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Velotour 2018: Passo del San Bernardino und Gotthardpass 23.-29. Mai 2018
Strecke: ca. 637km
Höhenmeter: ca. 6817m
Es handelt sich hier um einen Bericht, welcher schon im alten Forum zu lesen war. Er wurde aber teilweise den neuen Möglichkeiten von diesem Forum angepasst und stellenweise ergänzt.
Links/Verweise Bevor ich mit dem Bericht anfange, möchte ich darauf hinweisen, dass sämtliche Links/Verweise auf die Karte der Webseite https://map.schweizmobil.ch hüpfen. Der Link bei Velotour 2015 geht zum Bericht hier bei www.bromptonauten.cc und der Link über die Mofas weiter unten geht auf eine Unterseite von www.khur.chohne (in der Zwischenzeit) mit Verschlüsselung.
Allgemeines Und wieder zog ich das Brompton dem Tourenvelo vor, weil ich den tieferen ersten Gang zu schätzen gelernt habe (Entfaltung 1.18m gegenüber 1.36m). Bei ca. 20kg Gebäck (7kg Leergewicht des Anhängers und dem T-Bag) und einer Steigung bis maximal 16% ist dieser kleinste Gang für mich einfach wertvoll. Die Ausstattung war ansonsten die gleiche wie bei der Velotour 2015 und der Furkapassüberquerung im 2016:
P-Lenker, 12 Gänge (46er Kettenblatt, Mountain Drive, SRAM 13er/15er Ritzel, Schutzbleche, Gepäckträger, SON Nabendynamo, Schwalbe Marathon, Anhänger Radical Cyclone III
Die Höhenmetermessung erfolgte wie immer Barometrisch. Sie war diesmal auf minus 40 und sagenhaften plus 100 Meter genau (oder ungenau). Das ist wieder neuer Ungenauigkeitsrekord, da die Abweichung nach oben bisher ca. 40m und nicht 100m war. Die Einstellung der Höhe nahm ich nur am Morgen vor. Hätte ich sie unterwegs immer wieder der Wirklichkeit angepasst, wären diese Korrekturen als senkrechter gerader Strich in der graphischen Auswertung aufgefallen. Die Höhenmeterangaben hier sind aufsummiert, d.h. alle bergauf Strecken zusammengezählt.
Meine Kleidung bestand aus Alltagskleider. Von den chemisch behandelten Radlerhosen oder -shirts bekomme ich Hautausschläge. An den Füssen hatte ich Wanderschuhe, welche bei grosser Hitze immer noch angenehm zu tragen sind und bei Regen keine Nässe eindringen kann.
Die Nächte verbrachte ich in einem Hotel, womit ich mir Mehrgewicht für Zelt, Schlafsack und Mätteli (Schlafsackunterlage) ersparte. Es war Nebensaison, somit kam es nur einmal vor, dass ein Hotel schon ausgebucht war. Da ich im Voraus nicht wusste, wie weit ich fahren werde, konnte ich kein Zimmer in einem Hotel reservieren.
Beim Packen der Kleidung war diesmal klar, dass die Faserpelzjacke und winddichte Faserpelzhandschuhe mitkamen. Es ist Mai und ab einer gewissen Höhe kann es schon kalt werden.
Die ganzen Utensilien wie Kleider, Karten, Werkzeugs usw. verpackte ich wieder in ca. 10 Plastiksäcke und verstaute diese im Anhänger. Somit sind die Sachen auch dann geschützt, wenn ich aus x-welchen Gründen den Anhänger bei Regen öffnen muss.
1. Tag Muttenz-Bözberg-Zürich-Uznach Strecke: 140km / Höhenmeter: 1148m
Schon am ersten Tag musste ich mindestens 140km weit rollen, weil die Hotels an der Zürcher Goldküste das doppelte bis vierfache für eine Übernachtung kosten. Darum sass ich bereits um 6.45 Uhr auf dem Sattel. Ich folgte wann immer möglich den offiziellen nummerierten Radrouten von Veloland Schweiz.
Die Tour führte mich über Rheinfelden, Stein, Frick, Bözberg runter nach Brugg, von da an weiter über Baden nach Wettingen.
