Kollektif Berlin 2023

berlinonaut

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Berlin
Nächstes Wochenende ist es soweit - vom 24.-26.3. ist wieder die Kollektiv Berlin, der inoffizielle Nachfolger der verblichenen Fahrradschau. Wie in den letzten Jahren auch im Motorenwerk in Weissensee, also ein bisschen off the beaten track, aber per Rad oder multimodal ganz gut erreichbar. Wer Rad und S-Bahn kombinieren will ist z.B. vom Ringbahn-Bahnhof Greifswalder Allee der S-Bahn recht schnell da, ansonsten sind auch Bus- und Strassenbahnhaltestelle fußläufig (u.a. Pasedagplatz)
Eintritt ist wie immer "pay what you want" und auf Basis der letzten Jahre würde ich sagen: Eine ganz nette, aber auch recht kleine und nicht wahnsinnig relevante Veranstaltung - binnen zwei Stunden hat man typischerweise alles gesehen, was zu sehen ist und intensiver beäugt, was einen vielleicht besonders interessiert. Gibt viele Kleinhersteller (insbesondere was Zubehör und Kleidung angeht), zunehmend mehr große Mainstreamanbieter, einiges aus der Lastenradecke und das ganze lässt sich vielleicht mit "urban cycling culture" ganz gut beschreiben, auch wenn der Kommerz von Jahr zu Jahr zunimmt.

Warum ist die Kolektif für Bromptonauten interessant? Brompton ist mit einem Stand vertreten. Das Standpersonal von Brompton Deutschland war letztes Jahr nicht von herausragender Kompetenz, allerdings gab es die Gelegenheit das T-Line zu sehen und auch probezufahren und die Gelegenheit gibt es nicht allzu häufig.

In diesem Jahr wird auch das Fake-Millionste Brompton zu Gast sein, das könnte also ein weiterer Anlass sein.
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Im Programm zur Messe findet sich für Samstag, den 25.3. der Punkt:

3 – 5 PM:
Brompton Urban Art Ride

Was auch immer das sein mag. Wenn man Brompton glauben darf offenbar ein "sick event" :unsure:

Wer hingeht dem sei empfohlen sich nicht darauf zu verlassen, dort etwas zu Essen zu bekommen - in den letzten Jahren gab es zur Versorgung der Massen im Wesentlichen einen (!) Foodtruck und wenn der Hunger zwickt ist der garantiert völlig überlaufen... Pausenbrot mitbringen könnte also clever sein. ;)
 
Liest sich für mich weniger nach "sick event" als nach "stupid event":

Man soll also an den Arsch der Welt nach Weissensee fahren zu einer Fahrradmesse und dafür Eintritt zahlen um dann, statt auf die Messe zu gehen eine 2-h Fahrradtour zu machen zu Berliner Streetart, die garantiert nicht in Weissensee ist sondern in der Berliner Innenstadt (wo die potentiellen Interessenten gerade hergekommen sind). Um das tun zu können muss man einen Instagram-Account haben und sich dort in die Bio einer unbekannten Künstlerin klicken und sich da für das Event anmelden. Bei offenbar insgesamt 14 verfügbaren Plätzen.
Das ganze ist als Programmpunkt der Messe auf deren Webseite ohne jede Erklärung gelistet und ohne jeden Link.
Total logisch, da muss ich unbedingt dabei sein... Nicht.

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Ich war gestern nachmittag auf der Kolektif und wie in den Vorjahren war es interessant genug um hin zu gehen, aber nicht um lange zu bleiben oder gar aus fernen Städten anzureisen. Nach 2h hatte ich alles gesehen (incl. diverser Probefahrten) und sonderlich spektakulär war es nicht.

