Wer am Brommi seinen Lenker umbauen will will typischerweise einen höheren oder einen breiteren Lenker oder Beides. Problem: Wird man zu hoch oder zu breit schlägt das Lenkerende beim Falten auf dem Boden auf und das Rad lässt sich nicht vollständig einfalten. Maß halten ist also angesagt, nur welches?
Gute Nachricht: Das kann man ausrechnen. Schlechte Nachricht: Es ist je nach Vorbau und Ausstattung des Rades unterschiedlich. Wer es genau wissen will muss also selbst messen. Zu erläutern was und wie gemessen und gerechnet wird dient dieses Posting.
Mal angenommen, wir wollen diesem Rad mit S-Lenker einen höheren und breiteren Lenker verpassen - wie stellen wir das an?
Klar ist: Wenn wir die S-Bar einfach durch einen flachen Lenker ersetzen, der deutlich breiter ist, schlägt sie irgendwann am Boden auf. Die Distanz kann man einfach mit dem Zollstock messen. Wenn wir aber gleichzeitig noch höher werden wollen wird es diffizieler. Aber zum Glück gibt es die alten Griechen - wir hatten sie alle in der Schule. Zum Einsatz kommt - tada - der Satz des Pythagoras: a^{2}+b^{2}=c^{2}
Wir messen das, was einfach zu messen ist und rechnen den Rest aus.
Zunächst messen wir die Strecke a (von Punkt k zu Punkt i): Von der Mitte des Lenkers an dessen Oberseite an der Lenkerklemmung im rechten Winkel zur Lenksäule bis zum Boden. Der aktuell verbaute Lenker ist dabei logischerweise total egal. Im Falle eines meiner Brommis mit dem neuen H-Vorbau nach 2017 und Gepäckträger mit Easywheels waren das z.B. 46cm. Das wäre die halbe maximale Lenkerbreite, würden wir einen Besenstil in den Vorbau einbauen, dürfte der Lenker also fulminante 92cm breit sein.
Dann messen wir die Strecke b (gleicher Startpunkt k, aber in der Verlängerung der Lenksäule bis diese bei Punkt h auf dem Boden aufschlüge, wenn sie lange genug wäre. In meinem Falle waren das 36cm. So viel dürfte der Lenker höher sein als der Vorbau - wenn er eine Breite von 0cm hätte, was zugegebenermaßen etwas unpraktisch wäre.
Nun kommt der Pythagoras zum Einsatz: a^{2}+b^{2}=c^{2}
46*46+36*36= 3412, das ist unsere Strecke c zum Quadrat. Die Wurzel daraus ist 58,4. Das ist die Länge der Strecke c in cm. Dafür können wir uns noch nichts kaufen - aber wir können jetzt ausrechnen, wie viel an möglicher Breite wir verlieren durch jeden cm Höhe, den wir unserem Lenker gönnen: Wir wissen ja, dass wir bei 0 cm Höhe die maximale Breite ausschöpfen können und bei maxmialer Höhe wiederum 0cm Breite verbleiben. Alles, was wir also tun müssen ist die Strecke C durch maximale Höhe zu teilen und schon wissen wir, was wir je cm Höhe an Breite einbüssen.
In meinem Beispiel: 58,4/36=1,62
Diesen Wert müssen wir noch verdoppeln, um nicht nur eine Seite des Lenkers zu berücksichtigen, heraus kommt also 3,24cm mögliche Lenkerbreite, die ich durch jeden cm Höhe einbüsse.
In meinem Beispiel will ich einen 5 cm Riser verbauen und will wissen, wie breit der Lenker dann maximal werden kann, bevor er auf dem Boden aufschlägt. Ich neme:
Meine oben errechnete maximale Lenkerbreite 92 cm und ziehe davon ab: 5cm Rise, die ich mit meinem Korrekturfaktor multipliziere:
92-5*1,62*2=75,8cm
Das ist die maximale Breite des Lenkers an meinem Rad bei 5 cm Rise. Zum Glück ist mein Lenker schmaler.
Das ganze kann man natürlich auch umgekehrt rechnen und mit der gewünschten Breite anfangen. Dafür nehme ich wieder die Strecke C und teile sie diesmal durch die vorhin gemessene maximale Breite:
In meinem Beispiel: 58,4/46=1,27
Die halbiere ich diesmal, weil ich ja nur die halbe Lenkerbreite berücksichtige und es ergibt sich: Je cm Lenkerbreite verliere ich 0,63cm mögliche Lenkerhöhe.
Wenn ich also z.B. 60cm Lenkerbreite haben will kostet mich das 60*0,63=37,8 cm von meinen theoretisch möglichen 46cm Lenkerhöhe, ich könnte also gleichzeitig noch bis zu 8cm Rise verbauen.