Hier beginnt die Route 66 der Limmat entlang. Am Anfang rollte ich noch auf Asphalt, später aber auf Feld-/Waldwegen. Auf dem kilometerlangen Naturbelag dem Fluss entlang genoss ich die Ruhe und die Tatsache, dass ich bis kurz vor Zürich nur vereinzelt Spaziergängern und Hunden begegnet bin, aber keinen Velofahrern.
Beim Hardturm in Zürich wurde plötzlich das Lenken schwerfälliger. Ein Blick auf das Vorderrad erstaunte mich: Es hatte einen Platten. Also Reifen absuchen, Steinchen raus, Restluft ablassen, Pneu rausgehebelt, Schlauch mit selbstklebenden Flick repariert, Pneu wieder locker (ich staunte selber darüber) von Hand auf die Felge gezogen, aufgepumpt und weiter ging die Fahrt.
Die Route 66 an der Goldküste des Zürichsees entlang war nicht immer schön. Sie ging rauf, dann wieder runter, wieder rauf, runter etc. Aber was mich am meisten nervte war die Tatsache, dass wenn es schon mal runter ging, ich wegen Rechtsvortritt anhalten musste, an enger Stelle wegen entgegenkommenden Autos auch wieder stehen blieb. Kurz: Die belohnende Abfahrt für den Aufstieg wurde mir sehr oft verwährt. Und dann gab es noch einen Zwischenfall und ich wurde deshalb von der Polizei als Zeuge vernommen. Danach rollte ich zum See runter und fuhr dem Zürichsee entlang.
In Uznach kam die letzte, aber harte Steigung zum Hotel. Ich musste ca. 85m Höhenunterschied hinter mich bringen, auf die ich nach fast 140km locker hätte verzichten können. Nach gut zwei Stunden Verspätung kam ich an. Ausserdem hatte ich Glück und den ganzen Tag hat es nicht geregnet, trotz der schlechten Wetterprognosen. Aber in der Nacht goss es aus allen Kübeln.
An diesem Morgen wurde ich für den letzten Aufstieg belohnt und ich genoss eine schöne Abfahrt vom Hotel hinunter nach Uznach. Hier rollte ich auf der Route 9 nach Weesen am Walensee. Unterwegs sah ich bei einem Weg folgendes Schild:
Ab Weesen rollte ich am Walensee entlang. Beim Bericht Velotour 2015 habe ich geschrieben, dass sie am See extra zwei Tunnels für Velos und Fussgängern durch den Berg getrieben hätten. Das stimmt so nicht ganz, denn durch den ersten fuhr vor dem Bau der Autobahn die Eisenbahn, wie auf diesem Bild deutlich zu erkennen ist:
Nach dem zweiten Tunnel tauchte das ehemalige Restaurant/Hotel Walensee über der Autobahn auf, welches früher, ich muss immer wieder schmunzeln, „schöne“ (das kann vielleicht ja noch sein) „ruhige“ (bei der Autobahn?) Zimmer anbot.
Zum dritten mal durfte ich die kurze, aber 16-prozentige Strecke nach dem Restaurant mit einem Brompton befahren. Das zauberte mir nachträglich ein Lächeln ins Gesicht. In Unterterzen hingegen zeigten meine Mundwinkel wieder in Richtung Boden: Zum zweiten Mal wich die Luft aus dem Vorderreifen. Ein Steinchen hat das gleiche Loch benutzt und den Flick auf dem Schlauch durchstossen. Also nochmals…
Und beim Untersuchen des Pneu fand ich erschreckender weise mehrere Stellen, wo Steinchen bereits die Schutzschicht anbohrten und viele Risse im Profil:
Somit war für mich klar, dass ich einen neuen Pneu besorgen musste (ich hatte keinen dabei). Ich mied per sofort alle Feldwege und rollte nur noch auf Asphalt.