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Der Bromptonstand war mittelgroß, aber langweilig - es gab das aktuelle CPT3, ein Rad in der aktuellen Sonderfarbe gelb (falls jemand ein klassisches Saab-Cabrio in mellow-yellow hat: dies wäre das passende Beiboot) und den Einkaufskorb für das Electric (der kam mir flacher vor als der Bekannte und evtl. ein kleines bisschen breiter).

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Das "millionste Brompton" war - entgegen dem, was man nach dem Tweet weiter oben vermuten konnte - nicht vor Ort (und die Betreuer des Aussenstandes mit den Probfahrrädern, Mitarbeiter einer Berliner Händlers, wussten gar nichts davon und auch die Mitarbeiterin von Brompton selbst schien mit der Frage leicht überfordert). Schade, das war mit ein Grund, überhaupt nach Weissensee gefahren zu sein.

Ein P-Line Electric bin ich probe gefahren und weiss jetzt: Im Vergleich zur Vorserie des Electric hat sich verblüffend wenig getan und die Art der Steuerung, Programmierung und Unterstützung beim Brompton Electric hängt doch deutlich hinter dem aktuellen technischen Standard zurück. Macht natürlich dennoch Spaß zu fahren und erfüllt seinen Zweck, da ist aber noch reichlich Luft nach oben.

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Auch zu sehen war die aktuelle Farbe "fire coral" - die fand ich ausgesprochen scheusslich. Sieht aus wie ein rotesPlastikboot, das nach 30 Jahren Sonneneinstrahlung fürchterlich ausgeblichen ist.

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Auch Probe gefahren bin ich zwei Cooper Räder - eines mit dem neuen Zehus Motor (der mich genau wie die erste Version nicht überzeugt hat) und das neue Kompaktrad mit einem Shimano Motor. Das Rad fand ich vom Fahren her ziemlich gruselig - das Thema Kompaktrad können andere erheblich besser - den Shimano Motor unspektakulär, was eigentlich ein gutes Zeichen ist.

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Interessant fand ich den JoySeat - einen Sattel, der im 3D-Druck hergestellt wird nach individuellem Hinternabdruck. Der Stand war gut besucht, deswegen keine Gelegenheit mit dem Hersteller zu sprechen. Aber allein der Preis von 441€ ist sehr prohibitiv.

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Ein neues Lastenrad aus Rumänien war zu sehen - sieht aus wie ein Clone des Omnium. Als USP hat es eine abnehmbare Ladefläche, praktisch beim Parken im Fahrradkeller. Sieht soweit solide gemacht aus, aber hat mich jetzt auch nicht so angesprochen, dass ich es hätte haben müssen.

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Wie immer gab es ein bisschen schicke Kleidung, ein bisschen dies, ein bisschen jenes, viel Lastenradgetöse und ein paar große Hersteller. Das Thema "eleganter Rahmenbau" scheint bei denen etwas aus dem Fokus geraten zu sein. Möglicherweise haben die Raddesigner bei denen sehr alte Monitore mit sehr grober Auflösung oder nur Lego für den Prototypenbau.

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Ganz interessant war eine Sonnenbrille mit eingebauten Rückspiegeln - die sind in jeder Dimension einstellbar. Brauche ich zwar nicht, scheint aber eine clevere Idee zu sein.

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Das war's auch schon wieder - was Faszinierendes habe ich nicht gesehen. Die Messe war - gerade im Vergleich zu den Vorjahen - bumsvoll. Und zu meinem Leidwesen hat die Sorte Menschen, die besonders gut mitten im Weg rumstehen können, die Messe für sich entdeckt, was das Durchkommen erheblich erschwert hat. Werde ich wiederhingehen im nächsten Jahr? Wahrscheinlich. Muss man hingehen? Definitiv nicht.

