Problem mit 3 Gang Nabe (BWR)

caruso

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Liebe Forumgemeinde,

ich habe mein Brommie im Mai 22 gebraucht mit 400km gekauft, habe eine neue Kette aufgezogen (die alte war ziemlich mit Sand und Öl verdreckt), bin 2100km geradelt und dann nach einem ersten Ketten- und Ritzelwechsel im Dezember nochmal 700km, vorwiegend in der dunklen Jahreszeit bei Regen und/oder Salz auf den Straßen. Das Brommie ist sozusagen mein Schlechtwetterrad, weil ich bei ganz miesen Bedingungen mit dem Zug in die Arbeit fahre und zum Bahnhof auch nur mit dem Rad hinkomme.
Das Brommie hat sich soweit gut geschlagen. Frischhaltefolie an der Sattelstütze und regelmäßige Kettenpflege haben es auf den ersten Blick die Wintermonate einigermaßen gut überstehen lassen. Nur ein zunächst sporadisches und dann immer stärker werdendes Quietschen (beim Treten) hat mich genervt. Zunächst dachte ich an die Kette, dann an ein Pedal. Aber es kam und ging, ein temporärer Pedalwechsel hat nix gebracht und so habe ich die Kette geputzt, geölt und geputzt, .... Auch der Lauf des Hinterrads war nicht wirklich leise und rund, sondern rauh und naja, etwas geräuschvoll (wie ich jetzt durch den Vergleich mit einem neuen Brommie weiß).

Letzte Woche auf einer Tour ist das Quietschen dann immer stärker geworden. Es wurde mir dann auch klar, dass es nicht die Kette und auch keines der Pedale und nicht das Tretlager war. Morgens hatte das Brommie Inkontinenz-Spuren auf der rechten Seite der Hinterachse hinterlassen. Braun-schwarzes Öl, Spuren an der großen Speichenscheibe, scheinbar am rechten Lager ausgetreten. Die 3-Gang-Nabe war's wohl. Zuhause habe ich diese dann auseinandergebaut und gesehen, warum sie gequietscht hat. Auf der Achse sind deutliche Verschleißspuren zu sehen, dort wo die Schiebekupplung sitzt. Ich habe die Zahnräder und die Sperrklinken schön geölt, das Nabengehäuse und die Kupplung und die Achse speziell im Bereich der Kupplung gut gefettet und alles wieder zusammengebaut. Kein Teil übrig 😅. Die Achse quietscht jetzt nicht mehr, aber der Lauf der Nabe ist immer noch rauh. Die Laufflächen sehen nicht auffällig auf, aber scheinbar haben sie doch einen Schaden. Die Frage ist jetzt: Was könnte die Ursache gewesen sein? Hat das schlechte Wetter und das Salz der Wintermonate die Fettfüllung der Lager verjagt und das Öl austreten lassen? Oder müsste die Nabe das eigentlich wegstecken und sie hatte vielleicht vorher schon einen Schaden? Oder ist meine Vorstellung illusorisch, dass so eine Nabenschaltung auch unter widrigen Bedingungen ohne Mucken 5-10.000 km läuft? Ein englisches Rad müsste das doch können, oder?

Ich wäre dankbar für Hinweise, auch wenn sie natürlich spekulativ sind.

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Letzte Woche auf einer Tour ist das Quietschen dann immer stärker geworden. Es wurde mir dann auch klar, dass es nicht die Kette und auch keines der Pedale und nicht das Tretlager war.
Wenn's unverhofft quietscht kann das auch der Federblock sein und selten auch mal der Sattel/Pentaclip.
Morgens hatte das Brommie Inkontinenz-Spuren auf der rechten Seite der Hinterachse hinterlassen. Braun-schwarzes Öl, Spuren an der großen Speichenscheibe, scheinbar am rechten Lager ausgetreten. (...) Hat das schlechte Wetter und das Salz der Wintermonate die Fettfüllung der Lager verjagt und das Öl austreten lassen?
Öl sollte da gar keines drin sein eigentlich. Und das Fett müsste ja irgendwohin, bloss wo? Raus kann es ja nicht. Aus dem Handbuch zur Nabe:

1.2 Lubrication
No routine lubrication is required. However, during assembly/disassembly the hub greases should be replenished (See Section 3). Grease types meeting the following
Sturmey-Archer Technical Standards Should be used:
For Bearing - SA103B
For all other internal parts - SA103A Please contact Sturmey-Archer for information on the availability of these greases.
(...)
1.3 Assembly
NB The hub greases must be replenished during assembly using lubricants to the following Sturmey-Archer Technical Standards.
For Bearings internal parts-SA103B
For all other internal parts-SA103A
If a replacement gear internal assembly complete is to be fitted, assembly commences at Fig.2, point3.


