhalb von Trafoi die nächste Pause ein:

36769097ex.jpg


Strecke seit Start: 11.5km
Teilstrecke: 1.9km
Höhe: 1590 m ü.M.
Höhenmeter: 130Hm
Geschwindigkeit Ø: 6.67km/h
Steigung Ø: 6% Max: 10%
Steigrate Ø: 7.5Hm/min
Trittfrequenz Ø: 77U/min
Herzfrequenz Ø: 159 Schläge/min
Reine Fahrzeit: 17min 15sec
Pausendauer: 8min 05sec

36769104wm.jpg


Bis hierher hatte ich die ersten vier Kurven von 48 (Nr. 48-45) bereits hinter mir. Allerdings waren diese noch nicht eindrucksvoll für mich, da nach zwei Kurven bereits wieder eine längere gerade Strecke kam. Nun war ich wieder bereit, die nächsten Eindrücke aufzunehmen. So verabschiedete ich mich von den beiden Strassensperungsherren. Ich wollte nämlich den Mann überholen, der einen Kinderanhänger (mit Kind) hinter sich herzog.

36769107eg.jpg


Ja, auch ich wollte ein Erfolgserlebnis haben, welches ... allerdings aus blieb. Aaah, selbst er war schneller als ich und aaah, er hatte nicht mal "Rückenwind". Vier Kurven später (Nr. 41) musste ich das natürlich wieder verarbeiten:

Strecke seit Start: 13.3km
Teilstrecke: 1.7km
Höhe: 1725 m ü.M.
Höhenmeter: 135Hm
Geschwindigkeit Ø: 5.85km/h
Steigung Ø: 7% Max: 10%
Steigrate Ø: 7.1Hm/min
Trittfrequenz Ø: 74U/min
Herzfrequenz Ø: 163 Schläge/min
Reine Fahrzeit: 18min 55sec
Pausendauer: 4min 25sec

Und nun bekam ich einen ersten Vorgeschmack auf die kurvenreiche Strecke der Passstrasse. Es kamen mehr oder weniger 8 Kurven (Nr. 40-33) ziemlich nah hintereinander. Und in diesen Kurven war ich dankbar, dass ich eine Nabenschaltung hatte. Während ich immer wieder hörte, wie beim Schalten die Ketten einen Zahn ab den Ritzeln rissen, hörte ich bei mir nur ein Klack-Klack, durchfuhr so die Aussenkurve im 5. Gang, um dann wieder Klack-Klack im ersten Gang weiter zu kriechen. Bei all diesen Serpentinen war es schön zu sehen, wie weit ich gekommen bin und welche Leistung ich erbracht habe.

36769111fg.jpg


Die nächste Pause legte ich dann beim Restaurant Weisser Knot ein. Dort hatte ich eine herrliche Aussicht auf die Berge Bärenkopf und Ortler.

36769511oq.jpg


An einem Pfahl wird auch das Abfallproblem der Passstrasse gezeigt. Hier nun die Daten:

36769516en.jpg


Strecke seit Start: 14.9km
Teilstrecke: 1.7km
Höhe: 1885 m ü.M.
Höhenmeter: 160Hm
Geschwindigkeit Ø: 5.70km/h
Steigung Ø: 6% Max: 14%
Steigrate Ø: 9.0Hm/min
Trittfrequenz Ø: 74U/min
Herzfrequenz Ø: 160 Schläge/min
Reine Fahrzeit: 17min 45sec
Pausendauer: 8min 35sec

Beim Brunnen tummeln sich ein paar Leute rum, die ihre Flaschen mit Wasser füllen wollten.

36769525xm.jpg


Da ich nicht wusste, wie die Wasserversorgung unterwegs möglich war oder ob man sehr lange dafür anstehen müsste, hatte ich genug Flüssigkeit eingepackt, damit es bis oben auf den Pass reichen sollte: 1.5l Süssgetränke und 2.25l Wasser. Als Essware diente mir Minipics (dünne, lange, geräucherte Fleischstängeli), Pommes Chips salzig und Cashew salzig (Nüsse). Möchte ich etwas anderes essen, könnte ich unterwegs in eines der beiden Restaurants einkehren. Jetzt ging es aber weiter. Seit der Strassensperrung verlief die Strasse schön im Wald. Schatten und Sonneneinstrahlung wechselten sich gut ab. Nun wurde es aber offener und die Schatten weichten immer mehr den Sonnenstrahlen. Die Strecke ist nun wieder langgezogen, so dass ich länger den überholenden Velos zusehen konnte, als vorhin bei den Serpentinen. Und ja, sie überholten mich immer noch und nicht ich sie. Zwei Kurven weiter (Nr. 31) war die Getränkestelle der Feuerwehr Bozen, wo sie Wasser, Tee und Saft angeboten hatten. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass zumindest bei der Wasserstelle grosses Gedränge wäre. Aber zeitweise waren sogar alle fünf Wasserhähne frei.

36769529ur.jpg


Auch die beiden WCs wurden während meinem Aufenthalt nicht benutzt. Ach ja, der Saft schmeckte himmlisch.

