8-Gang Nexus vs. S/A XRF-8 w im Vergleich

Brometheus

aktives Mitglied
Ich bin noch in der Findungsphase zwecks Umbau. :rolleyes: Wo liegen die Unterschiede der beiden Naben, Vor-u. Nachteile? Bei der Nexus weiß ich ja dank @berlinonaut das der Hinterbau aufgeweitet werden muß, bei der S/A XRF-8 w nicht. Vom Gewicht her ist die Nexus wohl schwerer, allerdings weiß ich nicht ob das nur für die Nabe alleine oder das ganze Paket, Schaltgr.,Züge, etc. gilt. Bei Shimano hab ich auch keine Nexus mit 124 mm Einbauweite gefunden. Die waren meist 135mm oder 132 mm. Und welche ohne Angabe. Dann gibt es Nexus für V-Brakes, Rollenbremse und Scheibenbr.. Welches Model wird für das Brompton verwendet?😟
- Wie schalten die sich im Vergleich?
- Wie sieht es mit der Wartung aus (Intervalle, Ersatzteile, Ersatzteilpreise, etc.)
- Robustheit/Anfälligkeit?
-Preisvergleich?
Ich geh mal davon aus, daß sich die üblichen Verdächtigen melden! Hoffentlich!😜
Muß aber nicht mehr heute sein. Schlaft erstmal ne Nacht drüber, eilt nicht.😄
 
Die Nexus-8-Gang für Rollerbrake ist die von Juliane verbaute Variante. Ohne Rollerbrake bleibt eine Einbaubreite von 119 mm. Je nach dem welche Kontermutter verwendet wird auch etwas weniger.
Die Gangsprünge sind bei Nexus nicht gleichmäßig und es gibt keinen expliziten Direktgang wie bei der alten F&S Dreigang.
Wartung ist bei Shimano alle 5000 km ein Tauchbad im heiligen Öl und anschließendes Fetten der Lager.
Persönlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass Schaltprobleme auch vom Schaltzug und seiner Hülle beinflusst werden. Der PE oder vergleichbares enthaltene Inliner wird mit der Zeit enger und die Schaltung hakelt im 4. und 5. Gang. Entweder Außenhülle und Zug komplett erneuern oder einen 1,1 mm Zug nehmen.

Mit der S/A-8-Gang habe ich keine eigene Erfahrung.
 
Nexus-8-Gang für Rollerbrake
Das ist so nicht richtig..
Ich fahre die Nexus Premium 8 in
der normalen Ausführung, umgebaut auf
etwa 119mm. Keine Probleme bei grosszügigem Schaltzugradius.

Die Nexus und Zubehör sind preiswert
im Strassenverkauf zu finden.
Im Prinzip also ist die Nabe kaputt zu fahren leider preiswerter als regelmässig warten zu lassen.
Ich möchte meine Nexus daher bei Gelegenheit auf Ölschmierung umbauen...

Auch bestimmte Alfine Naben, sogar
die 11 Gang, lassen sich auf 119mm
bringen. Ist aber sehr aufwendig.

Alternativ gibt es von Shimano noch
teure und recht unbekannte 5 und 7 Gang Nexen, welche sich ebenfalls umbauen lassen.

Zum Spreitzen des Hinterbaus genügt
eine Gewindespindel aus dem Baumarkt. Oder ab zu Junik..

SA hat derzeit Lieferprobleme bei
der 8 Gang in 28 Loch.
Nachteil der SA ist der hohe Strassenpreis, Anpassung des Kettenspanners und ein sehr kleines Kettenblatt...
 
Zuletzt bearbeitet:
Die "normale" Ausführung besitzt eine Abdeckung, unter der die Aufnahme für eine potenzielle Rollerbrake sich befindet.
Die Alfine 8-Gang hat ein anderes Gehäuse ähnlich der 11-Gang ohne Chance auf 119 mm zu kommen.
Trotz großzügiger Schaltzugradien verengen sich die Außenhüllen mit der Zeit.
 
Die Alfine 8-Gang hat ein anderes Gehäuse ähnlich der 11-Gang ohne Chance auf 119 mm zu kommen.

Aber natürlich ist dies möglich mit
der 11 Gang:
Alfine 11

Eine 8 Gang Alfine habe ich eigenhändig
auf meiner kleinen CNC Drehmaschine
in der Breite angepasst.

Modedit: Pöbeleien gegen andere Forenmitglieder entfernt. Neuerlicher Hinweis: Achte auf Deinen Tonfall, sonst droht neuerlich eine Forenauszeit für Dich.

