interessantes Reifen-Phänomen

Juliane

wohnt im Forum
heute in der Werkstatt folgendes Phänomen beobachtet: Ein älteres gut gewartetes L- Brompton mit einem Marathon plus Reifen 35-349, der bestimmt schon 5-6 Jahre drauf ist. Nach dem Aufpumpen schleift und blockiert der Reifen unterm Schutzblech. Das ist beim Schutzblech ohne Gepäckträger nicht selten, weil die leicht gewinkelten Streben gerne durch häufiges Abstellen etwas weiter einknicken und so das Schutzblech immer dichter zum Reifen kommt. Ich wollte schon die Streben etwas gerade biegen, da sehe ich, dass die schon fast vollständig gestreckt sind, also die maximale Länge aufweisen. Da müsste massenhaft Platz für den Reifen sein.
Ich habe einen frischen Mantel aufgezogen und sofort lief das Hinterrad völlig problemlos und frei. Ergebnis: Der alte Marathon war durch starke Walkarbeit (der Luftdruck war nie auf Maximum wegen fieser Kopfsteinpflaster Strecke) in der Karkasse rundum so stark geschwächt worden, dass das Volumen mit der Zeit immer größer wurde. Von außen hat man dem Reifen nichts angesehen, er war noch nicht mal stark abgefahren und auch außen keine typischen Flankenrisse (zick-zack-Muster).
Das Muster konnte man den sehr gut auf der Innenseite und am Schlauch beobachten. Der Reifen war 4mm breiter als ein "frischer". Im Gesamt-Durchmesser 4 mm mehr.

Juliane IMG_20230329_191809_4k.jpg IMG_20230329_200548_8k.jpg
 
Danke Juliane. Das selbe Phänomen habe ich sowohl bei einem Renner (Conti GP 3000!!!) und einem 9 Jahre alten 28Zoll Marathon Plus beobachtet. Der Renner platzte neulich während der Kaffeepause nach 90km Stehen mit Riss in der Karkasse, die sich einfach so gedehnt hatte, daß der Maximaldruck (7-8Bar) zu stark wurde.
Den Marathon habe ich neulich getauscht und mich gewundert, warum der alte Schlauch einen Knick machte, weil er scheinbar zu lang ist obwohl der neue Marathon die selben Maße hatte.
 
Sehr interessantes Phänomen - die Abdrücke der Karkasse sind ja an den Seitenflanken zu sehen, auch am Schlauch.
Da der Reifen keine Risse zeigt - könnte es sein, dass er evtl. entgegen Deiner Annahme mit zuviel Druck gefahren (oder montiert..?) wurde?
Sieht fast so aus, also ob der Schlauch den Reifen zwischen den Fäden der Karkasse durchgedrückt hätte.

Die Marathons sind ja tlw. sehr klein im Wulstdurchmesser - so dass bei kleinen Reifengrößen der Reifenwulst nicht richtig auf die Felgenschulter rutschen kann - man bekommt einen Höhenschlag. Beim Brompton und auch an 20"-Rädern mehrfach erlebt, da hilft kein "Flutschi" beim Montieren - und auch kein Aufpumpen bis an (oder über...?) die Grenze.
Vielleicht wurde der Reifen hier ja auch beim Montieren mit zuviel Druck auf die Schulter "gezwungen" und dabei schon geschädigt.

Ich denke, der Marathon erhält seine Stabilität nicht durch eine filigrane, hochfeste Karkasse sondern durch viel (rel. hartes) Gummi. Deshalb ist er sackschwer, rollfähig wie ein Sandsack aber eben unplattbar...

Carsten
 
Da der Reifen keine Risse zeigt - könnte es sein, dass er evtl. entgegen Deiner Annahme mit zuviel Druck gefahren (oder montiert..?) wurde?
Sieht fast so aus, also ob der Schlauch den Reifen zwischen den Fäden der Karkasse durchgedrückt hätte.
Würde ich eher in Frage stellen. Was man da sieht ist ja das Ergebnis von Reibung, nicht von Druck. D.h. da hat Walkarbeit stattgefunden. Bei "normalen" Reifen findet ein relevanter Teil der Walkarbeit auf der Lauffläche statt, beim M+ wie hier könnte ich mir vorstellen, daß das durch die dicke Pannenschutzeinlage erheblich gemindert ist. D.h. die Walkarbeit passiert da in deutlich stärkerem Ausmaß an den Flanken. Wäre der Reifen zu stark aufgepumpt wäre, so meine Vermutung, gar keine Möglichkeit für den Schlauch sich zu bewegen und ein entsprechendes Schadensbild zu erzeugen.
Auf der anderen Seite spricht ein derart regelmässiges Muster wie im Bild vielleicht auch gegen zu wenig Druck. Schwer zu sagen und in jedem Fall spannend.
 
Den Marathon habe ich neulich getauscht und mich gewundert, warum der alte Schlauch einen Knick machte, weil er scheinbar zu lang ist obwohl der neue Marathon die selben Maße hatte.
Hm, gegen die Vermutung, dass der Schlauch sich deutlich gelängt haben könnte, spräche allerdings, dass ein Schlauch ohnehin auf Elastizität und für die Verwendung in unterschiedlich großen Mänteln angelegt ist - im Falle eines Schwalbe-Gruppenschlauchs z.B. für Mäntel von 28 bis 47/622 mm. Deren Unterschiede sind erheblich größer als die @Juliane beobachtete Dehnung eines Mantels.
Und so kann es schon sein, dass ein 28-47-Schlauch beim Einlegen in einen 28-mm-Mantel zuerst zu lang zu sein erscheint.
 
Gleiches Schadbild hatte ich am hinteren Rad des gebraucht gekauften S6L, das zuvor von einem deutlich korpulenteren Fahrer bewegt wurde, allerdings im schon deutlich fortgeschrittenem Stadium. Es standen schon einzelne Fäden der Karkasse heraus und haben auf der ersten Ausfahrt mit "normalem" Reifendruck den Schlauch wohl endgültig perforiert.
 
Hm, gegen die Vermutung, dass der Schlauch sich deutlich gelängt haben könnte, spräche allerdings, dass ein Schlauch ohnehin auf Elastizität und für die Verwendung in unterschiedlich großen Mänteln angelegt ist - im Falle eines Schwalbe-Gruppenschlauchs z.B. für Mäntel von 28 bis 47/622 mm. Deren Unterschiede sind erheblich größer als die @Juliane beobachtete Dehnung eines Mantels.
Und so kann es schon sein, dass ein 28-47-Schlauch beim Einlegen in einen 28-mm-Mantel zuerst zu lang zu sein erscheint.
Ich hatte ja den selben Schlauch weiterverwendet... Der war im alten Mantel (mit den selben Maßen) passend und im Neuen deutlich zu lang.
 
Ich hatte ja den selben Schlauch weiterverwendet... Der war im alten Mantel (mit den selben Maßen) passend und im Neuen deutlich zu lang.
Dann habe ich dich vielleicht falsch verstanden und außerdem vielleicht falsch spekuliert, als ich davon schrieb, dass dass der Schlauch sich eher nicht gelängt haben dürfte.
 

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