Da sind wir mitten in einer Philosphiediskussion über die Forenkultur. Ich bleibe da bei meiner Entscheidung, das Edieren erst mal unbegrenzt zu lassen. Ich bin ein großer Freund davon, Leuten so viele Freiheiten wie möglich und vertretbar zu geben. Das hat sich in der Vergangenheit in der Regel immer als der bessere Weg erwiesen bei solchen Themen.
Wir hatten einen (und ich glaube noch einen zweiten) Fall im alten Forum, in dem User nachträglich ihre Beiträge gelöscht haben. In fast 20 Jahren. Und hunderte User, die das nicht getan haben. Ich kenne mehr Foren, die unbegrenztes Editieren ermöglichen als solche, die eine Sperre haben. Bei denen, die unbegrenztes Editieren ermöglichen bin ich so gut wie nie über nachträgliche Löschungen gestolpert. Bei denen, die eine Sperre hatten, gab es regelmässig sehr berechtigte und begründete Klagen darüber und hunderte oder tausende Leute wurden eingeschränkt, obwohl sie nichts falsches oder böses gemacht hatten - nur aus Angst davor, daß EINER vielleicht was tun könnte. Zahlreiche meiner eigenen Langzeitpostings im alten Forum wären so gar nicht möglich gewesen: Modellgeschichte, Seriennummernsammlung, Tuningteileliste etc. etc.
Aus Angst vor einem seltenen Event mit begrenztem Schadenspotential, von dem keiner weiss, ob es überhaupt je passiert, behindert und gängelt man also dauerhaft ALLE Foristen und schadet so sogar dem Forum selbst. Hört sich für mich nicht schlau an, vollkommen unverhältnismäßig und erzeugt eben auch eine Kultur der Verantwortungslosigkeit bei den Foristen - der Mod bzw. Admin macht ja die Spielregeln und kümmert sich, dann muss man da selbst nicht auf's Verhalten achten bzw. in anderer Hinsicht wiederum sehr, weil man Fahler nicht mehr korregieren kann. Das hat defintiv Auswirkungen auf die Kultur.
Gucken wir doch mal genauer hin: WENN jemand was nachträglich bearbeiten möchte hat er in der Regel einen Grund dafür. Das kann ein positiver sein (wie bei meinen Langzeitpostings) oder ein negativer - z.B. weil er sauer ist und destruktiv wird oder weil er eine Diskussion nachträglich manipulieren will zu seinen Gunsten. Mit anderen Worten: In diesen Fällen ist vorher schon was schief gelaufen. Die Bearbeitungssperre bekämpft das Symptom, nicht aber die Ursache, die wird ignoriert. Ich halte es für sinnvoller, den Grund gar nicht erst entstehen zu lassen oder - wenn er entstanden ist - an diesem zu arbeiten, anstatt die Symptome zu unterdrücken und den Grund zu ignorieren.
Was nämlich auch auffällt: Die Foren mit Bearbeitungssperre, die ich kenne, haben fast durchgängig eine aus meiner Sicht mindestens teilweise problematische oder sehr problematische Forenkultur. Was da die Henne ist und was das Ei ist die Frage - die Korrelation ist aber für mich sehr klar erkennbar. Und das aggregiert und verschlimmert sich über die Zeit.
Ich habe die Hoffnung, daß wir dieses Problem (wie die meisten Foren) nicht haben werden. Und wenn wir es doch bekommen würde ich lieber an den Ursachen und mit den Beteiligten arbeiten anstatt alle anderen zu bestrafen. Ruft Euch mal in Erinnerung, daß von den knapp 20 Jahren Bromptonautenforum es von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen vollkommen unmoderiert war und das so extrem, daß über mehr als zehn Jahre der einzige Admin des Forums noch nicht mal mitgelesen hat und über Jahre noch nicht mal erreichbar war. Editieren war die ganze Zeit möglich. Passiert ist so gut wie nichts Negatives - im Gegenteil: Das Forum wurde in der Regel von innen wie aussen regelmäßig für seine exzellente Forenkultur gelobt...
Also schauen wir doch einfach mal - falls es wirklich ein Problem geben sollte kann man sich immer noch darum kümmern. Und wenn eine Bearbeitungssperre dann eine gute Lösung scheint dann ist das so. Bis dahin bleibt freies Editieren gegeben.