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Velotour 2020: Brünig-, Susten- und Oberalppass 02.-07. September 2020
Strecke: ca. 504km
Höhenmeter: ca. 5665hm
Es handelt sich hier um den letzten Velotourenbericht, welcher schon im alten Forum zu lesen war und in dem ich öffentlich mitteile, dass ich zwar alleine unterwegs und doch nicht alleine war. Dieser alte Bericht wurde teilweise den neuen Möglichkeiten von diesem Forum angepasst und stellenweise ergänzt.
Brompton Und wieder zog ich das Brompton dem Tourenvelo vor, weil ich den tieferen ersten Gang zu schätzen gelernt habe (Entfaltung 1.18m gegenüber 1.36m). Bei ca. 22kg Gebäck (7kg Leergewicht des Anhängers und dem T-Bag) und einer Steigung bis maximal 16% ist dieser kleinste Gang für mich einfach wertvoll.
Diese Übersetzung hat folgende Entfaltungen in Meter:
01: 1.18 Berggänge mit Mountain Drive-Übersetzung
02: 1.36 (1. Gang von meinem Rohloff-Tourenvelo)
03: 1.61
04: 1.85
05: 2.19
06: 2.52 (1. Gang BWR hätte mit 44er Kettenblatt 2.33m)
07: 2.98 Flachlandgänge im Direktgang Mountain Drive
08: 3.44
09: 4.06
10: 4.69
11: 5.53 (5. Gang BWR mit 44er Kettenblatt 5.71m)
12: 6.38 (6. Gang BWR mit 44er Kettenblatt 7.03m)
Wie schon erwähnt hätte ich mein Tourenvelo nehmen können, welches bei Pässeabfahrten spurentreuer, stabiler und dessen Bremskraft besser wäre als vom Brompton. Auch die Gangschaltung, eine Rohloff, wäre in den Berggängen überlegen schnell beim Schalten. Allerdings ist mein Brompton bergauf durch die kleinen Räder angenehmer zu fahren und der erste Berggang ist tiefer als der vom Tourenvelo. Da ich auch schon einen ganzen Tag mit der Bergfahrt zum Pass verbracht habe, allerdings die schnelle Talfahrt schon nach 30 Minuten wieder vorbei gewesen ist, benutze ich lieber das Brompton für solche Touren, vor allem wenn noch viel Gepäck dabei ist.
Anhänger Als Anhänger habe ich im Jahr 2010 den Radical Cyclone II besorgt. Nun, 10 Jahre später hatte ich erfahren, dass ich einer der allerersten Cyclone III gekauft hatte, mir allerdings fürs Brompton eine Cyclon II Deichsel mit einer Cyclon III Knebelschraube mitgegeben wurde. Nur gesagt hatte das damals keiner im Laden. Im forum francophone habe ich endlich Bilder gefunden, die nicht nur den Cyclone II zeigen, sondern wo sogar noch ein Bild des Cyclone III als Vergleich zu sehen ist.
Zu beachten wäre noch, dass wenn jemand einen Cyclone I oder II Anhänger gebraucht kaufen will, sich vorher bei Radical erkunden sollte, ob noch alle Ersatzteile erhältlich sind. Ausserdem ist es nicht möglich, z.B. den Extender (Deichselverlängerung) am Cyclone I oder II zu verwenden.
Gepäck und Kleidung Beim Packen der Kleidung war diesmal klar, dass die Faserpelzjacke und winddichte Faserpelzhandschuhe mitkamen. Es war September und ab einer gewissen Höhe könnte es schon kalt werden.
Die ganzen Utensilien wie Kleider, Karten, Werkzeugs usw. verpackte ich wieder in ca. 10 Plastiksäcke und verstaute diese im Anhänger. Somit sind die Sachen auch dann geschützt, wenn ich aus x-welchen Gründen den Anhänger bei Regen öffnen muss. Ich war ausgerüstet für 11 Tage.
Meine Kleidung bestand aus Alltagskleider. Von den chemisch behandelten Radlerhosen oder -shirts bekomme ich Hautausschläge. An den Füssen hatte ich Wanderschuhe, welche bei grosser Hitze immer noch angenehm zu tragen waren und bei Regen keine Nässe eindringen konnte.
Höhenmetermessung Die Höhenmetermessung erfolgte wie immer Barometrisch, diesmal mit einem Sigma BC 23.16 Tacho. Sie war minus 68 und plus 60 Meter genau (oder ungenau). Die Einstellung der Höhe nahm ich nur am Morgen vor. Hätte ich sie unterwegs immer wieder der Wirklichkeit angepasst, wären diese Korrekturen als senkrechter gerader Strich in der graphischen Auswertung unschön aufgefallen. Die Höhenmeterangaben hier sind aufsummiert, d.h. alle bergauf Strecken zusammengezählt.
Übernachtungen Die Nächte verbrachte ich in einem Hotel, womit ich mir Mehrgewicht für Zelt, Schlafsack und Mätteli (Schlafsackunterlage) ersparte. Da ich im Voraus nicht wusste, wie weit ich fahren werde, konnte ich kein Zimmer in einem Hotel reservieren. Somit bestand das Risiko, dass Hotels bei meiner Ankunft bereits ausgebucht waren.
Ich habe im Vorfeld sämtliche für mich in Frage kommenden Hotels herausgesucht. Damit verlor ich unterwegs keine Zeit für Hotelrecherchen und wusste mit einem Blick auf die ausgedruckte Liste, ob sich eine Weiterfahrt überhaupt lohnte (Distanz zum nächsten Hotel, falls besetzt zum übernächsten). So wusste ich auch, dass es z.B. ab Ulrichen über den Nufenenpass erst wieder in Bedretto ein Hotel gab. So hätte ich in Ulrichen übernachten müssen, obwohl ich vielleicht noch 3-4 Stunden hätte unterwegs sein können.
Geplante Route Folgendes wäre in etwa geplant gewesen:
1. Tag Muttenz-Unterer Hauenstein-Dagmarsellen-Rothenburg 02. September 2020 / Strecke: 88km / Höhenmeter: 847hm
Am Morgen stand ich auf und begann zu suchen. Am Vorabend hatte ich sie noch gesehen, grummel. Ich schaute unter dem Bett nach, im Keller, auf dem WC, in der Dusche, hinter dem Fernseher, im Kleiderschrank, im Putzkasten und schlussendlich im Kühlschrank. Aber ich fand sie nirgends. Wo war sie bloss, meine Motivation für diese Tour? Dementsprechend brauchte ich einen Ruck (einen starken Ruck) und startete erst spät. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es bereits 13:10 Uhr war, als ich mit dem Brompton und Anhänger losfuhr.
