Kunkels-, Flüela- und Julierpass 2022

Tipsi

Stammgast
Ort
Muttenz
Velotour 2022: Kunkels-, Flüela- und Julierpass
14.-19. Juni 2022
Strecke: ca. 502km
Höhenmeter: ca. 7105hm



Kunkelspass?
Als ich in meinem Umfeld erzählte, bei der nächsten Velotour möchte ich den Kunkels-, Flüela- und Julierpass befahren, kam oft die Frage zurück: „Kunkelspass? Wo ist denn der?“ Das fragte ich mich damals auch, als ich den zufälligerweise auf Quäldich.de sah. Bei den Recherchen fand ich heraus, dass dieser Pass nur zur „Verzierung“ existiert. Ein wirklicher Zweck wie Zeitersparnis oder Abkürzung erfüllt dieser nicht. Selbst als Ausweichsstrecke taugt er nicht, selbst dann, wenn der Rhein massiv über die Ufer tritt. Denn dieser Pass verbindet Tamins am Rhein mit Bad Ragaz am Rhein. Aber bevor der eigentliche Bericht beginnt, hier noch die üblichen Hinweise:


Links/Verweise
Sämtliche Links/Verweise hüpfen auf die Karte der Webseite map.veloland.ch und Swiss Geoportal oder auf die Internetseite Quäldich.de, welche fast alle Pässe beschreibt.


Ausrüstung und so
Mein Brompton hat den P-Lenker, 12 Gänge (46er Kettenblatt, Mountain Drive, SRAM 13er/15er Ritzel), Schutzbleche, Gepäckträger, SON Nabendynamo (P12RD), Schwalbe Marathon und als Anhänger wird ein Radical Cyclone III Trekking angekuppelt. Ein T-Bag als Fronttasche war auch dabei.

Bei einem Leergewicht von 7kg (Anhänger und T-Bag zusammen) schleppte ich noch 11kg Gepäck mit Kleidung, Werkzeug, Pumpe, Kartenmaterial usw. mit. Ich war auch schon mit 3kg mehr unterwegs. Diesmal blieben aber die Faserpelzjacke, 1 Tag Reservekleidung, Buch zum Lesen und die verschiedenen Veloroutenbüchlein zu Hause.

Meine Kleidung bestand aus Alltagskleider. Von den chemisch behandelten Radlerhosen oder -shirts bekomme ich Hautausschläge. An den Füssen hatte ich Wanderschuhe, welche bei grosser Hitze immer noch angenehm zu tragen sind und bei Regen keine Nässe eindringen kann.

Die Höhenmetermessung erfolgte wie immer Barometrisch. Sie war diesmal auf minus 57 und plus 36 Meter genau (oder ungenau). Die Einstellung der Höhe nahm ich nur am Morgen vor. Hätte ich sie unterwegs immer wieder der Wirklichkeit angepasst, wären diese Korrekturen als senkrechter gerader Strich in der graphischen Auswertung aufgefallen. Die Höhenmeterangaben hier sind aufsummiert, d.h. alle Bergaufstrecken zusammengezählt.

Die Nächte verbrachte ich in einem Hotel, womit ich mir Mehrgewicht für Zelt, Schlafsack und Mätteli (Schlafsackunterlage) ersparte. Da ich im Voraus nicht wusste, wie weit ich fahren werde, konnte ich kein Zimmer in einem Hotel reservieren.

Die ganzen Utensilien wie Kleider, Karten, Werkzeugs usw. verpackte ich wieder in ca. 10 Plastiksäcke und verstaute diese im Anhänger. Somit sind die Sachen auch dann geschützt, wenn ich aus x-welchen Gründen den Anhänger bei Regen öffnen muss.

Folgende Tagesetappen hatte ich mir vorgenommen:

1. Muttenz-Bözberg-Zürich-Uznach
2. Uznach-Walenstadt-Bad Ragaz-Gigerwald
3. Gigerwald-Chur-Tamins-Kunkelspass-Gigerwald
4. Gigerwald-Landquart-Klosters-Davos-Tschuggen
5. Tschuggen-Flülapass-St. Moritz-Julierpass
6. Julierpass-Thusis-Chur-Walensee
7. Walensee-Zürich-Bözberg-Muttenz
 
Zuletzt bearbeitet:
1. Tag Muttenz-Bözberg-Zürich-Uznach
14. Juni 2022 / Strecke: 140km / Höhenmeter: 1148m

Über diese Route der ersten Tagesetappe habe ich schon früher zwei Mal geschrieben (erstes und zweites Mal), darum berichte ich hier nur punktuell über gewisse Erlebnisse oder so.

In Oeschgen gab es wegen Bauarbeiten eine Umleitung der Veloroute. Das kommt immer wieder vor und ist eigentlich nicht so aussergewöhnlich. Nur gibt es verschiedene Personen, welche so Umleitungen planen: Die, welche Auto fahren; die, welche ein Kinderwagen benutzen; die, welche Velo mit Einradanhänger besitzen; und die, welche nur zu Fuss unterwegs sind. Wer auch immer am Schluss der Umleitung die Brücke ausgewählt hat, besass sicher nicht ein Velo mit angehängtem Zweiradanhänger. Denn egal, wie ich das Brommie mit dem Cyclone Trekking die Treppe mit den beiden Radspuren geschoben hätte, zwei von vier Rädern wären immer auf der Treppe gehoppelt.

Es gibt über den Bözberg neben der Hauptstrasse eine Veloroute, welche ich bis jetzt nicht gefunden habe. Immer in Effingen endeten die Verkehrsschilder für Velofahrerinnen. Als ich wieder zu Hause war und auf die Karte schaute, merkte ich, dass die Route bereits ein Dorf vorher in Bözen abzweigte. Vielleicht schaffe ich es ein anderes Mal?

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In Baden folgte ich wieder wie beim letzten Mal der Route 66 nach Zürich. Dieser Weg ist schön, weil er meistens dem Fluss Limmat entlang geht. Nach einiger Zeit sprach meine innere Stimme zu mir: „Schau mal nach links.“ Ich antwortete: „Ne, nicht schon wieder der Witz mit der Schnecke, welche mich überholt.“ – „Nein, aber schau nach links.“ „Wehe du veralberst mich“, kam es gereizt von mir. „Jetzt hör auf mich und schau nach links. Du wirst es mir Danken“, meinte meine innere Stimme. „Na gut“, und ich schaute nach links, „da ist die Limmat.“ – „Genau.“ „Und?“, antwortete ich noch gereizter. „In welche Richtung fliesst sie?“, fragte sie. „In die, wie wir fahren!“, schnaupte ich. Dann fiel es mir wie Schuppen vor den Augen. „Mist, ich fahre in die falsche Richtung.“ – „WIR fahren in die falsche Richtung.“

Wer jetzt glaubt, die innere Stimme und ich harmonieren nie zusammen, irrt. In einem Dorf rollte ich an folgendem Schild vorbei:

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„Sieh an, da ist der Lift so gross wie eine 2-Zimmerwohnung“, scherzte ich. „Genau, und je nach Laune kannst du dann die Wohnung mal im EG, 1. oder gar im 2. Stock anhalten“, hörte ich es in mir. „Und du kannst auch noch den zweiten Lift mieten“, witzelte ich weiter. „Hehe“, lachte es in mir, „ich wollte schon immer nur den Lift ohne eine Wohnung oder Raum in einem Gebäude mieten. Dann müssen die Damen und Herren immer zu Fuss gehen.“

Oder viele Kilometer weiter spricht es in mir: „Es gibt so viele schöne Farben auf der Welt. Wer sucht sich ausgerechnet diese für eine Überbauung aus?“ – „Das frage ich mich auch.“


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In der Stadt Zürich, als der Zürichsee begann, beschloss ich, den Quaiweg am See entlang zu nehmen. Er ist Autofrei, da nur Fussleute und Velos diesen Weg benutzen dürfen. Allerdings habe ich diese Entscheidung bald bereut, da bei schönem Wetter hunderttausendmillionen Menschen zu Fuss diesen Weg benutzen und ein gutes Durchkommen mit dem Velo allem Anderen, aber nicht der Wirklichkeit entsprach. Es kommt nicht oft vor, dass ich mich freue, wenn ich auf einer Hauptstrasse fahren kann, aber diesmal freute ich mich sogar sehr.

In Erlenbach am Zürichsee staunte ich nicht schlecht. Da stand ein sehr hoher Baum neben der Kirche an der Seestrasse, der ein Schluck kleiner war als der Kirchturm. Mit seinen ca. 40m Höhe überragte er massiv die anderen Bäume am Strassenrand. Als ich zu Hause war und im Internet recherchierte, fand ich heraus, dass dies ein Mammutbaum war. Klar, er war weitaus nicht der grösste Baum der Schweiz, aber trotzdem für mich sehr beeindruckend.

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Dann, zwei drei Dörfer weiter, fragte mich meine innere Stimme: „Sag mal … hast Du zufälligerweise so ca. 10 Parkkrallen eingepackt?“ – „Hä?“ – „Du hast mich schon verstanden.“ – „Bitte? 10 Parkkrallen wiegen etwa 20 Kilogramm. Die schleppe ich doch genau so wenig mit wie ein Lötkolben oder einen Wagenheber. Für was brauchst Du denn diese Parkkrallen?“ Da antwortete meine innere Stimme: „Für diese Autos da vorne.“ Tatsächlich haben es gut 10 Leute geschafft, ihren Wagen so zu parkieren, dass sie entweder ca. die Hälfte der Breite des Trottoirs/Radwegs in Beschlag nahmen oder gar ganz blockierten.