Strecke seit Start: 15.8km
Teilstrecke: 0.9km
Höhe: 1960 m ü.M.
Höhenmeter: 75Hm
Geschwindigkeit Ø: 5.06km/h
Steigung Ø: 7% Max: 9%
Steigrate Ø: 7.2Hm/min
Trittfrequenz Ø: 75U/min
Herzfrequenz Ø: 160 Schläge/min
Reine Fahrzeit: 10min 45sec
Pausendauer: 7min 45sec

Zwei genussvollen Becher mit Saft später hüpfte ich wieder aufs Brommie und radelte weiter. Die Bäume wurden immer weniger und kürzer. Immer noch studierte ich die Gangschaltungen der verschiedenen Velomodelle und verglich meine Wadenmuskeln mit den von anderen Leuten. Da sich ja die Bäume lichteten, wurde auch die Aussicht immer schöner. Der Ortler war schon ein eindrucksvoller Anblick. Allerdings stach mir rein optisch die Hochspannungsleitung negativ ins Auge. Ab Kurve 29 taucht immer wieder rechts oben das Gasthaus Franzenshöhe auf, welche ab Kurve 25 immer deutlicher sichtbar wird. Und ich dachte schon, dass dieses Haus leer steht. Es sieht verlottert aus und die Fensterläden sind alle geschlossen. Ausserdem wurde mir hier erst bewusst, dass die Baumgrenze langsam erreicht war, da die Bäume immer kleiner wurden und zu Gebüschen schrumpften. Nach der Kurve 23 erblickte ich dann ein Gebäude hinter dem verlotterten grossen Haus. Dieses Gebäude machte auf mich ein weitaus besseren Eindruck. Zwei Kurven später hatte ich die Möglichkeit, in der Franzenshöhe einzukehren. Ein Blick auf die Uhr (Zeit weiss ich leider nicht mehr) sowie einen in den Himmel brachten mich aber von dieser schönen Idee wieder ab, da sich am Himmel langsam Wolken bildeten. Mein Ziel, oben auf dem Pass anzukommen, wurde erweitert. Ich wollte trocken oben ankommen.

36769543kz.jpg


Und dann geschah es: Ein Murmeltier pfiff. Das war zwar nichts aussergewöhnliches, aber es pfiff. Nach einer Minute pfiff es immer noch. Drei Minuten später war es immer noch am Pfeiffen. Nein, auch nach fünf Minuten noch immer dieses Pfeiffen. Nach sieben Minuten wünschte ich mir langsam einen Jäger. Nach 9 Minuten ein Gewehr für den Jäger. Dann, nach etwa 10 Minuten Gepfeiffe war endlich wieder Ruhe eingekehrt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Unterwegs kam dann eine Stelle, wo Autos am Strassenrand parkieren drüfen. Da war auch ein Fussgängersteg talseitig der Strasse montiert. Seit mir nicht böse, aber ich schaute mir das nicht genau an und fuhr daran einfach vorbei, da sich wieder ein Wölkchen mehr am Himmel gebildet hat. Ein paar Minuten später stand ich in der Kurve Nr. 14. Hier waren wieder Vertreter der Feuerwehr Bozen, so dass ich trotz Himmelblick eine Pause machte und diesmal drei Becher Saft genüsslich trank.

36769565un.jpg


36769568in.jpg


Und wer jetzt das Gefühl hat, ich hätte diese Strecke von der Kurve 31 bis 14 ohne Pause hinter mich gebracht, der irrt sich (leider). Inkl. die Pause in Kurve 14 waren es fünf Stück:

Strecke seit Start: 16.7km
Teilstrecke: 0.9km
Höhe: 2026 m ü.M.
Höhenmeter: 66Hm
Geschwindigkeit Ø: 5.06km/h
Steigung Ø: 7% Max: 9%
Steigrate Ø: 6.1Hm/min
Trittfrequenz Ø: 75U/min
Herzfrequenz Ø: 160 Schläge/min
Reine Fahrzeit: 10min 45sec
Pausendauer: 4min 05sec

Strecke seit Start: 17.8km
Teilstrecke: 1.1km
Höhe: 2130 m ü.M.
Höhenmeter: 104Hm
Geschwindigkeit Ø: 4.97km/h
Steigung Ø: 7% Max: 9%
Steigrate Ø: 7.9Hm/min
Trittfrequenz Ø: 74U/min
Herzfrequenz Ø: 161 Schläge/min
Reine Fahrzeit: 13min 05sec
Pausendauer: 9min 45sec

Strecke seit Start: 19.0km
Teilstrecke: 1.2km
Höhe: 2205 m ü.M.
Höhenmeter: 101Hm
Geschwindigkeit Ø: 5.13km/h
Steigung Ø: 7% Max: 8%
Steigrate Ø: 7.2Hm/min
Trittfrequenz Ø: 73U/min
Herzfrequenz Ø: 160 Schläge/min
Reine Fahrzeit: 14min 00sec
Pausendauer: 10min 00sec

Strecke seit Start: 20.2km
Teilstrecke: 1.2km
Höhe: 2310 m ü.M.
Höhenmeter: 105Hm
Geschwindigkeit Ø: 5.07km/h
Steigung Ø: 7% Max: 10%
Steigrate Ø: 7.1Hm/min
Trittfrequenz Ø: 75U/min
Herzfrequenz Ø: 159 Schläge/min
Reine Fahrzeit: 14min 45sec
Pausendauer: 12min 15sec

Strecke seit Start: 21.3km
Teilstrecke: 1.1km
Höhe: 2393 m ü.M.
Höhenmeter: 83Hm
Geschwindigkeit Ø: 5.04km/h
Steigung Ø: 6% Max: 8%
Steigrate Ø: 7.0Hm/min
Trittfrequenz Ø: 72U/min
Herzfrequenz Ø: 155 Schläge/min
Reine Fahrzeit: 11min 45sec
Pausendauer: 15min 20sec

Und die herrliche Aussicht das Tal hinunter genoss ich auch.

