Eis und Schnee unter kleinen Rädern

galina

aktives Mitglied
Aus gegebenem Anlass, und weil ich dieses Thema keinem anderen Fred ganz zuordnen kann, erstelle ich mal einen neuen. Ich wohne ja auf dem Land und bin für mittellange Strecken auch im Winter aufs Fahrrad angewiesen. Heute musste ich in die Kreisstadt (10 km/Weg), der größte Teil der Strecke geht über einen wunderbaren Fahrradweg (R1), der weder geräumt, noch gesalzen oder gesandet ist und nur selten von PKWs befahren wird, ein kleines Stück muss ich über eine Nebenstraße. Da mein Brommi bisher noch die originalen, aber inzwischen ziemlich abgefahrenen Reifen aufgezogen hatte, habe ich bei Eis und Schnee eher das Trekkingrad genommen. Nu habe ich aber seit kurzem die Marathons drauf und wollte es jetzt einfach mal versuchen. Und stelle fest: Die Marathons haben ziemlich guten Grip. Ich habe versucht, möglichst weder zu bremsen noch zu sehr mich in die Kurve zu legen. Auf dem Fahrradweg war aber selbst Bremsen kein Problem, auf dem Stück offizieller Straße bin ich eine ganze Weile gefahren und habe mich gewundert, warum ich nicht rutsche, obwohl das da vor mir beängstigend glatt aussah. Dann bin ich doch abgestiegen und es war wirklich sauglatt...:oops:
Warum bin ich nicht gerutscht - frage ich mich noch immer.

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Vielleicht mag jemand etwas zu Reifen bei Schnee, aber vor allem bei Eis, schreiben, Erfahrungen, welche besonders zu empfehlen sind, Reifendruck etc.? Ich weiß, dass es von Schwalbe die Spikes gibt, die möchte ich aber eigentlich nicht aufziehen.

Dann eine andere Sache. Bei Schnee sammelt sich in dem engen Raum zwischen Reifen und Schutzblech, gestoppt durch die Bremsen, ziemlich viel Schnee, Matsch, Eis. Ist das (außer dem Bremseffekt) ein Problem bzw. kann da was kaputtgehen? Ich habe eine alte Haarbürste mit ganz steifen Sauborsten mitgenommen und das Zeugs immer mal wieder so gut wie möglich entfernt. Wie macht ihr das?

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Inzwischen habe ich ja den Fahrer Latz montiert und konnte bei dem feinen Schnee dessen Strömungsverhalten gut erkennen; Kette und Kettenblatt, würde ich sagen, sind gut geschützt mit dem Latz, die Schuhe, seht selbst:

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Ich bin auch mal mit einer Horde Mouton-Fahrer (17 und 20 Zoll, auch Slicks) bei einer Winter-Tour in der Eifel in frischen Schneefall gekommen.
Habe mich auch gewundert, wie gut das funktioniert und hätte schlimmeres befürchtet.

Vermutlich liegt das an der geringen Aufstandsfläche des Reifens und dass dieser sich immer tief und punktuell "eingräbt", also weniger rodelt als ein (breiter) Autoreifen.
Man hat ja beim Fahrrad deswegen auch kein Aquaplaning-Thema und braucht kein Profil wegen Nässe, sondern ggf. nur wegen Dreck.

Bei echtem Eis ist es dan aber irgendwann grenzwertig, fürchte ich. Davor habe ich immer noch einen ziemlichen Respekt.

Zum Reinigen: Ich meine, ein beherzter "Klaps" (Tritt) mit der Fußspitze gegen Reifen/Schutzblech befördert meist etliches an Dreck und Schnee nach unten.
Oder kräftig auf den Boden stucken mit Vorder- und Hinterrad.
Aber kräftige Bürste klingt doch gut. Zur Not ggf. ein Stöckchen aus dem Wald.

Kaputt sollte da nicht so schnell was gehen, solange man es nicht übertreibt. Plastik wird ggf. etwas spröde bei Kälte beim Schutzblech würde ich vorsichtiger sein.
Eher ist da ein Thema, ob man das kalte Brommi dann in geheizte Räume nimmt, weil man dann ein Kondensations- und Korrosions-Thema in den Rahmenrohren und ggf. auch dem Nabendynamo hat.
 
Und stelle fest: Die Marathons haben ziemlich guten Grip. (...)