Das erste, was ich vors Gesicht bekam, war ein sehr grosser Schwarm Mücken in meinem Wohnort. Das war ungewöhnlich, da ich seit Jahren keine Mückenschwärme mehr bei uns angetroffen habe. Sogar ein Dorf weiter, in Pratteln, musste ich den Mund geschlossen halten, als ich nochmals einen grossen Schwarm durchfuhr.
Von Pratteln ging es weiter nach Liestal (Kantonshauptort), Sissach, Läufelfingen und dann über den Jurapass Unterer Hauenstein. Dieser Pass war sehr angenehm zu fahren, da er mit 4-5% Steigung alles andere als steil war.
Auch die Abfahrt erlebte ich als sehr angenehm, da ich die Bremse sehr selten betätigen musste und die Geschwindigkeit fast nie über 40km/h war. Und da flog sie mir ins Gesicht: Meine vermisste Motivation.
Nun wählte ich die Route 73 über Aarburg/Oftringen, Zofingen bis Dagmarsellen und von da Route 84 nach Sursee. Bis jetzt hatte ich mich, wenn ich aus der Gegenrichtung nach Hause rollte, regelmässig in Zofingen verfahren. Irgendwie verpasste ich da immer ein Schild und jetzt wusste ich wenigstens auch wo.
Von Sursee nach Sempach konnte ich mit offenem oder geschlossenen Mund radeln. Obwohl ich am Ufer des Sempachersees entlang rollte, traf ich keine einzige Mücke an.
In Sempach bereute ich langsam, dass ich so spät von zu Hause gestartet bin. Es hatte bereits zu dämmern begonnen und ich hoffte, falls es dunkel sein wird, ich die Routenschilder noch sehen werde. Ausserdem musste ich noch gut 16km hinter mich bringen, denn beim letzten Mal betrug die Strecke 95km und auf dem Zähler hatte ich gerade mal 79km. Kurz überlegte ich deshalb noch, ein Hotel in Sempach zu beziehen, verwarf aber diese Idee wieder.
So fuhr ich weiter und erkannte vieles wieder auf der Strecke, so dass ich trotz dem Eindunkeln sicher war, auf dem richtigen Weg zu sein. Bei Kilometer 86 um ca. 20:45 Uhr hielt ich an und gab zu Hause Bescheid, dass ich noch gut 10 Kilometer oder 45-60 Minuten vor dem Ziel wäre. Dann stieg ich wieder auf das Brompton und rollte die Strasse hinunter. Plötzlich erkannte ich ein Ortsschild Bertiswil und ich konnte mich nicht erinnern, dass ich früher durch ein solches Dorf gefahren wäre. Ein paar Minuten später stand ich dann vor dem Hotel in Rothenburg. Ich wunderte mich, dass ich bereits nach 88 statt 95km am Ziel war. Aber wahrscheinlich war die Route über den Oberen Hauenstein bei Langenbruck einfach ein paar Kilometer länger als über den Unteren Hauenstein.
Nun kam die nächste Sorge: Einen Blick durch das Fenster in den Saal und ich sah viele Uniformierte an Tischen sitzen, die gerade das Abendessen genossen. So hoffte ich, dass die Offiziere nicht im Hotel übernachten würden, sonst hätte es kein Zimmer mehr frei für mich. Als ich bei der Rezeption bange 5 Minuten wartete, die KellnerInnen räumten Tische ab und brachten das Dessert, wurde ich erleichtert: Es war noch ein Zimmer frei und ich würde auch noch ein warmes Nachtessen erhalten.
Nach dem guten Morgenessen, dem Zusammenpacken meiner Sachen, dem Sonnencreme auftragen usw. musste ich auch nicht lange nach meiner Motivation suchen. Somit legte ich um 9:45 Uhr los, rollte auf der Route 3 zur Reuss (Fluss) runter und kam 9km später in der Stadt Luzern an. Wie in Zofingen sah ich nun auch zum ersten Mal, wo ich hindurch fahren musste, um beim Bahnhof Luzern anzukommen. Bis jetzt hatte ich mich in der Gegenrichtung immer kurz verfahren. Hier der Blick auf die Kapellbrücke:
Ein weiteres Phänomen ist, dass rund um die Stadt Luzern die Wegweiser von Leuten immer wieder verstellt werden. Für Personen wie mich, die noch analog unterwegs sind, ist dies nicht immer einfach zu durchschauen. Hier war aber klar, dass etwas faul war:
Normalerweise nahm ich immer die direktere Route über Horw, da ich somit rund 4km Strecke und ein zwei kleinere Steigungen einsparen konnte. Wenn ich Heimweh bekomme, wird viel beim Weg eingespart. Doch diesmal hatte ich ja Zeit und so nahm ich die Route über Kastanienbaum, welche auch noch schöner war.
Bei einer längeren Pause bei Seebe sass ich auf einer Parkbank und ass eine Kleinigkeit. Vor mir befand sich ein einzelner Spatz und schaute mich schief an. Da er alleine war und ich nirgendwo sonst einen Vogel sah, warf ich ihm ein kleines Stückchen Brot vor die Füsse. Wie aus heiterem Himmel schossen aus allen Richtungen 8 Spatzen auf dieses Brotstückchen. Wo sich diese Vögelchen wohl versteckt hatten? Hier der Blick auf den See:
Die Fahrt durch Hergiswil gehörte nicht zu meinen Lieblingsteilstrecken, da sie eine stark befahrene Strasse war. Hingegen die nachfolgende Strecke am Alpnachersee entlang genoss ich trotz Hauptstrasse sehr, da sie am Anfang direkt zwischen dem bewaldeten Berg und dem See hindurch führte und ich sogar leichten Rückenwind hatte.
Mit der Zeit gingen mir die Flüssigkeiten aus und ich musste in Niederstad die Route 4 wählen, obwohl die Route 9 am Wichelsee entlang weitaus schöner gewesen wäre. Aber die warmen Temperaturen zwangen mich, mehr zu trinken als normal und darum brauchte ich einen Laden und diesen fand ich leider nicht am Waldrand oder Seeufer.
Nachdem mein Gebäck wieder ca. 1.5kg zugenommen hat (1.5l Flüssigkeit), musste ich mich mit der Hauptstrasse und vielen Autos abgeben, bis ich in Sarnen abbiegen konnte. Nun folgte ich der Strasse über Oberwilen (linkes Ufer des Sarnersees), die einerseits immer weniger Verkehr aufwies, andererseits mit der Zeit immer schmäler wurde, bis die Mittellinie verschwand und die Strasse durch den etwas kühleren Wald führte.