36769584jh.jpg


Von nun an war für mich klar, dass ich nur noch kurze Pausen einlegen würde. Der Himmel wurde immer mehr mit Wolken verdeckt und zwischendurch nieselte es auch leicht. Es konnte jederzeit mit dem "Naturkonzert" beginnen. Die Zahl der RadlerInnen hat massiv abgenommen. Dies hatte zwar den Vorteil, dass nur noch wenige mich überholten, zeigte aber auch gleichzeitig, dass die Uhr bald 16.00 anzeigen wird und dann die Passstrasse wieder offen für den Motorisierten Verkehr sein würde. Ca. 700m vor dem Ziel spürte ich, dass es bald Regnen wird. Ich hielt also an und begann, mir den Pullover anzuziehen. Dieses Unterfangen ging ein wenig länger, da meine Arme vom Sonnenschutzmittel und dem Schweiss ziemlich klebrig waren. Natürlich begann es jetzt zu regnen. Irgendwie schaffte ich es endlich, den Pullover anzuziehen. Dann ab in die Regenhose. Da meine Konzentration (der Sauerstoff war auf dieser Höhe nicht so zahlreich vorhanden) irgendwie nicht so da war, zog ich die Hose verkehrt hoch (hinten war vorne). Also das ganze zurück, umkehren und wieder hoch ziehen. Dann die Jacke, Regenüberzug und Helmschutz raus, Tasche zu und die Jacke anziehen. Wenigstens ging das ohne Schwierigkeiten und ich stand vollgepackt im Regenschutz da. Nun zog ich den Regenüberzug über die T-Bag und den Schutz über den Helm. Die Schuhe musste ich nicht einpacken, da ich die Wanderschuhe zwei Tage vorher eingewachst habe und so 100% Regendicht waren. Ich stand also da im Regen, schaute das Tal hinunter und sah einen schönen und kräftigen Regenbogen.

9 Kurzpausen: 13min 15
Strecke seit Start: 24.7km
Teilstrecke: 3.4km
Höhe: 2705 m ü.M.
Höhenmeter: 312Hm
Geschwindigkeit Ø: 5.24km/h
Steigung Ø: 6% Max: 11%
Steigrate Ø: 7.9Hm/min
Trittfrequenz Ø: 75U/min
Herzfrequenz Ø: 156 Schläge/min
Reine Fahrzeit: 39min 30sec
Pausendauer: 7min 15sec

Leider konnte ich kein Photo vom Regenbogen schiessen. Die Tasche war zu, Hülle darüber und es regnete in strömen. Trotzdem genoss ich diesen Anblick. Zum Glück war es kein Gewitter, denn ich hatte keine Lust herauszufinden, wie sich ein Blitzschlag in der Nähe anfühlt oder er mich gar treffen würde. Also, ich hatte noch einen Kilometer vor mir. So kroch ich durch die letzte Kurve und immer weiter auf den Pass zu. Dann sah ich ein Polizei- und zwei Rettungswagen bereit stehen. Nachdem ich endlich oben ankam, fuhren die drei Blaulichtwagen los und mehrere Autos folgten ihnen. Es ist 16.00 Uhr und die Passstrasse ist wieder für alle geöffnet. Ich suchte irgendwo eine Unterstehmöglichkeit und fand ein schmales, aber ausreichendes Vordach. Dort verschnaufte ich erst mal und sah viele Radleute, die sich umzogen und in Regenkleidungen warfen.

Strecke seit Start: 25.3km
Teilstrecke: 0.65km
Höhe: 2757 m ü.M.
Höhenmeter: 52Hm
Geschwindigkeit Ø: 5.0km/h
Steigung Ø: 6% Max: 10%
Steigrate Ø: 6.8Hm/min
Trittfrequenz Ø: 75U/min
Herzfrequenz Ø: 154 Schläge/min
Reine Fahrzeit: 7min 50sec
Pausendauer: 14min 00sec

So, und nun die Daten über den ganzen Aufstieg:

Länge: 25.3km
Starthöhe Prad: 911m ü.M.
Zielhöhe Pass: 2757m ü.M.
Höhenunterschied: 1846hm
Geschwindigkeit Ø: 6.18km/h oder 4.11 km/h inkl. Pausen
Steigung Ø: 6% Max: 14%
Steigrate Ø: 6.8Hm/min oder 5.0Hm/min inkl. Pausen
Steigrate Ø: 451Hm/h oder 300Hm/h inkl. Pausen
Trittfrequenz Ø: 75U/min
Herzfrequenz Ø: 157 Schläge/min
Dauer inkl. Pausen: 6h 09min
Reine Fahrzeit: 4h 05min 50sec
Reine Pausenzeit: 2h 03min 10sec

Die Höhenmetermessung meinerseits zeigte 2691 statt 2757m ü.M. an. Das ist eine Abweichung von -66 Metern. Für diesen grossen Höhenunterschied ist das ein normaler Wert. So, nun verpflegte ich mich mit einer Wurst und einem Stück Brot vom Grill. Leider war die Wurst ohne viel Geschmack und zu trocken für mich. Wahrscheinlich war sie schon ewigs auf dem Grill. Ich wartete noch einige Zeit, damit ich das Passschildphoto einigermassen im Trockenen aufnehmen kann.

36769603zx.jpg


Leider war das original Passschild völlig zugeklebt.