(Ich fuhr nicht wie auf der Karte eingezeichnet von Mels/Sargans nach Buchs. Leider kann ich nicht ohne Jahresabo in die Karte zeichnen. Aber Etappen der Routen kann ich auswählen, die leider oft nicht so ganz mit dem Beginn und Ende meiner Route übereinstimmen)
In Chur suchte ich das Velogeschäft „arcas Tretmaschinen“ kurz vor Feierabend auf. Der nette Velomech schaute in seinem Lager nach, ob er noch ein Schwalbe Marathon für das Brompton hat. Leider wurde er nicht fündig. Er rief in einem anderen Velogeschäft an, die auch keinen hatten. Ich erklärte ihm, dass ich ohne neuen Marathon die Tour abbrechen und mit dem Zug zurück nach Basel reisen werde. Darauf hin rief er bei einer Kundin an und fragte, ob er den Vorderradreifen von ihrem Brompton, falls Sie das Rad gerade nicht braucht, für mich demontieren darf. Zum Glück sagte sie „JA“. Und wie schon geschrieben: Das alles kurz vor und nach Feierabend. Das ist Service.
Anstatt nach dem Morgenessen zu Packen und die Tour fortzusetzen, ging ich mit dem Velo zu „arcas Tretmaschinen“, der nette Velomechaniker demontierte am anderen Brompton den Schlauch und Pneu, ich montierte beide an meinem, bezahlte und bedankte mich herzlichst beim Mech.
Vor dem Hotel traf ich noch eine Tourenfahrerin aus Deutschland an, welche den Splügenpass überqueren wollte. Nach einem kurzen Gespräch radelte sie los und ich packte den Rest noch in den Anhänger.
Auf der Route Nr. 6 rollte ich ohne Angst vor einem Loch im Pneu wieder auf Feldwegen rum. Als ich nach Domat/Ems in den Wald fuhr, rannten zwei Rehe von rechts nach links über den Weg. Leider blies der Wind leicht von hinten, so dass die Rehe mich rochen und die Flucht ergriffen. Als ich auf der Höhe von Rhäzüns die Tourenfahrerin antraf, erfuhr ich, dass die beiden Rehe ihren Weg von links nach rechts kreuzten.
Sie wollte noch etwas essen und darum radelte ich weiter. Es folgte eine schöne Talfahrt mit maximal 40km/h. Bevor die Strasse wieder waagrecht wurde, musste ich stark bremsen. Ein kleines Kind stand in Gedanken versunken am linken und die Mutter war in einem Gespräch mit einer Bekannten am rechten Wegrand vertieft. Da ich nicht wusste, wie das kleine ca. 4 Jahre alte von der Mutter getrennte Kind auf einen Velofahrer reagieren würde, verringerte ich stark das Tempo. Gerne hätte ich den Schwung ausgenutzt, aber Sicherheit geht vor.
Die Strecke führte mich über Thusis in die Viamala, eine schöne und gewaltige Schlucht.
Diese hinter mir lassend fuhr ich auf Andeer zu. Hier gab es eine kleine optische Täuschung: Es sah so aus, als ginge die Strasse leicht talwärts, dabei stieg die Strasse an. In Andeer hatte es ein herrliches Mineralbad. Leider war es noch nicht 18.00 Uhr, denn ab dieser Zeit beginnt für mich die Suche nach einem geeigneten Hotel. Darum fuhr ich noch durch die Schlucht Rofla. Nach ca. 9km war ich 400m höher und meine Fahrt endete in Sufers an dessen Stausee.
Ca. 60 Minuten später kam auch die Tourenfahrerin im Hotel an. Beim gemeinsamen Nachtessen erfuhr sie, dass zwar der Splügenpass noch offen wäre, aber auf der Italienischen Seite eine Lawine (ob Schnee oder Geröll weiss ich nicht) die Strasse unpassierbar blockierte.
4. Tag: Sufers-Passo del San Bernardino-Cama-Biasca Strecke: 96km / Höhenmeter: 912m
Trotz der Autostrasse (Kraftfahrstrasse) mehr oder weniger vor der Haustüre und offenem Fenster in der Nacht habe ich gut geschlafen. Beim gemeinsamen Morgenessen mit der Tourenfahrerin erzählte sie mir, dass sie nun über den San Bernardino runter nach Bellinzona und von da aus weiter nach Italien fahren wird.