Und dann kam sie, die maximale 12%-Steigung, welche während 2km gut 200m in die Höhe ging (Pfedli-Aa am Lungerersee).
Die nette 12%-Strasse ist im Hintergrund:
Hattet ihr auch schon mal so eine innere Stimme, die euch so gewisse Dinge sagt? Ja? Also, mir sagte sie in dieser Steigung: „Schneller.“ Ich antwortete: „Geht nicht.“ „Natürlich geht das, du Flasche“, meinte meine innere Stimme. „Ne, geht wirklich nicht“, war meine Antwort. Darauf forderte sie mich auf: „Schau mal nach links unten.“ Ich schaute und fragte: „Ja, und?“ - „Was siehst du da?“ - „Eine Schnecke.“ - „Genau, und die überholt dich gerade.“ - „Und? Ich ziehe einen schweren Anhänger hinter mir her und habe viel Gepäck dabei, darum kann ich nicht schneller.“ - „Diese Schnecke trägt ein Einfamilienhaus auf dem Rücken und flitzt an dir vorbei“. Was sollte ich darauf noch antworten. Zum Glück kam ich nach einer kurzen Pause und 30 Minuten später oben an.
Nun folgte ich dem schönen linken Uferweg des Lungerersees und sah unterwegs eine der genausten Wetterstationen der Welt. Ich musste grinsen, denn so eine Wetterstation sah ich das letzte Mal vor mehr als 10 Jahren als Witz im Internet.
In Lungern hatte ich die letzte Möglichkeit, meine Vorräte wieder aufzufüllen, was ich dann auch tat.
Und nun kam der Aufstieg zum Brünigpass. Ich zog die Route 9 der Passstrasse vor. Da ich den Brünigpass schon einmal von der anderen Seite (Westauffahrt von Brienz) bezwang (damals mit dem Tourenvelo), wusste ich, wie viele Autos und Töffs über den Pass rauschten. Alles andere als angenehm und ausserdem war ich damals ein fahrendes Hindernis, da es zu wenig Möglichkeiten gab, eine Ausweiche zu benutzen und die Autos beim Überholen auf die entgegenkommende Fahrbahn rollen mussten (mit viel Gegenverkehr).
Egal, ich rollte gemütlich die (noch) asphaltierte Strasse hinauf, als dann das 14% Schild kam.
Und da die Zahnradbahn an dieser Stelle bereits eine Steigung von 10% hatte, wollte ich nicht wiklich wissen, wie steil die Strasse nebenan nun wäre.
Später war die Strasse nicht mehr asphaltiert und der Regen hatte sie ausgewaschen, so dass die Rundungen der Steine mehr als sonst aus der Strasse schauten. Die zahlreichen Regenrinnen, welche das Wasser sammelten und an den Wegrand verfrachteten, waren ziemlich breit und teilweise abgefahren, so dass die kleinen Räder des Brompton mühe hatten, diese grossen Spalten zu überrollen.
(Tschuldigung für das schlechte Bild)
Die Geschwindigkeit fiel auf unter 4km/h und die Trittfrequenz brach zeitweise auf unter 50U/min zusammen. Ich war sauer auf die Leute, die beschlossen hatten, dass diese Strecke für Strassenvelos geeignet wäre. Ich habe mehrmals @*#%$! rausgelassen und zwar so sauer, dass sich selbst meine innere Stimme nicht traute, etwas zu sagen. Für mich war klar, dass wenn ich jemals wieder den Brünigpass befahren würde, dann als Hindernis auf der Passstrasse. Nochmals @*#%$!, da ich gerade in einer abgefahrenen Regenrinne mit dem Hinterrad leicht zur Seite rutschte, bevor der Pneu wieder griff.
Als ich endlich wieder auf der asphaltierten Strasse ankam, rutschte mir fast wieder ein @*#%$! raus. Ich musste rund 30 Höhenmeter runterrollen, die ich vorher mit @*#%$! auf der besch... Steigung mit Schweiss erflucht habe. Diese Abfahrt wurde dann auch noch von einem stehenden Auto, welches die ganze Strassenbreite in Anspruch nahm, gestoppt. Zum Glück hatte der Fahrtwind mein Gemüt beruhigt, sonst hätte ich dieses Auto mit blosser Stimmkraft aus dem Weg geschafft.
Ca. 25 Minuten später hatte ich es geschafft. Ich stand oben auf dem Brünigpass. Leider ist das Passschild an der Felswand neben der Passstrasse angebracht, so dass ein obligatorisches Passschildphoto meinerseits den Verkehr aufgehalten hätte. Darum „nur“ ein Photo vom Brokenhaus, welches sich auf der Passhöhe befand.
Und nun rollte ich auf der Passstrasse runter nach Meiringen (Brünigpass-rote Strasse bis Gnoll-gelbe Strasse über Brüningen...). Diese hatte ein Gefälle bis 13% und ich beschleunigte teilweise auf 63km/h. Ich musste nur vier mal eine enge Kurve befahren, so dass ich sonst die Bremsen nicht betätigte. Diese Abfahrt, welche leider bereits 10min später wieder zu Ende war, entschädigte mich für die besch... Bergfahrt und liess mich diese auch mehr oder wengier vergessen.
Nach [map.veloland.ch] kam der nächste Pass, der eigentlich nicht gross zu erwähnen ist. Es ist ein Talpass, der die Aareschlucht um-/überfährt. Um nicht als Hindernis auf der schmäleren Strasse aufzufallen, fuhr ich auf dem parallel führenden Wanderweg (asphaltiert), wo sich zum Glück keine Wanderer befanden, bis er vor dem Wald leider abbog. Dann rollte ich noch ca. 800m auf der Talpassstrasse und schon kam wieder eine Abfahrt, welche durch 3 Serpentinen führte.
In Innertkirchen angekommen (20.00 Uhr) war das erste Hotel geschlossen, das zweite mit vielen Töfffahrern ausgebucht und das dritte auch vollständig besetzt. Beim vierten und letzten Hotel hatte es noch Zimmer frei, allerdings im Sous Sol, welches ein schöneres Wort für Untergeschoss/Keller war (unteres linkes Fenster):
Zum Glück hatte ich den Cyclone Trekking als Anhänger, denn das Modell Chubby hätte ich da durch den sehr schmalen Gang rollend nicht durch gebracht.