36769614am.jpg


Bei der Kontrolle der Getränke stellte ich fest, dass ich etwa 1 Liter zuviel dabei hatte (0.25 Süssgetränk und 0.75 Wasser). Ein Blick aufs Thermometer und meine Mundwinkel zeigten Richtung Boden: 9°C. Zum Glück hatte ich Gummihandschuhe dabei, welche die Hände vor der Nässe und ein wenig vor der Kälte schützten.

Dann hüpfte ich aufs Brommie und rollte die Passstrasse Richtung italienisches Zollhaus hinunter. Nach ca. 150m war die Fahrbahn mehr oder weniger trocken. Es regnete zwar, aber hier muss es erst gerade begonnen haben. Grummel, wäre ich doch nur früher abgefahren, dann wäre die Abfahrt vielleicht trocken geblieben. Egal, mit der Kombination Brommie und Schwalbe Marathon Bereifung rollte ich so rasant die Strasse hinunter, dass ich bis zum Zollhaus gut 4 Velos überholte. Beim Umbrailpass hielt ich kurz an, schoss das obligate Passschildphoto und rollte weiter.

36769628hr.jpg


Ich musste feststellen, dass diese Strasse an vielen vielen Orten frisch asphaltiert wurde. Der Lauf war sehr ruhig und angenehm. Wegen zu heissen Felgen musste ich mir auch keine Sorgen machen, schliesslich waren sie ja Wassergekühlt. Trotz Regen und Wasser im Gesicht genoss ich diese Abfahrt und überholte immer wieder Renn- und andere Veloleute. Weiter unten wurde die Luft wärmer und kurz vor Sta. Maria wurde sogar die Strasse trocken. Obwohl es geregnet hatte und die Fahrbahn nass war, war es für mich eine tolle Abfahrt:

Strecke seit Stilfser Joch: 16.7km
Höhe: 1375 m ü.M.
Höhenmeter: -1395Hm und +13Hm
Geschwindigkeit Ø: 31.6km/h
Geschwindigkeit nur Steigung Ø: 7.43km/h
Länge Steigung: 0.19km
Steigung Ø: 4% Max: 6%
Gefälle Ø: -6% Max: -16%
Steigrate Ø: 8.67Hm/min
Sinkrate Ø: -43.9Hm/min
Trittfrequenz Steigung Ø: 78U/min
Trittfrequenz Ø: 68U/min
Herzfrequenz Steigung Ø: 139 Schläge/min
Herzfrequenz Ø: 107 Schläge/min
Reine Fahrzeit Steigung: 1min 33sec
Reine Fahrzeit: 31min 45sec

In Sta. Maria wartete ich auf den Bus, denn den Ofenpass wollte ich nach dieser Fahrt nicht auch noch in Angriff nehmen. Und ausserdem fuhr ja das Brommie gratis mit (diesmal aber im Gepäckraum des Busses).

Und hier noch die beiden Höhenprofile. Die rote Linie zeigt die Temperatur an.

36769739jy.jpg


36769729af.jpg



Was war noch?
Viele Pedale anderer Leute knarzten. Ob es zwischen den Schuhen und Pedale oder nur das Pedal knarzte, kann ich nicht beurteilen. Viele Elektrovelos fuhren rauf. Mindestens von einer Person war die Batterie etwa auf 2200m ü.M. leer. Ich wusste nicht, ob er dann trotzdem auf den Pass fuhr oder nicht. Ein Herr. welcher weitaus mehr auf den Rippen hatte wie ich, rollte schwitzend und keuchend mit einem Elektrovelo an mir vorbei. Ich hoffte, dass er weiterhin an solchen Anlässen mitmachen wird, denn die Pfunde müssen rollen. Auch sah ich vier Männer, welche nur mit den Armen das Joch bezwangen. Einfach sagenhaft, welche Leistung diese vier erbrachten; Hut ab. Die Zwei auf dem Tamdem bewunderte ich, denn beide mussten mit der gleichen Trittfrequenz hochradeln. Unterwegs sah ich drei Personen, die einen ihrer Pneus aufpumpen mussten. Allerdings wusste ich nicht, ob sie ein Loch reparierten oder einfach nur so mehr Druck im Pneu wollten. Zwei Velofahrer halfen mit dem Arm ihrer weiblichen Begleitung den Berg rauf. Auf dem Stilfserjoch fiel ein Motorrad um. Zum Glück war das im Stehen und dem Fahrer geschah nichts. Zwei seiner Kollegen mussten ihm aber beim Aufstellen helfen. Ach ja, die neue Regenhülle für den T-Bag war wasserdicht.

36769654cu.jpg



Zum Schluss
Sehr tolle Strecke, viele Serpentinen, schöne Aussichten, sehr viele Leute und und und. Aber mit einem 6-Gang Brompton hätte ich diese Strecke nicht bewältigen können. Der erste Gang einer BWR-Schaltung mit 44er Zahnkranz entspricht in etwa Gang 5 von meinem 12-Gänger. Und ich fuhr den grössten Teil der Strecke im ersten Gang hoch. Nur so war es für mich möglich, mit Trittfrequenzen zwischen 69 bis 84 Umdrehungen pro Minute hinauf zu kriechen.