Ab Rapperswil rollte ich auf dem Veloweg ohne Probleme oder Ähnlichem bis Schmerikon. In diesem Dorf kamen gewisse Personen auf die Idee, den Veloweg in eine Fussgängerzone zu verwandeln. Da ich diese Situation schon bereits vom Quai in Zürich kannte, hüpfte ich wieder mal auf die Hauptstrasse und blieb bis Uznach auch darauf.

Im Hotelzimmer sprach wieder einmal meine innere Stimme zu mir: „Och schau mal zum Traktor rüber.“ Ich schaute rüber und sah 5 niedliche junge Kätzchen miteinander spielen. „Du bist doch gar nicht so schlecht im Bilder schiessen. Mach doch ein Photo von diesen Kätzchen“, meinte meine innere Stimme. Gesagt getan und hier ist das Resultat:

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Meine innere Stimme zu diesem Bild: "Ah, darum bist du kein Jäger. Du triffst nicht mal mit der Kammera ein, geschweige denn 5 Tiere."

Hier die Daten dieser Tagesetappe:
Strecke: 140km
Höhe max: 569m ü.M.
Höhenmeter: 1148m
Geschwindigkeit Ø: 15.51km/h
Steigung Ø: 2%
Steigung Max: 15%
Trittfrequenz Ø: 84U/min
Herzfrequenz Ø: 130 Schläge/min
Kalorien: 5352kcal
Reine Fahrzeit: 9h 10min
 
Zuletzt bearbeitet:
2. Tag, 1. Abschnitt: Uznach-Ziegelbrücke-Glarus-(Linthal)
15. Juni 2022 / Strecke: 30km / Höhenmeter: 177m

Diesen Tag muss ich in verschiedene Abschnitte teilen, da ich zeitweise nicht nur mit vier Rädern durch die Gegend fuhr.

Somit startete ich vom Hotel aus (linke gelbe Strasse Punkt 497) und suchte den oberen Weg über Gublen sowie Steigriemen, der nach Kaltbrunn führte (rechte gelbe Strasse). Diesen hatte ich bis jetzt nur einmal von der anderen Seite befahren und ist auch schon wieder zwei Jahre her. „Wie wäre es mit einem GPS-Navigationsgerät?“, fragte mich meine innere Stimme. „Ach was, so was brauche ich nicht. Ich habe zuverlässige Augen im Kopf, kann diese Informationen verarbeiten und finde so immer den richtigen Weg“, war meine Antwort. Darauf spürte ich ein inneres Grinsen: „Ich sage nur Baden und Limmat.“ – „Schnauze!“.

In Kaltbrunn nahm ich die Route Nr. 4 und folgte ihr bis nach Ziegelbrücke, welche zeitweise langweilig war, da sie schnurgerade dem Linthkanal folgte.


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Eigentlich plante ich, dass ich von hier aus weiter dem Walensee entlang, durch Walenstadt und Bad Ragaz rollen würde. Allerdings zückte ich mein Natel (Mobiltelefon) und rief meine Velofahrkollegin an. Sie konnte mich letztes Jahr und auch auf dieser Velotour nicht begleiten, da ihre innere Stimme nun draussen war und sich nur mit Gestik, Schreien, Weinen sowie vollen Windeln verständigen kann. Da sie zu Hause war, konnte ich sie besuchen. Allerdings wollte ich die Sache beschleunigen und den Zug bis Linthal nehmen.

Einen Blick auf den aufgehängten Fahrplan verriet mir, dass der nächste Zug erst in 45 Minuten fuhr. Da es sich um einen Zug handelte, der an jeder Station hielt, würde ich mehr oder weniger den Gleisen folgen und zur richtigen Zeit auf den Zug umsteigen. Erstens würde ich so noch ein paar Kilometer mehr rollen und zweitens wird auch die Fahrkarte ein wenig billiger.

Zwei Dörfer weiter (15 Minuten später in Oberurnen) schloss sich die Schranke über den Bahnuntergang. Ich schaute nach links und wartete auf den Zug. Dummerweise kam er aber nicht von links, sondern von rechts. „Ich glaube, Du hast das jahrelange Lesen von Fahrplänen verlernt“, spottet es in mir drinnen. „Super, was heisst hier verlernt. Die haben auf dieser Nebenstrecke den Halbstundentakt, den ich übersehen habe“, entgegnete ich. Beim Bahnhof kamen mir aber wieder Zweifel über meine Fahrplanlesefähigkeiten. Es gab schon einen Halbstundentakt, allerdings nur bis Schwanden, nicht bis Linthal. Und da ja der Zug gerade vorher vorbeifuhr, dauert es wieder ca. 55 Minuten, bis der nächste kam.

Das einzig gute war, dass ich nun ein paar Kilometer mehr als gedacht abspulen konnte und rollte somit bis nach Glarus. Da sah ich noch vom Aussterben bedrohte Drehscheibe im Bahnhof Glarus.

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Hier die Daten vom 1. Abschnitt:
Strecke: 30km
Höhe max: 675m ü.M.
Höhenmeter: 177m
Geschwindigkeit Ø: 14.71km/h
Steigung Ø: 3%
Steigung Max: 10%
Trittfrequenz Ø: 83U/min
Herzfrequenz Ø: 117 Schläge/min
Kalorien: 916kcal
Reine Fahrzeit: 2h 02min



2. Tag, 2. Abschnitt: Linthal-Hätzingen-Schwanden-(Bad Ragaz)
15. Juni 2022 / Strecke: 12km / Höhenmeter: 7m

Nach dem kleinen Besuch bei meiner Velofahrkollegin und ihrer äusseren Stimme (Windeln und so) rollte ich wieder das Tal hinunter. Da ja in Schwanden der Halbstundentakt galt, hatte ich innerhalb von kürzester Zeit wieder einen Zug nach Ziegelbrücke.

Die Fahrt genoss ich sehr, da es nur sehr kurz mal rauf ging, der Rest waagrecht oder gar nach unten. Ausserdem führte sie abseits von der Hauptstrasse oft am Bach entlang.

In Schwanden stieg ich in den Zug, in Ziegelbrücke in den nächsten und der brachte mich bis Bad Ragaz. Die Strecke am Walensee entlang und durch das Seeztal ersparte ich mir aus Zeitgründen. Zudem kannte ich diese Strecke bereits von zwei drei vorherigen Touren.

Hier die Daten vom 2. Abschnitt:
Strecke: 12km
Höhe max: 675m ü.M.
Höhenmeter: 7m
Geschwindigkeit Ø: 18.73km/h
Steigung Ø: 1%
Steigung Max: 9%
Trittfrequenz Ø: 81U/min
Herzfrequenz Ø: 105 Schläge/min
Kalorien: 188kcal
Reine Fahrzeit: 0h 37min



2. Tag, 3. Abschnitt: Bad Ragaz-Vasön-Valens-Vättis
15. Juni 2022 / Strecke: 18km / Höhenmeter: 539m

In Bad Ragaz deckte ich mich beim Bahnhofsladen noch mit frischen (damit meine ich neue gesunde und ungesunde) Getränken aus. Dann ging es mit der lächerlichen 1%-igen Steigung durch das Dorf rauf bis zum Waldrand. Auch hier wurde ich nicht von Veloland Schweiz im Stich gelassen, denn ich folgte nun der Mountainbikeroute Nr. 482 (Taminatal bei Quäldich.de). Zuerst wunderte ich mich, warum hier keine Autos, Lastwagen oder Töff fuhren.

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Schliesslich ist es laut Karte die linke Verbindungsstrasse ins Taminatal. Aber zwei Kurven weiter sah ich den Grund: Die Strasse ist für den Motorverkehr gesperrt.

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Sobald eine Steigung über längere Zeit für mich anstrengend wird, lege ich nach bestimmten Höhenmetern eine kurze Pause ein. Mit dem beladenen Anhänger und dem vollen T-Bag sind dies bei mir 50 Höhenmeter. Wenn ich vor Erschöpfung auf dem Zahnfleisch krieche, können das auch nur 30hm sein. Selbstverständlich halte ich auch, falls ein Photomotiv auftaucht.

Die Strecke war von dem her schön, weil sie durch den Wald führte und das rauschen des Taminabaches hörbar war. Allerdings sah ich ihn nicht, nur die Felswand oberhalb des anderen Ufers war immer wieder in meinem Sichtfeld.

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Als ich weiter oben aus dem Wald rollte, sah ich die neue Bogenbrücke, welche das Taminatal überspannte und darum diese Strasse, auf der ich bergauf kroch, nun für den Motorenverkehr gesperrt ist.

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Anscheinend ist dies mit 200m die höchste Brücke der Schweiz. Ab der Brücke betrug die Steigung normalerweise nur noch 2-5%. Das war sehr angenehm und machte die 50hm-Pausenregel hinfällig.

Als ich in Valens ankam, fuhr ich an einem Laden vorbei. Ein Blick auf die Uhr und es war irgendetwas nach 19.00 Uhr. Dieser Laden war also bereits seit über einer halben Stunde geschlossen. Ich schaute trotzdem von draussen hinein und eine ältere Frau sah mich. Sie schloss auf und fragte, ob ich noch etwas bräuchte. Ein paar Minuten später marschierte ich mit zwei kühlen PET-Flaschen und Esswaren wieder raus. Ich wusste in dem Moment nicht, wann ich ein Nachtessen bekommen würde. Auf jeden Fall war ich ihr sehr dankbar.

Nun begann ein wenig die bergauf- und bergabfahrt. Von Mitte bis Ende Valens gings rauf, dann runter über die Brücke des Mühlitobel, dann wieder rauf bis Tschenner und dann wieder runter bis zur Staumauer des Mapraggsees. Hier könnte man auch auf der linken Seite des Sees fahren, allerdings ist dies eine Schotterstrasse und am Ende muss das Velo eine kurze Treppe hoch getragen werden. Ich blieb aber auf dem Asphalt, überquerte sie, es ging dann da kurz rauf bis zur nächsten Verbindungsstrasse von der rechten Seite des Taminatals, mehr oder weniger flach am See entlang und an dessen Ende wieder aufwärts bis Vättis. Um 20.00 Uhr stand ich mitten in Vättis vor zwei Hotels.