Vor der Abfahrt standen vier Mofas mit Stoffnummern am Lenker vor dem Hotel. Wir dachten, es wird ein kleines nicht ernsthaftes Rennen veranstaltet. Nach der Verabschiedung von der Tourenfahrerin rollte ich auf der Hauptstrasse und sah ab Splügen links und rechts grosse gelbe Löwenzahnwiesen. Das bekam ich bisher in dieser Grösse nicht vors Auge und das zirpen der Grillen war subjektiv dreifach so laut wie ich es bisher bei uns kannte.
Ab und zu wurde ich von Mofas überholt, die weitaus mehr stanken als die Abgase der Autos auf der Autostrasse.
In Nufenen traf ich endlich einen Einkaufsladen an, wo ich mich mit Wasser (mit und ohne Geschmack) eindecken hätte können. Doch leider war ich 20 Minuten zu spät und stand vor geschlossenen Türen. Im nächsten Dorf Hinterrhein fand ich gar keinen Laden und das Restaurant vor dem Tunnel war auch geschlossen (seit längerer Zeit nicht mehr in Betrieb). Na gut, ich hoffte, dass die 1,5 Liter Flüssigkeit reichen werden.
Und dann begann der Aufstieg. Gemütlich mit vier bis ab und zu sechs Prozent kroch ich den Pass hinauf. Nach etwa 10 Kehren schaute ich ins Tal und dachte: Oh nein! Von Hinterrhein her kamen dutzende Mofafahrer und die werden mich alle auf der Passstrasse überholen. Ich stellte mir vor, wie die Alpenluft den Abgasen von diesen Mofas weichen muss, wenn sie an mir vorbeirollten.
Und es dauerte nicht lange und sie kamen. Ein Mofa nach dem anderen überholte mich und die Fahrer hatten teilweise Helme mit Hörnern auf dem Kopf, gewisse Fahrerinnen waren mit Blumen geschmückt, andere hatten Fahnen (ähnlich wie die Besen bei der Brokenüberquerung) an Stäben am Gebäckträger befestigt usw. Für mein Auge wurde wirklich etwas geboten, für meine Nase eher nicht. Trotzdem wurde ich von vielen beim Überholen gegrüsst.
Oben auf dem Pass, der auf Deutsch Bernhardinpass lautet, gab es natürlich das obligatorische Schildphoto. Ich musste mich allerdings hinter den Mofaleuten anstehen, welche dieselbe Idee hatten wie ich. Ach ja, dank dem nicht all zu warmen Wetter hatten die 1,5 Liter Flüssigkeit gut gereicht. Die Aussicht bis kurz vor dem Pass war auch wunderbar.
Bei der Abfahrt genoss ich die Fahrt ins Tal. Ich musste zwar immer wieder bremsen, aber die Felgen wurden nur so heiss, dass ich sie mit den Fingern immer längere Zeit berühren konnte. Ab Pian San Giacomo blieb ich auf der Hauptstrasse, da diese breiter war wie die der Veloroute und ausserdem sehr wenig Autos und so darauf unterwegs waren.
Dann kurz vor Mesocco wurde die gut asphaltierte Strasse durch die schlechte Dorfstrasse mit vielen Schlaglöchern ersetzt. Dies kam so unverhofft, dass ich eine Vollbremsung ausführen musste. Nach kurzem „#@$£ç*&“ meinerseits rollte resp. bremste ich durch Mesocco. Nach dem Ende des Dorfes sah ich die ersten Spuren der abgebauten Eisenbahn der RhB sowie die schöne Ruine der Burg Mesocco.
Unterwegs bis nach Roveredo gab es immer wieder Spuren wie Wege, Tunnels und Brücken der ehemaligen Eisenbahnlinie der RhB.
Aber auch die MofafahrerInnen überholten mich immer wieder grüssend, welche ich wegen ihren Stopps in den Restaurants bis zu drei Mal sah. An einer Bushaltestelle erfuhr ich endlich von einem Teilnehmer dieser Mofatour www.khur.ch, dass ca. 420 Personen mit ihren motorisierten Zweiräder von Chur über den Passo del San Bernardino nach Ascona fuhren, um dort zu übernachten.
In Castione (ich rollte nicht bis Bellinzona) trennten sich dann unsere Wege. Sie fuhren weiter in den Süden und ich nordwärts nach Biasca und hüpfte ins Hotel. Von der Tourenfahrerin habe ich seit Sufers nichts mehr gesehen. In dieser Nacht entlud sich ein schönes Gewitter über diesem Teil des Tessins.