Wichtig zu wissen: Was wir hier messen ist die tatsächliche maximal mögliche Breite bzw. Höhe, also incl. eventuell überstehender Griffe, Hörnchen etc. und praxisgerecht am Lenkerende. Der Rise, der bei Lenkern vom Hersteller angegeben wird, wird häufig innen am Beginn der Griffläche gemessen (da insbesondere MTB Lenker ja oft gekürzt werden, ein Messen aussen am Lenkerende also nicht unbedingt valide wäre, wenn der Lenker über die Grifffläche weiter ansteigt). Je nach Lenker kann es also sein, dass für die Praxis beim Brommi ein höherer Rise berücksichtigt werden muss als der Hersteller angibt.
Exemplarisch: Der beliebte Joseph Kuosac Midriser ist vom Hersteller mit 71,5mm Rise angegeben (und 600mm Breite). Bei voller Breite beträgt der Rise, am Lenkerende gemessen, allerdings 10cm, da der Lenker auf der Griffläche leicht ansteigt... Beim neuen Brompton M/H Lenker ab 2017 gleiches Spiel: Innen ~10,5cm, am Lenkerende ~13,5cm. Wer alternative Lenker montieren möchte sollte sich dessen bewußt sein, bevor er oder sie hinterher traurig guckt.
Soweit alles klar?
Gut!
Jetzt geht es nämlich an die Arbeit! Es wäre ja ganz fulminant, wenn wir hier eine kleine Sammlung der Strecken A und B verschiedener Räder zusammenstellen könnten und da ich die nicht habe, ihr aber schon, seid ihr gefragt. Wer Lust hat möge doch an seinem Rad messen, wie die Länge der jeweiligen Strecken A und B ist und das samt beeinflussender Ausstattung als Antwort drunterschreiben. Dazu gehören
- natürlich der Vorbau (S, M (alt), M (neu), P, H (alt), H (neu)),
- Schutzbleche bzw. Gepäckträger ja/nein,
- Easywheels ja/nein und
- die Bereifung.
Um zu gucken, was das Zeug abseits des Vorbaus überhaupt ausmacht in der Praxis wäre es auch schick, als drittes Maß das Lot von der Mitte der Lenkerklemmschraube zum Boden zu fällen. Bei meinem Beispielrad sind das 29cm:
Am Ende haben wir dann eine Tabelle, die vielleicht nicht ultrapräzise ist, aber hinreichend genau:
Wenn die Tabelle halbwegs komplett ist ist die Lenkerumrüsterei deutlich erleichtert, also legt los!
Ich hoffe, ich habe mich nicht irgendwo verdacht.

Gute Nachricht: Das kann man ausrechnen. Schlechte Nachricht: Es ist je nach Vorbau und Ausstattung des Rades unterschiedlich. Wer es genau wissen will muss also selbst messen. Zu erläutern was und wie gemessen und gerechnet wird dient dieses Posting.
Mal angenommen, wir wollen diesem Rad mit S-Lenker einen höheren und breiteren Lenker verpassen - wie stellen wir das an?

Klar ist: Wenn wir die S-Bar einfach durch einen flachen Lenker ersetzen, der deutlich breiter ist, schlägt sie irgendwann am Boden auf. Die Distanz kann man einfach mit dem Zollstock messen. Wenn wir aber gleichzeitig noch höher werden wollen wird es diffizieler. Aber zum Glück gibt es die alten Griechen - wir hatten sie alle in der Schule. Zum Einsatz kommt - tada - der Satz des Pythagoras: a^{2}+b^{2}=c^{2}
Wir messen das, was einfach zu messen ist und rechnen den Rest aus.

Zunächst messen wir die Strecke a (von Punkt k zu Punkt i): Von der Mitte des Lenkers an dessen Oberseite an der Lenkerklemmung im rechten Winkel zur Lenksäule bis zum Boden. Der aktuell verbaute Lenker ist dabei logischerweise total egal. Im Falle eines meiner Brommis mit dem neuen H-Vorbau nach 2017 und Gepäckträger mit Easywheels waren das z.B. 46cm. Das wäre die halbe maximale Lenkerbreite, würden wir einen Besenstil in den Vorbau einbauen, dürfte der Lenker also fulminante 92cm breit sein.
Dann messen wir die Strecke b (gleicher Startpunkt k, aber in der Verlängerung der Lenksäule bis diese bei Punkt h auf dem Boden aufschlüge, wenn sie lange genug wäre. In meinem Falle waren das 36cm. So viel dürfte der Lenker höher sein als der Vorbau - wenn er eine Breite von 0cm hätte, was zugegebenermaßen etwas unpraktisch wäre.