Das eine Hotel war bis auf weiteres geschlossen, beim anderen fand ich ein Schild mit der Aufschrift „Heute Ruhetag“. Schön, dachte ich mir. Jetzt radle ich fast 20km hier her, um dann wieder um zu drehen und zurück nach Bad Ragaz zu fahren. Nach Gigerwald schätzte ich mit dem Anhänger gut 1 Stunde und 10 Minuten und weiter bis St. Martin nochmals 20 Minuten mehr. Bis zum Kunkelspass waren es schätzungsweise auch noch 7-8km mit 414hm und somit wäre ich wahrscheinlich auch 1h 30min unterwegs gewesen.

Ich hängte meinen Velohelm an den Lenker des parkierten Brommie, stieg die kurze Treppe rauf um zu schauen, ob die Türe offen ist. Denn drinnen erkannte ich, dass mehrere Personen an zwei drei Tischen sassen. Leider war die Türe verschlossen und so ging ich wieder runter zu meinem Brompton, zog den Helm wieder an und beschloss, auf der rechten Seite des Taminatals zurück zu fahren und in Pfäffers nach einer Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. Im schlimmsten Fall würde ich wieder runter nach Bad Ragaz rollen und dort ein Hotel suchen.

Kaum wollte ich mich auf den Sattel setzen, öffnet sich die Tür und eine ca. 14-jährige schaute heraus und fragte mich, ob ich was bräuchte. Ich sagte ihr, dass ich ein Zimmer für eine Übernachtung suche und sie meinte nur, sie müsse nachfragen. Sie verschwand wieder im Hotel und kurze Zeit später erklärte sie, dass noch ein Zimmer frei wäre. Boah, war ich erleichtert. Dann kam schon die nächste Frage von ihr, ob ich noch etwas Essen wolle. Damit hatte ich gar nicht gerechnet und bejahte natürlich ihre Frage.

Ich musste zuerst das Essen aussuchen, dann zeigte sie mir das Zimmer und anschliessend trug ich das gesamte Gepäck hinein. Später beim Nachtessen erfuhr ich, dass zur Zeit der Staudamm des Gigerwaldsees saniert wird. Somit waren alle Betten im Berggasthaus Gigerwald von den Arbeitern ausgebucht und das Hotel in St. Martin wäre sehr speziell und hat dem entsprechend auch seinen Preis. Ein paar der Arbeiter übernachteten hier im Hotel und darum erhielt ich trotz Ruhetag ein Zimmer und ein Nachtessen.

Hier die Daten vom 3. Abschnitt:
Strecke: 18km
Höhe max: 950m ü.M.
Höhenmeter: 539m
Geschwindigkeit Ø: 9.70km/h
Steigung Ø: 5%
Steigung Max: 13%
Trittfrequenz Ø: 75U/min
Herzfrequenz Ø: 137 Schläge/min
Kalorien: 1153kcal
Reine Fahrzeit: 1h 48min

Den ganzen Tag zusammen:
Strecke: 60km
Höhe max: 950m ü.M.
Höhenmeter: 723m
Geschwindigkeit Ø: 14.01km/h
Steigung Ø: 4%
Steigung Max: 13%
Trittfrequenz Ø: 79U/min
Herzfrequenz Ø: 123Schläge/min
Kalorien: 2257kcal
Reine Fahrzeit: 4h 27min
 
Zuletzt bearbeitet:
3. Tag: Vättis-Chur-Kunkelspass-St. Martin-Vättis
16. Juni 2022 / Strecke: 74km / Höhenmeter: 1390m

In der Nacht zog ein Gewitter über das Taminatal und als es endlich vorbei war, regnete es weiter. Dass es in der Nacht regnete, war mir eigentlich egal und tut der Natur gut. Als ich am Morgen ca. um 08.00 Uhr das Morgenessen genoss, regnete es immer noch. Toll, denn es gibt weitaus schöneres, als im Regenschutz einen Pass mit dem Velo zu erklimmen. In diesem Moment bereute ich, dass ich kein Buch mitgenommen hatte. Aber um ca. 10.30 Uhr hörte dieser leichte Erguss von oben auf. Vorteil im Sommer ist, dass die Strassen nach dem Regen sehr oft schnell trocknen. Ich beschloss, trotz unsicherem Wetter mal die heutige Tour zu starten. Im Notfall konnte ich immer noch wieder in den öffentlichen Verkehrsmittel hierher zurück fahren.

Die Strecke von Vättis bis zum Mapraggsee war sehr angenehm zu fahren. Sie hatte ein Gefälle von nur 1-3% und somit war meine Geschwindigkeit irgendwo zwischen 20-35kmh. Ich geniesse sehr solche Abschnitte, da ich einerseits die Bremse selten bis gar nicht betätigen muss und andererseits die Geschwindigkeit ein entspanntes Fahren zulässt. Ausserdem lies ich den Anhänger im Hotel, so dass weniger Gewicht von hinten drückte. Beim Bergabrollen stört der Anhänger überhaupt nicht, da er sehr Spurentreu ist, aber durch das zusätzliche Gewicht zieht sich der Bremsweg in die Länge.

Nach dem Mapraggsee ging es 2km bergauf bis nach dem Dorf Vadura. Hhm, es ist schon etwas Anderes, eine Steigung ohne Anhänger zu bezwingen, da ich gut zwei Gänge höher schalten konnte. Dann, etwa 500m nach Vadura kam die Abfahrt. In Pfäffers hoffte ich, dass ich die richtige Abzweigung Richtung Majerina-Sarelli erwische, denn die andere führt nach Bad Ragaz und das wäre ein zusätzlicher horizontaler Weg von 4km. Ich mache sonst kein Theater wegen 4km, aber wenn das Wetter nicht so mitmacht, wie ich es gern hätte, können ca. 15 Minuten im steilen Gelände (bis 20% beim Kunkelspass) schon etwas ausmachen. Bald merkte ich aber, dass ich richtig abgebogen war. Blick nach oben und die Wolken waren zwar da, aber regneten nicht.

Unten im Tal, nachdem ich die rasante Abfahrt von Pfäffers hinter mir hatte, ging es 24km abgesehen von ganz kurzen Steigungen flach durchs Rheintal. Da stehen ab und zu interessante Brugruinen rum. Sie sind nicht so gross, wie sie teilweise in Deutschland anzutreffen sind, aber mir gefallen sie trotzdem.


Wartenstein:
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Haldenstein:
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Lichtenstein (Katzenburg)
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In Landquart steht eine Tankstelle, die ich bis jetzt immer auf allen Radtouren besucht habe … so auch dieses Mal. Und die Frage, „Haben sie getankt?“, hörte ich mit dem Velohelm auf dem Kopf nicht das erste Mal. In Chur bekam ich kurz eine Kriese. Nach Haldenstein kam das Ortsschild Chur. Dann fuhr ich auf der linken Seite des Rheins (links in Flussrichtung, nicht in Fahrtrichtung gesehen) und dachte dabei, dass ich die Stadt Chur umfahre. Denkste, denn als ich die Brücke auf die andere Uferseite nahm, hatte ich erst die Hälfte der Strecke durch Chur hinter mir. In der nähe des Zeltplatzes gab es eine kleine Umleitung über eine Fussgängerbrücke, welche allerdings so schmal war, dass Leute auf Velos nur in eine Richtung fahren konnten. Das war weitaus angenehmer, als das Brommie mit Anhänger eine Rampe mit zwei Räderspuren hoch zu schieben.

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Und dann endlich konnte ich Chur hinter mir lassen und rollte weiter auf der Route 2. Auch hier waren die Wolken alles andere als bereit, das Wasser herunter zu lassen. Die Sonne schien und die Strassen waren trocken. Hoffentlich betrifft dies auch die Schotterstrecke rauf zum Kunkelspass.

Es ging flach weiter über Felsberg bis zur Häusergruppe Asella. Da begann die Steigung nach Tamins, welche aber noch nicht sehr steil war. Bald kam die Dorfkirche in Sichtweite.

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In Tamins auf dem Dorfplatz machte ich eine längere Pause, die ich auch nutzte, um die Getränke im Brunnen zu kühlen. Zudem holte ich noch zwei kleine PET-Flaschen und etwas zu Essen im Dorfladen. Die Sonne schien warm von oben runter. Nicht alltägliche Häuser gab es hier auch.

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Vielleicht ist diese Stelle genau richtig, um zu erklären, wie ich auf diese dümmliche Idee kam, den Kunkels_pass, der auch Kunkel_spass genannt wird, mit dem Brompton von der Südseite her zu bezwingen.


  1. Die Nordseite mit maximal 12% wäre kein Problem gewesen.
  2. Die Abfahrt auf der Südseite macht mit Strassenvelos bei bis zu 20% Gefälle keinen (Kunkel)Spass. Es muss konstant gebremst werden und rollen lassen kannst Du vergessen. Ausserdem müssten mehrere Felgenabkühlpausen eingelegt werden (selbst mit 28/29 Zoll Rädern mit Felgenbremsen).
  3. Bei www.quaeldich.de wurde geschrieben: „Die Südseite ist aus Sicht des Autors für Rennradler nicht zur Auffahrt geeignet, da die oberen 3,5 Kilometer überwiegend geschottert sind und die Piste in diesem Bereich bis zu 20 % steil ist.“
  4. Wahrscheinlich bin ich die erste Person, welche mit dem Brompton die Südseite bezwingen wird.