Am nächsten Morgen war von den Gewitterwolken der Nacht nicht mehr viel zu sehen. Da die Feldwege noch ziemlich nass vom Gewitter waren, benutzte ich die Hauptstrasse und später nur die asphaltierten Velorouten.
Ich durfte die Kreistunnels der Eisenbahn bei Biaschina und Ponte die Mezzo bestaunen sowie die schönen Landschaften unterwegs geniessen. Etwa zwei Kilometer vor Airolo, dem letzten Dorf vor dem Gotthardtunnel und -pass, durfte ich miterleben, wie der Stau unter der Brücke weiter nach Piotta wuchs. Ich hoffte nur, dass all die stehenden Autos genug Wasser oder so dabei hatten, denn die Sonne schien herrlich vom Himmel.
In Airolo stärkte ich mich noch in einem Restaurant mit einer Pizza. Dann fuhr ich auf der bekannten Tremola (alte Passstrasse über den Gotthard, die bei Veloland blau eingezeichnet ist) gemütlich bergwärts. Nach sechs Kehren war die Strasse nicht mehr asphaltiert sondern mit Kopfsteinpflaster versehen. Immer wieder hat der Kanton diese Strasse saniert, allerdings mit Asphalt und perfekt geformten Betonpfosten statt mit konischen Randsteinen. Sieht zwar Sch….. aus, aber für mich war die Fahrt auf den Asphaltstücken weitaus angenehmer und ausserdem konnte ich da einen Gang höher schalten und war somit ein klein wenig schneller unterwegs.
Bei Motto Bartola musste ich auf die Hauptstrasse ausweichen, da der obere Teil der Tremola noch nicht freigeräumt war (auf der Karte die rote Strasse).
Obwohl ich eigentlich den Asphalt nun sehr schätzte für eine ruhige Fahrt, war die Strasse in langen Bögen und Geraden absolut schlimm zum Befahren. Die Kurven dauerten ewig und die Geraden hörten und hörten nicht auf. Da wünschte ich mich die Tremola mit ihren Kopfsteinpflaster und den vielen Kehren zurück.
Unterwegs auf der breiten Hauptstrasse war ich für die Fahrzeuge kein Hindernis. Aber im engen Tunnel hat ein Busfahrer die Hupe betätigt, als er mich überholte. Warum er hupte, war mir ein Rätsel, da kein Verkehr entgegenkam und mein Brompton sogar mit zwei zusätzlichen Rücklichtern ausgestattet war. Da ich gerne positiv denke, wollte er mich nur begrüssen und Respekt für meine Leistung zollen, alles andere Verdrängte ich mit Erfolg.
Nachdem ich kurz vor dem Pass die Galerie verlassen habe, entdeckte ich zwei drei Steinböcke ein paar Meter unterhalb der Strasse. Ich fuhr an ihnen vorbei, hielt an, bewaffnete mich mit meinem kleinen Photoapparat und schoss folgende Bilder:
Ausserdem hatte es ein klein wenig Schnee:
Nach ca. 600 Meter war ich oben auf dem Passo del San Gottardo und schoss das obligate Passchildphoto.
Auf dem Weg zur Morgentoilette entdeckte ich an der Wand so ein komisches schwarzes Ding. Was ist denn das?
Während ich mir das Morgenessen in meinen Magen beförderte, regnete es draussen unaufhörlich. Ich habe mich schon damit abgefunden, bei Regen die Passstrasse runter zu rauschen. Nachdem ich alles gepackt habe, regnete es nicht mehr, aber die Wolken waren immer noch dunkelgrau über dem Gotthard. Ich zog also die Regenjacke, Regenhose sowie Handschuhe an und rollte durch den Nebel über die Tremola zur Hauptstrasse. Da wechselte ich auf die Hauptstrasse und nach etwa zwei Kilometer befand ich mich unter der Wolkendecke, hatte klare Sicht und es wurde wärmer.