Nun kommt der Pythagoras zum Einsatz: a^{2}+b^{2}=c^{2}
46*46+36*36= 3412, das ist unsere Strecke c zum Quadrat. Die Wurzel daraus ist 58,4. Das ist die Länge der Strecke c in cm. Dafür können wir uns noch nichts kaufen - aber wir können jetzt ausrechnen, wie viel an möglicher Breite wir verlieren durch jeden cm Höhe, den wir unserem Lenker gönnen: Wir wissen ja, dass wir bei 0 cm Höhe die maximale Breite ausschöpfen können und bei maxmialer Höhe wiederum 0cm Breite verbleiben. Alles, was wir also tun müssen ist die Strecke C durch maximale Höhe zu teilen und schon wissen wir, was wir je cm Höhe an Breite einbüssen.
In meinem Beispiel: 58,4/36=1,62
Diesen Wert müssen wir noch verdoppeln, um nicht nur eine Seite des Lenkers zu berücksichtigen, heraus kommt also 3,24cm mögliche Lenkerbreite, die ich durch jeden cm Höhe einbüsse.
In meinem Beispiel will ich einen 5 cm Riser verbauen und will wissen, wie breit der Lenker dann maximal werden kann, bevor er auf dem Boden aufschlägt. Ich neme:
Meine oben errechnete maximale Lenkerbreite 92 cm und ziehe davon ab: 5cm Rise, die ich mit meinem Korrekturfaktor multipliziere:
92-5*1,62*2=75,8cm
Das ist die maximale Breite des Lenkers an meinem Rad bei 5 cm Rise. Zum Glück ist mein Lenker schmaler.
Das ganze kann man natürlich auch umgekehrt rechnen und mit der gewünschten Breite anfangen. Dafür nehme ich wieder die Strecke C und teile sie diesmal durch die vorhin gemessene maximale Breite:
In meinem Beispiel: 58,4/46=1,27
Die halbiere ich diesmal, weil ich ja nur die halbe Lenkerbreite berücksichtige und es ergibt sich: Je cm Lenkerbreite verliere ich 0,63cm mögliche Lenkerhöhe.
Wenn ich also z.B. 60cm Lenkerbreite haben will kostet mich das 60*0,63=37,8 cm von meinen theoretisch möglichen 46cm Lenkerhöhe, ich könnte also gleichzeitig noch bis zu 8cm Rise verbauen.
Wichtig zu wissen: Was wir hier messen ist die tatsächliche maximal mögliche Breite bzw. Höhe, also incl. eventuell überstehender Griffe, Hörnchen etc. und praxisgerecht am Lenkerende. Der Rise, der bei Lenkern vom Hersteller angegeben wird, wird häufig innen am Beginn der Griffläche gemessen (da insbesondere MTB Lenker ja oft gekürzt werden, ein Messen aussen am Lenkerende also nicht unbedingt valide wäre, wenn der Lenker über die Grifffläche weiter ansteigt). Je nach Lenker kann es also sein, dass für die Praxis beim Brommi ein höherer Rise berücksichtigt werden muss als der Hersteller angibt.
Exemplarisch: Der beliebte Joseph Kuosac Midriser ist vom Hersteller mit 71,5mm Rise angegeben (und 600mm Breite). Bei voller Breite beträgt der Rise, am Lenkerende gemessen, allerdings 10cm, da der Lenker auf der Griffläche leicht ansteigt... Beim neuen Brompton M/H Lenker ab 2017 gleiches Spiel: Innen ~10,5cm, am Lenkerende ~13,5cm. Wer alternative Lenker montieren möchte sollte sich dessen bewußt sein, bevor er oder sie hinterher traurig guckt.
Soweit alles klar?
Gut!
- natürlich der Vorbau (S, M (alt), M (neu), P, H (alt), H (neu)),
- Schutzbleche bzw. Gepäckträger ja/nein,
- Easywheels ja/nein und
- die Bereifung.
Um zu gucken, was das Zeug abseits des Vorbaus überhaupt ausmacht in der Praxis wäre es auch schick, als drittes Maß das Lot von der Mitte der Lenkerklemmschraube zum Boden zu fällen. Bei meinem Beispielrad sind das 29cm:

Am Ende haben wir dann eine Tabelle, die vielleicht nicht ultrapräzise ist, aber hinreichend genau:
Vorbau | Ausstattung | Strecke A (max Breite) | Strecke B (max Höhe) | Lot | Strecke C | Einfluss 1cm Höhe -> mögl. Breite | Einfluss 1cm Breite-> mögl. Höhe |
H (post 2017) | Cooper Hinterbau mit integriertem Gepäckträger und Easywheels | 46cm (92cm) | 36cm | 29cm | 58,4cm | -3,24cm | -0,63cm |
Wenn die Tabelle halbwegs komplett ist ist die Lenkerumrüsterei deutlich erleichtert, also legt los!
Ich hoffe, ich habe mich nicht irgendwo verdacht.