Oder müsste die Nabe das eigentlich wegstecken und sie hatte vielleicht vorher schon einen Schaden? Oder ist meine Vorstellung illusorisch, dass so eine Nabenschaltung auch unter widrigen Bedingungen ohne Mucken 5-10.000 km läuft?
Sollte eigentlich überhaupt kein Problem sein und ist normalerweise auch keines. Von daher riecht das nach Vorschaden oder Produktionsfehler.
 
Spekulation: Die Achsmuttern wurden mit schierer Gewalt angezogen. Das erlebe ich immer wieder und ruiniert die Achse sicher. War die Achse komplett trocken? Sehr ungewöhnlich bei der knappen Laufleistung. Material/Produktionsfehler, wie @berlinonaut schon schrieb, kann niemand ausschließen. Neben den von @berlinonaut schon erwähnten Punkten Sattel/Federblock kommt auch noch das Faltpedal als Quietschkandidat hinzu. Trotzdem, die Achse scheint hinüber, die würde ich so nicht weiter nutzen.
 
Nein, die Achse war nicht komplett trocken, da war diese braun-schwarze Öl/Fett/Rost-Wasser?-Mischung überall. Relativ dünnflüssig, definitiv kein reines Fett.
Das Pedal war ein Klickpedal, nicht das originale Faltpedal, ein Wechsel gegen ein anderes hat da nichts gebracht.

Bevor ich was ersetze würde ich gern die Ursache versuchen einzugrenzen, deshalb danke für die Rückmeldungen
 
Nein, die Achse war nicht komplett trocken, da war diese braun-schwarze Öl/Fett/Rost-Wasser?-Mischung überall. Relativ dünnflüssig, definitiv kein reines Fett.
Das hört sich danach an, als ob in die Nabe Wasser eingedrungen wäre - anders würde das ja auch nicht rostig werden. Das kann natürlich durch ein Tauchbad passieren, für wahrscheinlicher halte ich aber heftigen Winterseinsatz in Kombination mit heftigen Temperaturwechseln (drinnen/draussen), da kommt dann u.U. vielleicht Kondenswasser zum tragen oder so. An und für sich sind die S/A-Dreigang-Naben schon ziemlich robust.
 
Wenn man den Gartenschlauch auf die Nabe hält, kann auch Wasser eindringen. Das beschädigt auch die Lager.
 
Quietschen können auch die Röllchen des Kettenspanners durch Reibung an ihren Achsen. Etwas Silikon-Gleitmittel hilft.
 
Also wenn's bei mir quietscht, ist es immer, immer der Federungsblock. Auseinanderbauen, die lange durchgehende Schraube fetten und wieder alles zusammen. Dauert 5 Minuten max. Warum ich es erst immer zum Quietschen kommen lasse bzw mich dann nicht sofort 'drum kümmer und stattdessen wochenlang drüber ärger? Wahrscheinlich weil es bis auf das Geräusch eigentlich nix macht..
Betr. Wasser in der Nabe würde ich auch auf Hochdruckreiniger tippen. Die schaffen sowas locker. Dumme Idee.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bevor ich was ersetze würde ich gern die Ursache versuchen einzugrenzen
Wenn besonders im Winter ein Rad immer zwischen drinnen (warm) und draußen (kalt) wechselt, zieht das Kondenswasser in Hohlräume - wie eben auch etwas voluminösere Naben.
Also die draußen gekühlten Teile kommen ins Warme (Zug, Wohnung, Büro) die warme, feuchte Luft wird beim Abkühlen immer etwas in Hohlräume gezogen und kondensiert da. Damit haben auch Nabendynamos ihre Probleme und rosten an den Polen.
Bei Hinterradnaben hatte ich das zwar noch nicht gehört, aber wäre das eine Erklärung?
 
