Radreise - Standzeit der Standard-Bremsbeläge und Reifen

Ulrich

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Liebe erfahrene Bromptoneers, in Kürze werde ich zu einer ca. 350km langen Radreise in Südfrankreich aufbrechen. Die Strecke führt mich durch nur leicht hügeliges Gelände. Da Ersatzteile für ein Brompton in 0815-Fahrradläden voraussichtlich nur schwer zu bekommen sind, würde ich sicherheitshalber ein paar Ersatzteile mitnehmen wollen. Neben dem üblichen Flickzeug und einem 16"-Schlauch hatte ich an Bremsbeläge (SwissStop Race Flash) und evtl. einen Ersatzreifen gedacht. Wieviele Kilometer halten bei einer durchschnittlichen Belastung des Rads (ca. 100kg für Fahrer und Gepäck) die Standard-Bremsbeläge und der Schwalbe Marathon Plus? Würdet Ihr die genannten Ersatzteile für eine solche Tour mitnehmen? Wären auch eine Ersatzkette, Kabelzüge, etc. sinnvoll? Danke für schon mal für Eure Hilfe.
 
Bremsbeläge sind sehr individuell. Hinten verschleissen sie schneller als vorne (weil mehr Dreck im Spiel ist). Abhängig von Fahrweise, Terrain, Dreck, involviertem Gewicht etc. würde ich sagen: 1.500 - 6.000km. Wenn die Beläge schon gut abgefahren sind vorher tauschen und gut. 350km fahren manche an einem Tag (gut, eher nicht mit dem Brommi ;-)) und die nehmen auch keine Ersatzbeläge mit. Die alljährlich La Superbe-Runde in Berlin ist 165km, Du fährst sozusagen zwei davon. Aber halt nicht in einem Tag und auch nicht in zwei. Die Bremsbeläge sind eh auch nicht Bromptonspezifisch, das ist stinknormales Rennradformat.

Reifen: Der M+ sollte in der Liga 5000km plus irgendwas liegen. Also auch hier: Verschleiss ist nicht das Problem. Unter sehr ungünstigen Umständen kann er aber anderweitig defekt gehen - unwahrscheinlich, aber möglich. Ich nehme ich solchen Situationen einen faltbaren Kojak als Ersatzreifen mit. Als ich damit begonnen habe gab es keinen anderen Faltreifen für's Brommi, heute würde ich wohl eher einen Conti Urban in faltbar nehmen. Aber: Gebraucht habe ich den Ersatzreifen in den letzten acht Jahren, seit ich das mache, noch nie.
Schläuche würde ich eher zwei als einen mitnehmen. Im Pannenfall tauschen und abends in der Unterkunft flicken.

Kette: Nö, wozu. Die verschleisst auch nicht auf 350km. Ein Kettenschloss und vielleicht ein paar Ersatzglieder sind kein Fehler für den unwahrscheinlichen Fall eines Kettenrisses. Ist aber eigentlich auch schon fast zu viel des Guten.

Züge: Auch nicht nötig. Warum sollten die kaputt gehen?

Ich würde vor einer solchen Tour das Rad sorgfältig durchsehen und verschlissene Teile eher vorzeitig tauschen. Aber das ist ja nicht die Ralley Paris-Dakar. Die Entfernung insgesamt ist nicht mehr, als die meisten in ein bis zwei Monaten beim Berufspendeln aggregieren, manche machen da deutlich mehr. Entsprechend muss man sich da auch nicht ausrüsten wie für eine Mount-Everest Expedition.
 
Tausend Dank für Deine super hilfreiche und ausführliche Antwort. Demnach brauche ich mir keine Sorgen zu machen und nehme zwei Schläuche mit. Bzgl. des Kettenschlosses und Gliedern muss ich mich noch kundig machen, was man für ein Brompton benötigt (44er Kettenblatt, 3-Gang-Schaltung) und ob spezielles Werkzeug erforderlich ist. Ein tolles Forum ist das hier. Danke nochmal :)
 
Das ist eine SRAM PC10 mit einem Verschlußglied, was man fast mit der Hand auf bekommt (kleine Zange hilft). Auf 350 km würde ich mir überhaupt keine Gedanken machen. Wenn ich Werkzeug oder Ersatzteile mitnehme, dann meistens, weil ich anderer Leute Fahrräder zwischendurch reparieren (muss).
Ich würde wohl maximal EINEN Schlauch mitnehmen.
 
