Ich weiss nicht ob es mehr wird, aber auf jeden Fall machen sich viele Leute überhaupt keine Platte darum. Solange das rein privat ist juckt mich das wenig - in Deutschland sitzt man oft genug auch dann auf einem juristischen Pulverfass, aber das ist ein anderes Problem.
Ich kenne das Dilemma ja von beiden Seiten: Als Urheber von Bildern, Grafiken und Informationen/Texten (sowohl privat hobbymäßig wie auch professionell) wie auch als Nutzer/Wiedernutzer (ebenfalls privat und professionell). Es ist bei der Erstellung von Inhalten oft sehr schwierig, überhaupt rauszufinden, wer eigentlich das Urheberrecht hat und oft nahezu unmöglich, mit den Leuten kurzfristig in Kontakt zu treten. In jedem Fall wahnsinnig aufwändig, sowohl zeitlich wie auch von der Kompliziertheit her. Da würde ich dann im beruflichen Kontext bei der oft geringen Schöfungshöhe Grafiken selbst bauen (das ginge nämlich dann schneller) und im Hobbybereich wahrscheinlich schlicht auf die Veröffentlichung verzichten. Beruflich achte ich als "Wiederverwerter" sehr drauf, da fair zu spielen und bei öffentlichem Nutzen wo möglich in jedem Fall den Urheber und die Quelle anzugeben, auch bei Sachen, die ich als gemeinfrei o.ä. vermute. Privat halte ich es ähnlich - hätte ich aber immer umfänglich um Nutzungsrechte nachgefragt wären z.B. sehr viele meiner Postings im alten Forum nicht möglich gewesen. Mit ein Grund dafür, damals fremdes Bildmaterial zu verlinken statt selbst irgendwo hochzuladen.
Wenn mein Material kommerziell verwendet wird zum zwecke des Geldverdinens finde ich das nicht sehr witzig (auch wenn ich nicht von der Contenterstellung oder -lizensierung lebe), eine Urhebernennung muss finde ich immer sein, eine Honorierung aber für mich persönlich nicht (hängt von den Umständen und dem Einsatzzweck ab).
Der Autor von Cyclingabout ist definitiv kein Hobbyist, aber auch nicht die Bild-Zeitung. Er wird vermutlich mit seiner Seite und den Videos ein bisschen Geld verdienen, zu einer Privatinsel wird es allerdings nicht reichen. Von daher bin ich da recht entspannt. Er hat ja auch Urheber angegeben, nur hatte er meine Fotos fälschlicherweise Juliane zugeschrieben. Hatte er dann angeboten zu ändern, fand ich aber ok wie es ist. Wir leben in einer Zeit, in der sehr viel reproduziert und kopiert wird, teilweise dann neu zusammengesetzt (gesampled) oder in ganz andere Zusammenhänge gestellt. Da kann man von Moses Pelham bis Walter Benjamin ("das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit") viel drüber sinnieren und ebenso viele Meinungen haben, die alle ihre Berechtigung haben. Juristisch sitzt er allerdings auf einem Vulkan - er verwendet so viel fremdes Material und die Rechtslage ist eindeutig. Wenn da jemals auch nur einer schlechte Laune kriegt kann das teuer werden.
Persönlich denke ich mir: Ich habe in den letzten Dekaden so viel von OpenSource in jeder Hinsicht profitiert und auch von öffentlich zugänglichen Informationen und Dingen wie Wikipedia oder überhaupt dem unbezahlten Engagement anderer Leute, daß ich zumindest im Hobbybereich da ganz entspannt mit umgehe. Nur den Urheberrechtshinweis bzw. Quellenhinweis und auch das Vetorecht halte ich für relevant. Mir entsteht ja im Normalfall kein Schaden, aber anderen Leuten ein Nutzen - drum ist das für mich ok, wenn das denn so ist.
Wenn man mal Einblick bekommen hat, wie hundsmiserabel sich einige Medienhäuser verhalten bei der Verwendung von fremdem Material (und oft genug gleichzeitig den wilden Pudel geben bei ihrem eigenen Material) ist so ein Halb- oder Ganz-Privatnutzer eh nicht die relevante Stellschraube.
Ich habe da sozusagen weniger ein Urheberproblem als ein Qualitätsproblem - denn wie von Dir richtig angemerkt hat der Mann etwas Blödsinn geschrieben, der sich mit einmal vorher sprechen zu 100% hätte vermeiden lassen. Dieses Problem wiederum ist keines der speziellen Person, das ist in der Tat ein weltweites, sowohl im privaten wie auch im professionellen Bereich und das richtet tatsächlich nachhaltig Schaden an. Aus Fehlverständnissen und Verkürzungen werden Falschaussagen, aus Falschaussagen Gerüchte, aus Gerüchten Tatsachenbehauptungen und schon ist die Kacke am dampfen, denn darauf basierend werden dann falsche Entscheidungen getroffen. Vom privaten Einkaufsverhalten bis zu politischen Entscheidungen. Und das alles, weil Leute zu faul zum recherchieren, nachfragen oder überprüfen sind und andere zu stolz oder zu feige, transparent auf ihre Quellen zu verweisen. Da braucht es dann noch nicht mal bewußt einseitige oder vorsätzlich falsche Information um dumme Dinge zu erzeugen.