Es gibt im Web einige Fotos von
Bromptons mit Alfine 8 bzw. 11 Gang,
wo scheinbar der Hinterbau auf 13?mm
gespreitzt wurde.

Ben von Kinetics spreitzt sogar die
Titan Hinterbauten au 135mm.

Ich persönlich würde eine Shimano 8 Gang Nabe bevorzugen, auch wegen
der Schalthebelauswahl. Diese sollte
gut gelagert sein, wie die Premium
oder Alfine Variante.

Eine leichte und einfach zu montierende
Alternative wäre noch die SA 5 Aludose.
Deren Gangsprünge sind jedoch gross.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Die "normale" Ausführung besitzt eine Abdeckung, unter der die Aufnahme für eine potenzielle Rollerbrake sich befindet.
Die Achtgang-Nexus gibt es in verschiedenen Varianten: für Rollenbremse, für Scheibenbremse und ohne Bremsaufnahme.

 
Wenn ich die 8-Gang Nexus (Rollerbrake-Version) verbaue, dann hat die nach Entfernen der Distanzmutter124mm Einbaubreite, die Nabe ist asymmetrisch gespeicht und die linke Achsseite ist gekürzt. Die Alfine 8-Gang kann man wegen der Achsenform (keine Abflachung links) nicht schmaler bauen, die bleibt bei 135 mm. Die 11-Gang Alfine ist in der Zugführung sehr empfindlich, sie hat zu geringe Rückstellkräfte in der Feder zum zurück schalten. Bei der 8-Gang SA muss man sich einen Kettenspanner schnitzen, weil das Ritzel sehr groß ist.
 
Die Gangsprünge sind bei Nexus nicht gleichmäßig und es gibt keinen expliziten Direktgang wie bei der alten F&S Dreigang.
Wenn ich mich recht entsinne, war das bei der 7x-Nabe der Fall (vielleicht aber nicht mal dort). Die Shimano 8x-Naben haben aber alle den fünften Gang als Direktgang.

Die Gangsprünge sind ansich ziemlich OK, aber da man versucht hat, den leichtesten Gang noch ein Stückchen leichter zu machen ("Mountaindrive"), ist dieser Sprung halt in der zweiten Getriebehälfte zwischen dem 5. und 6. Gang noch einmal genauso vorhanden.

Die Sache mit dem heiligen Shimano-Öl jedes Jahr (manche Quellen geben auch alle 2 Jahre oder 5000 km an) muss man vielleicht nicht zu eng sehen, das hängt auch von der Fahrleistung ab. Allerdings fühlte sich meine Alfine damals nach dem ersten Öltauchgang tatsächlich wieder etwas geschmeidiger an.

Da das je nach Händler aber auch recht teuer ist, weil das Öl halt nicht billig und die Operation durch den Getriebeausbau auch einigermaßen aufwendig ist, kann man, wenn Nachhaltigkeit einen geringeren Stellenwert genießt als Wirtschaftlichkeit, auch das Getriebe ohne Wartung herunterfahren und dann durch ein neues ersetzen...

Und dann gab es noch den Ansatz, bei der 8x-Nabe eine Bohrung an der Hülse zu machen und sie ebenfalls mit Öl zu betreiben statt mit Fett. Irgendwo im Netz war das mal beschrieben (und in unserem Fuhrpark gibt es sogar so eine Nabe, die aber inzwischen zu wenig fährt für belastbare Erfahrungen)...
 
Da ja in diesem Thread nach dem Vergleich 8-Gang Nexus vs. 8-Gang S/A gefragt war schreib mal was zu letzterer.