Natürlich hatte ich draussen eine schöne Aussicht auf die Berge:
Um 10:10 Uhr startete ich in Innertkirchen (rote Strasse Richtung Wyler). Am Anfang der Passstrasse stand ein nettes oranges Schild, welches auf die Baustelle durch den Scheiteltunnel auf dem Pass und dessen Wartezeiten aufmerksam machte.
Es war Freitag, dementsprechend waren viele Autos und vor allem sehr viele Töffs unterwegs. Die Sonne schien herrlich von oben und es war sehr warm. Die Strecke hatte zwar viele Kurven, die Strasse war aber doch irgendwie langgezogen und ging immer tiefer und höher ins Tal. Nach etwa 220 Höhenmeter (ca. 20m nach dem Punkt 846) sah ich an einer Brücke die alte Aufschrift „Bern“ mit einem Pfeil nach links. Interessant, denn die Stadt Bern ist ja gut 95km entfernt.
Dann, es war ca. 395 Höhenmeter später, bei Schwendeli, durfte ich beobachten, wie sie in Coronazeiten eine kleine Seilbahn mit 8 Leuten vollstopften, die rauf auf die Trift wollten. Ich hoffte nur, dass alle Masken wirklich was taugten und genug dicht waren.
In Gadmen, ca. 575 Höhenmeter später, leistete ich mir in einem Restaurant eine Gulaschsuppe. Boah, war die gut und ich genoss auch die längere Pause sowie die Ausssicht.
Aber dann ging es weiter und nach 1.9km weiter begann endlich die Strecke, welche ein paar Serpentinen hatte. Die Talseite der Passstrasse hatten sie nun mit Steinen versehen. Dies hatte den Nachteil, dass ich mit Velo und Anhänger nicht mehr gut ausweichen konnte, falls Autos hinter mir mich überholen wollten und von oben auch Fahrzeuge kamen. Auch das Pausieren war nicht mehr jederzeit möglich. Was mir auch noch auffiel: Wenn ich in Tunnels einfuhr, wurde die Strecke oftmals 1-2% steiler. So wurde ich noch langsamer, obwohl ich die dunklen Tunnels gerne schneller verlassen hätte. Trotzdem genoss ich wann immer möglich die Aussicht:
Unterhalb von Steingletsch sah ich zum ersten Mal Teile der alten Passstrasse. Meinen Plan, ein paar Meter auf dieser alten Strasse abzurollen, verschwand dann aus meinem Kopf: Für Strassenvelos war dieser Teil der alten Passstrasse einfach nicht geeignet (Grasstreifen von rechts unten nach links mitte):
In Steingletsch hatte ich ein Gespräch mit einem älteren Herren (schreiben wir mal, er war älter wie ich), der mit einem Kleinbus unterwegs war. Er begleitete eine Gruppe von Rennvelofahrern, die den Susten- und später den Klausenpass überqueren wollten. Diese Nacht würden sie hier im Hotel Steingletsch verbringen. So, nun hatte ich noch mindestens einen Weg von 5km vor mir.
Etwa nach 2.5km stand ich vor dem nächsten Kleinbus. Ein jüngerer Herr sass auf dem Dach auf einem Stuhl unter einem Sonnenschirm, hinter ihm (auch auf dem Dach) war sein Zelt aufgestellt. Unser interessantes Gespräch war nicht so einfach, da es immer wieder durch laute Autos und Töffs unterbrochen wurde.
Als ich später auf dem Sustenpass ankam, machte ich das obligate Photo vor dem Passschild.
Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich länger als geplant für diesen Aufstieg gebraucht hatte: 18:30 Uhr. Ich stand vor der Wahl, entweder den Pass runter zu rollen und im Tal ein Hotel suchen oder hier oben nach zu fragen, ob ein Zimmer frei sei. Falls alles Besetzt wäre, könnte ich immer noch den Pass runterrollen. Ich kroch also die Strasse rauf zum Hospiz und hatte Glück: Ich bekam ein Zimmer. Komisch war allerdings, dass, obwohl ich nur 100m neben dem Sendemast stand, mein Natel sehr schlechten bis gar keinen Empfang hatte. Ich musste hinter dem Hospiz stehen, weil im Zimmer das Gespräch immer wieder unterbrochen wurde.
Hinter dem Haus hatte ich noch eine schöne Aussicht auf einen kleinen Gletscher. Ob der noch in zwei drei Jahren existiert?
Wieviele Leute hatten sich hier im Treppenhaus wohl schon den Kopf gestossen?
Am Morgen überlegte ich noch, ob ich vielleicht doch eine kleine Strecke auf der alten Passstrasse bis nach dem Tunnel fahren soll. Hinter dem Hospitz war die alte Passstrasse ziemlich gut ausgebaut, aber nicht asphaltiert.
Naja, ich rollte trotzdem die Strasse vom Hospiz runter zum Eingang des Tunnels. Dort traf ich wieder den älteren Herren mit dem Kleinbus an. Seine Rennvelokollegen waren noch unterwegs hierher. Nach einem längeren Gespräch über Gott und die Welt durchrollte ich die Baustelle in dem Tunnel.
Am Ende sah ich dann, dass der Weg von der alten Passstrasse durch die Baustelle abgesperrt war. Zum Glück wählte ich den Weg durch den Tunnel.
Und dann kam die Abfahrt nach Wassen, die ich sehr genoss. Die Bremsen musste ich selten ziehen, der Fahrtwind war herrlich und die Aussicht auch. Dank der Baustelle oben im Tunnel wurde ich nur von zwei Autos und einem Töff überholt, da die Fahrzeuge nur mit grösseren Pausen durchgelassen wurden.
In Wassen traf ich den älteren Herren im Kleinbus zum letzten Mal an und ich genoss wieder das Gespräch. Nachdem er mit seinen Rennvelokollegen talabwärts fuhr, füllte ich wieder meine Vorräte in einem Volgladen auf. Da erlebte ich, wie ein Velofahrer den Laden betrat und die Kassiererin fragt, ob er sein Natel (Handy) für rund 10min aufladen könne. Leider hatte er nichts eingekauft, darum verwies die Kassiererin den Herren an ihre Chefin, die dummerweise gerade im Lager war. Er verlies den Laden mit seinem leeren Akku.
Auf der Hauptstrasse fuhren verdächtig viele Autos bergwärts Richtung Andermatt. Warum dies so war, sah ich dann später, als ich einen Blick auf die Autobahn werfen konnte.