Vielleicht mag jemand etwas zu Reifen bei Schnee, aber vor allem bei Eis, schreiben, Erfahrungen, welche besonders zu empfehlen sind, Reifendruck etc.? Ich weiß, dass es von Schwalbe die Spikes gibt, die möchte ich aber eigentlich nicht aufziehen.
Da hast Du schon die richtigen Reifen drauf. Ich nutze die Marathon Green hauptsächlich als Winterreifen und bin damit sehr zufrieden. Die Spikereifen (Marathon Winter) habe ich seit ewig hier liegen, brauche ich aber effektiv nicht. Der Marathon Green hat im Vergleich zum Marathon Racer mehr Profil und das ist auch noch vergleichsweise weich, also sehr gute Voraussetzungen für einen Winterreifen und besser als bei allen anderen mir bekannten Brommi-Reifen. @spargelix hat allerdings dem Marathon Winter die Spikes gezogen und die Löcher verfüllt - theoretisch dürfte das noch besser sein (dafür hat man einen Reifen ohne Pannenschutz) - ob das not tut ist die Frage.
Es gibt auch Leute, die bauen im Winter 305er Räder mit Stollenreifen an, das ist fummelig bei der Bremse (und natürlich braucht man ein anderes, kleineres Laufrad, aber schafft mehr Profil. Sind aber Schweden, da ist das Problem grösser. ;-)
Dann eine andere Sache. Bei Schnee sammelt sich in dem engen Raum zwischen Reifen und Schutzblech, gestoppt durch die Bremsen, ziemlich viel Schnee, Matsch, Eis. Ist das (außer dem Bremseffekt) ein Problem bzw. kann da was kaputtgehen? Ich habe eine alte Haarbürste mit ganz steifen Sauborsten mitgenommen und das Zeugs immer mal wieder so gut wie möglich entfernt. Wie macht ihr das?
Ist kein Problem solange der Kram nicht festgefroren ist. Also nicht im Frost und Zugesickt draussen stehen lassen.
 
Ich bin auch mal mit einer Horde Mouton-Fahrer (17 und 20 Zoll, auch Slicks) bei einer Winter-Tour in der Eifel in frischen Schneefall gekommen.
Habe mich auch gewundert, wie gut das funktioniert und hätte schlimmeres befürchtet.

Vermutlich liegt das an der geringen Aufstandsfläche des Reifens und dass dieser sich immer tief und punktuell "eingräbt", also weniger rodelt als ein (breiter) Autoreifen.
Da ist aber schnell ende - ich hatte diesbezüglich mit dem Kojak schon "interessante" Erfahrungen bei unerwartetem Schneefall. :oops:
 
Bin den Marathon Winter auf meinem Dahon UNO zwei Winter gefahren- also bei geschlossener, festgefahrener oder vereister Schneedecke macht das Laune und man fühlt sich sicher. Da solche Verhältnisse im Winter selbst hier im Voralpenland schon Raritäten sind, kommt dann fast nur noch der unangenehme Aspekt des Reifens zur „Anwendung“, Rollwiderstand und Geräuschkulisse sind eher 🫣😬🥴😳
 
Ohne den Marathon Winter hätte ich in mehreren Jahren mit strengem Frost keine Chance gehabt vom Bauernhof die Strecke zum S-Bahnhof zu kommen. Das waren nur 3km, Ausweichrouten gab es nicht und zum Laufen war mir das zu weit.
Der Reifen hat natürlich einen höheren Rollwiderstand und nagelt ordentlich auf Asphalt. Man sollte ihn nahe dem höchstzulässigen Druck fahren, wird sonst mühsam.
Leider setzen sich die Schutzbleche beim Brommie schnell zu, ich mache auch nur das was @Christian empfiehlt.
Deshalb bin ich dann in dieser Zeit auf ein durables 20“ Fold-it Faltrad umgestiegen und habe da Schwalbe Winter Decken montiert.
Großer Spaß war, auf Eis an der zugefrorenen Alster nahezu strauchelnde Fußgänger zu umkurven, die es schier nicht fassen konnten, daß man bei bedenklicher Schräglage nicht weg rutschte..
 
Danke allen , gehe gleich noch auf die einzelnen Beiträge ein.

Vermutlich liegt das an der geringen Aufstandsfläche des Reifens und dass dieser sich immer tief und punktuell "eingräbt", also weniger rodelt als ein (breiter) Autoreifen.
Bei Schnee/Schneematsch ja, auf Eis würde ich jetzt denken, es ist eher heikler mit schmalen, fünf bar harten Reifen? Übrigens ist mir heute locker, flockig so ein Monster-EBike mit 20 cm (oder so) breiten Stollenreifen entgegen gekommen...
Bei echtem Eis ist es dan aber irgendwann grenzwertig, fürchte ich. Davor habe ich immer noch einen ziemlichen Respekt.
Ich auch 🙃
Zum Reinigen: Ich meine, ein beherzter "Klaps" (Tritt) mit der Fußspitze gegen Reifen/Schutzblech befördert meist etliches an Dreck und Schnee nach unten.
Oder kräftig auf den Boden stucken mit Vorder- und Hinterrad.
Ja, so hab ichs (neben dem Bürsten) auch probiert, fällt aber nicht alles raus und ich hab etwas Schiss wegen der dünnen Plastikschutzbleche.
Eher ist da ein Thema, ob man das kalte Brommi dann in geheizte Räume nimmt, weil man dann ein Kondensations- und Korrosions-Thema in den Rahmenrohren und ggf. auch dem Nabendynamo hat.
Das habe ich selbstverständlich gemacht 😑 werde ich mal beobachten, danke.