Der guten Ordnung halber: Es gibt zwei Versionen, die ältere X-RF 8 und und die neuere X-RF-8w. Die w hat eine eitwas größere Spreizung von 325% als der Vorgänger ohne w und hat diesen vor über 15 Jahren abgelöst, die ohne w dürfte einem höchstens noch gebraucht über den Weg laufen, aber auch das ist sehr unwahrscheinlich.
Die Nabe gibt es ab Hersteller mit 112mm Breite, der Hinterbau muss also nicht aufgeweitet werden. Das macht den Einbau einfacher und reversibel - letzteres war für mich damals der Grund mich dafür zu entscheiden.
Der erste Gang ist der Direktgang, alle anderen sind Übersetzungen. Das ist ziemlich ungewöhnlich, prädestiniert die Nabe einerseits für kleine Laufräder, hat aber den Nachteil, dass die Effizienz abseits des ersten Ganges leidet. Die Schaltsprünge sind zwischen den Geängen 2-7 sehr angenehme 14%, vom 1. zum 2. sowie vom 7. zum 8. 30% (das ist knapp in der Grössenordnung des Schaltsprungs einer Dreigangnabe). Man hat also einen Rettungsring am Berg und einen Overdrive für bergab. Hört sich praktisch an, ist es aber nicht so sehr meiner Meinung nach - mit dem großen Schaltsprung zum ersten Gang kann man sich noch arrangieren, auch wenn ich ihn persönlich blöd finde, der 30% Sprung nach oben raus ist leider etwas praxisfremd: Gerade beim schnell fahren braucht man eigentlich fein gestufte Gänge, weil die eigenen Kraftreserven da nicht mehr so üppig sind, daher ist es wirklich eher ein "Bergabgang", es sei denn man fährt mit sehr niedriger Kadenz. Je nach persönlichen Vorlieben und gewählter Ritzel-Kettenblattkombi ist sie in der Praxis also eher eine 6-Gang mit erweiterten Möglichkeiten (deren innere Sechs Gänge ungefähr die Bandbreite einer Modernen Fünfgangschaltung wie der S-RF 5w haben 256% vs. 325%-60%=265%, allerdings durch einen Gang mehr feiner gestuft).

Ritzel gibt es zwischen 20, 23 und 25 Zähnen, kleiner und grösser gibt es nicht, am Brommi passen alle Varianten. Das 20er geht mit der Notwendigkeit eines sehr kleinen Kettenblatts vorne einher, das 25er geht mit dem Serienkettenblatt. Sieht dann z.B. so aus, oben mit 50/25, unten mit 36/20:
Bildschirmfoto 2023-07-21 um 07.19.26.png

(Link zum Ritzelrechner zum selber spielen)

Zum Vergleich die Shimano Nexus 8 mit 44/14 (so wird sie glaube ich von @Juliane am Brompton verbaut):

Bildschirmfoto 2023-07-21 um 07.22.51.png
Man sieht:
- der Nexus gebricht es an einem Direktgang
- die Gangsprünge sind etwas größer und ungleichmässiger
- die Spreizung ist mit 306% etwas geringer als bei den 325% der S/A (und de facto auf Augenhöhe mit den 302% der BWR)
- dafür ist die gesamte Bandbreite in der Praxis nutzbar

(weiter im nächsten Posting)
 
Zuletzt bearbeitet:
(Fortsetzung)

Zum verbauen der S/A muss der Kettenspanner modifiziert werden - durch das grössere Ritzel brauchen die Röllchen mehr Abstand zur Nabe. Hier führen mehrere Wege nach Rom. Die älteste und einfachste Modifikation ist es, den Kettenspanner mit einer Platte nach unten zu versetzen. Das ist etwas unelegant und aus diesem Versetzen resultiert das Gerücht, bei der S/A am Brommi liefe der Kettenspanner Gefahr Bodenkontakt aufzunehmen und deswegen sei das ein Scheissumbau. Dieses Vorgehen ist längst nicht mehr üblich, stattdessen werden die Ärmchen des Kettenspanners verlängert und gleichzeitig die Röllchen etwas nach innen versetzt. Auch dafür gibt es wiederum diverse Rezepte, je nach Umbauer:
- mein Umbau ist von Tillercycles (gibt es nicht mehr). Graham hat für den Kettenspanner zwei massive Auluteile gefräst, mit denen die Arme jeweils ca. 1cm verlängert werden und leicht nach innen versetzt. Gleichzeitig kam ein kleiner Spacer zwischen Rahmen und Kettenspanner (ebenfalls custom made), der den Spanner wiederum 2-3mm nach aussen versetzt hat. Funktionierte sehr gut. Ich habe die 50/25 Variante, wie sie damals von Graham angeboten wurde.
- Ben Cooper verbaute in seinem Kit im Gegensatz dazu 36/20. Er verlängerte in den späteren Varianten des Kits die Arme mit gebogenen Blechstreifen.
- der dritte im Bunde der Umbauer ist oder war der Faltraddirektor aus Berlin. Wie er den Umbau macht weiss ich nicht - er macht ein Riesengeheimnis draus und ruft oder rief dafür einen eher exorbitanten Preis auf (ich habe dort länger nicht mehr nachgeschaut)