Und dann begann es: Eine Baustelle nach der anderen. Auf der Gotthardstrasse räumten sie noch restliches Geröll vom Strassenrand, in Hospental wurde die Strasse saniert, in der Schöllenenschlucht sind sie immer noch an zwei Stellen mit der Schöllenenstrasse beschäftigt, nach Intschi steht ein Bagger auf der Strasse, bei Sisikon wird auch an zwei Stellen die Strasse saniert, nach Gossau wieder eine Ampel bei der Baustelle und und und.
(Die zwei Baustellen in der Schöllenenschlucht sind lang. Es ist deshalb zurzeit nicht empfehlenswert, auf dieser Strasse mit dem Fahrrad von Göschenen unten nach Andermatt oben zu kriechen. Falls ihr mit dem Velo diese Route fahren möchtet, empfehle ich ab Göschenen die Bahn bis Andermatt zu nehmen.)
Von anfangs der Schöllenenschlucht bis Amsteg geht die Route mit ein paar Ausnahmen immer nach unten. Ich geniesse solche Abfahrten vor allem dann, wenn ich selten die Bremse betätigen muss und die Geschwindigkeit bei maximal 40 km/h liegt. Aber keine Angst liebe Schnellfahrer, denn auf dieser Route kommt man ab und zu auch auf bis zu 60 km/h.
Ab Amsteg wird die Gegend flacher, womit ich wieder in die Pedale treten musste. Ab Flüelen muss ich die massiv befahrene Axenstrasse benutzen, wobei bis Sisikon eine Fahrspur für die Velos gibt. Allerdings ab Sisikon wird auf einem Schild empfohlen, das Schiff bis Brunnen zu nehmen. Alle anderen wie ich fuhren dann aber auf dem schmalen Trottoir nach Brunnen.
Eigentlich wollte ich am Ufer des Vierwaldstättersees auf der Route Nr. 38 nach Luzern rollen, da aber nach Gossau vor der Fähre ein Schild auf eine Baustelle mit Wartezeiten bis 15 Minuten aufmerksam machte, nahm ich die Fähre nach Beckenried und radelte über Stansstad nach Luzern. Ich durchquerte schon zum dritten Mal diese Stadt und habe es noch nie geschafft, ab dem Bahnhof der Route zu folgen ohne mich zu verfahren. Wo auch immer der Wegweiser versteckt ist, ich habe ihn noch nicht gefunden. Als ich endlich zwei Ortschaften weiter in Rothenburg ankam, freute ich mich auf das Nachtessen und eine erholsame Nacht.
(Ab hier rollte ich auf mehreren verschiedenen Routen nach Hause. Deshalb war es nicht sinnvoll, die Routenetappen einzublenden. Ausserdem war ich auch zweimal nicht auf offiziellen Routen unterwegs.)
Der letzte Tag war angerückt. Gemütlich ging die Fahrt über Land zum Sempachersee, durchquerte das Altstädtchen von Sempach und anschliessend rollte ich weiter dem Ufer entlang nach Sursee. Von hier aus fuhr ich auf der Hauptstrasse über Wauwil nach Dagmarsellen und dann weiter nach Zofingen. Es war nun weitaus angenehmer, dem Bach Wigger auf Feldwegen zu folgen.
In Zofingen war ich schon zweimal und beide Male habe ich es wie in Luzern nicht geschafft, der Route zu folgen und landete beim Bahnhof. Wo war bloss dieser Velowegweiser? Bevor ich mich aber verirrte, fuhr ich an der Sportanlage vorbei. Vor zwei Jahren baute ein Storchenpaar ihr Nest auf einem Mast mit Flutlichtanlage. Als ich dieses Jahr nun vorbeikam, sah ich Nester auf drei Masten.
Zum ersten Mal fuhr ich über Rothrist, Boningen nach Hägendorf. Hier stieg die Strasse an und die Fahrt war alles andere als schön. Die Strecke führte durch die Häuser und erst als ich 150 Höhenmeter weiter war und die Autobahn unterquerte, rollte ich gemütlicher durch die “Tüfelsschlucht“. Am Ende dieser Schlucht traf ich ein Schild an, welches mich wieder mal schmunzeln liess:
In Langenbruck überquerte ich den nicht all zu hohen Jurapass Oberer Hauenstein und knipste das obligate Schildphoto.