Manchmal frage ich mich schon, warum immer dann, wenn ich mich im Gotthardgebiet befinde, Stau auf der Autobahn sein muss, grummel. Somit fuhr ich mit vielen Autos, welche mich überholt hatten, nach Göschenen.
In Göschenen wollte ich noch im Laden einige Dinge einkaufen, die es in Wassen nicht gab. Als ich an der Bushaltenstelle vor dem Laden vorbei fuhr, hörte ich einen jüngeren Mann zu der jüngeren Frau an seiner Seite sagen: „Das ist bestimmt ein Elektrovelo.“ Darauf meldete sich wieder einmal die innere Stimme, welche mir riet: „Steig ab deinem Brompton, pack diesen Typen am Kragen, drücke ihn an die Wand und sage ihm, dass du ihm auch nicht einfach eine faule Sau nennst.“ Ich hörte nicht auf meine innere Stimme.
Bei einem Brunnen fuhr ich an zwei jungen Frauen vorbei, welche mit kleinem Rucksack bepackt ihre Flaschen auffüllten. Ich rollte weiter und bog weiter oben auf die Hauptstrasse ein (sie umfährt Göschenen), um wieder mit den anderen hunderten von Autos und Töffs bergwärts in die Schöllenenschlucht zu fahren.
Als ich bei der ersten Galerie eine Pause einlegte, um ein wenig zu trinken und etwas zu essen, überholten mich diese beiden jungen Damen und rasteten selber etwa 20m neben mir.
Nach dieser kurzen Rast fuhr ich bis kurz vor die nächste Galerie, wo der neue Radweg abbiegt (gestrichelte blaue Linie auf der Karte).
Dieser neue Radweg verläuft etwa 250m auf der Galerie der Schöllenenbahn und anschliessend etwa 600m auf der Strassengalerie. Die Steigung liegt am Anfang zwischen 6-8%, aber vor den kurzen Brücken kann der Velo-/Wanderweg schon mal 10-13% betragen. Obwohl diese Strecke durch ein Steinschlaggebiet führte, ...
... wurde ich zum Glück nicht von einem Stein von oben überrascht, dafür überholten mich schon wieder die beiden jungen Damen.
Dieser Radweg darf nur von unten nach oben befahren werden. Von oben her ist Fahrverbot, allerdings halten sich nicht alle daran.
Hier ein Blick runter auf die Strassengalerie der Schöllenenschlucht, darauf ist der Wander-/Veloweg sichtbar:
Ein wenig später überquerte ich die Teufelsbrücke, um die so ein grosses „Trara“ gemacht wird.
Leider endete dann der separate Veloweg und führte wieder parallel der Hauptstrasse durch die letzte Galerie und endlich war ich in Andermatt. Mein Plan war nun, Lebensmittel und Getränke für zwei Tage einzukaufen. Dann könnte ich westwärts den Furkapass rauf und runter sowie einen Tag später Richtung Süden den Gotthardpass rauf und wieder zurück fahren. Als ich dann aus dem Laden raus kam, sah ich im Gotthard- und Furkagebiet wunderschöne dunkle Wolken, welche sich vermehrten und langsam Richtung Andermatt zogen. Und da ich mir nichts schöneres vorstellen konnte, als über mehrere Stunden mit Regenschutz den Berg zu erklimmen, warf ich meinen ersten Plan über den Haufen und wählte den Weg Richtung Osten über den Oberalppass.
So kroch ich die Passstrasse hoch und drei Kurven später traute ich meinen Augen nicht. Irgendwer hat ein Restaurant mit einem Namen versehen, welcher von vielen nicht schweizerdeutschsprechenden Personen schwer auszusprechen ist:
Weiter rollte ich bergwärts und am Ende des ersten Tunnels sah ich die beiden jungen Damen ... ein letztes Mal. Dann kroch und kroch ich die Serpentinen rauf und schaute immer wieder Richtung Furka. Zum Glück kamen die Wolken nur langsam näher.
Oben bei Nätschen hörten die Serpentinen leider auf. Lange mehr oder weniger gerade Strecken mag ich nicht so, da es mehr als eine Stunde dauern kann, bis ich deren Ende erreicht hatte. Dann endlich ca. 4km später stand ich auf dem Oberalppass. Das obligate Passschildphoto war so eine Sache. Nicht dass es viele VelofahrerInnen gehabt hätte, die sich vor dem Schild photographierten, nein, es waren Autofahrer mit ihren Fahrzeugen. Einige versuchten, ihr Gesicht, das Auto sowie das Passschild auf ein Bild zu bringen. Leider gehöre ich zu der aussterbenden Spezies, die Selfies heute noch immer irgendwie massiv künstlich finden.
Schade fand ich, dass der Leuchtturm hier oben nur so klein war. Dieser wurde in einer Marketingaktion hierher gestellt, weil sein grösserer Bruder mal am Ende des Rheins in Rotterdam stand und hier mehr oder weniger der Anfang des Rheins war. (Hier ein Link zu einem Zeitungsbericht der Bellevue-NZZ)
Und nun freute ich mich auf die nächste Abfahrt und die hatte es in sich. Die Wolken, welche nun auch langsam den Oberalppass erreichten, wurden ja von einem Wind hierher geblasen. Und genau dieser Wind blies mir in den Rücken und beschleunigte mich ruckzuck auf 50km/h. Nach der 180° Kurve, ich musste abbremsen, blies er mir dann ins Gesicht und die Geschwindigkeit ging nur langsam auf etwa 35km/h rauf, bis wieder eine 180° Kurve mir den Wind in den Rücken bescherte. Dies erlebte ich ein paar Mal, bis ich kurz durch eine Baustelle ausgebremst wurde. Diese Baustelle war eine gute Teststrecke, um zu testen, wie lange ein Gebiss im Mund blieb. Danach konnte ich bis etwa Dieni ausrollen, doch leider musste ich durch die nächsten paar Dörfer schön in die Pedale treten, da die Strasse nun eben verlief. Nach Sedrun konnte ich bis Disentis wieder die Abfahrt geniessen.
Nach Disentis (rote Strasse) oberhalb von Pardomat ist die Holzbrücke Punt Gronda.