Interessanterweise bietet ausser dem Faltraddirektor keiner der drei mehr dem Umbau an. Graham ist in Rente und hat seinen Laden aufgegeben, er hatte aber schon einige Jahre vorher sich von der X-RF 8 verabschiedet, da sie zu viele Zicken machte und es zu viele Reperaturfälle gab. Stattdessen schwenkte er auf die Shimano Alfine 8 (Hinterbauspreizung erforderlich), die er schon länger parallel angeboten hatte. Meine X-RF 8w war eine der letzten, die er verkaufte.
Bei Ben Cooper ist sie vor einiger Zeit kommentarlos von der Webseite verschwunden - ich würde vermuten, er hat mit den Rohloff-Umbauten genug zu tun. Vielleicht bietet er auf Nachfrage auch immer noch eines an - keine Ahnung. Bei seinem Kit zum Selbsteinbau der X-RF8w gab es immer mal wieder Beschwerden über abfallende Ketten.

Das Verbauen der Kits ist nicht schwer - bei der Cooper Variante muss man zusätzlich die Kurbel wechseln, da das kleine Kettenblatt nicht auf die Serienkurbel passt. Der Faltraddirektor bot nie einen Kit an sondern immer nur Umbau in seiner Werkstatt.
Die Nabe muss asymmetrisch eingespeicht werden - rechts normale Speichung, links kürzer und radial - in der Praxis macht das keine Probleme.

Nota Bene: Auf einem asiatischen Blog flext einer grob am Hinterbau rum, zwecks Verbauens der Sturmey 8-Gang. Das ist unnötig, scheint aber den Bildern die Kettenspannermodifikation zu ersparen. Ich hätte dennoch Zweifel.

Wie ist nun die Praxis mit der X-RF8w? Ich würde sagen mittelprächtig. Ich hatte von einer Dreigangnabe umgerüstet und war recht angetan von den zusätzlichen Übersetzungen. Die Nabe braucht zwischen 500km und 2000km zum Einlaufen, danach schaltet sie merklich besser und läuft leichter. Bis dahin will sie recht hochfrequent nachjustiert werden am Schaltzug und gerne ergibt sich zwischen 4. und 5. Gang (bzw. anstelle eines dieser Gänge) ein Leerlauf, wo keiner sein sollte und auch ansonsten ist das Schaltverhalten gelegentlich eher erratisch.

Nach der Einlaufphase ist das deutlich besser, eine gewisse Zickigkeit bleibt, die Nabe ist ein kleines Sensibelchen und kein Wunderwerk an Effizienz. Da ich sie auch in einem 20" Moulton gebraucht erworben habe kann ich sagen, dass das bei beiden meiner Exemplare gleichermassen auftritt, also nicht auf einen Einzelfall beschränkt ist.

Geschaltet wird über einen Drehgriff, das ist problemlos und kraftarm, wenn sie aber zickt hat man beliebig viele Gänge, die nicht rein wollen oder mehr oder weniger lustige Geräusche produzieren.

Mit Hauptursache für das sensible Verhalten ist der Schaltzug: Er wird an der Nabe seitlich eingehängt und dreht sich dann beim Schalten rund um die Nabe. Die Klemmung erfolgt in einer flachen Schrauben-Mutter-Kombi und da ist eine Ursache des Übels: Der Zug muss sehr knapp und sehr präzise abgelängt werden, andernfalls stört er die Kreis-Bewegung des aussenliegenden "Schaltrings". Naturgemäss ist das bei der Ersteinstellung ziemlich nervig, weil man da ja noch nicht genau weiss, wie lang er wirklich sein muss - zu kurz ist sozusagen noch schelchter als zu lang und zu lang ist schon extrem schlecht. ;)
Zweitens kann man besagtes Klemmstück leicht verkantet in den Schalting einbauen, wenn man nicht aufpasst - auch dann schaltet's fürderhin schäbig. Ist der Zug zu lose kann dieses Verkanten im höchsten Gang, wo die Zugspannung am niedrigsten ist, auch von alleine erfolgen - auch dann schaltet's fürderhin schäbig.
Auch gern genommen: Ist der Zug zu lose springt er in den höheren Gängen mit Pech aus seiner Führungsnut im Schaltring und dann ist's essig mit dem Schalten.
Um so ein Verkanten oder ander Malaisen zu korrigieren muss das Rad auf den Kopf - ein Montageständer ist extrem hilfreich. Raus muss das Rad nicht, aber der Kettenspanner ab und es ist schmierig, pieksig und fummelig - es ist also insgesamt eine eher nervige Angelegenheit, mit der man in der Einfahrphase eine gewisse Routine entwickelt, die allerdings die Liebe zur Nabe wohl nur bei ausgesprochenen Masochisten steigern dürfte.
Ab davon muss in der Einfahrphase häufiger am Zuglängeneinsteller am Schaltgriff nachjustiert werden - segensreicherweise ist er vorhanden, an kann nur hoffen, dass der Verstellbereich ausreicht denn andernfalls muss man hinten ran und an der Klemmutter mm-weise kürzen.