Sonnenschutzmittel inkl. Photoabwehrfilter
Seit über einem Jahr teste ich für eine Firma ein neues Sonnenschutzmittel mit dem Faktor 50+. Abgesehen davon, dass es hervorragend gegen UVA- und UVB-Strahlung schützt, ist noch ein Photoabwehrfilter eingebaut. Dieser Filter bewirkt, dass die Lichtreflexionen etwa im Umkreis von drei Metern auf dem Photo nicht erscheinen. Allerdings funktioniert dies nur bei Digitalkameras, da die Reflexionen für einem Negativfilm viel zu gering sind. Oder hat irgendjemand eine bessere Erklärung, warum ich bei all den Anlässen (2018 Klausen-, Pragel-, 2019 Albulapass und Stilfser Joch) zwar mehrfach photographiert wurde, aber nie auf irgend einem Bild in Netz erscheine? Hier sind viele Bilder (nicht von mir) von diesem Anlass.
 
Zuletzt bearbeitet:
Radtag Albula (slowUp)
Auch an diesem Morgen sass ich um 7.00 Uhr am Tisch und genoss das Morgenessen. Anschliessend packte ich noch den Rest zusammen und stellte die ganze Sache vor die Türe. Das Wetter war nicht schlecht.

36770532rb.jpg


Nachdem das Brommie mit Anhänger und Tasche bereit war, rollte ich die Ofenpassstrasse runter Richtung Zernez. Allerdings ist diese Abfahrt in etwa drei Bereiche geteilt: Abfahrt Ofenpass bis Punt la Drossa (9.80km, 18min 20s, von da aus eine Steigung bis Ova Spin (5.20km, 31min 50s) und anschliessend wieder die Abfahrt bis Zernez (14min, 7.30km).

36771140rm.jpg


Beim Bahnhof stieg ich in den Zug und genoss während der Fahrt wieder einmal die Aussicht aus dem Fenster. Als der Zug in La Punt anhielt, half ich kurz einem älteren Ehepärchechen beim Ausladen der beiden Elektrovelos. Ich staunte, wie leicht diese waren. Als ich dann mein Gebäck nach draussen befördert habe, stellte ich mein Brommie bereit, hängte die Tasche ein und den Anhänger an die Kupplung.

Länge: 9.3km
Starthöhe La Punt: 1697m ü.M.
Zielhöhe Pass: 2312m ü.M.
Höhenunterschied: 615hm

Bei der Fahrt durchs Dorf La Punt viel mir ein Vater auf, welcher seine kleine Tochter, welche auf einem eigenen Velo sass, mit einem Seil hinter sich herzog. Die ältere Tochter musste sich aus eigener Kraft den Berg rauf bringen. Nach der Strassensperre kam bald eine Baustelle. Das Rotlicht mussten wir ja nicht beachten, da ja keine Motorfahrzeuge unterwegs waren. Allerdings war etwa während 200m die Strasse nicht asphaltiert, sondern eher eine Schotterpiste. Zwei drei Rennvelofahrer stiegen ab und trugen das Velo durch diese Baustelle. Meine Trittfrequenz brach zeitweise auf etwa 48-60 Umdrehungen pro Minute zusammen. Nach den ersten etwa 180Hm seit Bahnhof La Punt brauchte ich bereits eine Pause.

Strecke seit Start: 2.2km
Höhe: 1885m ü.M.
Höhenmeter: 188Hm
Geschwindigkeit Ø: 5.04km/h
Steigung Ø: 8% Max: 12%
Steigrate Ø: 7.2Hm/min
Trittfrequenz Ø: 71U/min
Herzfrequenz Ø: 151 Schläge/min
Reine Fahrzeit: 26min 15sec
Pausendauer: 3min 35sec

Die Strecke war schön, die Umgebung auch, die Strasse genug breit und was wertvoll war: In den Kurven standen in der Mitte der Strasse Leitkegel (Pylonen (Verkehrshütchen)), welche die Fahrbahn trennten. So soll verhindert werden, dass Auf- oder Abfahrende auf die andere Strassenseite abkommen. Plötzlich schoss an mir ein Elektrovelofahrer vorbei. Ich schätzte sein Tempo auf ca. 20km/h. Wahrscheinlich war das eines der seltenen Modelle, die bis 1000W Leistung haben. Ausserdem sah ich eine Frau, welche ihr Velo schob. Ihr männlicher Begleiter wäre gerne weiter gefahren, aber die Frau schob ihr Velo weiter nach oben. Ich dachte mir, wenigstens gibt sie nicht auf. Diese Erlebnisse musste ich natürlich wieder verarbeiten, bevor es weiter ging:

Strecke seit Start: 3.6km
Teilstrecke: 1.4km
Höhe: 2005m ü.M.
Höhenmeter: 120Hm
Geschwindigkeit Ø: 4.76km/h
Steigung Ø: 7% Max: 11%
Steigrate Ø: 6.6Hm/min
Trittfrequenz Ø: 70U/min
Herzfrequenz Ø: 153 Schläge/min
Reine Fahrzeit: 17min 35sec
Pausendauer: 5min 40sec

Und dann traf ich die ersten Leute an, welche ein Hinterrad pumpten. Ein wenig später kam mir ein Geräusch zu Ohren, welches ich aus meiner Kindheit kannte. Kennt ihr das Geräusch, welches Jasskarten von sich geben, wenn sie an den Speichen flattern? Genau dieses Geräusch hörte ich, als eine Person auf der Talfahrt mit einer bisschen zu weiten und dünnen Velojacke vorbei rauschte. Und das schöne war, dass auch ein zweiter Velofahrer mit diesem Geräusch runter sauste. Danach traf ich wieder Leute an, welche diesmal am Vorderrad die Pumpe angesetzt haben. Irgendwann später rollte ich an der Alp Alesch vorbei. Als meine Lieblingsvelotourmitfahrerin und ich damals im Hochsommer den Albulapass bezwangen, hatten wir hier bereits 1,5 Liter Flüssigkeit verbraucht. Doch diesmal hatte ich erst einen halben Liter getrunken. Somit musste ich hier keine Flaschen wieder auffüllen. Kurz nach diesem Alphof pausierte ich wieder.