Da hast Du schon die richtigen Reifen drauf.
Sehr gut zu wissen, danke, welchen Druck würdest du empfehlen? Ich hab eigentlich immer 5 bar, ok oder eher mehr?

st kein Problem solange der Kram nicht festgefroren ist. Also nicht im Frost und Zugesickt draussen stehen lassen.
Ich lasse nie Brommi draußen stehen ;)

@Rommos @TIL danke für die Marathon Winter Erfahrungen, reizen würde mich das schon auch, aber eben, mal schauen, wie sich der Winter hier entwickelt. Meistens ziehen sich die Eisstellen nicht über die gesamte Strecke und man kann dann ggf absteigen und schieben. Wie montieren sich die Winter? Ist das ein arges Gemurkse?
 
welchen Druck würdest du empfehlen? Ich hab eigentlich immer 5 bar, ok oder eher mehr?
Für den Winter finde ich das ok. Weiter runter nur im Notfall, weiter hoch, wenn es möglich ist, weil spart Kraft. Was bei niedrigerem Druck passiert ist eine Veränderung der Form des Reifenlatsches (übrigens ein sehr hübsches Wort, wie ich finde ;) ). Das ist der Teil des Reifens, der flach auf der Strasse aufliegt. Bei einem breiten Reifen ist der Latsch breiter und kürzer, bei einem schmalen Reifen (bei gleichem Druck und gleicher Auflast) schmaler und länger. Das ist einerseits der Grund, warum breite Reifen besser rollen als schmale (bis bei höheren Geschwindigkeiten die Aerodynamik in's Spiel kommt) und warum andererseits kleine Reifen schlechter rollen als große: Prozentual ist ein höherer Anteil des Reifens flach geformt. Dagegen wiederum hilft hoher Druck. Bei weichem Untergrund will man aber eher mehr Auflagefläche, deswegen senkt man bei Autos in der Wüste auch den Reifendruck ab. Ich fahre im Winter also etwas weniger Druck als im Sommer um die Griffigkeit zu erhöhen. Aber nur so viel weniger, dass ich nicht schweissgebadet bin.
Grösstes Problem beim Brommi im Winter sind mE festgefroreren Spurrillen - davon lassen sich die Schubkarrenräder doch sehr schnell irritieren und deutlich mehr als grosse und breite Reifen z.B. an einem MTB. Schnee selbst ist höchstens ein Problem, wenn er so hoch liegt, dass man steckenbleibt. Oder eben Eis. Ansonsten ist Schnee harmlos.
 
Weil die Bilder mit dem alten Forum untergegangen sind, hier noch mal ganz frisch aus der Konserve:
Der Reifen mit Stollen und Spikes
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Gut sichtbar: die sehr dünne Karkasse, in der sich die Spiketaschen abzeichnen.
Es gibt Berichte über Spikefüsse, die sich durch die Karkasse geabeitet und den Schlauch beschädigt haben; eventuell aufgrund des Walkverhaltens bei niedrigem Luftdruck
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Feddich und aufgezogen
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Die Spiketaschen habe ich mit Uhu Polymax ausgespritzt.
 
Ich habe mal aus dem Marathon Winter eine Cross-Reifen für ein Kinderfahrrad gebaut, indem ich kurze Abschnitte von zerschnittenem O-Ring (Stärke 3,2mm) in die Spike-Taschen geklebt habe. Zum Kleben einen speziellen PU-Sekundenkleber verwendet.
Juliane
 
Ich habe mal aus dem Marathon Winter eine Cross-Reifen für ein Kinderfahrrad gebaut, indem ich kurze Abschnitte von zerschnittenem O-Ring (Stärke 3,2mm) in die Spike-Taschen geklebt habe. Zum Kleben einen speziellen PU-Sekundenkleber verwendet.
Juliane
Da muss man wahrscheinlich tief in sich selbst ruhen und es als Meditationsübung sehen - Respekt 👍
 