Mit etwa vier Prozent Gefälle rolle ich die Strasse runter nach Waldenburg. Ich liebe diese Abfahrt, da die Geschwindigkeit zwischen 30-40km/h bleibt und die Bremse nur sehr selten betätigen musste. Es geht weiterhin mit etwa 2 Prozent abwärts bis fast vor Bubendorf, womit ich immer mir immer wieder kurz das Pedalen sparen konnte. Von da an musste ich über Liestal bis nach Hause ziemlich mitpedalen, da es mehr oder weniger nur noch durchs flache Gelände ging.
Das Brompton Wie am Anfang des Berichtes schon erwähnt, ist die Entfaltung des ersten Ganges bei meinem Brompton kürzer als vom Tourenvelo. Dank diesem Umstand blieb meine Trittfrequenz meistens im Bereich von 75-85 Umdrehungen pro Minute. Bei unter 70 Umdrehungen kommt bei mir schnell der Wunsch auf, einen Gang tiefer zu schalten. Wenn da aber kein tieferer Gang mehr ist, macht mir die Fahrt nicht mehr unbedingt Freude. Kurze Stücke kein Problem, aber z.B. mehr als drei Stunden von Airolo zum Gotthardpass nur noch die Pedale „stemmen“ bzw. zu „würgen“, wäre für mich nicht machbar.
Zur Info: In der Zwischenzeit hat SRAM die Produktion von Nabenschaltungen eingestellt. Es wird der Tag kommen, wo es keine Ritzel mehr als Ersatzteil weder bei SRAM noch in einem Brompton-Laden gibt.
Das schöne am Brompton ist auch, dass ich es nicht draussen im Regen stehen lassen muss. Es hat dafür in jedem Hotelzimmer ein Plätzchen zum Übernachten.
Schwalbe Marathon Dass mich ausgerechnet ein Schwalbe Marathon im Stich liess, verletzte schon meinen Stolz. Bisher hatte mich noch nie ein Marathon (mit und ohne Plus) enttäuscht. Was mit diesem Reifen genau geschah, weiss ich nicht. Bevor bei mir ein Marathon spröde wurde, hatte ich ihn bereits bis stellenweise auf die Schutzschicht heruntergefahren. Und selbst dann konnten die spitzen Steinchen keinen Schaden anrichten. Komischerweise sah vor der Tour weder mein Velomech noch ich irgendwelche Spuren von Rissen oder spröden Stellen, sonst wäre der Pneu ausgetauscht worden. Mein Verdacht ist, dass mir am Brompton einen Reifen mit älterem Herstellungsdatum montiert wurde, da es immer noch der erste Pneu seit dem Kauf des Brompton war (März 2015).
Die beiden Pässe Wer jetzt glaubt, ich fahre mit gut 10km/h die Pässe hinauf, diese Personen irren sich. Den Aufstieg bezwinge ich gemütlich, denn dank den fein abgestuften 6 Berggängen habe ich meistens die für mich ideale Trittfrequenz von 75-85 Umdrehungen pro Minute. Die Durchschnittsgeschwindigkeit beim Aufstieg zum Gotthardpass ab Airolo betrug auf der Tremola 5.74km/h und auf der Hauptstrasse 6.39km/h. Beim San Bernardino waren es 6.62km/h ab Nordportal.
Der San Bernardino ab Hinterrhein ist ein sehr angenehmer Pass. Er ist nicht besonders steil und sicher auch mit einem 6-Gang Brompton machbar, wenn der/die Fahrer/in gerne die Pedale „würgt“. Die Autos fuhren grösstenteils durch den Tunnel und nur wenige rollten über den Pass (auch sehr angenehm).
Beim Gotthardpass bin ich irgendwie gespaltener Meinung. Einerseits wäre eine Fahrt auf der Tremola sicher spannend gewesen, allerdings störten mich da die Kopfsteinpflaster. Sie schüttelten mich durch und zwangen mich, einen Gang runter zu schalten. Auf der Hauptstrasse zu fahren, war für mich hingegen auch kein grosser Aufsteller. Klar konnte ich einen Gang höher schalten und der Schüttelbechereffekt war weg, aber die langgezogenen Kurven und die nicht aufhörenden Geraden waren alles andere als motivierend für mich. Landschaftlich und von der Aussicht her sowie der Blick auf weit entfernte Murmeltiere
und praktisch nebenan stehenden/liegenden Steinböcken
entschädigten den nicht all zu tollen Aufstieg bei weitem. Der Stau vor dem Gotthardtunnel bewog zum Glück nur wenige Autos, den Pass zu überqueren.