Strecke seit Start: 4.7km
Teilstrecke: 1.1km
Höhe: 2105m ü.M.
Höhenmeter: 100Hm
Geschwindigkeit Ø: 4.77km/h
Steigung Ø: 7% Max: 11%
Steigrate Ø: 6.9Hm/min
Trittfrequenz Ø: 70U/min
Herzfrequenz Ø: 153 Schläge/min
Reine Fahrzeit: 14min 20sec
Pausendauer: 4min 20sec

Das schöne an dieser Pause war, dass ich bereits die Hälfte der Höhenmeterdifferenz hinter mir hatte. Beim Stilfser Joch hätte ich noch gut 1400Hm vor mir. Nun waren es nur noch lächerliche (so kam es mir vor) 207Hm, bis ich auf dem Pass hocken würde. Also rollte ich weiter. Nach fünf Minuten fummelten am Wegrand zwei Personen an der Scheibenbremse rum. Mal eine Abwechslung, denn alle andere, die ich sah, pumpten irgend ein Pneu auf. Oh man, diese verschiedenen Eindrücke wie auch die schöne Landschaft musste ich wieder verarbeiten. Die nächste Pause machte ich bei dem alten Übergang der Passstrasse über den Bach. Leider habe ich beim letzten Mal im Jahre 2015 kein Photo geschossen, um den Verfall mit 2019 vergleichen zu können. Dieser Übergang wurde Anfangs der 70er Jahre zum letzten mal offiziell gebraucht.

36770694bu.jpg


Dieses nette Schild war auch ein kleiner Aufsteller:

36770695kq.jpg


Strecke seit Start: 5.5km
Teilstrecke: 0.77km
Höhe: 2181m ü.M.
Höhenmeter: 76Hm
Geschwindigkeit Ø: 4.79km/h
Steigung Ø: 7% Max: 11%
Steigrate Ø: 7.8Hm/min
Trittfrequenz Ø: 73U/min
Herzfrequenz Ø: 149 Schläge/min
Reine Fahrzeit: 9min 45sec
Pausendauer: 3min 20sec

Als ich weiter Richtung Ziel kroch, kam mir ein Fahrer entgegen, welcher nur mit Armeskraft den Pass bezwang. Als ich ihm das Zeichen Daumen hoch gab, hättet ihr das Strahlen in seinem Gesicht sehen sollen. Solche Sachen sind einfach unbezahlbar. Die Baumgrenze hatte ich seit einiger Zeit hinter mir gelassen. Nur dieses Mal hatte ich es nicht gemerkt, als ich diese überrollt habe. Und ja, ich wurde weiterhin immer wieder von anderen Veloleuten überholt, unter anderem von zwei älteren Damen. Okay, die eine hatte einen eingebauten Rückenwind, aber bei der anderen Dame suchte ich vergebens nach elektrischer Unterstützung. Das Alter ist leider nicht einfach zu schätzen, aber nach dem Äusseren hätte ich sie so bei 70 angesiedelt. Immer noch kroch ich die Passstrasse hoch, als sie mit der Zeit flächer wurde. Ich habe die Ebene oben vor dem Pass erreicht und konnte nun die Geschwindigkeit steigern. Nach etwa 1,5km (vorbei am Albulasee (eher ein Tümpel) stand ich auf dem Pass mitten in einem Volksfest.

36770739zu.jpg


Hunderte von Leuten sassen oder standen da, schwatzten, assen und tranken. Ich musste das Velo durch die Leute schieben, bis ich neben dem Weg eine Parkiermöglichkeit fürs Brommie und den Anhänger gefunden hatte. Für das obligate Passschildphoto musste ich einige Zeit warten. Einerseits waren durch die Massen an Leuten einige schlicht und einfach im Weg und andererseits war ich nicht so ganz der einzige, der ein Photo mit Velo und Schild knipsen wollte. Was die Sache auch noch erschwerte war, dass das ältere Schild aus Stein (2015)

36770739zu.jpg


durch ein neues aus Metall ausgetauscht wurde (2019).

36771035zu.jpg


Die Abweichung von meinem Höhenmesser war ca. -22m.

Strecke seit Start: 9.3km
Teilstrecke: 3.8km
Höhe: 2312 m ü.M.
Höhenmeter: 131Hm
Geschwindigkeit Ø: 8.5km/h
Steigung Ø: 4% Max: 8%
Steigrate Ø: 4.9Hm/min
Trittfrequenz Ø: 76U/min
Herzfrequenz Ø: 144 Schläge/min
Reine Fahrzeit: 27min 04sec
Pausendauer: 14min 45sec

So, und nun die Daten über den ganzen Aufstieg:

Länge: 9.3km
Starthöhe La Punt: 1697m ü.M.
Zielhöhe Pass: 2312m ü.M.
Höhenunterschied: 615hm
Geschwindigkeit Ø: 5.94km/h oder 4.42 km/h inkl. Pausen
Steigung Ø: 7% Max: 12%
Steigrate Ø: 6.5Hm/min oder 4.8Hm/min inkl. Pausen
Steigrate Ø: 397Hm/h oder 292Hm/h inkl. Pausen
Trittfrequenz Ø: 72U/min
Herzfrequenz Ø: 149 Schläge/min
Dauer inkl. Pausen: 2h 07min 10 sec
Reine Fahrzeit: 1h 34min 10sec
Reine Pausenzeit: 33min 00sec

36770813jv.jpg


Hhm, also die Steinböcke auf dem Gotthard sahen irgendwie besser aus.