Der eine Spike ist auch ziemlich lang, finde ich. Fährst du mit gezogenen Zähnen auch über Eis?
Der eine voll sichtbare Spike ist gezogen, steht also auf dem Reifen; normal schauen nur die Spitzen (rechts im Bild) heraus.
Die Bilder sind nur Vorschaubilder; durch Draufklicken werden sie vergrößert.
Ich habe mir die Winterreifen für die Fahrt zwischen Hbf und Arbeit im Winter besorgt. Da hat es normalerweise selten Schnee, aber Nässe, Laub, Tramgleise, Gullideckel und Pflaster. Für meinen Bedarf wären Spikes eher kontraproduktiv, ich wollte einfach ein schön weiches, griffiges Gummiprofil. Noch sind die Kojaks drauf, das geht soweit noch gut, aber beim ersten Schnee wird umbesohlt und bei fies überfrierender Nässe kann ich ja immer noch auf die S-Bahn hoffen.
 
Für mich wurde der wichtigste Faktor beim Radfahren im Winter der psychologische, das Fahrrad loszulassen und wegzuspringen, falls es Probleme mit der Aufwärtsposition gibt, anstatt sich am Fahrrad festzuhalten. Das ist auch zu anderen Jahreszeiten wichtig, steht aber im Winter im Vordergrund.
 
Bei rutschigen Bedingungen stelle ich auch den Sattel etwas niedriger als normal. Ist ergonomisch nicht so toll, erleichtert aber das Ausfahren der Beine als Stützhilfe im Rutschfall oder ggf. das Abspringen.
Vor Jahren (in vor-Brompton-Zeiten) bin ich mehrere Jahre im Schnee zur Arbeit gependelt durchgängig über Monate (war nicht in Berlin). Reifen waren damals M+, die ich in meiner Ahnungslosigkeit aufgezogen hatte auf Rat des Fahrradhändlers pannensicherheitshalber (hat mir fast das Radfahren verleidet). Das einzige Problem beim Fahren war Eis - entweder unter dem Schnee (was aber auch nur in Kurven ein Problem war) oder Blitzeis, was in jeder Hinsicht maximal scheisse ist. Ging auch, würde ich aber nicht empfehlen). Das andere Problem waren verlässlich eingefrorene Brems- und Schaltzüge. Das hat man am Brommi ja eher weniger, wenn es drinnen steht. Ansonsten ist halt sehr regelmässige Kettenpflege angesagt und überhaupt regelmässiges Waschen und fetten/ölen des Rades.
 
Für mich wurde der wichtigste Faktor beim Radfahren im Winter der psychologische, das Fahrrad loszulassen und wegzuspringen, falls es Probleme mit der Aufwärtsposition gibt, anstatt sich am Fahrrad festzuhalten. Das ist auch zu anderen Jahreszeiten wichtig, steht aber im Winter im Vordergrund.
Das kann ich wegen Hund im Korb vorne leider nicht machen ;)
 
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Nachdem die S-Bahn Stammstrecke in München ein stetes Quell der Ärgernis ist, nutze ich mein Brommi mittlerweile auch bei miesesten Radwegbenutzungsbedingungen in der münchner Innenstadt.
Ich bin überrascht, wie gut sich die Marathon Winter mit den gezogenen Spikes schlagen und wieviel Bremskraft auf den Boden übertragen werden kann.
Auf blankem Eis ist es ohne Spikes natürlich nicht so ganz fein, auch auf fest getretenem Schnee ist es doof mit den schmalen Reifen, aber ich habe bis dato noch jeden Nachtzug erreicht, bzw. war in der Arbeit mit nur 15min Verspätung, weil es solange gedauert hat, bis die Bahn an einer Station stand, wo ich raus konnte.

Aber das Brommi muß leiden, dem Streumittel sei Dank. Wieder zuhause kommt das Radl kurz in die Wanne, wird abgeduscht und darf die Nacht vor dem Ofen verbringen.

Edit: Heute frei, also ein wenig das geschundene Brommi pflegen: ich musste vier Spiketaschen neu verfüllen, aber mit der dünnen Tülle vom Pattex x-treme Repair hat das gerade eben sehr gut funktioniert. Das ist auch wirklich nötig, denn es nisten sich sonst scharfkantige Splittsteinchen ein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kann etwas zum Marathon auf Eis und Schnee schreiben. Nachdem ich ja schon weiter oben von erstaunlich gutem Grip auf glattem Untergrund berichtet habe, hat sich diese Erfahrung in den letzten Wochen/Tagen bestätigt. Auf wirklich sehr glattem/eisigem Asphalt fahre ich langsam, ruhig, natürlich vermeide ich brüske Steuerbewegungen, der Reifen greift, konnte sogar zart bremsen. Ich bin wirklich erstaunt. Reifendruck bei ca 5 bar.
 
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