Diese Holzbrücke sah ich zum ersten Mal Mitte der 90er Jahre. Ich wollte mit meinem damaligen Mountain Bike (heute wäre es ein City Bike) diese Brücke überqueren. Nachdem es mich wegen der unebenen Holzlatten richtig durchgeschüttelt hatte, beschloss ich, diese Brücke nie mehr zu befahren. Als ich 10 Jahre später mit meinem ersten Brompton (T10) hier vorbei fuhr, sah ich die Holzbrücke und wollte sie unbedingt mit dem Brompton überqueren. Noch während es mich massiv durchschüttelte, erinnerte ich mich an meinen Beschluss vor Jahren, diese Brücke nie mehr mit einem Velo zu befahren. Beim dritten sowie nun beim vierten Mal erinnerte ich mich gut daran und verzichtete gerne auf diese durchgeschüttelte Überfahrt.
Unterwegs bei der Talfahrt entdeckte ich zwei Mal einen Bagger, welcher mit zwei Stelzen im Hang parkiert war. Ich sah schon solche Bagger im Fernseher, aber in echt war es für mich weitaus eindrucksvoller.
Nun suchte ich in jedem Dorf, welches ich durchquerte, nach einem bezahlbaren Hotel und fand bis Ilanz keines oder sie waren schon ausgebucht. Ich wusste, dass in Chur mindestens zwei Hotels waren, bei denen ich anklopfen konnte. Da bereits 20.00 Uhr gewesen war, löste ich ein Zugbillet, stieg später in den Regional Express (moderne Bezeichnung für einen Bummelzug) und fuhr nach Chur. Das Brompton, gefaltet und mit Sack überzogen, sowie meinen Anhänger, die Räder waren demontiert und ich trug ihn wie eine Tasche mit Gurt über der Schulter, wurden gratis transportiert. In Chur angekommen stand ich 10 Minuten später an der Rezeption und bekam ein Zimmer. Ich konnte mich in Ruhe duschen und umziehen, da sie Nachtessen bis 22.00 Uhr servierten.
Hier die Daten vom vierten Tag. Abfahrt Sustenpass nach Wassen:
Am Morgen früh warf ich einen Blick aus dem Fenster und graue tiefliegende Wolken starrten mich an. Ich dachte nur: Hoffentlich regnet es nicht unterwegs, denn das zweit schönste Erlebnis für mich wäre, 70-90km auf dem Velo in einem Regenschutz zu verbringen. Auf jeden Fall packte ich die Jacke und Regenhose zuoberst in den Anhänger, damit ich sie wirklich schnell zu Hand hätte.
Die Fahrt nach Landquart war gemütlich und ruhig. In Landquart freute ich mich auf die Tankstelle am Ende des Dorfes. Obwohl es sich nur um eine normale Coop Tankstelle handelte, legte ich da bis jetzt auf jeder Tour traditionell eine Pause ein und stockte falls nötig die Vorräte auf.
Da ich einmal am Rhein entlang gefahren war und mir diese ewig langgezogene Strecke nur Öde vorkam, wählte ich die Hauptstrasse nach Bad Ragaz (rote Strasse). Dank der Autobahn nebenan hielt sich bei mir der Motorverkehr in Grenzen. Sargans habe ich umfahren und bin so über Vilters-Wangs-Mels ins Seeztal gerollt.
Bei meiner letzten Fahrt durch dieses Tal hatte ich Gegenwind, diesmal aber ein bisschen Rückenwind. Da meldete sich wieder meine innere Stimme: „Komm, erzähl den Bromptonauten diese kurze Geschichte mit dem Gegenwind.“ - „Die wollen sie bestimmt nicht hören“ - „Doch, doch!“ - „Na gut“, sprach ich zur inneren Stimme.
Also, im Sommer 2018 fuhr ich von Walenstadt her ins Seeztal und ein 28°C warmer, von oben drückender Gegenwind blies mir entgegen. Dies würde sich während gut 14km nicht ändern. So radelte ich der Seez entlang und wünschte mir einfach nur Rückenwind. Ich wusste, dass dieser Wind von Chur/Landquart her den Rhein runterblies. Somit musste ich nur bis Sargans durchhalten und kann dann den Rhein runter den Rückenwind geniessen. Nach eben 14km qualvollem Gegenwind bog ich ins Rheintal ab und ja, da war mein mit Sehnsucht erwarterter Rückenwind. Das war so toll, denn teilweise erreichte ich trotz Anhänger und viel Gebäck fast 30km/h. Dann rollte ich (bitte die 28°C nicht vergessen) an der Sarganser Kläranlage (ARA) vorbei. Als mir dieser Gestank in die Nase drang, wünschte ich mir sofort wieder Gegenwind, guten Gegenwind, nein sogar starken Gegenwind. Während 5-6 Minuten hat mich dieser Geruch begleitet, bäh.
In der Zwischenzeit war ich in Walenstadt angekommen und zum ersten Mal an diesem Tag fielen die ersten paar Regentropfen vom Himmel. Ich hoffte, wenigstens bis Mols eingermassen trocken zu kommen, weil da gab es ein gutes und preiswertes Restaurant. Naja, zum Glück hörte das Getropfe wieder auf und ich konnte trocken am Walensee entlang fahren. Aber am Ende des Sees sah ich wieder dunkle und tief hängende Wolken.
In Mühletal kam dann eine nette Steigung. Am Anfang war sie ca. 16%, nachher 12% und gegen Schluss nur noch 10% steil. Vier Minuten später war ich oben und nach weiteren vier Minuten stand ich staunend vor einem Schild, welches mir mild beibrachte, dass nun ein Gefälle mit maximal 25% folgen würde.
Bisher kam ich ja immer von der anderen Richtung und ich war der Meinung, es wären nur 16%, da mein Velocomputer (Tacho) nie mehr als eben diese 16% anzeigte. Aber als ich nicht abstieg, wie es auf dem Schild stand, sondern einigermassen langsam runter rollte, zeigte mein Velocomputer immerhin maximale 22% an. Nun stand ich wieder einmal vor dem ehemaligen Restaurant Walensee (bei Salleren) mit den „ruhigen Zimmer“ und stellte fest, dass noch immer nichts renoviert oder saniert worden ist. Hier zwei Photos aus einem älteren Tourenbericht:
Nun kam die übliche Fahrt durch die beiden Tunnels.
Diesmal erlebte ich den Lärm, welche die Fahrzeuge in der Galerie machten, als sehr laut und massiv unangenehm. Ich war froh, als ich im zweiten Tunnel verschwand. Es war ja Sonntag und wahrscheinlich kamen viele Touristen zurück aus den Bergen.