Diese und noch ein paar mehr Bilder gibt es in der Galerie zur Kolektif 2023:
Album 24 anzeigen
 
Das "Jubiläumsbrompton" war übrigens in der Tat nicht auf der Kolektif sondern in Mailand am Wochende, warum auch immer:

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PS: Die Anmeldung zum Brompton-Event auf der Kollektif wäre geradezu eine Schnitzeljagd gewesen: Von Twitter auf Instagramm gelotst (wo man ohne Account nicht in die Bio kommt, in der der Link zur Anmeldung war) und die Anmeldung selbst musste man dann auf Eventbrite vornehmen, wofür man - man ahnt es - eine Account braucht...
 
Bezüglich Bewertung bzw. Bedeutung der Messe kann ich Berlinonaut 100% zustimmen. Man kann hingehen muß es aber nicht unbedingt.
Kann man zw. Frühstück und Mittagessen eben mal durchgehen. Für mich war es wie eine VA mit Indie-Labels unter die sich auch bekannte
Hersteller gemischt haben. Nachmittags wurde es im Prinzip, bezogen auf die Fläche, genauso eng wie auf der Eurobike. Die Produktpreise
der kl. Labels waren meiner Meinung aber mindestens genauso hoch wie die, vergleichbarer Produkte etablierter Marken, nur etwas
individueller. Und wahrscheinlich wird man den ein oder anderen Stand auch auf der Velo Berlin wieder sehen. Da frage mich natürlich auch
nach dem Sinn?
 
Wo es mit der Kolektif hingeht bin ich auch gespannt. Sie ist ja dieses Jahr im vierten Jahr glaube ich, entstanden damals mit minimalem Vorlauf, als die Organisatoren der großen und etablierten Fahrradschau sehr kurzfristig und spontan das Handtuch geschmissen haben. Die Fahrradschau fand ich eine wirklich tolle Messe mit einem damals noch sehr seltenen, vielleicht sogar fast einmaligem Konzept, nämlich Fahrradkultur abseits des Mainstreams zu zeigen und insbesondere den vielen kleinen und sehr kleinen Herstellern eine Bühne zu bieten. Das hat prima geklappt, die Location war ziemlich großartig und großzügig und es waren sehr spannende Aussteller dabei.
Die Kolektif wollte (und will vermutlich immer noch) das Konzept weiterführen - nur dass die Veranstaltung halt sehr viel kleiner ist und die Location auch. In den letzten Jahren mit Corona war das auch für alle Veranstalter eine ziemliche Wackelpartie wirtschaftlich, von daher muss man vielleicht etwas Geduld und Nachsicht haben. War einfach nicht die beste Zeit sowas großzupäppeln. Und die Fahrraschau hatte ja viele Jahre, um ihr Niveau zu erreichen (und auch da waren zuletzt einige Große vertreten, die da eigentlich nicht hingehörten).

Die Velo ist im Gegensatz dazu ja nicht nur riesig sondern vor allem industrieller. Und vermutlich für die Aussteller auch sehr viel teurer. Da hat die Kollektiv schon mehr Charme - damit sie aber relevant wird muss sie deutlich wachsen und das geht am aktuellen Standort nicht. Dieses Jahr hatte ich auch zum ersten mal den Eindruck, dass nächstes Jahr ein Locationwechsel anstehen könnte. Es waren mehr flächen vergeben als sonst und teilweise schienen die Stände etwas erratisch von der Positionierung und Grösse, vor allem auf der Empore.
Die meisten Aussteller sind ja Dauergäste, es kommen aber auch immer ein paar neue dazu und ein paar bleiben weg - dieses Jahr fehlte zum Beispiel Bricklane Bikes, die sonst immer da waren.

Aber in der Tat muss nicht nur die Veranstaltung sondern auch das Konzept wachsen und den Lifestylefaktor auf der Kolektif finde ich auch nervig. Klein muss gewiss nicht billig sein, aber ich sehe das wie Du, dass viele Hersteller schon ein ziemlich mutiges Pricing für ihre Produkte fahren, bei dem ich oft Zweifel habe, ob das gerechtfertigt ist. Mal sehen, wo das hinführt in den nächsten Jahren.
 

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