Physikalisch ist es eher umgekehrt: beim Abkühlen zieht sich die Luft in der Nabe zusammen und zum Ausgleich des Druckunterschieds gelangt Außenluft in die Nabe. Jedwede Luft enthält Wasser in Gasform. Entscheidend sind Temperaturen draußen und damit der Metallteile. Sind die für die vorhandene Nabenluft unterhalb des sog. Taupunktes, kondensiert solange Wasserdampf zu flüssigem Wasser bis wieder ein Gleichgewicht herrscht. Da der Wasserdampf vor der Kondensation in der Nabe seinerseits einen Partialdruck am Gesamtdruck übernahm, fehlt jetzt dieser Druckanteil und der Druck in der Nabe sinkt. Zum Ausgleich dringt dann wieder kalte Außenluft nach. Absolut ist der Wasserdampfanteil kalter Luft immer wesentlich geringer als derjenige von warmer Luft. Stichwort: Sättigungsdampfdruck.

Solange sich die Nabe jetzt weiter draußen bei den niedrigen Temperaturen befindet, haben wir ein stabiles System.
Kommt jetzt diese kalte Nabe in einen wärmeren Raum, haben wir folgende Situation: die Naben-Luft erwärmt sich schneller als die Metallteile. Warme Innenraumluft enthält absolut mehr Wasserdampf, da der Sättigungspunkt wesentlich höher liegt. Diese feuchtebeladene Luft hat ja einen höheren Partialdampfdruck des Wassers, den die nun erwärmte Nabenluft nicht hat. Zum Ausgleich dringt jetzt Wasserdampf in die Nabe, der dann sofort an den kalten Metallteilen kondensiert. Dieses flüssige Wasser verbleibt praktisch in der Nabe ohne nenneswert verdampfen zu können, auch wenn sich die Metallteile wieder erwärmt haben.
Dies geschieht auch durch die Kondensation. Dieser Wasserdampfausgleich wiederholt sich in immer weiter abgeschwächter Form bis zum Temperaturausgleich.

Beim nächsten Außeneinsatz wiederholt sich das Spiel und nach einigen Wechseln kann da einiges an Wasservolumen zusammen kommen.

Welche Abhilfe gibt es: beim SON-Nabendynamo gibt es eine Druckausgleichsöffnung an der (Hohl-)Achsenmitte, an der ein spiralförmiges Röhrchen angeschlossen ist, in dem eine mögliche Wasserdampfkondensation stattfindet.
Bei den Dreigangnaben gibt es das nicht. Da hilft nur die Nabe möglichst wenig starken Temperaturwechseln von kalt nach warm auszusetzen. Bei mir reicht die Zwischenstation in der Hausgarage bis das Brommi in den Keller wandert. Der kühle Hausflur käme auch in Frage.
 
Bei den Dreigangnaben gibt es das nicht. Da hilft nur die Nabe möglichst wenig starken Temperaturwechseln von kalt nach warm auszusetzen. Bei mir reicht die Zwischenstation in der Hausgarage bis das Brommi in den Keller wandert. Der kühle Hausflur käme auch in Frage.
Da gibt es schon lange eine spezielle Lösung für: Den Bromfridge. Wollte ich eigentlich schon vorgestern posten.

bromfridge.png

Braucht man halt nur in der kalten Jahreszeit, deswegen finde ich das etwas unpraktisch. In Frankreich sind die Dinger recht verbreitet und dort lagert man ab Anfang April häufig Fische darin, wie @B.P. Morton wahrscheinlich bestätigen kann.
 
Da gibt es schon lange eine spezielle Lösung für: Den Bromfridge. Wollte ich eigentlich schon vorgestern posten.

Anhang anzeigen 2509

Braucht man halt nur in der kalten Jahreszeit, deswegen finde ich das etwas unpraktisch.