Ich hatte auch zeitweise Zweifel, ob auf dieser Strecke eine Bergziege mit einer BWR/Mountain Drive-Kombination nicht besser wäre (1. Gang bei 1.08m statt wie bei mir bei 1.18m). Meine Kondition war auch schon weitaus besser gewesen und ich werde auch nur noch älter. Aber ich hätte ja immer noch mindestens zwei Möglichkeiten, falls ich doch nicht raufrollen könnte: Entweder ich fahre wieder runter oder stosse das Brommie zu Fuss rauf.

Egal, da musste ich nun durch. Ich stieg auf den Sattel und fuhr nun gemütlich den Berg hinauf. Ich hatte ja Zeit und die 50hm-Pausenregel bewährte sich auf dieser Steilstrecke sehr gut. Und nun ein Blick auf den Felsen, an dessen Fuss ich heute noch kriechen werde.

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Im unteren Teil war ich noch mit gut 5-7km/h unterwegs, aber so bald die Prozentanzeige regelmässig bei 15% landete, sank die Geschwindigkeit auf 3.5-4.2km/h. Aber es ging relativ gut bergauf. Sehr angenehm war, dass die steile Strecke im Wald verlief mit dem Vorteil, dass die Temperatur weitaus angenehmer war als an der Sonne, allerdings der Nachteil, dass ich keine Aussicht aufs Rheintal hatte.

Bevor ich es vergesse: Die Fahrt über den Kunkelspass ist für Motorfahrzeuge nicht gratis. Die müssen entsprechend ihrem Fahrzeug eine Maut bezahlen. Velos sind davon ausgenommen.

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Plötzlich meldete sich wieder einmal meine innere Stimme: „Schau mal über deine linke Schulter nach hinten.“ – „Aber nicht der Witz mit der Schnecke…“ – „Ne ne, schau nach hinten.“ Als ich meinen Kopf nach hinten drehte, sah ich, dass zwei Personen auf Velos mit Velobekleidung in einem schnelleren Tempo als ich bergauf radelten. Ein paar Minuten später zogen beide an mir vorbei. Es waren ein Mann und eine Frau, welche im Sattel sassen. Meine innere Stimme kommentierte die beiden mit: „Hehe, Elektrovelos mit Biomotor-Unterstützung.“

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Ein wenig weiter staunte ich nicht schlecht. Da stand etwa bei zwei drittel der ersten von vier diagonalen Steilstrecken ein Brunnen im Wald. Damit hätte ich nicht gerechnet und mein inzwischen warmes Wasser wurde hier gegen kaltes erfrischendes ausgetauscht. Ein wenig später bekam ich dann einen Schrecken. Ich schaute geradeaus und sah die Schtotterstrecke, welche ein paar Prozent mehr hatte als die asphaltierte.

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Aber als ich in die Nähe dieser Schotterstrasse kam, war ich erleichtert. Es war nur eine Abzweigung.

Nach der zweiten diagonalen Steilstrecke begann die „Kunkelspass-Schotterstrasse“. Da aber die Fahrspuren sehr gut gepresst waren, war es überhaupt kein Problem, mit dem Brommie hier weiter zu fahren. Ausserdem hatte tatsächlich die sommerlichen Temperaturen die Schotterstrasse getrocknet.

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Unterwegs kamen mir ab und zu Autos sowie Töffs (Motorräder) entgegen. Andere Velos hingegen hielten sich sehr in Grenzen. Von unten hingegen waren es nur drei Autos und die beiden schon erwähnten E-Velos.

Wie schon geschrieben, war die Aussicht im Wald auf Blätter und Baumstämme beschränkt. Aber als die Strasse oben das Geröllfeld mit einem Schluck weniger Bäume durchzog, hatte ich eine schöne Aussicht ins Tal hinunter.

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Wie lange dieses weisse Auto da unten wohl braucht, bis es bei mir oben ist?

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Es ging nicht mehr lange und bald schob sich der Tunneleingang in mein Sichtfeld. Dieser Tunnel wird oft fälschlicherweise als „Foppaloch“ bezeichnet, denn „Foppaloch“ heisst das Tal östlich vom Kunkelspass.

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Ich rollte in den Tunnel hinein. Beleuchtet war er nicht, aber das muss er am Tag auch nicht sein, da in mehr oder weniger regelmässigen Abständen eine Nische nach der anderen mit Ausblick ins Rheintal befand. Ich konnte es nicht lassen und hielt bei jedem Ausguckloch an und genoss die Aussicht. Rückblickend weiss ich nicht mehr, wie viele Nischen es waren, aber wahrscheinlich sechs. Die Nischen- und Tunnelbilder befinden sich am Schluss dieses Tages.

So, nun rollte ich wieder ein klein wenig gemütlicher bergauf, denn mein Tacho zeigte höchstens 12% an. Als ich oben aus dem Wald kam, begann wieder die asphaltierte Strasse. Da stellte ich auch fest, dass die „Schotterstrecke“ nicht 3.5km sondern nur etwa 2.0km lang war. Nun empfand ich die Strecke als weitaus gemütlicher und bald hockte ich im Restaurant oben auf dem Pass und genoss ein kühles Getränk nach dem obligaten Passschildphoto.

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Hier mal nur die Daten der Auffahrt von Tamins bis Kunkelspass:

Strecke: 6.2km
Höhe max: 1357m ü.M.
Höhenmeter: 690m
Geschwindigkeit Ø: 4.38km/h
Steigung Ø: 10% (Wikipedia 10,9%)
Steigung Max: 16% (Wikipedia 19%, Quäldich.de 20%)
Trittfrequenz Ø: 61U/min
Herzfrequenz Ø: 146 Schläge/min
Kalorien: 774kcal
Reine Fahrzeit: 1h 24min
Zeit inkl. Pausen: 2h 05min

Zum Zeitvergleich: Ein Elektrovelofahrer erzählte mir im Restaurant, dass er für den Südaufstieg 1h 15min brauchte. „Jep, wahrscheinlich die reine Reisezeit und nicht NUR wie bei dir die reine Fahrzeit ohne Pausen“, und ich spürte, dass die innere Stimme grinste. „Hä“, entgegnete ich, „wenn ich meine reine Fahrzeit mit 1h 24min mit seinen 1h 15min inkl. E-Motor vergleiche, war ich gut unterwegs.“ - „Na gut, aber wenn er genau so lange durch die Tunnelausgucklöcher geschaut hat wie du, dann war er wieder schnell.“ – „Halt den Mund und zieh meine gute Stimmung nicht in den Keller.“

Dann kam die Abfahrt, welche ein wenig holperig wegen dem schlechten Strassenzustand war. Ich durchbrach ein paar bewegliche Elektrozäune und hoffte, dass er mir keine Stromschläge verpasste (sollte nicht bei den mit Luft und Gummi isolierten Pneus). Was mir aber aufiel war, dass sich der Strassenzustand massiv verbesserte, sobald ich die Mautstrecke hinter mir hatte. Da machte die Abfahrt bis Vättis richtig Spass.
 
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Als ich in Vättis auf die Uhr schaute, war es ca. 17.00 Uhr. Ich hatte also noch Zeit, zur Staumauer Gigerwald hinauf zu fahren. Die Steigung war nach der Südanfahrt vom Kunkelspass eher locker, obwohl sie immer wieder 7-9% betrug. Somit konnte ich die 50hm-Pausenregel hier wieder fallen lassen. Ein zwei Rennradfahrer überholten mich, aber das war ich mir ja gewohnt. Bald kam ich aus dem Wald raus und sah die doch für mich imposante Staumauer.

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Nach der ersten 180 Grad-Kurve zweigte die alte Strasse nach St. Martin ab, welche früher hauptsächlich an der Nordseite des Tales entlang ging. Nach der zweiten 180 Grad-Kurve dauerte es nicht mehr lange und ich durchquerte den etwa 220m langen Tunnel, dessen Ausfahrt sich auf der Staumauer befand.

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Oben angekommen musste ich feststellen, dass mein Respekt vor der Höhe (positive Bezeichnung für Höhenangst) nicht nachgelassen hat. Der Blick runter bis zum Fuss der Mauer war nicht einfach. Als Jugendlicher hockte ich auf bis zu 20m hohen Bäumen, schaute 100-300m hohe Felswände in den Alpen hinunter, ohne irgendwie Herzklopfen zu bekommen. Mein Herz klopfte nur, wenn ich die Dame meines Herzens ansprechen wollte. Heute ist es (leider) umgekehrt. Die Baustelle am Fusse der Staumauer war über die alte Strasse nach St. Martin, welche durch eine Gallerie mit Tunnel und einen zweiten anschliessenden Tunnel führte, erreichbar.

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Die Baustelle auf der Krone der Mauer hatte leider ziemlich viele Parkplätze in Beschlag genommen. Die wären wichtig, da gewisse Autos für die Weiterfahrt auf der Uferstrasse warten müssen. Was das für grosse und kleinere Löcher im Felsen waren, wusste ich leider nicht.

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Unterwegs beim Gasthaus Gigerwald und hier am Ende der Staumauer stand ein nettes Schild, worauf die Zeiten standen, wann ein Fahrzeug die Uferstrasse Richtung St. Martin benutzen durfte. Velos hatten aber so oder so freie Fahrt.

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Da ich nach 18.00 Uhr hier oben eintraff, musste ich mit Verkehr von beiden Seiten rechnen. Aber auf der Hin- und Rückfahrt traf ich nur zwei Autos, ein Töff und ein Velo an. Die Fahrt auf der Uferstrasse, welche nun am südlichen Ufer entlang geht, war sehr kurzweilig und machte mir dem entsprechend Freude, da sie durch mehrere Tunnels führte und auch kurvenreich war.

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Etwa 10 Minuten später hockte ich in St. Martin. Dieser Maiensäss bestand aus mehreren Hütten, wo sich ein Restaurant, mehrere Schlafplätze und ein Kirchlein befindet.