Gerne! Mit den Marathon Plus sind Reifenpannen auch unwahrscheinlich. Aber wenn Du eine hast wird es echt eklig. Ich würde empfehlen, mal übungshalber den Reifen abzunehmen und wieder draufzumachen. Da ist der M+ schon eher was für Masochisten und kann einen in die Verzweilfung treiben. ;) Gute Reifenheber dringend zu empfehlen.

Kettenschloss: Wenn das Rad nicht älter als 10 Jahre ist ist das eine Achtgang-Kette, die ein entsprechendes Kettenschloss benötigt. Kostet einen Euro oder so. Kettennietendrücker sollte dann auch dabei sein, sonst hilft Dir das Schloss nichts.

Zu empfehlen wäre noch dieser Thread über Bordwerkzeug:


Im Normalfall ist das Brompton Toolkit durchaus eine Empfehlung und für die meisten Fälle unterwegs völlig ausreichend. Da hier aber viele Spezialisten unterwegs sind, die noch dazu schon viel läger mit dem Brompton touren als es das Toolkit überhaupt gibt gibt es hier reichlich individuelle Zusammenstellungen je nach persönlichem Gusto. Und Dinge wie Kettenschloss und Kettennietendrücker fehlen dem Brompton Toolkit. Ich habe z.B. im großen Besteck, das ich auf Tour mitnehme u.a. auch sowas wie Werkstatthandschuhe drin (hilft gegen schmutzige Finger), einen Lappen und Kabelbinder.

Aber: Am Ende des Tages ist das Brommi ein Faltrad. Zur Not kann man in den Bus oder Zug hüpfen, ein Taxi rufen oder gar Trampen damit.
 
Falls in den Reifen die bei Brompton vor ein paar Jahren üblichen Kenda-Schläuche stecken, würde ich vorsichtshalber doch zwei Ersatzschläuche mitnehmen, weil die Kenda-Schläuche am Ventil irreparabel undicht werden können. Oder sie vor der Reise austauschen.
 
Flickzeug und Schlauch sind Standard, klar. Inzwischen ist es ein faltbarer Mantel bei mir auch. Ich hatte einen winzigkleinen Schaden vom Wintersplit, der hat sich auf einer 300km Tour im Frühjahr zu einem regelrechten Pickel entwickelt, so dass ich nicht mehr heimgekommen wäre. Vor der Reise war ich unschlüssig, Ersatz mitzunehmen, auf der Reise sehr froh mich dazu durchgerungen zu haben. Die Radgröße ist halt nicht Standard und wenn du unterwegs was suchen musst, ist das ungut.
 

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Vielen vielen Dank Euch allen für die sehr große Hilfe und die vielen Tipps. Werde also das übliche Flickzeug mitnehmen und zwei Schläuche. Für die nur 350km wird das hoffentlich ausreichen. Daumen drücken und glücklich radeln :)
 
Vielen vielen Dank Euch allen für die sehr große Hilfe und die vielen Tipps. Werde also das übliche Flickzeug mitnehmen und zwei Schläuche. Für die nur 350km wird das hoffentlich ausreichen. Daumen drücken und glücklich radeln :)
ich kenne die Situation mit Fahrradläden in Frankreich nicht, aber in Deutschland würde ich bei 2 Ersatzschläuchen nicht noch Flickzeug einpacken, wenn es darum geht, nur das erforderliche Gepäck mitzunehmen. Flickzeug bekommt man in jedem Fahrradladen und teilweise auch in Bau- bzw. Supermärkten. Auch eine Kette ist einfach zu bekommen.
 