Bis jetzt hatte es nicht geregnet und wieder hoffte ich, mein nächstes Ziel trocken zu erreichen. Wie immer an diesem Tag hingen die Wolken tief und waren dunkel. In Ziegelbrücke stockte ich wieder meine Vorräte auf und sah bei der Unterführung zwei nette Schilder. Wahrscheinlich gab es schon nette Pferde, die ihre „Äpfel“ in der Unterführung liegen gelassen hatten.
Ich rollte weiter durch die Linthebene rauf nach Kaltbrunn. Dort wollte ich bergwärts etwa 1km der (gelben) Strasse nach Gommiswald folgen und anschliessend links abbiegen und über eine geteerte schmale Strasse auf die obere Seite von Uznach fahren, um dort ins Hotel zu hüpfen. Aber nun hatte sich meine Befürchtung doch noch bewahrheitet: Es fing an zu regnen. Zum Glück gab es ein Mehrfamilienhaus, welches ein grosses Vordach hatte. So konnte ich mich trocken umziehen und den Rest der Strecke im Regenschutz verbringen. Was hatte ich noch vor kurzem gedacht? Es gibt nichts schöneres als über mehrere Stunden mit Regenschutz den Berg zu erklimmen.
Der Nachteil von analogen Karten ist, dass sie bei Regen geschützt werden müssen oder in der Tasche bleiben. In meinem Fall blieben sie in der Tasche und ich musste in etwa raten, welche Strasse ich links abbiegen sollte. Naja, zuerst wollte ich eine gut ausgebaute Strasse nehmen, die allerdings 100m später beim Bauernhof Steigriemen endete. So nahm ich die Strasse Richtung Egg/Gublen, welche ein wenig uneben, aber asphaltiert war. Am Ende dieser Strasse, als ich die Verbindungsstrasse von Uznach nach Gommiswald erreichte, wusste ich nicht, ob ich bergauf oder bergab fahren musste. Ich riskierte die Fahrt nach unten und ca. 500m später stand ich vor dem Hotel.
Zum Glück war auch hier noch ein Zimmer für mich frei. Als ich meine Sachen ins Haupthaus bringen wollte, wurde ich von einer ziemlich grossen Heuschrecke begrüsst. „Ob man die essen kann?“ - „Sei still, innere Stimme!“.
Zum ersten Mal, seit ich statt im Zelt in Hotels übernachtete, verzichtete ich auf das Morgenessen. Um 7.00 Uhr hatte ich alles gepackt und transportierte meine Sachen aus dem Zimmer. Die Heuschrecke sass immer noch auf der Stuhllehne. „Nein, innere Stimme, ich will sie auch jetzt noch nicht essen!“
Ich rollte runter nach [map.veloland.ch] und anschliessend am Obersee des Zürichsees entlang nach Rapperswil. Unterwegs kaufte ich mir Verpflegung ein, damit ich den Kanton Zürich ohne Einkauf durchqueren konnte. Es herrschte Maskenpflicht in den Einkaufsläden und ich wollte mir nicht eine Maske anziehen, wenn ich ziemlich am Schnaufen war.
In Rapperswil wurde ich auf der Veloroute 66 durch das Altstädtchen gelotst. Als ich langsam bergauf um die Ecke kroch, sah ich grosse Buchstaben, welche das Wort TANZ bildeten.
Aha, hier lebt also ein Tanzendes Volk von Eidgenossen, die täglich ihre Beine Schwingen. Als ich dann ganz um die Ecke gekrochen war, sah ich den Anfang des geteilten Wortes: DIS TANZ. Corona lässt grüssen.
Manchmal müssen VelofahrerInnen schwer von Begriff sein, wenn man ihnen alles anschreiben muss. Aber es ist leider so wie auch hier:
Die Route 66 würde eigentlich ein bisschen weiter oben des Zürichsees verlaufen. Da ich aber wusste, dass auf dieser Strecke mehrheitlich Rechtsvortritt herrschte, immer wieder bergauf und bergab ging und auch Stoppschilder vorkamen, blieb ich auf der Seestrasse (rote Strasse), die allerdings von Autos, Töffs und LKWs befahren war.
Aber vor Stäfa wurde der Verkehr wegen der Baustelle bergwärts umgleieitet. Velos hingegen wurden durchgelassen. So hatte ich eine sehr breite Strasse nur für mich und ein paar Lastwagen der Baustelle zur Verfügung. Aber das Vergnügen dauerte nicht lange und nach der Baustelle bog die Umleitung wieder in die Seestrasse ein.
In Uetikon am See sah ich plötzlich neben der Strasse zwei alte Elektroloks der SBB und BT/EBT auftauchen: Eine Ae 4/7
und eine Be 4/4.
Die Ae 4/7 waren gute 69 Jahre in Betrieb und hatten gegenüber den modernen Lokomotiven den Vorteil, dass sie bei einer kleineren Überschwemmung einer Schienenstrecke immer noch fahren durften, da ihre Motoren hoch- und nicht bei der Achse gelagert wurden.
Als ich endlich in der Stadt Zürich eintraf, merkte ich, dass in Basel die VelofahrerInnen um einiges besser durch die Stadt geführt werden wie in Zürich. Wenn man sich, so wie ich, nicht mit den Velospuren auskennt, muss man plötzlich zwei von Fahrzeugen viel befahrene Fahrstreifen überqueren, um links abbiegen zu können. Dann wurde ich durch ein ziemlich gut befahrenes Quartier mit Rechtsvortritt gelotst, wo ich das Gefühl hatte, es käme mehr Verkehr von rechts als auf dieser Strasse, auf der ich fuhr. Fand ich sehr mühsam, wenn ich endlich wieder Fahrt hatte, schon wieder die Bremse zu betätigen.
Eigentlich suchte ich eine direktere Route nach Baden, damit ich schneller zu Hause wäre, landete aber immer wieder auf der Route 66, welche der Limmat entlang ging. Ein Beispiel in Dietikon: Ich verliess die Route 66, rollte über eine Brücke und fuhr durch das Industriegebiet, wo ich auf dem Trottoir rollen durfte. Aber bei einer Kreuzung ging es nach rechts weiter unter der Autob ahn hindurch und ich landete schlussendlich wieder an der Limmat. Toll.
Jetzt blieb ich auf der Route 66 und sie ging durch den Wald, dessen Weg nicht asphaltiert war und zu einem breiteren Waldweg wurde. Wie schon beim letzten Mal vor zwei Jahren kamen mir keine anderen Velos entgegen (nur vereinzelte Damen und Herren zu Fuss).
Anschliessend folgte die Fahrt von Baden nach Brugg wieder einmal auf einer Hauptstrasse (rote Strasse). Die Veloroute über den kleinen Hügel war für mich ein zu grosser Umweg.