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Nach meinem kurzen Besuch machte ich mich auf den Rückweg. Wieder genoss ich die Uferstrasse und die Abfahrt bis zur ersten 180 Grad-Kurve. Da rollte ich die alte Talstrasse durch die Gallerie und den beiden kurzen Tunnels. Im zweiten Tunnel wurde der Strassenzustand sehr schlecht, so dass ich nach diesem Tunnel nicht bis zur Baustelle am Fusse der Staumauer rollte, sondern gleich wieder umkehrte. Und wieder genoss ich die Weiterfahrt bis nach Vättis.

Nach dem Duschen haute mich das Nachtessen aus den Socken. Ich ass die besten besten Capuns (in Mangoldblätter gewickelte Päckchen aus Spätzleteig und Stückchen Landjäger / Salzis / Bündnerfleisch), welche je meinen Magen erreichte.

Hier die Daten der gesamten Tagesetappe:
Strecke: 74km
Höhe max: 1357m ü.M.
Höhenmeter: 1390m
Geschwindigkeit Ø: 13.29km/h
Steigung Ø: 7%
Steigung Max: 16% (Wikipedia 19%, Quäldich.de 22%)
Trittfrequenz Ø: 75U/min
Herzfrequenz Ø: 128 Schläge/min
Kalorien: 2996kcal
Reine Fahrzeit: 5h 35min


Hier noch die weiter oben versprochenen Bilder, welche ich im Tunnel inkl. Ausgang vor dem Kunkelspass erstellt habe:

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4. Tag: Vättis-Landquart-Klosters-Davos-Tschuggen
17. Juni 2022 / Strecke: 70km / Höhenmeter: 1654m

Der Teil von Vättis über Vadura, Pfäffers bis Landquart genoss ich ein zweites Mal und ja, auch die Tankstelle vom letzten Mal besuchte ich wieder. Allerdings wurde ich diesmal nicht gefragt, ob ich getankt habe.

Hier ging es weiter am Fluss Landquart entlang. Bald wuchsen links und rechts vom Radweg Bäume und grössere Büsche, bei denen die Äste unten kurz geschnitten wurden. Weiter oben wurden sie bogenförmig gekürzt, so dass ich das Gefühl bekam, ich wäre in einem Tunnel.

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Leider war das Grün nicht so dicht wie damals auf der Route 3/9 bei Emmen. Dort war der Tunneleffekt ziemlich perfekt.

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In Grüsch freute ich mich kurz ab dem Anblick der Ruine Solavers, ...

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... die aber gleich wieder verflog, als ich an einer Hühnerzucht vorbei kam. Die Tiere waren zwar im „Aussenbereich“, aber alle auf engem Raum zusammen. Hab’s zwar schon oft am Fernseher gesehen, aber das hier in Echtzeit zu sehen, fuhr mir weitaus mehr ein.

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Die Fahrt ging weiter, bis in Küblis der Weg von Breit zu einem Fussweg wurde. Der Cyclone Trekking passte ziemlich gut auf diesen Fussweg. Ich wüsste nicht, wie das mit einem Chubby gewesen wäre. Und als müsste es sein, kam mir eine Frau mit zwei Hunden entgegen. Um die beiden Tiere nicht zu gefährden, hielt ich seitlich an und lies die Frau mit den beiden Hunden vorbei. Zum Glück war dieser Weg nur ca. 800 Meter lang (und trotzdem eine herrliche Abwechslung).

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Dann, als Ende Küblis folgendes Schild auftauchte ...

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... hätte ich auf die Strasse wechseln sollen. Am Anfang war der Weg noch gut fahrbar, nicht steil und führte dann weg vom Fluss Landquart den Berg hinauf. Doch dann kam eine ca. 200m lange Schotterstrecke, wo die Steigung auf dem Tacho auf 23% kletterte. Ich wusste, dass der Tacho immer wieder weniger anzeigte, als es in Wirklichkeit war. Könnten somit auch 25-28% gewesen sein. Wenig später folgten die nächsten 150m, welche alles andere als schön waren. Die Steigung auf dem Tacho ging „nur“ auf 13%, aber der Weg war mit vielen Wurzeln durchzogen, welche die kleinen Räder des Brompton sehr holperig überquerten. Doch als ich oben ankam (110hm rauf), durfte ich wieder gut 45hm runter zum Fluss Landquart rollen. Ich dachte, ich bekomme Vögel. Vermutlich hat hier jemand den Veloweg geplant, der nur mit einem Elektromountainbike unterwegs war. Ganz klar für mich ist, dass ich bei einem nächsten Mal die Hauptstrasse benutzen werde.

Die nächsten Vögel bekam ich vor Klosters. Wieder 1500m Schotterweg, Steigung regelmässig bei 10, 11 und 12% in praller Sonne. Als dann noch ein Bauer mit trockenem und staubigen Heu vorbei fuhr, wäre mir beinahe wieder mal ein @*#%$! rausgerutscht. Ich war so froh, als ich endlich wieder Asphalt unter den Rädern hatte und wenig später beim Bahnhof in Klosters landete.

Bei der Brücke über die Landquart gab es einen Velowegweiser nach Davos. Als ich rüber rollte und auf der anderen Seite wieder auf die Wegweiser schaute, stand auf keinem Davos, sondern nur die Velosymbole.

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Toll, die Chance, sich zu verfahren, liegt bei gut 50%. Als ich einen Einheimischen nach dem Weg fragte, zeigte er mir in die Richtung, welche wieder so ein toller Schotterweg führte. Ich hatte aber die Schnautze von diesen Holperstrecken gestrichen voll und beschloss, als Hindernis für den Motorenverkehr auf der Hauptstrasse nach oben zu fahren.

Auf der Fahrt der Hauptstrasse stellte ich fest, dass diese Idee auch nicht unbedingt das gelbe vom Ei war. Klar, die Fahrbahn war sehr ruhig und ohne Geschüttel, aber es rollten nicht nur Autos, sondern auch Lastwagen und Reisebusse aufwärts. Da die Strasse nicht besonders breit war, d.h. Autos konnten mich bei Gegenverkehr nicht überholen, hüpfte ich sehr oft an den Strassenrand und liess die Kolonne an mir vorbei ziehen.

Bei einer Pause traf ich zwei Töfffahrer an, welche gerade auf dem Heimweg von Italien nach Süddeutschland waren. Im Gespräch erfuhr ich, warum Töffs in einer engen Passstrassenkurve angehalten und die Füsse auf den Boden gestellt werden (was gewisse Leute in Autos und ich auf dem Velo nicht verstanden): Es würde sonst den Töff auf die Seite legen. Ich hingegen konnte ihnen erzählen, dass die Töffs mich nicht störten, da sie mich fast immer in einem guten Abstand überholten.

In Davos Laret (was stand da noch auf einem gelben Schild auf dem Wegweiser?) traf ich den Velofahrer an, welcher ich nach Vättis beim Vorbeifahren begrüsst habe. Er rollte da über den Kunkelspass, nach Tamins, Chur, Landquart, Klosters, Davos. Leider fing das Velogeschüttel wieder an, wenn auch nicht so intensiv wie auf den Schotterwegen. Die Hauptstrasse wurde bis Davos Wolfgang erneuert. Sie waren fertig mit dem Arbeitsschritt „Strasse aufrauen“. Somit verbrachte ich einen grossen Teil der Fahrt in der Wasserrinne am Rande der Strasse, da die nicht so stark aufgeraut war.

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Dann endlich kam ich auf dem Wolfgang(pass) an. Hier folgte eine kleine aber gemütliche Abfahrt zum Davosersee.

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In Davos Dorf am Bahnhof deckte ich mich wieder mit Getränken ein. Als ich auf die Flüelastrasse einbog, sprach bald die innere Stimme zu mir: „Ich habe ein Deschawü (Déjà-vu).“ – „Ach ja?“ – „Wie schon mal gesagt: Es gibt so viele schöne Farben auf der Welt. Wer sucht sich ausgerechnet diese für ein Gebäude aus?“

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Die Steigung der Flüelastrasse hielt sich mit 5-7% in Grenzen.

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Somit war die erste Pause erst nach 100hm nötig. Allerdings pausierte ich ab da mit den für mich bewährten Takt von 50hm. Auch der Motorverkehr war weitaus weniger vertreten, wie vorhin auf der Strasse von Klosters nach Davos. Nach 2 Stunden und ca. 10 Minuten hockte ich vor dem Hotel Tschuggen, welches das letzte vor dem Pass war.

Der Tacho BC 16.23 STS von Sigma hat eine Funktion, welche die Steigung/das Gefälle der letzten Meter (wie viel ist leider nicht dokumentiert. Kann auch 1km sein) graphisch anzeigt. Diese Funktion ist aus meiner Sicht reine Spielerei und für nichts zu gebrauchen, ausser man erstellt ein Bild davon und vergleicht sie. Ich habe das mal mit der Flüelapassstrasse (links) und Kunkelspass (rechts) gemacht.

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Hier die Daten der gesamten Tagesetappe:
Strecke: 70km
Höhe max: 1938m ü.M.
Höhenmeter: 1654m
Geschwindigkeit Ø: 10.56km/h
Steigung Ø: 4%
Steigung Max: 23%
Trittfrequenz Ø: 76U/min
Herzfrequenz Ø: 129 Schläge/min
Kalorien: 3736kcal
Reine Fahrzeit: 6h 40min
 
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5. Tag: Tschuggen-Flüelapass-Samedan-Silvaplana-Surlej
17. Juni 2022 / Strecke: 70km / Höhenmeter: 1097m

Beim gemütlichen Morgenessen zu sechst kamen wir untereinander ins Gespräch. So erfuhr ich, dass alle Akkus der drei Elektrovelos etwa 2km vor dem Hotel schlapp machten. Und da die Gangschaltung nicht für Bergfahrten ohne Motor ausgerichtet sind, mussten sie das Elektrovelo (inkl. Gepäck) ca. 25-30 Minuten hochschieben.