Ich hatte letztens 4 Platten in 3 Tagen. Den ersten Samstag Abend in der Pampa, 2 + 3 Sonntags. Beim Vierten hätte ein Geschäft geöffnet gehabt. Allerdings keine Ahnung wie weit ich hätte schieben müssen. Flickzeug wiegt weniger als ein zweiter Schlauch, falls auf die paar Gramm ankommt.
 
seitdem ich mal eine Reifenpanne (nicht am Brompton) hatte, habe ich seitdem auch noch einen Reifenflicken im Gepäck. Gebraucht habe ich ihn bisher aber nicht.
 
ich kenne die Situation mit Fahrradläden in Frankreich nicht, aber in Deutschland würde ich bei 2 Ersatzschläuchen nicht noch Flickzeug einpacken, wenn es darum geht, nur das erforderliche Gepäck mitzunehmen. Flickzeug bekommt man in jedem Fahrradladen und teilweise auch in Bau- bzw. Supermärkten. Auch eine Kette ist einfach zu bekommen.
In Frankreich gibt es ebenso wie in Deutschland gerade im ländlichen Bereich nicht an jeder Ecke einen Fahrradladen oder Baumarkt. Und einen Platten bei eingebautem Rad zu flicken geht oftmals schneller als einen Schlauch zu wechseln, zumindest am Hinterrad. Deshalb würde ich auf Flickzeug, das ja weder viel wiegt noch viel Platz beansprucht, nicht verzichten.
 
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Es ist doch eingentlich ganz einfach: Man nimmt das mit, was am wahrscheinlichsten kaputt geht, vor Ort am schwierigsten zu beschaffen und einen Tourabbruch zur folge hätte. Abhängig davon, wie lange man wie weit abseits von Infrastruktur oder Öffnungszeiten unterwegs ist und wie sehr einen eine Unterbrechung nerven würde ist das mehr oder weniger.

Speziell und gleichzeitig fragil sind Reifen und Schläuche. Ähnlich wie @j123 hatte ich auch schon Serien von Plattfüssen, daher nehme ich lieber einen Schlauch zu viel mit und eben den Faltmantel, weil das Risiko zwar nicht groß ist, aber ohne Mantel ist die Fahrradtour zu Ende und noch nicht mal Schieben geht vernünftig. Der Faltkojak wiegt 200g und braucht nicht viel Platz. Mit dem M+ sind Reifenpannen nicht sehr wahrscheinlich, aber gab es auch schon bei der LsSuperbe.
Alles andere kann man irgendwie McGyvern (kette kürzen wenn Kettenspanner defekt) oder ist eh redundant (Bremse) nicht wichtig (Klingel) oder geht eh nicht kaputt oder ist mit hoher Wahrscheinlichkeit problemlos vor Ort zu beschaffen.
Bei einer 350km Tour in zivilisierter Gegend würde ich mir keine große Platte machen, das Rad vorher durchchekken, vernünftiges Werkzeug mitnehmen und gut ist's. Was soll da schon groß passieren?
 
War gestern von 6-tägiger Radtour vom Eurovelo 6 in Frankreich zurückgekommen. Hatte das Brompton Toolkit und 2 Ersatzschläuche mit. Zwei Reifenpannen, 1x vorne, 1x hinten. Vorne 2 Dornendurchstiche durch den Marathon Racer, hinten durch den Marathon ein Loch. Vorne hielt einer von den selbstklebenden Flicken aus dem Toolkit nicht richtig dicht. Also Ersatzschlauch. Wichtiges Werkzeug: Vorne 4 mm Sechskant, hinten 15er Maul- o. Ringschlüssel.
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Am Vorderrad die Ratsche aus dem Toolkit
Die Kette hatte ich vor der Radtour getauscht, weil sie laut Rohloff-Caliber2 nach rund 2200 km gelängt war. Die beiden Zahnrädchen auch getauscht. Bremsbelege noch die Erstausstattung aus 2019 (2. Brompton auch für Touren genutzt).
 
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Habe mir die kleinste Rohrzange von toom gekauft und werde sie auf jeden Fall mitnehmen. Wirkt solide und hat mit 12cm eine ähnliche Größe wie die Knipex. Hoffe auf eine tolle Reise ohne Zwischenfälle :)
 
Wie des Öfteren schon erläutern, verhunzt du dir mit einer Rohrzange die Schlüsselflächen der Radmuttern. Die glatten, aber stets parallelgeführten Flächen des Zangenschlüssels packen sogar schonender aber zuverlässiger als jeder Maulschlüssel.
 
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