44420748rp.jpg


Ich ass und trank noch gemütlich etwas aus meinen Vorräten, zog meinen Pullover und die Jacke weitaus schneller an als auf der Passstrasse vor dem Stilfser Joch und packte alles andere sicher in den Anhänger und die Fronttasche. Und jetzt freute ich mich auf die Abfahrt.

Kaum wollte ich mich in Bewegung setzten, überholte mich ein Rennvelofahrer in einem weissem Jäckchen und rollte die Passstrasse runter. Kein Problem für mich, da diese Person so oder so schneller sein wird als ich. Nun rollten mein Brommie, der Anhänger mit mir zusammen die Passstrasse runter. Da kam wieder ein Vater entgegen, der seine Tochter am Seil hinter sich herzog. Ich beschleunigte weiter und musste leider feststellen, dass ich hinter diesem Herren in weissem Jäckchen abbremsen muss. Er sah mich im Rückspiegel, machte aber keine Anstalten, sich aus der Mitte der Spur ein wenig zum Strassenrand zu rollen, damit ich ihn hätte überholen können. Bevor ich kochte, bremste ich ab und fuhr rechts neben die Strasse. Ich liess ihm über eine halbe Minute Vorsprung, bis ich wieder auf die Strasse hüpfte und runter rollte. Jep, ihr könnt euch denken, dass ich ihn in kurzer Zeit wieder eingeholt habe. Somit bremste ich wieder ab, ging rechts von der Strasse und wartete über zwei Minuten. Und dann endlich konnte ich die Abfahrt geniessen, zwei drei andere Velos hatte ich auch überholt bis ich in Bergün ziemlich abbremsen musste. Ein Stück der Strasse war nicht asphaltiert, sondern bestand aus Kopfsteinpflaster, toll.

36770835zg.jpg


In Bergün wollte ich zu Mittag essen. Es gab da ein Restaurant, welches verschiedene Füllungen in Cordon Bleus anbot. Als ich aber vor dem Restaurant stand, musste ich einerseits traurig feststellen, dass es einerseits geschlossen war und andererseits wahrscheinlich den Besitzer gewechselt hat. Denn das sah nach einer Pizzaria aus. So nahm ich den nächsten Teil der Abfahrt in Angriff.

Diese Abfahrt genoss ich, da sie ein Stück durch die Felsenlandschaft des Igl Crap führte. Irgendwann nach der S-Kurve wurde die Passstrasse weniger steil und ich konnte das Gefährt mit etwa 30km/h ohne zu bremsen einfach rollen lassen. Genau solche Stellen geniesse ich sehr, da ich das Velo einfach relativ ungefährlich rollen lassen kann.

In Filisur überlegte ich noch, ob ich hier nicht den Zug nehmen soll. Im Jahre 2015 war die Fahrt von Filisur nach Tiefencastel wegen dem Gegenwind nicht so prickelnd. Aber ich dachte mir, dass es dieses Mal sicher besser ist. Ende Filisur versorgte ich noch meinen Pullover und Jacke im Anhänger und rollte weiter nach Alvaneu Bad. Und ich hätte wirklich auf den Zug gehen sollen, denn neben dem aufkommenden Gegenwind ging die Strasse rauf und runter. Nur in Surava und kurz vor Tiefencastel ging die Strasse genussvoll runter. In Tiefencastel fuhr ich zum Bahnhof rauf.

Strecke seit Albula Pass: 31.8km
Höhe: 858m ü.M.
Höhenmeter: -1543Hm und +114Hm
Geschwindigkeit Ø: 31.2km/h
Geschwindigkeit nur Steigung Ø: zu zerklüftete Daten
Länge Steigung: 2.05km
Steigung Ø: 4% Max: 13%
Gefälle Ø: -3% Max: -11%
Steigrate Ø: zu zerklüftete Daten
Sinkrate Ø: -20.7Hm/min
Trittfrequenz Steigung Ø: zu zerklüftete Daten
Trittfrequenz Ø: 68U/min
Herzfrequenz Steigung Ø: zu zerklüftete Daten
Herzfrequenz Ø: 113 Schläge/min
Reine Fahrzeit Steigung: zu zerklüftete Daten
Reine Fahrzeit: 1h 14min 32sec

36771143og.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
Heimreise mit dem Zug
Als der Zug bereits mit vier Minuten Verspätung ankam, stieg ich mit meinem Handgepäck in die nächstgelegene Türe ein und platzierte alles gleich auf der Einstiegsplattform. Und dann wusste ich, warum dieser Zug bereits Verspätung hatte: Die VelofahrerInnen waren schuld, da sie versuchten, ihre Velos dort einzuladen, wo bereits sämtliche Veloplätze besetzt waren. Die Verspätung hatte sich bis Chur auf gut 7 Minuten vergrössert, da bei den nachfolgenden Stationen natürlich auch wieder die VelofahrerInnen vor den falschen Türen standen. Das Problem war nun, dass durch die grössere Verspätung evtl. der Zug nach Zürich-Basel den Anschluss nicht abwarten würde. Somit drängelten sich viele Leute kurz vor dem Umsteigen auf die Plattform und ich hatte das Gefühl, sie würden mit ihren Hufen scharren.

