Servus,
mein lieber Freund Christoph, wohnhaft in der südlichen, hügeligen Ecke Hollands, besitzt so ein Fahrzeug seit 2020 und hat damit bereits an die 2000 km zurück gelegt. Dieses Pedalflow wurde, exakt nach seinen Erfahrungen und Wünschen, leicht modifiziert – im Folgenden möchte ich ihn zuerst selbst zu Wort kommen lassen:
Christoph schrieb:
Da das Fahrzeug ausschließlich im Stand pedallierend gefahren wird, empfehle ich dringend zu den von mir montierten extra breiten Pedalen von Ergotec sowie um gut ausgeformte Lenkergriffe mit einer Mindesthoernchengroesse GP 2, um das seitliche Abrutschen der Hände vom schmalen Lenker zu verhindern. Das Pedalflow sollte praktischerweise mit einem 52 er Kettenrad vorn und 15er Kettenrad hinten gefahren werden, um leichte Steigungen überhaupt bewältigen zu können. Für das Befahren leichter Steigungen ist die originale Kettenradkonstellation von 66 Zähnen vorn und 12 Zähnen absolut ungeeignet. Für einen zusätzlichen "größeren" Gang bietet sich der Einbau eines Schlumpf-Speeddrive-Tretlagergetriebes an mit einer Erweiterung der Gesamtuebersetzung um 165 % bei Verwendung der von mir gewählten Kettenradkonstellation wie beschrieben an.
Das Pedalflow ist mit seinen extrem kleinen Abmessungen, auch gefaltet nur vom Kwiggle zu schlagen.
Im Gegensatz zum Kwiggle ist das Pedalflow aber nur für den Kurzstreckenbereich konzipiert.
Mit gutem Schuhwerk und den von mir verwendeten extra breiten Pedalen lassen sich ohne weiteres 5 km ohne extreme Anstrengung auf gut asfaltierten Radwegen und Straßen zurücklegen.
Vor dem Absteigen sollte das Fahrzeug bis zum Stillstand abgebremst werden, da bei einem Absteigen auch bei mäßiger Fahrt mit einer Drehbewegung des Pedalflow um das Steuergehaeuse zu rechnen ist.
Es ist zu empfehlen, während der Fahrt in regelmäßigen Abstaenden alle 2 - 3 km den festen Sitz der senkrecht verlaufenden Lenkstange durch festziehen der großen Rendelschraube sicherzustellen, damit es nicht zu schweren Stürzen kommt.
Für die Teilnahme im öffentlichen Verkehrsraum ist die Montage einer Vorderradbremse, Reflektoren laut Strassenverkehrszulassungsordnung und eine Klingel sowie Batteriebeleuchtung ein Muss.
Für weitere Fragen stehe ich gerne über meinen Freund, der mir das beschriebene Pedalflow in der abgeaenderten Form fabriziert hat, gerne zur Verfügung.
…und ich werde ein bißchen näher auf manche technischen Details des Unikums eingehen
Qualität: Diese ist m. E. im Originalzustand eher aus den unteren Schubladen, wenigstens die gegossenen Felgen dürften halbwegs in Ordnung sein, auch der Rahmen scheint stabil. Der Antriebsstrang ist Billigware, ebenso wie das Tretlager. Ich würde sagen der Wert enspricht nicht ganz dem damaligen Kaufpreis von max. 250 €.
Griffe: Im Original leider nicht sehr komfortabel, trotzdem ist deren Innendurchmesser größer als bei üblichen Fahrradgriffen. Möchte man diese ersetzen dann muß zuvor der dicke (vermutlich eingebrannte) Lack vom Lenkerrohr abgeschliffen oder sonstwie entfernt werden.
Übersetzung: Diese wird m. W. nicht nur von Christoph als zu lang empfunden – aber auch hier gilt es zuerst ein wichtiges Detail nicht außer acht zu lassen – die Kurbeln des Pedalflow sind nur 115 mm lang!
Ursprünglich hatten wir daran gedacht, um einen weiteren Gang zu gewinnen, ein efneo GTRO Dreiganggetriebe einzubauen – dafür gibt es aber keine kurzen Kurbeln.
Damit waren wir gezwungen ein Schlumpf speed drive Getriebe zu verwenden – für das es, bei Haberstock mobility, ebenfalls KEINE kurzen Kurbeln gibt – aber Florian hatte noch welche in der Schweiz.