Nun ging die Fahrt weiter und die Steigung der Passstrasse nahm zu. War sie von Davos bis Tschuggen im Durchschnitt bei 4%, waren es nun gut 6%.

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Plötzlich sprang ein Fell ca. 10m vor mir über die Strasse. „Du bist doch gar nicht so schlecht im Bilder schiessen. Nimm doch dieses Murmeltier auf“, hörte ich die innere Stimme zu mir sprechen. Gesagt getan, Photoapparat ausgepackt und aufs Murmeli auf dem Felsen gerichtet. Leider schien die Sonne direkt auf das Display der Kamera, so dass ich rein gar nichts darauf erkannte. Deshalb zielte ich ungefähr und drückte ab. Das Murmeli wechselte den Felsen und ich zielte nochmals neu und drückte wieder ab. Dann war es weg. Hier das Resultat beider Bilder:

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Genau, ich zielte daneben, grummel. "Keine jungen Katzen, kein Murmeltier. Was wird wohl aus dir werden?", fragte mich die innere Stimme. "Ein Mitarbeiter bei Fielmann", war meine Antwort. Den Rest der Strecke brachte ich ohne Zwischen- und andere –fälle hinter mir und kam oben auf dem Pass an. Das obligate Passschildphoto dauerte etwas länger, da ich wieder einmal nicht die einzige Person war, welche dies tat.

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Als ich mich wieder zum Brommie beim Passschild begab, meldete sich plötzlich meine innere Stimme: „Riechst Du das?“ „Was soll ich riechen? Die Natur? Die gute Bergluft?“, antwortete ich. „Nein, das meine ich nicht. Riechst Du das nicht?“ – „Was denn“, entgegnete ich ungeduldig. „Geh mal näher an das Passschild ran“, befahl mir die innere Stimme. Ich bewegte mich zum Schild und ich hörte in mir drinnen: „Huch, hier ist der Geruch intensiver.“ – „Welcher Geruch denn?“, fragte ich genervt. „Ah, siehst Du das?“, fragte mich die innere Stimme erfreut? „WAS DENN“, fragte ich so laut, dass schon die ersten Köpfe sich nach uns umdrehten. „Da auf der Strasse, eindeutig“ – „Wo, ich sehe nichts“ – „Dann geh mal auf die Knie.“ – „Was soll ich?“ – „Geh auf die Knie, dann bist du näher. Dann siehst du es.“ – „Die Leute schauen schon komisch.“ – „Egal, geh auf die Knie“ – „Wenn ich mich zum Affen mache, drehe ich Dir den Hals um“, und ich sank auf die Knie. „Siehst Du die Spur da?“ – „NEIN!“ – „Sind wir heute wieder mal gereizt. Kein Wunder schauen die Leute hierher. Das ist eindeutig eine Spur, welche nur eine Bergziege hinterlässt.“ – „Bergziege???“ – „Heute bist Du aber wieder mal langsam. Ich meine mit Berziege ein … Moment mal … ich habe mich getäuscht. Es sind zwei Bergziegen mit Schwalbe Marathon Bereifung. Das sieht man an den Spuren da. Ausserdem mit BWR und Mountain Drive-Schaltung. Das kannst du an den feinen Metallspänen, die beim Schalten als Abnützung entstehen, da und dort erkennen. Ganz klar, vor ein paar Wochen fuhren hier R&B vorbei.“ „Du willst mich wohl veräppeln“, sagte ich barsch und wollte schon aufstehen. „Halt“, sprach es in mir, „bleib unten und leck mal mit der Zunge über den Asphalt.“ – „DU KANNST MIR DEN BUCKEL RUNTER RUTSCHEN!!!“, war meine Antwort und ich stand auf. „Schade, dann hätte ich die Lackfarbe bestimmen können“, grummelte es in mir.

Ich ignorierte einfach die Leute, die immer noch zu mir sahen und anschliessend war ich so frei und stellte mein Brommie zu den parkierten Töffs. Ein Töfffahrer war so begeistert von meinem Gefährt und mir („und mir“, sagte die innere Stimme), dass er mich fragte, ob er ein Bild machen dürfe. Meine Antwort war: „Ja“, und das erste Bild von jemand anderem in diesem Jahr wurde von mir und dem Brommie mit Anhänger geschossen. Welcher Sattel gehörte zu mir?

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Die Abfahrt war genial, denn es gab 3x ein 10-prozentiges Gefälle, wo beim Tacho immer wieder 60km/h überschritten wurde. Aber ich genoss auch die Abschnitte mit „nur“ 30-40km/h, da ich hier die Bremse fast nicht brauchte und auch mal auf die Umgebung achten konnte.

In Susch (Beginn/Ende der Passstrasse) war an einer Stelle die Hauptstrasse so eng, dass sich zwei PKWs nicht kreuzen konnten.

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War mir egal, denn ich nahm die Route Nummer 6 Richtung Zernez. Ich wünschte mir nur, dass ich keinen Gegenwind haben werde. Zum Glück ging mir dieser Wunsch in Erfüllung. Die Strecke war schön und folgte immer wieder dem Lauf des Flüsschens Inn. In Zernez erfuhr ich leider, dass der offizielle Veloweg wegen Arbeiten bis S-Chanf umgeleitet wurde. Die Ersatzstrecke war aber leider ein auf und ab unter anderem auf einigen Kilometern Schotterwegen. Ausserdem führte sie über 100hm weiter rauf. Und da ich Abfahrten auf Schotterwegen nicht liebte, wählte ich die Hauptstrasse. Es gab zwar Verkehr auf der Hauptstrasse, aber der hielt sich einigermassen in Grenzen.

In Chapella (zwischen Plaun da la Clüsa und Punkt 1670) direkt an der Hauptstrasse steht die Ruine der Hospizkirche St. Ulrich und St. Nikolaus. Ich bog da ab, parkierte das Brommie und erkundete die kleine Ruine. Leider war der Glockenturm verschlossen, sonst hätte ich von da oben eine kleine Aussicht geniessen können. Das Hospiz neben der Ruine war leider bewohnt, so dass eine Begehung oder Besichtigung nicht möglich war.

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Nach einem längeren Gespräch mit drei Töfffahrer, rollte ich wieder auf der Hauptstrasse nach S-chanf.

Vor dem Dorf verliess ich die Hauptstrasse und durchquerte S-Chanf auf der mit Pflastersteinen besetzten Dorfstrasse. Tremola lässt wieder mal Grüssen. Aber es war schön, da einerseits fast kein Verkehr war und andererseits ich die verschiedenen Häuser beäugen konnte.

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Dann ging es gemütlich weiter über Zuoz (wieder Häuser gucken und (Tor?)Bogen bestaunen) nach Madulain, alles auf Nebenstrasse.

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Von da aus fand ich einen Velowegweiser und ich wurde wieder auf den Veloweg gelotst. Nach La Punt fuhr ich auf einem Schotterweg, der auf der einen Seite durch den Inndamm, auf der anderen Seite durch ein sehr schmales Bächlein begrenzt wurde.

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Der schnurrgerade Weg war eigentlich verlassen, bis mir ein Gefährt mit zwei PS entgegen kam.

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Da ich nicht rausfinden wollte, wer stärker war, hüpfte ich auf die Seite und liess die Kutsche passieren. Etwa auf der Höhe des Dorfes Bever wurde mein Wunsch zurückgezogen und auf einmal bliess mir ein saftiger Wind entgegen. Meine Geschwindigkeit brach zusammen und fiel bis auf 8km/h runter. Die Fahrt wurde eher zur Qual und ich kam so nicht mehr schnell vorwärts. Selbst bei dieser geringen Geschwindigkeit gegen den starken Wind zerrte es sehr an meinen Kräften.

Beim Flughafen in Samedan staunte ich nicht schlecht, als ich neben vielen Kleinflugzeugen ein grösseres Ungetüm stehen sah.

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Übrigens habe ich schon vier verschiedene Arten gehört, wie diese Ortschaft ausgesprochen wird: Samedan (Auswärtige), Samaden (Deutschschweizer (also auch ich ("und ich")), Sameden (Einheimische) und Samedn (wenn Einheimische das e verschlucken).

Von Samedan aus rollte ich auf der Nebenstrasse nach Celerina/Schlarigna, wo die Kirche San Gian steht. In das Dach des Kirchturms schlug im 17. Jahrhundert der Blitz ein und das Dach wurde seither nicht mehr wieder hergestellt.

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Nun rollte ich weiter über den Hügel an der Bobbahn vorbei nach St. Moritz. Bei der Hügelauffahrt war ich wenigstens vor diesem Gegenwind geschützt, aber kroch mit kleiner Geschwindigkeit den Hügel hinauf. Kaum in St. Moritz angekommen, hielt zwar meine Frisur dem Gegenwind stand, aber nicht wegen 3-Wetter-Taft, sondern wegen dem Velohelm. Da ging es auf der Veloroute 65 weiter über den Lej March (hunderttausendmillionen Leute) runter zum Lej da Champfèr (beides Seen).

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Jep, immer noch massiver Gegenwind und nun sah ich, wie sehr viele Leute auf dem Silvaplanersee Kitesurfen. Wenigsten die konnten diesen Wind geniessen. Ich hingegen war richtig müde. So lange gegen den Wind zu kämpfen, hatte mich schon recht ermattet.