Massive Besserung brachte der Wechsel des Schaltzugs - der von S/A mitgelieferte ist sehr flexibel und macht es der Nabe leicht, ihn zu biegen und zu verknödeln - dann bleibt die Schaltung beim Schalten hängen aufgrund der beengten Platzverhältnisse im Brompton Hinterbau, bis ein segensreiches Schlagloch oder auch nur eine Bodenunebenheit für Erschütterung und damit Bewegung sorgt. Mit einem steiferen Edelstahlschaltzug sieht die Sache ganz anders aus. Nach der Einfahrphase schaltet es sich weitgehend problemlos und die Zickigkeit ist weitgehend verflogen. Gelegentliches Nachjustieren am Zugeinsteller am Schalthebel ist noch nötig, aber selten. Sprich: Ein vernünftiger Schaltzug ist dringend angeraten.

Voraussetzung ist eine sehr sorgfältige Grundeinstellung. Die erfolgt S/A typisch mit bunten (roten und gelben) Punkten, die in bestimmten Gängen durch irgendwelche Löchlein zu sehen sein müssen und ist etwas nervig, da man da ggf. x-fach besagte Klemmschraube des Schaltzugs nachjustieren muss (wie oben beschrieben nervig) und dabei mit Pech die Grundlage zur späteren Schaltzugverknödelei liefert. Wenn das erfolgreich durchlitten ist und ein vernünftiger Schaltzug verbaut gibt es eigentlich wenig Kummer. Hektisches Schalten mag sie nicht und versehentliches Schalten unter Last so richtig gar nicht, aber daran gewöhnt man sich.
Charmanter Vorteil: Man kann (nach der Einfahrzeit) unter Last schalten ohne, dass was passiert, sobald man den Druck auf dem Pedal deutlich verringert flutscht der gewählte Gang dann rein und man kann mit der gewünschten Übersetzung weiterpedalieren. Quasi eine Gangvorwahl - ganz lustig beim Fahren im Stadtverkehr, aber jetzt nicht wirklich ein offizielles "Feature" und gleich gar keines, das ich bei anderen Schaltungen vermissen würde.

In der Summe hat mich die Nabe dennoch nicht so wirklich glücklich gemacht. Am besten waren die eng gestuften Gänge im inneren Bereich, davon 2-3 mehr und die Welt wäre fein gewesen. Mit den beiden grossen Gangsprüngen in den äusseren Gängen bin ich nie warm geworden und fand sie nervig Die Zickigkeit hat sich wie gesagt weitgehend gegeben, allerdings hatte ich immer das Gefühl merkbarer Ineffizienz der Nabe. Das ist nicht gemessen und sicherlich auch befördert durch die Geräuschkulisse - die ist nicht sonderlich laut, hört sich aber je nach Gang an wie eine Mischung zwischen einem Schwarm Bienen und Raumschiff Enterprise auf Warpantrieb. Man hört sozusagen, wie Teile der Tretkraft in Geräusch verwandelt werden und im inneren der Nabe von den zahlreichen Zahnrädern tropfen. Bzw. kam es mir immer so vor - gemessen habe ich wie gesagt nichts.

Da das Bessere des Guten Feind ist flog die Nabe daher nach einiger Zeit raus und machte einer BWR Platz, die fühlbar effizienter war, aber deren Gangsprünge mich nicht froh machten. So kam es dann zur Entwicklung meines bekannten Neunfach-Umbaus auf BWR-Basis, der mit 327% Spreizung diesbezüglich nahezu identisch zur S/A ist, aber durchgängig gleichmässige ~15 Schaltsprünge hat und eine hohe Effizienz.
Bildschirmfoto 2023-07-21 um 08.23.15.png

Nervig blieben die zwei Schalthebel (für viele mit ein Hauptgrund zum Umbau auf Nexus oder XRF-8) und so landete ich dann schlussendlich (mal wieder) bei der Rohloff als ultimativem Problemlöser.