Meinen benutze ich ganzjährig, allerdings mit saisonal unterschiedlicher Temperatureinstellung. Kein echter Bromptonophil, der etwas auf sich hält, wird auf die Vorteile eines angenehm temperierten Brompton - sei es erfrischend in den Sommermonaten (immer beliebter, Stichwort Klimawandel) oder seelenwärmend in der kalttrüben Jahreszeit - verzichten wollen. Nur so, sagen die Kenner, entfalte das kleine Faltgenie die ganze Bandbreite seiner exklusiven Eigenschaften. Und optisch ist das Gerät, bevorzugt in der aufpreispflichtigen Edelholz-Sonderausstatung (leider noch nicht lieferbar), unbestreitbar die perfekte Ergänzung zu jedem gut sortierten Bromptonkeller wie diesem:

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In Frankreich sind die Dinger recht verbreitet und dort lagert man ab Anfang April häufig Fische darin, wie @B.P. Morton wahrscheinlich bestätigen kann.
Das bestätige ich gerne, der Aprilfisch ist ein ichtyologischer Sonderfall, erreicht er doch den Höhepunkt seiner Vermehrung an immer demselben Tag im Jahr um danach 364 Tage lang nicht mehr gesichtet zu werden.

avatar10.jpg
 
Man kann das Problem übrigens auch anders angehen, nämlich durch den Einbau einer elektrischen Nabenheizung. Die hatte Sturmey schon kurz nach dem zweiten Weltkrieg eingeführt, befeuert durch einen Nabendynamo.

iu


Die Heizung hatte drei Schaltstufen, die durch den bekannten Stufenschalter bedient wurden:

iu


An frühen Bromptons waren sie in der gehobenen Ausstattungsline bis Anfang der 90er Jahre sogar serienmässig, deswegen hatten die zwei von den Schalthebeln - einen rechts für die Dreigangschaltung und einen links für die Nabenheizung:

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Die Nabe wurde bei Brompton 1994 durch die 5-Gang Sprinter ersetzt und da die zwei Gänge mehr hat war leider kein Platz mehr für die Nabenheizung und sie ist ersatzlos entfallen.

Seitdem ist, wenn man keinen Bromfridge hat, das wirksamste Mittel gegen das Problem die Kondition des Fahrers: Er muss so schnell fahren, dass die Innereien der Nabe sich durch die Reibungswärme auf die Temperatur erwärmen, die das Zimmer hat, in dem das Brompton nach Abschluss der Fahrt gelagert werden soll. Als Daumenregel: Pro km/h Geschwindigkeit schafft man 0,6° Erwärmung. Wer also sein Brompton in einem 20° warmen Zimmer lagern möchte sollte vorher eine gewisse Strecke (mindestens 10km) nicht unter 33,5 km/h fahren, damit die Nabe passend temperiert ist.

Wenn die Nabe rostig sifft bedeutet das also schlicht und ergreifend: Du fährst zu langsam!
 
Ah, jaaaa, jetzt kommen die *richtig* kreativen Lösungen. 🤣 Ich bin begeistert. Auch die pragmatische Lösung zur Ermittlung der Geschwindigkeit. Da hätte ich selbst drauf kommen können 🤦. Vielleicht sollte ich statt Tacho einen Temperatursensor in der Nabe gekoppelt mit der Garagentemperatur zuhause verwenden. Das wäre ein schönes Bastelprojekt für Ostern.

Die Kondensation hatte ich aber wirklich nicht auf dem Schirm, danke.
 
@berlinonaut
..Nabenheizung? Haben wir auf Lager, gleich 3 mal:

1). Micro von Radnall - heizt über Dynamo in SA-3-gang
2). fold it von Pashley - heizt über
drum brake in SA-5-gang
3). Deli Bike von Pashley - heizt über drum brake in SA-3-gang 🤭
 

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Die Leichtgewichtsfraktion kann naturgemäß nicht den Reiz der dankenswerter Weise von @berlinonaut und @TIL vorgestellten vollschlanken Lösungen zur Nabenheizung goutieren. Da kommen Rubens-, Botero- und Miss Piggy-Nabenheizungen nicht einmal in die Nähe des Radars. Jedoch haben @hermanator und Co., zumindest bei konusgelagerten Naben, leichtes Spiel. Einfach den Konus ca.1/2 Umdrehung strammer ziehen und gut kontern - voilà -, fertig ist die extraschlanke Twiggy-Nabenheizung 🥸. Kein Gramm mehr als nötig 👌.
 

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