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Da meldete sich wieder mal meine innere Stimme: „Schau mal nach links.“ Ich war schon wegen dem Wind genervt genug, jetzt kommt diese innere Stimme und will wahrscheinlich wieder diesen blöden Schneckenwitz erzählen. „Nein“, antwortete ich, „ich schaue nicht nach links. Da ist nur der See. Und dein Witz über die Schnecke…“ „Na gut, dann warte ein bisschen“, unterbrach sie mich. Ein paar Sekunden später rollte ein junger Velofahrer an mir vorbei. „Haha, witzig. Ich bin es mir gewohnt, dass mich Veloleute überholen“, und ich kämpfte weiter gegen den Wind. Dann geschah das Unglaubliche: Eine Joggerin lief links an mir locker vorbei und sie zog mit dem Velofahrer davon (sie gehörten zusammen). „Hehe“, hörte ich es in mir, „jetzt habe ich zwei Witze auf Lager.“ Ich dachte nur, ich bekomme Vögel.

Beim Durchqueren von Silvaplana fand ich leider keine Hotels, welche noch ein freies Zimmer für mich hatten. So musste ich über eine Brücke rüber nach Surlej radeln. Am Ende der Brücke stand das Schloss Crap da Sass.

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Nach mehreren Absagen in anderen Hotels landete ich in einem 3 Sterne Hotel. Ich brauche ja für mich nur ein Zimmer, eine Duschmöglichkeit sowie ein WC, wobei die letzten beiden auch auf dem Gang sein können. Ich kann ohne Probleme auf Luxus wie Lift, Balkon, Kochnische, Kühlschrank, Sauna, Dampfbad, Fussbad, Massage und Fitnessraum verzichten. Doch leider bezahlte ich dementsprechend diese Leistungen (es blieb mir ja nichts anderes übrig), obwohl ich nur den Kühlschrank benutzte (okay, Massage hätte ich zusätzlich bezahlen müssen).

Bei mir zu Hause ist das WC/Bad leider ohne Fenster. Ein Absaugventilator sorgt für frische Luft, den ich über einen Drehzeitschalter aktivieren kann. In diesem Hotelzimmer war das WC/Bad auch Fensterlos, aber zum Glück war auch ein Drehzeitschalter vorhanden. Ich wollte testen, wie laut der Ventilator war, drehte den Schalter und hörte nichts. Super, dachte ich mir und begann meine Zähne zu putzen. Irgendwann merkte ich, dass meine rechte Backe irgendwie warm anfühlte. Mist, ich habe doch noch einen Sonnenbrand eingefangen. Mit der Zeit wurde aber die Backe noch wärmer. Als ich mich nach rechts wandte, sah ich, dass mit dem Drehschalter nicht ein super leiser Ventilator in Betrieg ging, sondern ich damit den Wandheitzstrahler oberhalb der Türe in Betrieb nahm.

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Die Aussicht auf die Berge war aber nicht zu verachten.

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Hier die Daten der gesamten Tagesetappe:
Strecke: 70km
Höhe max: 2384m ü.M.
Höhenmeter: 1097m
Geschwindigkeit Ø: 12.51km/h
Steigung Ø: 3%
Steigung Max: 16%
Trittfrequenz Ø: 78U/min
Herzfrequenz Ø: 121 Schläge/min
Kalorien: 2895kcal
Reine Fahrzeit: 5h 54min
 
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6. Tag: Surlej-Julierpass-Sils i.D.-Chur
17. Juni 2022 / Strecke: 88km / Höhenmeter: 1093m

Als mein Wecker am Morgen früh losging, dachte ich mir, dass er sich in einem 3-Sterne-Zimmer nicht anders anhörte. Leider stellte ich auch noch fest, dass ich in einem 3-Sterne-Bett nicht besser schlief als in anderen. Egal, schlussendlich war ich froh, dass ich das letzte freie Bett ergattern konnte und das Buffet beim Morgenessen schon grösser, reichhaltiger und überhaupt war als in den bisherigen Hotels. "So, fertig verglichen und gemotzt. Jetzt wird wieder vorwärts geschaut (und geradelt)."

Zuerst ging es auf der „alten“ Passstrasse durch das Dorf Silvaplana, da Velos weder von oben noch von unten durch den Tunnel der Ortsumgehungsstrasse fahren dürfen.

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Nach dem Tunnel mündete die „alte“ Passstrasse in die neue. Da standen zwei Verkehrsschilder übereinander, welche sich meiner Meinung nach eigentlich widersprechen.

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Das einfädeln in den Verkehr war einfach, da gar nicht so viele Motorfahrzeuge unterwegs waren. Bei einem Aussichtspunkt legte ich eine Pause ein und genoss die Aussicht ins Tal.

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Die Steigung schwankte irgendwo zwischen angenehmen 4 bis anstrengenden 10%.

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Was mir mit der Zeit auffiel war, dass hier irgendwie die Baumgrenze ziemlich hoch war. Auf einer Höhe von ca. 2140m standen noch Bäume. Später fand ich noch Bäume, welche auf gut 2250m ü.M wuchsen. Sie waren nicht besonders gross, aber es waren Bäume. Ich war es bisher gewohnt, dass die bei ca. 1700m ü.M. verschwanden.

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Dann tauchte weit oben ein rotes, komisches Gebäude mit sehr grossen Fenstern auf. Ich dachte mir, es gibt schönere Hotels auf Pässen.

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Als ich oben auf dem Pass ankam, musste ich wieder zuerst das obligate Passchildphoto erstellen.

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Danach war ich wieder so frei und stellte das Brommie zwischen die Töffs. Als ich am Tisch sass und mir das bestellte Essen gebracht wurde, standen vier italienisch sprechende Männer in Töffkleidern beim Brommie und sprachen über das Brompton (was auch immer, ich verstand kein Italienisch).

Anschliessend rollte ich mit dem Brompton rüber zum „Hotel“. Irgendwie komisch fand ich, als immer wieder Leute rein und raus gingen. Beim Blick nach oben sah ich niemand an den Fenstern.

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Da war ich so frei und ging hinein. Es war kein Hotel, sondern irgendetwas anderes. Es hatte mehrere Türme mit integrierten Treppen, welche nach oben führten. Da nahm ich eine Treppe und es war fast stockdunkel in diesem Aufgang. Weiter oben sah ich dann mehrere Sitzplätze aussen rum und in der Mitte eine grosse Plattform an Ketten aufgehängt. Ich stieg noch zwei Stockwerke hoch, bis ich vor einer Absperrkordel stand. Somit ging ich nicht bis ganz oben. Später erfuhr ich, dass dies ein Theater ist, welches auch für andere Veranstaltungen verwendet werden konnte. Somit ändere ich meine Meinung: Es gibt schönere Theater als dieses hier, aber wenn es seinen Zweck (Akustik, Licht, Ambiente und so) erfüllt, warum nicht.

Blick an die Decke

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Blick zu den Fenstern mit Zuschauerstühlen
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Blick auf die Bühne, welche höhenverstellbar war
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Auch diese Abfahrt genoss ich wie beim Flüelapass, allerdings gab es nur eine Stelle, wo 10% Gefälle meine Geschwindigkeit hoch jagte.

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Leider begann dann der Wind gegen mich zu arbeiten. Am Stausee Lej da Marmorera bog ich rechts ab und besuchte das gleichnamige Dorf. Dort verglich ich die Höhe mit der Anzeige auf meinem Tacho, welche erstaunlicherweise beide übereinstimmten.

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Ich rollte wieder die gleiche Strecke runter zum See, dann anschliessend weiter bis zur Staumauer. Warum auch immer, aber hier blies der Wind stark in den Rücken. Das erfreute natürlich mein Herz, da auch in leichtem Gefälle die Geschwindigkeit einen Schluck höher sein wird.

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Weiter ging es mit schön angenehmer Geschwindigkeit und bald begann eine Velospur, so dass die Autos mich ohne Probleme überholen konnten. Dann plötzlich in Savognin musste ich stark abbremsen. Irgend so ein doofer Typ (muss ein männlicher Autobesitzer gewesen sein) hat hier schlagartig die Velospur beendet. Ich konnte aber nicht links in die Autokolone einfädeln, da diese sich auch gerade mit 50 km/h bewegte. Diese Situation ist genau so dämlich, wie bei Abfahrten, wo viele Strassen mit Rechtsvortritt einmünden.

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In Tiefenkastel beschloss ich, die Hauptstrasse bis nach Sils i.D. zu nehmen. Obwohl es eine offizielle Veloroutenstrecke ist (Route 6), wird wegen der gefährlichen Strasse empfohlen, bis Thusis den Zug zu nehmen. Da ich aber schon viele Kilometer auf Hauptstrassen verbracht hatte, konnte mich nichts mehr erschrecken. Bis zur Abzweigung vom nächsten Dorf Alvaschein/Alvaschagn gab es eine Velospur auf der Hauptstrasse. Danach war die Strasse ins Dorf praktisch gar nicht mit Motorfahrzeugen befahren. Im Dorfrestaurant (es wunderte mich, dass es hier überhaupt eins gab) redete ich lange mit dem Wirt und seiner Mutter, da ich eh während dem ganzen Aufenthalt der einzige Gast war.

Weiter ging es ohne Autos bis Punt da Solas/Solisbrücke. Die alte Strassenbrücke sowie das Solisviadukt sind ziemlich hoch.

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Nach der kleinen Pause und bestaunen der Brücken hüpfte ich auf die Hauptstrasse. Ich empfand diese Strasse sowie die Tunnels als nicht all zu gefährlich, da die Strasse doch einigermassen breit war und ich in den Tunnels auf dem schmalen Trottoir auch mit dem Anhänger fahren konnte. Aber nicht alle Personen auf Velos hätten Freude daran, in den Tunnels das Trottoir zu benutzen, da vor allem mit dem Anhänger ein konzentriertes und präzises Fahren von Nöten ist. Einmal schrammte ich kurz die Tunnelwand mit dem Anhängerrad. War nicht schlimm, tut aber dem Rad nicht gut.