Die XRF-8w läuft mittlerweile in meinem Brecki und da macht sie sich ausgesprochen gut - das Brecki ist kein besonders schnelles Rad, die Übersetzung geringfügig anders und die Kadenz tendenziell leicht höher, hektisches Schalten kommt nicht vor, für mich ist das eher ein gemütliches Geniesserrad. Da harmoniert die Schaltung prima, der Rettungsring mit kurzem ersten Gang ist am Liegerad aufgrund fehlnder Wiegetrittmöglichekeit sehr willkommen und der höchste Gang kommt kaum je zum Einsatz und wenn dann zum gemütlichen Cruisen auf babypopo-Strecke in der Ebene oder halt bergab. So hat sie dann ihren Frieden gefunden bei mir.

Im Vergleich zur Nexus würde ich sagen: Die Nexus dürfte die alltagstauglichere Schaltung sein aufgrund geringerer Zickigkeit. Auch die mag ich nicht so furchbar gerne (ich fahre sie als Premium-Version it Drehschaltgriff in einem Bernds sowie als Alfine-8 mit Rapid Fire-Schalter im Lastenrad). Im Lastenrad merkt man dank des Motors nichts von der Ineffizienz, dafür hat sie oft ihre liebe Mühe, den gewählten Gang auch wirklich einrasten zu lassen. Im Bernds tut sie völlig problemlos was sie soll, den recht grossen Gangsprung von fünf nach sechs finde ich allerdings nervig und im Vergleich zur Rohloff oder auch der BWR versickert schon mehr Kraft in der Nabe, so mein Eindruck und bedauerlicherweise ist der fünfte Gang der Nexus der effizienteste, wie die Messung der Fahrradzukunft ergeben hat (hier dargestellt als Inter-8), davor und danach geht's bergab:

1689923242659.png
Quelle


Das ist natürlich etwas blöd, weil der fünfte bei dieser Schaltung nicht mein meistgentutzer Gang ist und wie oben im Schaltdiagramm zu sehen, mit 4,18m ein bisschen kurz für den Dauereinsatz. Übersetzte man deutlich länger gebricht es der ganzen Angelegenheit an Bergtauglichkeit. Das Fehlen eines Direktgangs empfinde ich schmerzhaft. Frau Edit sagt: Der fünfte IST ein Direktgang.

Eine solche Effizienzmessung für die Sturmey Archer X-RF 8w ist mir nicht bekannt, ich bin aber sicher, sie würde gewiss nicht auf dem Siegerpodest stehen.


Resümee:​


Trotz meiner kritischen Anmerkungen sind beide, Nexus 8 wie X-RF 8w, eine gute Alternative, wenn man die BWR nicht mag aufgrund der Bedienung durch die beiden Schalthebel. Beide bringen ca. 1kg Speck zusätzlich auf die Rippen, beide sind keine Effizienzkönige. Aber man kann mit beiden diesbezüglich gut leben, wenn man sich nicht für Effizienztabellen interessiert sondern einfach nur fahren will. Beide eliminieren den Kettungschaltungsteil des Brommi als Fehlerquelle (meist geht sie, wenn sie's nicht tut wird es nervig) und bei beiden dürfte aufgrund dessen auch der Ritzelverschleiss geringer sen. Die geringfügig höhere Spreizung der Sturmey Archer ist nicht so fürchterlich relevant mehrwerthalber, wesentlich interessanter ist da das eigene Schalt- und Tretverhalten, ob man eher die beiden Rettungsringe oben und unten bevorzugt oder das halbwegs gleichmässige Abgestufte der Nexus. Im inneren Bereich finde ich die Abstufung der Sturmey deutlich angenehmer, allerdings braucht sie Zeit und etwas Liebe, bis sie ein verlässlicher Partner wird. Ungefähr so, wie wenn man einen Welpen erzieht. ;) Die Nexus ist demgegenüber von Tag eins an umproblematisch, aber auch ein bisschen langweilig. :p
Die Beschaffung der S/A scheint gerade nicht einfach - die üblichen Quellen haben sie aktuell sämtlich nicht gelistet und die Kits scheint es zumindest auf den ersten Blick nicht mehr zu geben. Die Sturmey ist also eher was für Selberbauer. Punkten tut sie durch den Entfall der Hinterbauspreizung.
Als Alltagsradler mit überschaubarem Interesse an Schraubereien würde ich persönlich vermutlich heute die Nexus von Juliane nehmen. Macht einfach weniger Stress und funktioniert gut.

Bilder:

8-Gang-Umbau vom Faltraddirektor: Man sieht:
- kleineres Blatt auf Serienkurbel
- nach innen versetzte Röllchen am Umwerfer
- irgendwie versetzter Kettenspanner
40967655cd.jpeg

40967660lv.jpeg




Umbau mit Tillercycles Kit am Brecki:

37497849we.jpg


Man erkennt bei genauem Hinsehen die verlängerten Umwerferarme.