In Chur stieg ich mit der Tasche und den Rädern vom Anhänger aus, stellte die Sachen in die Mitte des Perrons und schaute zu, wie die Menschenmassen in hoher Geschwindigkeit in den Zug nach Basel umstiegen. Ich wartete, bis mehr oder weniger die letzte Person aus dem RhB-Zug ausstieg. Dann holte ich den Anhänger und das Brommie aus dem Wagen, steckte gemütlich die Räder an den Anhänger, hängte mir die Tasche über die Schulter und packte das Brommie auf den Anhänger. So marschierte ich dem Zug entlang, bis ich eine leere Plattform fand. Da stieg ich gemütlich ein, da ja sowieso noch draussen irgendwelche Velobesitzer den Wagen entlang rannten und einen Platz für ihr Gefährt suchten.

Und nun war ich also zum ersten Mal in einem der neuen Zügen der SBB: RABDe 502, FV-Dosto oder Twindexx Swiss Express sind die Bezeichnungen für diesen Zug. Unter den Zugreisenden wird er aber einach Pannenzug genannt. Und, tata, kam auch bereits die Meldung durch die Lautsprecher, dass „wegen eines technischen Problems verzögert sich die Abfahrt um ca. 5 Minuten.“ Pannenzug eben. Nach langen 5 Minuten erklärte die freundliche Frauenstimme im Lautsprecher dann: „Die Strörung konnte behoben werden. Abfahrt in 5 Minuten.“ Tja, andere Züge hatten Vorrang. Während der Fahrt erklärte dann die Zugbegleiterin, dass dieser Zug in Zürich stehen bleiben wird, da die Verspätung zu gross sei. Wir dürfen dann in den Zug umsteigen, der ca. 10 Minuten später nach Basel fahren würde. Als wir in Zürich dann umstigen, zeigten meine Mundwinkel gleich wieder zum Boden, denn wir stiegen in den nächsten Pannenzug um. Zum Glück hatte dieser keine Panne und ich kam pünktlich in Basel Bahnhof SBB an. Von da aus radelte ich noch gemütlich nach Hause.


Zur Info: Der "Pannenzug" ist in der Zwischenzeit massiv zuverlässiger geworden. Allerdings hat die SBB beschlossen, auf die (sehr teure) Neigetechnik zu verzichten (sie ist vorhanden, wird aber nicht in Betrieb genommen).

Griessli
Tipsi
 
Was man bezüglich des Abula unbedingt ergänzen muss ist der gestrige Weltrekord der Rhätischen Bahn: 100 Wagons am Stück - ein knapp 2km langer Zug und das auf dieser Strecke:

1667117728367.png


Siehe: Offizieller Weltrekordversuch

Der Versuch rollt an: Im Rahmen der 175-Jahr-Feierlichkeiten der Schweizer Bahnen unternimmt die Rhätische Bahn (RhB) am Samstag, 29. Oktober 2022, den offiziellen Versuch, den längsten Reisezug der Welt fahren zu lassen. Der 1910 Meter lange Zug mit 100 Wagen soll auf der UNESCO Welterbestrecke Albula/Bernina von Preda bis Bergün und weiter über den Landwasserviadukt rollen. Die entsprechenden Tests zur technischen Machbarkeit und Gewährleistung der Sicherheit haben in den vergangenen Monaten stattgefunden.

Der längste Reisezug der Welt soll sich aus 25 Flügeltriebzügen des neuesten Typs «Capricorn» zusammensetzen. Diese werden im Zuge der grössten Rollmaterialbeschaffung ihrer Geschichte von der RhB bis 2024 erworben und der Bündner Bahn einen grossen Modernisierungsschub verleihen.

Das Erbe der Bahnpioniere sichtbar machen
Nicht irgendwo, sondern auf der weltberühmten UNESCO Welterbestrecke Albula/Bernina (seit 2008 trägt die RhB dieses begehrte Label) soll der Weltrekordversuch stattfinden. Der längste Reisezug soll sich von Preda durch die faszinierenden Kehrtunnels bis Bergün und weiter über den Landwasserviadukt schlängeln. Und so das bahntechnische Meisterwerk der Bahnpioniere sichtbar machen. Dazu RhB-Direktor Renato Fasciati: «Die Schweiz ist ein Eisenbahnland wie kaum ein anderes. Dieses Jahr feiern wir 175 Jahre Schweizer Bahnen. Mit diesem Weltrekordversuch will die RhB mit ihren Partnern ihren Beitrag leisten und eine Pioniertat realisieren, die es so noch nie zu sehen gab». Mit an Bord sind führende Kompetenzpartner aus Technologie, Industrie, Dienstleistung, Tourismus und Medien.
 
Inzwischen sind von Sonntag (nur 2 brauchbare Videos zum Thema "rhb weltrekord") auf Montag mehrere sehenswerte Videos bei Youtube eingestellt worden. Viele sind auf Schweizer Deutsch und der automatisch erzeugte Untertitel auf Schriftdeutsch ist für Schweizer-Dialekt-Leute sehr amüsant, bei allen anderen wirft es an sehr vielen Stellen grosse Fragezeichen auf.

Griessli
Tipsi
 

Users who are viewing this thread

Zurück
Oben