In Fürstenbruck beschloss ich, die oberen Dörfer des Tals abzufahren. Unten war ich schon bei der Velotour San Bernardino/Gotthard und kannte somit diese Strecke schon. Der Weg führte mich hoch nach Scharans/Scharons und von da auf einem schönen kurzweiligen Schotterweg rüber nach Almens/Almen. Irgendwann traf ich immer wieder Männer mit kurzen Hosen und oben ohne sowie Frauen in Bikini und Badkleidern an. Ich war erstaunt darüber, dass am A…., ich meine am Hinterteil der Welt Leute in Badkleidern durch die Gegend spazierten. Dann plötzlich rollte ich am See Leg da Canova vorbei, dessen Ufer voll mit Menschen war. Ich wunderte mich über die grosse Anzahl, da die Ortschaften hier nicht gerade zu den Grossstädten zählten.

In Tumegl/Tomils erlebte ich keine schöne Abfahrt. Sie führte runter nach Rothenbrunnen. Der Tacho zeigte gut 16% Gefälle an (mein Bauchgefühl sagte, es wäre steiler) und ich war nur noch ununterbrochen am Bremsen. Zum ersten Mal fühlte ich mich nicht mehr so wohl und hatte Angst, dass sich die Felgen zu stark erhitzen könnten. Ich legte zwei Abkühlpausen ein und war erleichtert, als das Gefälle endlich unter 10% fiel. Bei einer Abkühlpause hatte ich Gesellschaft.

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Nach Rothenbrunnen ging es zuerst auf asphaltiertem, kurz darauf auf einem Schotterweg durch einen Wald, der wunderbaren Schatten spendete. Auf den Fahrten durchs Domleschg fiel mir immer wieder auf, egal ob jetzt auf der Abfahrt vom Albula- oder Julierpass, dass die Temperatur bei ca. 1000m ü.M. ins unangenehme Warme steigt. Da ist dann eine Fahrt im Schatten sehr wertvoll, welche über eine halbe Stunde dauerte, bis ich ab Domat/Ems mehr oder weniger in der prallen Sonne nach Chur rollte. Dort stieg ich dann in den Zug und es ging ab nach Hause.

Eigentlich war geplant, noch einen Tag im Sattel zu verbringen. Aber ich hatte keine Lust mehr, meine Zeit als Schüttelbecher zu verbringen. Ein grosser Teil der geplanten Strecke wäre wieder auf Schotterstrassen gewesen. "Ne ne", sagte ich in Chur, "das möchte ich mir nicht mehr." - "Weichei!!!"

Hier die Daten der gesamten Tagesetappe:
Strecke: 88km
Höhe max: 2284m ü.M.
Höhenmeter: 1093m
Geschwindigkeit Ø: 14.16km/h
Steigung Ø: 4%
Steigung Max: 13%
Trittfrequenz Ø: 77U/min
Herzfrequenz Ø: 117 Schläge/min
Kalorien: 2722kcal
Reine Fahrzeit: 6h 14min
 
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Ein paar Kleinigkeiten zu „Brommie am Kunkelspass“
Ich wusste lange nicht, ob ich diese Steigung der Südanfahrt wirklich schaffen werde. Der erste Versuch war die steile Strasse den Wartenberg in Muttenz hinauf mit gut 16% Steigung auf dem Tacho (die Burggasse hinauf bis zur Karl-Jauslin-Strasse). Aber diese Strasse ist durchgehend asphaltiert. In meiner Umgebung fand ich keine Schotterstrasse, die auch an diese Steilheit kam.

Rein zufällig fand ich oberhalb von Frenkendorf eine Schotterstrasse, welche auf dem Tacho gut 16-19% anzeigte. Nachdem die Fahrt und gar drei Anfahrversuche positiv verliefen, war mir klar, dass ich den Kunkelspass von der Südseite wahrscheinlich bezwingen kann.

Bei der Fahrt rauf zum Kunkelspass sank meine Trittfrequenz während längerer Zeit unter 60 Umdrehungen/min. Wenn ich mit dem Anhänger unterwegs bin, sind Trittfrequenzen unter 68U/min nicht sehr angenehm und ich möchte einen Gang runterschalten.

Bei der detaillierten Auswertung der Daten vom Kunkelspass stellte ich fest, dass ich insgesammt 53 Minuten mit Trittfrequenzen zwischen 40-59U/min verbrachte. Davon fallen 42 Minuten auf 50-59 U/min, 11 Minuten auf 40-49U/min. Die Geschwindigkeit ist dann in etwa folgendermassen:


  • 59U/min: 4.2km/h
  • 50U/min: 3.5km/h
  • 40U/min: 2.8km/h

Bei diesen Geschwindigkeiten verliert plötzlich der "Schneckenwitz" meiner inneren Stimme an Witzigkeit. Was ich aber als recht angenehm empfand war, dass die Höhenmeter recht schnell zunahmen. So dauerte es nicht all zu lange, bis ich wieder eine Verschnaufpause einlegen konnte. Wenn ich mit dem Anhänger eine schöne Steigung von (lächerlichen) 8% hoch fahre, dauert es ziemlich länger, bis ich wieder an den rechten Strassenrand rolle.

Auf die Frage, kommt ein 6-Gang Brompton ohne Rettungsring/Mountain Drive diese Steigung hoch, kann ich nur Antworten: Ja … zu Fuss oder im Auto. Fahrend die Pedale würgend ohne E-Motor? Werden wir wahrscheinlich nie erfahren.

Übrigens ist eigentlich nicht U/min die Einheit von der Trittfrequenz, sondern 1/min (Eins pro Minute). Da aber der Laie je nach Schriftart bei 1/min mehrere Fragezeichen bekommen kann (Liter pro Minute, hä? Oder doch Eins pro Minute, nochmals hä?), bei U/min eher erratet, dass dies Umdrehung pro Minute heissen könnte…



Einen Monat später auf dem Flüelapass (Ziege Teil 2)
Vorgeschichte Teil 1: Abschnitt nach dem vierten Bild: "Als ich mich wieder zum Brommie beim Passschild begab..."

Es war wunderbares Wetter, auf der Passhöhe pfiffen die Vögel und ab und zu auch die Murmeltiere. Um 06.00 Uhr fuhr ein militärgrüner Pick-up auf den Parkplatz, welcher sich schräg gegenüber dem Restaurant befand. Es stiegen drei Jäger mit ihren Gewehren aus und schlossen die Türen. Hinten auf der Ladefläche lagen ein Steinbock und zwei Bergziegen. Diese drei Tiere haben sie in der Nacht erlegt. „Das war wieder eine erfolgreiche Jagd“, meinte Peter, der nach dem Motto lebt: Ein Schuss, ein Treffer. Hansueli sagte dazu: „Wenn Urs nicht so laut gewesen wäre, hätten wir noch ein Murmeltier erwischt.“ „Tut mir ja leid“, sagte Urs, „aber ich musste mich erleichtern.“

Die drei Jäger überquerten die Strasse und bald gingen sie am Passschild vorbei. „Halt!“, befahl Peter. „Riecht ihr das?“ Hansueli, zog die Luft intensiv in die Nase und schaute dann nach unten: „Ja, ich rieche das ganz gut und da unten sehe ich zwei Spuren.“ Urs marschiert an Hansueli vorbei, ging in die Knie und meinte: „Ganz klar, zwei Bergziegen. Sie sind ziemlich fit und den Spuren zufolge können sie steile Strecken bezwingen.“ Urs bückte sich auf den Boden und leckte mit seiner Zunge über die beiden Spuren auf dem Asphalt. „Ich würde sagen“, beginnt Urs seine Analyse, „die Fellfarbe geht bei beiden ins Rote, die Hörner sind gerade, würde sagen beide vom S-Typ, diese Bergziege hier rechts ist männlich und seine Hörner enden mit braunen Spitzen, die linke hier ist weiblich und ihre Hörner sind am Ende schwarz.“ Hansueli schaute auf die beiden Spuren und erkannte: „Das sind Schwalbische-Marathon-Bergziegen.“ Urs stand auf und sprach begeistert: „Lasst und die holen!“, kehrte um und wollte schon zum Wagen gehen.

„Halt!“, und Hansueli sowie die beiden anderen blieben wieder stehen. Er schnüffelte in der Luft, dann an der Stange des Passschilds und sank in die Knie. Mit der Zunge leckte er an der Stange und analysierte. „Da ist noch eine dritte Bergziege, die ist auch fit, kann auch steile Wege bezwingen. Das Fell hat aber eine komische Farbe, ich bin mir nicht sicher“, und er leckte nochmals über die Stange. „Ich schmecke so ein Rosa-rot, irgendwie ist der Farbton mittel-dunkel, ich würde sagen … Berry Crush, sehr selten. Aber das ist seltsam“, und Hansueli leckte nochmals an der Stange, „obwohl im Normalfall Bergziegen mit dieser Farbe nur weiblich sind, haben wir es hier mit einem Männchen zu tun. Und die Hörner, ich staune, die sind nicht gerade, auch nicht links rechts geformt, nein, sondern ziemlich lang und so im Kreis gebogen.“ Peter bekommt glasige Augen: „Ein P-Typ. Das glaube ich jetzt nicht. Die sind doch vom Aussterben bedroht, da sie sich nicht mehr vermehren.“ Hansueli stand auf und meinte nur: „Herren, den jagen und schiessen wir. Mit dieser Trophäe an der Wand werden uns alle beneiden. Die beiden roten lassen wir laufen.“ Gesagt, getan und die drei Jäger schritten wieder zum Pick-up zurück, stiegen ein und rollten die Passstrasse Richtung Susch runter.
 
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