Hier die Variante Ben Cooper, die gegen die gefrästen Aluteil von Tiller ziemlich abstinkt:

brompton8-speedchainset.jpg

brompton8-speedrear_2.jpg


(Bilder des Cooper Umbaus von hier, das Brecki ist meines und die Bilder vom Faltrad-Direktor-Umbau stammen von einer Kleinanzeige vor einigen Jahren)

PS: Spezifikation, Explosionszeichnung und Anleitung zur X-RF 8w finden sich in der Ressourcensektion des Forums, ebenso diverse Materialien zu Nexus
 
Zuletzt bearbeitet:
Off Tropic:

Ist es möglich, das es von den Shimano
Naben Sonderversionen für Dahon gab
in Punkt Lochzahl und Einbaubreite?
Es war z. B. mal eine 28 Loch Nexus gelistet. Bezugsquellen hab ich nie
gefunden.
 
Es ist möglich für die SA X-RF8 den Kettenspanner für die Schaltung (3/6 Gang) umzubauen. Dieser benötigt nur längere Schrauben für die Kettenröllchen und eine Nase vom Plastik muss abgeschliffen werden.
das dürfte allerdins vermutlich nur mit dem 20er Ritzel gehen, nicht mit den Größeren, oder?
 
der Nexus gebricht es an einem Direktgang
...lese ich jetzt erneut. Verstehen wir was anderes darunter? Bei mir ist das der Gang, bei dem die Nabenhülse sich so schnell wie das Ritzel dreht. Laut Shimano und meiner Erfahrung mit der Nexus 8 und der gleich abgestuften Alfine 8 ist das im fünften Gang der Fall:
 
In Sachen Preis, Lieferbarkeit etc. der Sturmey: Im Moment scheint sie in allen Varianten überall auf "nicht lieferbar" zu stehen. In Deutschland war die Lieferbarkeit immer schon sehr limitiert, wohl auch, weil nicht sehr bekannt und die Nachfrage eher nicht gegeben. Im Ausland sah es allerdings besser aus. Das könnte schlicht ein Lieferkettenproblem sein, oder aber darauf hinweisen, dass S/A sie nicht mehr liefern mag. Auf der S/A-Webseite ist sie gelistet - das heisst aber nicht viel. Die S-RF 5w erfuhr bespielsweise seit vielen Jahren das umgekehrte Schicksal: Recht problemlos zu bekommen, aber auf der Homepage totgeschwiegen.
Man könnte also zwecks Klärung sich mal an S/A in den Niederlanden wenden (Europazentrale) oder über einen der Händler, die S/A führen, eine Bestellmöglichkeit erfragen. Gingko hat z.B. die Nabe mit 36 Loch gelistet im Webshop, aber auch als nicht lieferbar:

Preislich lag der Nabenkit von S/A mit Schalter und Ritzel in der Vergangenheit irgendwo zwischen 180 und 240 Euro je nach Lieferant und Mondphase.
Die Umbaukits von Cooper und Tiller lagen meiner Erinnerung nach vor x Jahren bei zwischen knapp 400€ und grob 460€ als komplette Plug-and-Play-Lösungen. Der Faltrad-Direktor will laut seiner kruden Webseite 484€ bei Umrüstung eines bei ihm gekaufen Neurades, für nachträgliche Umrüstungen steht da aktuell kein Preis, ich meine mich aber an ~200€ Aufschlag zu erinnern, die da mal standen. Not sure.

In Sachen Zuverlässigkeit kursieren über die 8-Gang Sturmey die schauerlichsten Gerüchte. Guckt man genauer hin stellt man zwei Dinge fest:
- die wenigen konkreten Berichte beziehen sich auf frühe Versionen und zwar die ohne "w". Zur "w" Version findet sich so gut wie nichts und schon gar keine detaillierte Fehleranalyse, ein Defektbericht oder auch nur ein Schadensbild.
- die meisten "das Ding ist Scheisse"-Rufer haben die Schaltung noch nie auch nur aus der Nähe gesehen, geschweige denn gefahren oder gar über einen längeren Zeitraum genutzt. Sprich: Das ist eine gigantische Echokammer von Gerüchten ohne Substanz. Ursache scheinen die Fehler der sehr frühen Exemplare zu sein.
- Die von mir hinreichend beschriebene Sensibilität bis Zickigkeit hinsichtlich Einstellung und Schaltzug wird von vielen als Beleg für "Defekt" gleichgesetzt, was mit der Realität nichts zu tun hat.