Nach Brugg begann die Fahrt auf den Bözberg. Dieser Jurapass überwand ich auf der Hauptstrasse (wieder rote Strasse). Auch hier gäbe es eine Veloroute, aber die macht einen kleinen Umweg, so dass ich auf der Bözbergstrasse blieb. Die Steigung betrug am Anfang ca. 6%, später gar nur noch 4%. Oben angekommen musste natürlich das obligate Passschildphoto her, obwohl ich dies früher schon ein paar Mal gemacht hatte.
Die Abfahrt genoss ich natürlich wie immer, die leider in Effingen wieder vorbei war. Bis Frick ging es weiterhin leicht bergab, so als hätte mich ein leichter Rückenwind vorwärts geholfen. In Mumpf nahm ich wieder den direkten Weg der Autobahn entlang. Meine innere Stimme meinte nur: „Gibt es etwas schöneres, als neben der Autobahn während 15 Minuten mit ca. 5-7km/h den Berg hinauf zu gleiten und dem Motorenklang der verschiedenen Fahrzeuge zu lauschen?“ - „Jep, mit dem Regenschutz…;“ Auf jedenfall fahre ich diese Strecke lieber aus der Gegenrichtung. Aber, egal, dank Heimweh stand ich dann ca. 1 Stunde und 30 Minuten später vor meiner Haustüre.
Das Brompton Wie am Anfang des Berichtes schon erwähnt, ist die Entfaltung des ersten Ganges bei meinem Brompton kürzer als von meinem Tourenrad. Dank diesem Umstand blieb meine Trittfrequenz meistens im Bereich von 75-85 Umdrehungen pro Minute. Bei unter 70 Umdrehungen kommt bei mir schnell der Wunsch auf, einen Gang tiefer zu schalten. Wenn da aber kein tieferer Gang mehr ist, macht mir die Fahrt nicht mehr unbedingt Freude. Kurze Strecken kein Problem, aber z.B. mehr als drei Stunden nur noch die Pedale zu „stemmen“ bzw. zu „würgen“, wäre für mich nicht machbar gewesen.
Das schöne am Brompton ist auch, dass ich es nicht draussen im Regen stehen lassen muss. Es hat dafür in jedem Hotelzimmer ein Plätzchen zum Übernachten.
Den P-Lenker (wurde leider aus dem Sortiment entfernt) möchte ich nicht mehr hergeben. Habe ich den Wunsch, die Hände in eine andere Position zu schieben, ist dies möglich. So kann ich normal halten, einen, zwei oder gar drei Finger (drei eher selten) oben am Lenker über die Biegung schieben und bei Bergfahrten kann ich auch den Lenker mal mit gestreckten Finger von oben her über der Biegung halten, so dass die gestreckten Finger die vertikalen Rohre des Lenkers einkreisen (empfehle ich nicht bei schnellen Fahrten). Schlussendlich kann ich den P-Lenker auch unten halten, was ich nur bei schnelleren Fahrten und gut übersichtlichen Strecken mal mache, da unten keine Bremshebel sind.
Die Schaltung ist ja bei mir in drei Teilen vorhanden: Zwei Gang Kettenschaltung, 3 Gang SRAM und die Mountain Drive (Tretlagerschaltung). Die Entfaltung, welche auf mich zugeschnitten ist und für Leute mit einer tiefen Trittfrequenz (z.B. 40-70U/min) eher nicht geeignet ist, habe ich bereits am Anfang des Berichts aufgeführt. Die SRAM hatte ich gewählt, weil damit 12 regelmässig abgestufte und für mich brauchbare Gänge möglich sind. Bei der BWR gäbe es Überschneidungen und einen bis zwei für mich nicht geeignete Gänge (also nur 8-9 brauchbare Gänge).
An die drei Schaltungen habe ich mich schnell gewöhnt. Beim Schalten in den Berggängen und der Kettenschaltung muss ich beachten, dass die Kettengeschwindigeit gut 2,5 Mal langsamer ist als in den Direktgängen. So muss ich, wenn Bergauf die Trittfrequenz unter 70 Umdrehungen fällt, kurz schneller Treten, damit beim anschliessenden Schalten mit der Kette nicht stehen bleibe, wenn endlich die Kette vollständig auf das andere Ritzel gesprungen ist. Falls nicht, was zum Glück bei mir nur noch sehr selten vorkommt, dann höre ich das bekannte Knacksen. Wie der P-Lenker möchte ich diese Schaltungskombination nicht mehr missen.
Zur Info: In der Zwischenzeit hat SRAM die Produktion von Nabenschaltungen eingestellt. Es wird der Tag kommen, wo es keine Ritzel mehr als Ersatzteil weder bei SRAM noch in einem Brompton-Laden gibt.
Schwalbe Marathon Vor der Tour hatte mein Velomech empfohlen, den Pneu vom Hinterrad zu wechseln, da das Profil schon ziemlich abgefahren war. Da ich aber bis auf einmal sehr zufrieden mit der Pannensicherheit war, lies ich den Pneu drauf. Nach dieser Tour sah man nichts mehr vom Profil. Aber solange die Schutzschicht nicht durchschimmert, fahre ich diesen Pneu noch weiter ab.
Töfffahrer/Autos Tja, wenn man so wie ich am Freitag und Samstag Pässe erklimmt, dann darf man sich nicht wundern, wenn man gefühlt hunderttausendmillionen (sehr sehr viele) TöfffahrerInnen antrifft. Trotz der Fülle konnte ich mich aber nicht über sie beschweren, denn sie hatten einen guten Abstand beim Überholen von mir, schnitten keine Kurven und hatten kein durch Mark erschütterndes „Motorengeschrei“.
Bei dieser Tour hatte ich auch die Personen in den Autos ziemlich gut in Erinnerung. Ich wurde nur vereinzelt ein wenig knapp überholt, der Vortritt wurde mir gewährt und dafür nahm auch ich so gut wie möglich Rücksicht auf sie und behinderte den Verkehr sehr wenig.
Im alten Forum kam die Frage auf... ...ob die Ae 4/7 mit dem Krokodil verwandt wäre. Nein, ist sie nicht. Die Ae 4/7 hat den Buchli-Einzelachsenantrieb, das Krokodil (Be 6/8 II+III und Ce 6/8 II+III) haben Stangenantrieb. Der Buchli-Einzelachsenantrieb kam auch in Deutschen Loks zum Einsatz: DR E 16 und DR ET 11 01.
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