Als ich die letzten beiden Male den Furkapass überquerte, war vor dem Nordportal des Gotthardtunnels ein langer Stau angesagt und die Autos fuhren kolonnenweise über den Pass:
Ein Teil wird sicher auch die Tremola benutzt haben, welche bis heute noch nicht für den Motorverkehr gesperrt ist. Auch dieser Pass ist mit „würgen“ sicher auch mit einem 6-Gang Brompton machbar. Ob das „würgen“ über Stunden allerdings Spass macht, mag ich mal aus meiner Sicht bezweifeln.
Als ich am Mittwoch, 23. Mai startete, war der Gotthardpass noch geschlossen. Er wurde am Freitag, 25. Mai geöffnet und am Sonntag darauf habe ich ihn überquert. Wäre er geschlossen geblieben, hätte ich den Passo del Lucomagno/Lukmanierpass bezwungen.
Töfffahrer Bis auf einen waren alle sehr angenehm, d.h. sie grüssten teilweise, hatten genügend Abstand beim Überholen und eben bis auf einen kein durch Mark erschütterndes „Motorengeschrei“.
Autos Auf dieser Tour waren alle AutofahrerInnen sehr angenehm. Es war ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Mir wurde nie (ich staunte selber) der Vortritt verwährt, sie überholten mich mit angenehmen Abstand und drängelten nicht, wenn mal bei einer engen Stelle ein auf die Seite Fahren meinerseits nicht möglich war (Passstrasse und eingezäunte Weiden). Ich versuchte dafür, so oft als möglich den Verkehr nicht zu behindern. Ich rollte an engen oder unübersichtlichen Stellen an den Strassenrand und lies mich von den Autos überholen. „Was ist mit dem Busfahrer im Gotthardtunnel?“ Siehe Überschrift: Da steht „Autos“ nicht „Busse“.
Im alten Forum kam die Frage auf Leider kenne ich den genauen Wortlaut nicht mehr, aber damals wurde mir eine Frage gestellt, die mich schmunzeln liess: "Was trägst du darunter?" Ein paar Wörter später noch der Hinweis, falls ich eine Frau wäre (Blumenwiesebild, Berry Crush Brumpton, Plüschtier beim T-Bag), müsse ich nicht antworten.
Einerseits bin ich männlich (somit musste ich antworten), andererseits trage ich so kostengünstige Unterhosen aus Baumwolle, die leider nicht mehr erhältlich sind. Ich besitze zwei leichte lange Trekkinghosen, welche ich mit Reisverschlüssen zu kurzen Hosen umwandeln kann. Selbstverständlich kann man diese für mich perfekten Hosen auch nicht mehr kaufen. Und dank der richtigen Kombination von diesen Unterhosen und Trekkinghosen brauche ich keine Radlerhose (ausser alle Unterhosen und Trekkinghosen fallen irgendwann auseinander).
Von wegen Blumenwiese und die Farben Gelb und Grün sowie Brompton in Berry Crush: Wer findet auf dem letzten Bild ein Auto mit einer anderen Farbe als Schwarz, Weiss oder Grau?
Vielen Dank @Tipsi für's Neueinstellen Deiner Tourenberichte! Die waren schon im alten Forum ein Genuß zu lesen und gucken und sind es jetzt, mit ein paar Jahren Abstand erneut und immer noch!
Bitte schön, gern geschehen. Es braucht einfach Zeit, bis ich alles wieder eingepflegt habe.
Ich hoffe aber, dass auch andere Leute vorzu ihre Berichte/Bilder wieder zur Verfügung stellen werden. Da gab es ja einige tolle Touren mit schönen Photos. Auch die "Brompton-on-Brocken"-Beiträge, die Posts zu "La Superbe" oder die noch ältern Origami fand ich immer wieder herrlich zum Anschauen.
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