Der Einbau ist keine große Sache – aber der Ausbau des alten Tretlagers sehr wohl! Das Original ist für einen Tausch nicht vorgesehen, nicht gefettet, und frißt sich sehr leicht fest. Das Tretlagergewinde mußte zuerst nachgeschnitten werden, erst dann wurde das Gehaüse auf der linken Seite um ca. 4 mm schmäler gefräst und anschließend ein konisch gedrehter, brünierter Stahlring in die Vertiefung auf der rechten Seite eingesetzt.
Faltung/Verriegelung: Gefaltet wird beim Pedalflow nur die Lenkstange, dies wird ermöglicht durch eine simple Rändelschraube welche im verschraubten Zustand zwei profilierte Teile zusammenpreßt. Einer dieser Teile ist am Gabelschaft befestigt, der andere Teil an der Lenkstange – die Profilierung verläuft parallel zur Achse des Gabelschaftes. Durch eine weitere, schräg angebrachte Profilierung am Gabelschaft kann die Lenkstange in einer weiteren Position arretiert werden (zum Transport – läßt sich auch gut daran tragen!), dazu muß das Vorderrad nach links gedreht werden damit die Lenkstange (ungefähr) parallel zum Rahmen landet, nur in dieser Postion kann der einfache, in der Mitte des Lenkers angefomte, Haken in die linke Seite der Hinterradaufhängung eingreifen und die Lenkstange dort arretieren.
Bei Christoph’s Pedalflow befindet sich die Lenkstange aber weiter außen (bedingt durch die dickeren Griffe glaube ich…) und der Haken greift nicht mehr. Hier mußten wir eine neue Vorrichtung zum Arretieren einbauen, realisiert aus Edelstahl und eloxiertem Aluminium.
Bremsen: Das Original hat nur eine Rücktrittbremse, Christoph’s Rad sollte aber legal im Straßenverkehr bewegt werden dürfen – das war eine besondere Herausforderung.
Auf der einen Seite Pflicht – auf der anderen jedoch sicherlich auch ziemlich bedenklich an so einem Fahrzeug…wir haben uns zu der Bandbremse eines Scooters entschieden. An die Nabe einer Originalfelge wurde ein kleiner Absatz gedreht; ein Adapterring aus Stahl mit sechs Inbus Schrauben an die Nabe geschraubt und der Adapter (über einen weiteren Bauteil) mit der Bremsstrommel verbunden. Die Abstützung der Bremseinheit erfolgt über eine mehrteilige Klemmung direkt an der Gabel links mit Aluminium“blech“ in den Stärken 5, 10 und 20 mm. Rechts wurde dann gleich eine zweite, ähnliche Klemmung gemacht als Halter für den gewünschten Sensor des Tachos.
Reifen: Die originalen Chinaschlappen sind besser als sie aussehen, von Schwalbe Balloon ist aber vermutlich eine Prise mehr Komfort zu erwarten, die Größe ist übrigens 12“ x 2,0“, ETRTO 50 – 203, abgesehen davon hat letzterer den Vorteil eines reflektierenden Streifens. Am gezeigten Pedalflow wurden deswegen insgesamt 12 runde Reflektoren angebracht,d. h. mittels Abstandhalter zwischen die Speichen geklemmt.
Einsatz: Unserer Rechtsauffassung nach darf das Original Pedalflow legal leider nur auf Spielplätzen oder Privatgrund verwendet werden. Um die Vorschriften einzuhalten sind auf diesem Pedalflow daher auch noch Halter für Licht und Reflektoren installiert (Minoura/Eigenbau) sowie eine Knog Oi.
Ersatzteile: Dazu behaupte ich einfach; es gibt/gab nie welche – und hoffe dass mir jemand das Gegenteil beweist. Als Zugabe eine wirklich köstliche Anekdote, selbst erlebt vor einigen Jahren:
Ort: Poststrasse, Küssnacht, Schweiz; wir befinden uns in der Werkstatt der Firma Micro, mein Gesprächspartner heißt Sergio.
S: „Grüezi!“
C: „Guten Tag, ich würde gerne ein paar Ersatzteile kaufen!“
S „Jaaaaah?...äh…was brauchen Sie denn??“
C. „Bitte die Gabel samt Lagern, ein Tretlager und den Verriegelungsteil komplett mit Schraube.“
S: „Aääähhhh…tut mir leid, haben wir nicht…“
C: „Ja wie jetzt? Sie sind die Werkstatt und haben keine Teile???“
S: „Kann man so sagen…warten Sie bitte einen Moment…“ und verschwindet…
…kurz darauf ist er wieder da – mit einem Pedalflow in der Hand! 
Und dann wurde mir - kostenlos - ein leicht gebrauchtes aber praktisch neuwertiges und komplettes Pedalflow überreicht!!
Der Schweizer Service vor Ort ist jedenfalls Weltklasse
LG,
Christian