Ersatzteile abseits von Schaltzug, Schalthebel und Ritzel zu kriegen könnte umständlich sein - keine Ahnung ob es die Innereien einzeln gibt. Da habe ich keine Erfahrung. Den Bedarf hatte ich aber auch nicht, was ja auch was aussagt.

Was die Nexus angeht ist die tendenziell (aber im Moment nicht) recht unproblematisch lieferbar für Selbstbauer, preislich ab ~160€ im Versand für die Premium für die nackige Nabe ohne Schalter. Zu bekommen zur Zeit z.B. bei CNC-Bike.
Wobei man die Tätigkeiten und Tücken beim Umbau nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte. Das geht am offensichtlichsten schon damit los, dass es keine 28-Loch Version gibt, man also eine 32-Loch Felge in Brompton-Grösse benötigt. Und das ist erst der triviale Anfang. Den aktuellen Umrüstpreis als Dienstleistung kennt wohl Juliane am besten.

Ein bisschen technisches zu Fehleranfälligkeit und Wartung findet sich z.B. hier:

 
Zuletzt bearbeitet:
...lese ich jetzt erneut. Verstehen wir was anderes darunter? Bei mir ist das der Gang, bei dem die Nabenhülse sich so schnell wie das Ritzel dreht. Laut Shimano und meiner Erfahrung mit der Nexus 8 und der gleich abgestuften Alfine 8 ist das im fünften Gang der Fall:
Direktgang meint einen Gang, der mechanisch mit direkter Kopplung ohne Eingriff einer Über- oder Untersetzung erzeugt wird. Die Getriebe"übersetzung" ist dann 1:1.
Bei den Shimano-Achtgang-Naben gibt es einen solchen direkten Gang nicht, sondern nur einen durch Über-/Untersetzung erzeugten Gang, der nahe 1:1 liegt.
 
Direktgang meint einen Gang, der mechanisch mit direkter Kopplung ohne Eingriff einer Über- oder Untersetzung erzeugt wird. Die Getriebe"übersetzung" ist dann 1:1.
Bei den Shimano-Achtgang-Naben gibt es einen solchen direkten Gang nicht, sondern nur einen durch Über-/Untersetzung erzeugten Gang, der nahe 1:1 liegt.
Na ja, hättest Du den Link zur technischen Spezifikation aufgerufen, den @Racertje ja nicht ohne Grund angefügt hat, würdest Du sehen, dass Shimano Gegenteiliges sagt und die werden es ja wohl hoffentlich wissen:

Bildschirm­foto 2023-07-21 um 12.13.12.png

Ich bin ehrlich gesagt auch überrascht und hatte das im Kopf anders abgespeichert. Aber auch die Fahrradzukunft vermeldet einen Direktgang und konstatiert hinsichtlich des darunterliegenden vierten Gangs:

Der Fünfte ist der direkte, bei dem kein Planetengetriebe zum Einsatz kommt. Schaltet man zurück auf den vierten Gang, so kann man zwar 16 % schneller treten, benötigt aber keine wirklich geringere Antriebskraft, denn hier sind mehrere Getriebestufen gleichzeitig im Eingriff.
Dann war der fehlende Direktgang vielleicht in der Siebengang oder in der 11-Gang. Aber jedenfalls nicht in der 8-Gang, danke für die Korrektur.
 
Hier wird berichtet, das es eine
28 Loch Nexus für Dahon gab:

Dahon Nexus 8

Auch z. B. Citec, Laufradbauer bei Berlin,
hatte spezielle Alfine Naben von Shimano
um damit Aerolaufräder aufzubauen.
 
Ich bin ehrlich gesagt auch überrascht und hatte das im Kopf anders abgespeichert. Aber auch die Fahrradzukunft vermeldet einen Direktgang und konstatiert hinsichtlich des darunterliegenden vierten Gangs:

Dann war der fehlende Direktgang vielleicht in der Siebengang oder in der 11-Gang. Aber jedenfalls nicht in der 8-Gang, danke für die Korrektur.

Ups, das hatte auch ich anders in Erinnerung - vielleicht war es in einer früheren Version der Achtgang-Nabe so.
Dass Shimano als Übersetzung des fünften Gangs 5 eine "1" angibt, würde theoretisch nicht ausschließen, dass auch er mit Hilfe des Planetengetriebes erzeugt wird. Fahrradzukunft schreibt insofern präziser. Ob sie das untersucht haben oder aus der "1" schließen, wissen wir nicht.
 
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